„Oder vielleicht doch anders?“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 6

Es ist ganz sicher eine gesunde Einstellung, sich den Weg in andere Optionen offenzuhalten. Ein unverstellter Blick kann helfen, neue Möglichkeiten zu entdecken und anzuwenden.

Manchmal artet das aber dahingehend aus, dass einem Problem kontinuierlich ausgewichen wird. Statt dieses – immer drängendere – Problem anzugehen, werden andere Aktivitäten angefangen, neue Probleme entdeckt, die zuerst bearbeitet werden.

Ob das nun ein Bügelwäscheberg ist oder ein Beziehungsproblem, eine unklare Teillösung in einem großen Projekt oder ein unangenehmes Telefonat, gemeinsames Merkmal ist, dass sich das Problem keinesfalls von allein erledigen wird. Und doch weichen wir aus, manövrieren drumherum und machen keine Anstalten, es wirklich zu lösen.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Auf dem Papier wird das gleiche Verhalten an den Tag gelegt, wie im wahren Leben.

Das Gesicht meiner Person ist mir unklar – ich male erstmal die Haare. Jetzt müsste ich am Gesicht weitermachen, aber zuerst male ich die Kleidung. Ich weiß noch immer nicht, wie das Gesicht aussehen soll, also widme ich mich der Umgebung. Die ist jetzt fertig, eigentlich ist nur noch das Gesicht zu malen. Aber nein, die Haarfarbe gefällt mir nicht, die ändere ich zuerst noch. Und die Kleidung ist auch noch nicht so, wie ich sie gern hätte, da muss noch dies und das gemacht werden…

Die Zeit verrinnt und das wesentliche – in diesem Fall das Gesicht – bleibt unfertig. Als Malleiterin ist es in solchen Fällen meine Aufgabe, auf das Ausweichen aufmerksam zu machen und gegebenenfalls die Fertigstellung einzufordern.

Zumeist sind es unangenehme Themen, vor denen wir ausweichen. Auf dem Papier kannst Du erkennen, dass es gar nicht so schlimm ist, einfach dranzugehen. Dieses Verhalten überträgt sich auf Dauer auch wieder ins wahre Leben.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Spätestens wenn Schaden durch das Ausweichen entsteht, ist es allerhöchste Eisenbahn, das Verhalten zu ändern. In extremen Fällen stecken tiefsitzende Ängste dahinter, es wird versucht, die Situation um jeden Preis zu meiden und Ausweichstrategien zu entwickeln.

Das Verhaltensmuster kann sich dahingehend steigern, dass beispielsweise Wege so ausgerichtet werden, dass kein bellender Hund oder keine Brücke auf der Strecke liegt.

Immer dann, wenn Du bemerkst, dass Dich die Ausweichstrategien unangemessen beschäftigen, solltest Du Dir überlegen, ob Du nicht dagegen angehen willst.

Wie verändere ich meinen Partner?

Gerade in langjährigen Beziehungen gibt es oft diese Knackpunkte „Wenn der/die doch nur nicht immer dasundjenes machen würde“. Tausendmal durchdiskutiert und doch verändert der Partner sein Verhalten nicht.

Ob es nun um die Mithilfe im Haushalt geht, um gemeinsame Unternehmungen oder um die berühmten nicht zugedrehten Zahnpastatuben – Dauerzoff ist vorprogrammiert. Und nun?

Quengeln, nörgeln, keifen, heulen – auch wenn das häufige Reaktionen in solchen Fällen sind – sie schaffen nur schlechte Stimmung und tragen nicht zu einer wirklichen Veränderung bei.

Nehmen wir als Beispiel die gemeinsamen Unternehmungen – Du würdest gern mit Deinem Partner regelmäßig auf Konzerte, ins Theater oder Kino gehen. Er ist unter der Woche zu müde und samstags läuft die Sportschau.

Wenn ich Dir nun rate, allein zu gehen, dann wirst Du mir vielleicht erstmal ganz heftig widersprechen. Es geht Dir ja gar nicht um das Konzert oder den Film, sondern um die gemeinsame Unternehmung. Aber die Gemeinsamkeit, die hast Du ja auch, wenn ihr die Abende auf der Couch verbringt, oder? Und das ist ja nun auch nicht das, was Dir vorschwebt.

