Wie sehen depressive Bilder aus?

Man glaubt ja zu wissen, wie sich Depression in Bildern äußert. Depressive Bilder sind dunkel gehalten, eine bedrohliche, düstere Atmosphäre verströmend, ein Mensch in einer Sackgasse oder in einer tiefen, ausweglosen Grube. Einsame Landschaft in Novembergrau oder Bahngleise, die in Ödnis führen.

Das kann sein – es kann so zum Ausdruck kommen. Es kann aber auch ganz anders zum Ausdruck kommen.

Entscheidend ist immer die Geschichte hinter den Bildern. Und die ist ganz individuell – nur der oder die Malende/Bildschaffende kennt die Geschichte.

So können auch Bilder, die auf den ersten Blick fast fröhlich-heiter anmuten, eine ganz andere Geschichte erzählen. Gerade vor kurzem hatte ich einen solchen Fall im Atelier, ein Kind, am Beginn der Pubertät. Es malte einen Leuchtturm. Um den Turm herum stiegen bunte Ballons in den leuchtend blauen Himmel. Ein ’schönes Bild‘, ein buntes Kinderbild.

Und auf die Frage nach der Geschichte zu diesem Bild kam eine ganz leise und traurige Antwort……..“Fly, fly away…“

– Hier endete der ursprüngliche Artikel aus dem November 2009. Diese Geschichte ging gut aus. –

Dieser Artikel wird immer wieder aufgerufen und gelesen. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, ihn aus aktuellem und leider sehr traurigen Anlass zu überarbeiten und erweitern. Wieder sind mir Bilder begegnet, die eine Geschichte in sich tragen.

Depressive Bilder sind nicht unbedingt als solche zu erkennen

Wieder waren es Bilder, die ihre Geschichte nicht so offensichtlich zeigen. Die Bilder waren Fotos im Facebook-Profil eines jungen Mannes. Ein Waldweg, den er entlanggelaufen ist. Er war von hinten zu sehen, fast schon als Silouhette. Ein niedlicher kleiner Hund mit traurigem(?), herzerweichendem Blick. Im Nachhinein Hilferufe – vielleicht!?! Eine Handvoll Tabletten auf einem Buchcover – ein makabrer Scherz? Dann die traurige Nachricht, er ist tot, hat sich das Leben genommen. Ich frage mich, hätte ich das nicht erkennen können? Nein, ich war nicht dicht genug an ihm dran, um nachzufragen. Ohne die Geschichte zu den Bildern erfragen zu können, war es den Bildern nicht anzusehen, was dahintersteckt. Ohne zu wissen, wie es ihm derzeit geht, war es nicht möglich, nachzufragen.

Depressive Bilder können als Zeichen gesetzt werden, doch oft sieht man ihnen gar nicht an, was dahintersteckt. Ohne die Geschichte dazu, die Person dazu, können sie nur schwer eingeordnet werden. Wenn auch nur ein leiser Verdacht besteht, dass eine Person depressiv sein könnte, dann können nur Gespräche den Verdacht klären. Und selbst professionelle Hilfe kann an der (unter Umständen) tödlichen Krankheit Depression scheitern.

Rapp, rapp – märchenhafte Persönlichkeitsentwicklung

Es war einmal vor langer langer Zeit ein Schreiberling mit dem schönen Namen Hans Christian Andersen. Geboren vor über zweihundert Jahren, schrieb dieser Mann eine umfangreiche Sammlung an Märchen.

Ob zu dieser Zeit das Wort „Persönlichkeitsentwicklung“ überhaupt schon erfunden war, bezweifle ich.

Dass ein Teil seiner Märchen aber eigentlich genau davon erzählen, fiel mir dieser Tage auf.

Nehmen wir nur mal – rapp, rapp – das hässliche Entlein.

