„Das geht auch noch besser!“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 5

Ja klar, so ziemlich alles geht noch besser. 150%ig oder sogar 160%ig.

Wer genau genug schaut, findet überall Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten – nichts und niemand ist perfekt. Doch wer immer und überall so genau schaut und arbeitet, der verliert nicht nur den Blick fürs Große und Ganze, sondern setzt sich auch selbst unter immensen Druck. Einen Druck, der im extremsten Fall so weit führen kann, dass eine totale Lähmung eintritt.

Arbeiten werden gar nicht mehr in Angriff genommen, weil sie dem inneren Perfektionisten ohnehin nicht gut genug abgeliefert werden können.

Auch in den weniger krassen Fällen richtet Perfektionismus Schaden an. Er hinterlässt bei allem das miese Gefühl des ‚nicht Genügens‚. Denn wenn nichts gut genug ist, dann kann ich als Ausführender ja auch nicht gut genug sein. Perfektionismus kann in manchen Fällen von Außen auftreten, wenn Eltern oder Vorgesetzte diese Erwartungshaltung haben. In viel mehr Fällen wird aber der Perfektionismus zum hausgemachten Problem, die eigene Erwartungshaltung ist ungesund hochgesteckt.

Hier lässt sich die Paretoregel anwenden – in 20% unserer Zeit, erledigen wir 80% unseres Arbeitspensums. Warum also sollten wir uns die restlichen 80% der Zeit quälen, um weitere 20% Arbeit zu schaffen?

Oder – ganz flapsig formuliert – manchmal ist es gut, auch mal fünfe grade sein zu lassen!

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Perfektionisten outen sich am Bild sehr schnell und offensichtlich. Sie können es nicht aushalten, wenn Linien nicht gerade sind, Farben nicht perfekt passen, ein Gesicht nicht gelingen will. Wenn die Abbildung nicht realitätsgetreu genug ausfällt, wird wieder und wieder verbessert, nach einer Vorlage verlangt und gehadert mit dem, was auf dem Bild ist.

Wenn sie überhaupt ans Bild gehen und nicht schon von vornherein mit den Worten „Ich kann überhaupt nicht malen“, sich gar nicht erst auf einen Versuch einlassen.

Hilfreich kann es da sein, wenn einzelne Bilder unter Zeitdruck gemalt werden müssen und Zugeständnisse an die eigenen Erwartungen gemacht werden können – aufgrund des Zeitrahmens. Hier wird auch immer mal wieder meine Frage auftauchen „Kannst Du es so lassen?„. Oder auch die Aufforderung „Mach es, so gut es geht!„.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Perfektionismus sollte auf jeden Fall abgebaut werden, wenn er zur Belastung wird. Zu hohe Ansprüche an sich selbst führen zu einem ungesunden Dauerdruck und hausgemachtem Stress. Kommen noch andere Faktoren dazu – und das ist in der Regel der Fall – ist der Weg in den Burnout vorgezeichnet.