Wenn Du jetzt allein losziehst, dann kannst Du Dein Bedürfnis nach Unternehmungen außer Haus befriedigen, ohne Deinem Partner die Verantwortung dafür zuzuschieben. Das wird sich auf Deine Befindlichkeit auswirken, auch wenn es noch nicht Dein eigentliches Bedürfnis befriedigt.

Doch es wird auch auf Deine Partnerschaft verändern.

Zum einen fällt ein Streitpunkt weg, die Lage entspannt sich ganz allgemein. Zum anderen kann es sein, dass dadurch bei Deinem Partner Interesse an Deinen Unternehmungen geweckt wird. Vielleicht äußert er nach einiger Zeit dann doch eigene Vorschläge. Sei es nun, weil Du Interessantes zu erzählen hast oder weil er befürchtet, Du könntest auf ganz andere Gedanken kommen. Wie auch immer es abläuft, wenn Du Dein Verhalten veränderst, wird sich zwangsläufig auch in der Beziehung etwas verändern.

Was genau das sein wird, lässt sich so natürlich nicht vorhersagen. Es kann auch vorkommen, dass Du anfängst, Deine eigenen Unternehmungen zu genießen und sie irgendwann gar nicht mehr teilen möchtest.

Und ja – im allerdümmsten Fall könnte es passieren, dass ihr Euch dadurch endgültig voneinander entfernt.

Wenn Eure Beziehung aber jemals auf einem soliden Fundament gestanden hat, schätze ich diese Gefahr als sehr gering ein.

Was könntest Du einseitig verändern, um Dein Problem in der Partnerschaft anzugehen?

 

Veränderungsturbo letzter Teil: Gut Ding will Weile haben…

…und ermöglicht alle Veränderungen.

Manche davon brauchen viele Anläufe und noch mehr Zeit. Oftmals stecken dann tiefere Themen dahinter, die zuerst aufgelöst werden müssen.

Manche Themen ändern sich auch nur durch eine andere Sicht darauf. Mein Problem ist nicht gelöst, aber ich sehe es jetzt mit anderen Augen und kann damit leben und umgehen.

Oder, um mit den Worten der Gestalttherapie zu sprechen:

„Veränderung geschieht, wenn jemand wird, was er ist, nicht wenn er versucht, etwas zu werden, das er nicht ist.“ Arnold R. Beisser

Soll das jetzt der Freibrief sein, um nichts verändern zu müssen?

Ganz sicher nicht!

Aber gerade bei ganz veränderungsresistenten Themen kann die Erkenntnis, dass manche Dinge ihre Zeit brauchen, Druck aus der Angelegenheit nehmen.

Wenn Dir Dein tiefstes Inneres ganz ehrlich und aufrichtig sagt „Ich brauche noch Zeit„, dann (und nur dann) gib ihm die.

Damit will ich die Veränderungsserie für’s Erste abschließen und mich in der nächsten Zeit wieder ein bisschen mehr dem Malen zuwenden.

Obwohl beides für mich und meine Arbeit untrennbar miteinander verbunden ist. Jedes Bild, das in meinem Atelier gemalt wird, ist ein kleiner oder großer Baustein zu einer umfassenden und ganzheitlichen Veränderung und Weiterentwicklung der Persönlichkeit.

Veränderungsturbo Teil 5: Sei nachsichtig mit Dir selbst

Ist das jetzt nicht total widersprüchlich? Ich schreibe hier darüber, wie Veränderungen gelingen sollen, und fordere Dich jetzt auf, nachsichtig mit Dir selbst zu sein?

Auf den ersten Blick vielleicht. Aber ich glaube, dass viele Veränderungen schon allein deswegen nicht gelingen, weil wir viel zu hohe Ansprüche an uns selbst stellen und unsere Erwartungen zu hoch stecken.

Mit einer gesunden Portion Nachsicht kann es gelingen, unsere Veränderungswünsche zu sortieren, in die richtige Reihenfolge und auf ein realisierbares Maß zu bringen.

Was ist wirklich wichtig?

Schau Dir mal all Deine Veränderungswünsche oder guten Vorsätze an – ich nehme jetzt mal ein paar der Top Ten als Beispiel:
Auf Platz 1 liegt hier „Stress vermeiden oder abbauen“.