Im Nest einer Ente liegt ein größeres Ei, aus dem ein graues, „hässliches“ Küken schlüpft. Eines, das so ganz anders ist als die anderen Entenküken. Es wird – heute würde man sagen gemobbt – verspottet und gehänselt. Es läuft davon, irrt umher, erfährt weitere Ablehnung und versteckt sich. Die stolzen Schwäne sieht es von weitem und bewundert und beneidet sie. Noch einen ganzen langen Winter erfährt es Not, Spott und Elend. Im Originaltext heißt es, nachdem das hässliche Entlein im Wasser sein Spiegelbild erblickt hat:

Es schadet nichts, in einem Entenhofe geboren zu sein, wenn man nur in einem Schwanenei gelegen hat.

Es fühlte sich ordentlich erfreut über all‘ die Not und die Drangsal, welche es erduldet; nun erkannte es erst sein Glück an all‘ der Herrlichkeit, die es begrüßte.

Wer das Märchen gern im Original nachlesen möchte und sich eigene Gedanken dazu machen mag, findet es hier auf zeno.org. Oder gönnt sich gleich ein gebundenes Buch mit Hans Christian Andersens Märchen*.

Wem der Text zu lang und altertümlich ist, kann sich auch auf Youtube die Zeichentrickverfilmung anschauen:

Das hässliche Entlein

Was nun das Entlein genau zu seiner Entwicklung zum Schwan getan hat, darüber verrät Andersen nicht viel.

Aber was zu tun ist, das wissen die Entlein, die zum Schwan werden wollen, in ihrem tiefsten Inneren selbst.

Hast Du Deinen Schwan schon entdeckt?

Schwangerschaft und Geburt…

…sind im Malatelier immer wieder auftauchende Themen.

Einerseits kann das die Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Ereignissen sein. Gerade für Schwangere bietet sich das begleitete Malen an, als eine Möglichkeit, sich mit dem, was da auf sie zukommt, auseinanderzusetzen.

Eigentlich geht es sogar schon beim Kinderwunsch los, auch der ist in vielen Bildern ein Thema – ob nun gerade aktuell vorhanden, als offene Frage oder als nicht bewältigte Vergangenheit.

Die begleiteten Bilder verhalten sich dabei ähnlich wie Träume – nicht immer muss das gemalte Bild einer Schwangeren auch tatsächlich im Zusammenhang mit einer körperlichen Schwangerschaft stehen. Entscheidend ist auch hier wieder die Geschichte hinter dem Bild, die nur die Malende kennt. Schwangerschaft kann beispielsweise für eine Veränderung im Leben stehen. Sie kann ein Thema vertreten, das die Malende gerade auf psychischer Ebene sehr stark beschäftigt und vielleicht kurz vor der Niederkunft steht.

Und umgekehrt können Schwangere ihre Ängste und Unsicherheiten über ganz andere Bilder ausdrücken – Bilder, die nicht offensichtlich mit dem Thema Schwangerschaft zu tun haben. Natürlich hat auch nicht jedes Bild, das während einer Schwangerschaft gemalt wird, unbedingt diese auch zum Thema. Wie bei allen anderen Bildern auch, ist die damit verbundene Geschichte entscheidend.

Und doch helfen alle diese Bilder, Klarheit über sich selbst zu gewinnen, mit sich und dem Umfeld ins Reine zu kommen. Zu Ruhe und Gelassenheit zu finden. Und davon kann eine (werdende) Mutter überhaupt nicht genug haben.

Was erkennst Du in den Bildern?

Diese Frage liegt oft unausgesprochen im Raum. Da ist die (verständliche) Angst, ich verrate beim Malen etwas über mich, was ich vielleicht gar nicht will und die Fachfrau sieht das dann. Es gibt kunsttherapeutische Richtungen, die dies so handhaben und tiefenpsychologisch orientiert Symbole deuten.

Im begleiteten Malen läuft das anders. Entscheidend ist die Geschichte, die im Bild steckt.

Nur Du als Malender kennst die Geschichte.

Als „Bilderhebamme“ sorge ich dafür, das das Bild werden darf, was es werden will. Ich weise Dich auf Unstimmigkeiten in der Darstellung hin. Ich erkenne auf Dauer, wenn Du längere Zeit bei mir malst, Verhaltensmuster und kann Dich anregen, vielleicht ein neues Verhalten auszuprobieren.  Ich sehe es, wenn Du ausweichst und kann Dich darauf hinweisen oder fragen, was da hingehört.  Vielleicht erkenne ich zusammengehörige Bilder.  Manchmal sind psychologische Grundbefindlichkeiten erkennbar.

Aber niemals stellt Dich eins Deiner Bilder bloß und verrät mir Deine tiefsten Geheimnisse.

Ich schaue nicht drauf und erkenne an irgendwelchen geheimnisvollen Symbolen, dass Du abgetrieben hast, Deinen Vater verachtest oder in Deiner Ehe unglücklich bist.

Was fehlt dem Bild?

Was fehlt dem Bild nur?
Was fehlt dem Bild nur?

An diesem Dienstag kam der Zwölfjährige schon richtig unleidlich ins Atelier. Er war so richtig mies drauf, nichts wollte ihm gefallen. Ich wusste, dass er in einer sehr schwierigen Situation steckte und versuchte, ihm das Malen doch schmackhaft zu machen.

Zuerst konnte er sich kaum entscheiden, wie das Papier gehängt werden soll, halbherzig lies er sich schließlich auf das Querformat ein. Lustlos fing er an eine beliebige Farbe aufs Papier zu bringen, zunächst bogenförmig. Mit dem nächsten Pinsel malte er darüber, brachte eine Farbe nach der anderen übereinander auf. Der anfängliche Bogen erweiterte sich zur liegenden Acht.

Die Farben vermischten sich zu einem grünlich-bräunlichen Grau. Immer schneller übermalte er immer wieder die gleichen Stellen.

Irgendwann beschloss er, es sei jetzt fertig.

Aber zufrieden war er mit seinem Bild nicht, überhaupt nicht.

Meine Anregung, es sich mit etwas Distanz anzuschauen nahm er an. Auf die Frage, ob ihm etwas dazu einfalle, ob er was darin erkennen könne, was er weiter ausarbeiten könnte, um vielleicht doch noch zufrieden mit dem Bild zu werden, entlockte ihm nur ein Kopfschütteln.

Er betrachtete sein Bild eine ganze Weile aus der Entfernung, bevor er sich zu mir drehte und erklärte: „Sabine, ich weiß jetzt, was dem Bild fehlt!“

Daraufhin ging er zu seinem Bild und gab ihm einen Kuss. „Jetzt hab ich es gern!“

Sonderaktion in der Vorweihnachtszeit – Mein Mittwoch

Gerade in der Vorweihnachtszeit bleibt die Besinnlichkeit oft auf der Strecke. Hier muss noch was vorbereitet werden, dort noch gebacken, da ein Geschenk gebastelt, dazwischen drängen sich an den Wochenenden die Weihnachtsfeiern und das Haus will auch noch auf Hochglanz gebracht werden. Gerade unter solchen Umständen ist es wichtig, kleine Inseln der Ruhe in den stressigen Alltag einzubauen.

Warum nicht beim Malen?

Mein Mittwoch

– Innehalten –

– Kraft tanken –

– zu mir finden –

Gerade in der hektischen Vorweihnachtszeit fehlt uns oft die Gelegenheit zur Ruhe zu kom­men. Mit Farbe und Papier besinnen wir uns auf unsere inneren Bilder und finden unsere Balan­ce wieder.

Für Erwachsene

Mittwoch 9:00 bis 11:00 Uhr
oder
Mittwoch 18:00 bis 20:00 Uhr
am 25.11., 2.12., 9.12., 16.12, 23.12.2009
Sonderpreis: nur 15 Euro pro Termin

Da nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen zur Ver­fügung steht, ist vorherige Anmeldung unbe­dingt erforderlich.

Es grüßt Dich herzlich

Sabine Feickert

Bildergespräch – wie beeindruckend.

Wenn jemand eine Weile regelmässig begleitet gemalt hat, findet ein „Bildergespräch“ statt. Dazu werden alle bereits gemalten Bilder im Atelier aufgehängt.

kaefer
Was willst du mir denn erzählen?

In einem Einzeltermin werden dann die Bilder gemeinsam von der Malenden und der Malleiterin betrachtet und besprochen.