Ok, das ist zweifellos ganz wichtig. Ich lass‘ mich nicht mehr stressen, das klingt doch gut, oder? Ganz ehrlich? Mich stresst schon die Aussicht darauf. Wie soll ich denn das bewerkstelligen, ständig und überall Stress zu vermeiden? Da muss ich ja den ganzen Tag darauf achten, ob mich jetzt vielleicht dieses oder jenes gerade in Stress versetzt, was ein Stress 😉

Aber jetzt mal ganz im Ernst, ich glaube, so wird das nix. Wenn auch Du zu denjenigen gehörst, die ihr Leben etwas entspannter führen wollen, dann denke mal darüber nach, welche Situationen Du als ganz besonders anstrengend empfindest.

Ein übervoller Terminkalender, der Dich von einem Ort zum anderen hetzt? Oder von einer Aufgabe zur anderen? Welche Termine sind wirklich wichtig und unvermeidbar und welche lassen sich streichen? Wo kannst Du jeden Tag 10 Minuten Zeit für Dich einschieben – nein, keine Widerrede – 10 Minuten gehen immer irgendwie.

Und wie kannst Du diese 10 Minuten ganz bewusst nutzen, um zum Beispiel ein paar Entspannungsübungen zu machen? Oder Dir eine schöne Tasse Tee und ein kleines Stück Schokolade zu gönnen. Ganz bewusste kleine Pausen als Ausgleich einzubauen – und wenn es jeden Tag nur 10 Minuten sind. Das ist immer noch mehr, als den ganzen Tag auf der Stresslauer zu liegen.

Oder nehmen wir als anderes Beispiel – „Gesünder ernähren“ und „Abnehmen„, immerhin auf Platz 5 und 6 der Top Ten. Ich glaube, auch das sind perfekte Beispiele für eine Selbstüberforderung.

Jeden Tag nur noch ganz viel Gemüse und Obst oder die XY-Diät, um mindestens 20 Kilo runterzukriegen. Und am dritten Tag sitzt Du da mit einem Blähbauch von dem ganzen Gemüse und stopfst die Frustschoki in Dich rein, oder? Vielleicht wären auch hier kleine Schritte angebracht, eine langsame Ernährungsumstellung, die mit dem berühmten Apfel am Tag (an apple a day, keeps the doctor away) beginnt und als erstes Ziel hat, dass der Hosenknopf wieder bequem zu geht. Oder, wenn Dir das zu wenig erscheint, dann stelle doch erstmal eine Mahlzeit um – vielleicht das Frühstück. Das besteht bei mir zum Beispiel aus einem Naturjoghurt mit Müsli und einem Apfel. Außer Sonntags, da gibt es Brötchen oder Toast und Frühstückseier und was auch immer das Herz begehrt.

Mit Augenmaß und Machbarkeit rangehen, schön langsam eins nach dem anderen. Ausnahmen müssen möglich sein.

Und wenn der alte Schlamper doch mal wieder die Oberhand gewinnt?

Dann sei nachsichtig mit Dir selbst, morgen ist ein neuer Tag zum Pausen einlegen und Äpfel essen.

Veränderungsturbo Teil 4: Gemeinsam sind wir unausstehlich

Gerade letztens ist mir das aufgefallen – ich stand im Supermarkt und auf einem dieser ominösen Grabbeltische lagen DVDs mit Pilates-Workouts. Der erste Gedanke war „Klasse, da kannst Du das auch zu Hause machen, sind ja auch gar nicht teuer“. Aus dem Hintergrund schoß aber gleich der ‚Kein-Gerümpel-mehr-Ansammler‘„Machste eh‘ nicht!!!“

Und was soll ich sagen? Wo er Recht hat, hat er Recht.

Die DVD wanderte in den Korb zurück – denn allein mach ich das wirklich nicht. Zum Sport gehört für mich unabdingbar dazu ein fester Termin und eine Gruppe. Obwohl mich mit den Teilnehmern dieser Gruppe wirklich nur das eine gemeinsame Interesse, nämlich diesen Sport zu machen, verbindet, brauche ich die Gruppe dafür. Nicht nur die Menschen, sondern auch die Rahmenbedingungen – den festen Termin, den festen Ort. Solche Gruppen gibt es nicht nur für Sport sondern auch zum Malen, Abnehmen, Reden, Frühstücken, als Lerngruppen usw.