Der Eintritt ins Atelier ist wirklich beeindruckend, alle Wände hängen voll mit meinen Bildern. Wie alte Bekannte oder auch fast Fremde hängen sie da. Manche wecken beim Betrachten eine Flut an Emotionen, andere sind noch immer rätselhaft. Und einige sind dabei, an die ich mich gar nicht mehr richtig erinnern kann.

Im Gespräch wird nach Verbindungen gesucht, manchmal haben Bilder, die zeitlich voneinander entfernt, entstanden sind, einen gemeinsamen Hintergrund. Manchmal gibt es ganze Bilderserien, die fortlaufend ein Thema behandeln.

Andere verschliessen sich auch jetzt noch und wollen ihre Bedeutung (noch) nicht preisgeben.

Spannend ist das!

Aufschlussreich!

Hilfreich!

Und beeindruckend bunt!

Reif für die Farbe – 10 Punkte, wann Erwachsene malen sollten

meermalen
Wann sollten Erwachsene malen?

Auch hier gilt im Prinzip das Gleiche wie bei den Kindern, schaden wird es generell niemandem.

Typische Anzeichen dafür, dass das Malen im Atelier ganz besonders hilfreich sein könnte, sind aber:

Trauererlebnisse

Unverarbeitete Trauer belastet, das Malen kann helfen, den Verlust anzunehmen.

Stress

Wenn Du nicht mehr weißt, wo Dir der Kopf steht, hilft das Malen, Dich auf Dich und Deine Bedürfnisse zu besinnen und zur Ruhe zu kommen.

Burnoutgefahr

Beim Malen lernst Du, Grenzen zu definieren und ihre Einhaltung zu beachten.

Familienprobleme

Wo stehe ich in meiner Familie, was ist für mich wichtig?

Paarprobleme

Wie stehe ich zu Dir?

Frauenspezifische Probleme

Kinderwunsch, Schwangerschaft, die Kinder werden flügge, Wechseljahre

Schwierige Lebenssituationen

Als pflegende Angehörige oder Eltern besonderer Kinder, Midlifecrisis, Diagnose einer schweren Erkrankung, Leben mit einer chronischen Krankheit

Zeiten der Veränderung

Trennung, Jobverlust – Krisen können Chancen sein.

Mangelndes Selbstvertrauen

Lern Dich neu kennen und entdecke Deine Fähigkeiten.

Persönlichkeitentwicklung

Auf dem Papier können neue Verhaltensmuster ausprobiert und gefestigt werden.

Ganz schön zickig!

Manchmal entwickeln die Bilder ein richtiges Eigenleben. Ein schönes Beispiel dafür ist mir im Rahmen der Ausbildung widerfahren.

Ich begann das Bild mit einer Farbspur in rot. Mit geschlossenen Augen einfach irgendwie die Farbe aufs Papier gebracht und dann geschaut, was das so sein könnte. Ah, ganz klar, eine Himbeere, riesengroß und saftig-lecker.

Beim Ausarbeiten dieser Himbeere, fing die dann aber an zu zicken und so gar nicht mehr so zu wollen wie ich. Der größte Teil war schon fertiggestellt, eigentlich musste jetzt nur noch ein Blatt unter die Beere, doch irgendwie klappte es nicht so recht.

Ich merkte, dass es mir nicht gelingen wollte, die Himbeere nur als leckere, verlockende Frucht darzustellen und noch ehe mir so wirklich klar war, was ich da mache, fing ich an, einen Wurm reinzumalen. Aber so richtig mit Genuss und Befriedigung.

Das Bild war noch nicht richtig fertig, da konnte ich meiner Malbegleiterin auch schon erklären, was es mit dem Wurm auf sich hatte – meine Eltern hatten Himbeeren im Garten, Riesenmengen an Himbeeren, die immer restlos gepflückt und verwertet werden mussten. Himbeermarmelade, Himbeerquark, Himbeerkuchen, Himbeersaft usw. Und das alles immer in so einer genussfeindlichen Haltung „das haben wir, das muss weg!“.

Der Wurm war meine späte Genugtuung dafür.

Und mir ging es nach diesem Bild so richtig guuuuuuuut!