Ein Teil dieser Gruppen ist auf Dauer angelegt, als ein begleitendes Angebot, während andere nur zeitweise sinnvoll sind. Nehmen wir beispielsweise die Abnehmgruppe – wenn das Angebot gut ist, sollte es sich auf Dauer selbst überflüssig machen.

Für andere Themen oder dann, wenn die Gruppe allein nicht den gewünschten Effekt bringt, kann es vielleicht interessant sein, sich einen Mentor oder Coach zu suchen – einen Begleiter auf den ersten Schritten, mit dem Ziel diesen Weg bald allein weitergehen zu können. Roland Kopp-Wichmann beschreibt einige Beispiele dafür im Zusammenhang mit der „Aufschieberitis„.

Gerade für Menschen, denen es schwer fällt, den Anfang zu machen, kann eine solche Lösung ideal sein.

Welcher Weg für Dich der Richtige ist, das musst Du selbst herausfinden – fang einfach an!

Veränderungsturbo Teil 3: Wenn der Nutzen groß genug ist

Ich – bekennender Haushalts- und Bürokratiemuffel und Supermarkthasser, erstelle schon seit Jahren jede Woche einen Essensplan.

Wie das zusammenpasst?

Nun – sehr genervt vom ewigen „Was sollen wir heute essen?“ „Fischstäbchen mit Pommes!“, dem Absuchen der Vorräte nach irgendwelchen passenden Kombinationen und hektischem, kurzfristigem Einkaufen fehlender Zutaten wurde ich irgendwo im Web auf diese Idee aufmerksam.

Einmal die Woche planen, dabei gleich den Einkaufszettel schreiben, ein Wocheneinkauf und dann Ruhe vor dem Thema haben – das klang verlockend. Doch gleich meldeten sich die Zweifel an.

„Was, wenn wir dann gar keine Lust auf das Geplante haben? Wenn unvorhergeseheneTermine zwischenrein kommen? Ist das nicht viel zu viel Bürokratie?“

„Naja, wenigstens mal ausprobieren“ meinte die Experimentierfreude. Also gut, beim ersten Mal war es richtig schwierig, überhaupt so viele verschiedene Essen für eine ganze Woche zu finden. Die Familie dazu gerufen und befragt, was sie gern mal wieder essen möchten. Alle Vorschläge notiert und den größten Teil für den Plan verworfen, weil viel zu aufwendig – ein Essen für ein Wochenende mit genug Zeit zum Kochen.

Nach einer längeren Planerei stand er schließlich – unser allererster Essensplan. Den Einkaufszettel dafür zu schreiben war dann ein Klacks und nach dem ersten Einkauf mit diesem ‚geplanten‘ Zettel machte sich ein wohliges Gefühl der Sorglosigkeit breit. „Das mache ich nächste Woche wieder so!“ Der Plantag nahte und der innere Schweinehund – oder wie auch immer diese Stimme bezeichnet werden soll, jaulte ganz leise vor sich hin: „Pfuibähigitt – schon wieder Papierkram und das auch noch freiwillig, das muss doch echt nicht sein“. Aber die Euphorie über die bequeme Kocherei der letzten Woche war lauter und stärker: „Ätschibäbätschi – keinen Kopf mehr zerbrechen müssen, alles im Haus haben und keine Maulerei der Kinder mehr, weil jetzt jeder schwarz auf weiß sieht, wann es wieder sein Lieblingsessen gibt!“

Das klingt jetzt so supereinfach und eigentlich war es das auch.

Mit der Zeit zeigten sich positive Nebeneffekte – dem Haushaltsbudget tat es sehr gut.

Auf Dauer entwickelt sich so auch ein wunderbares Archiv, wenn mir die Ideen fehlen, dann blättere ich einfach im Kalender zurück und sehe dann gleich ein Essen, das wir auch mal wieder machen könnten. Gelegentlich gewinnt der alte Schlamper doch auch mal wieder Überhand für ein paar Tage, doch spätestens nach dem dritten Mal „Fischstäbchen mit Pommes!“ wird der Kalender wieder mit dem Essensplan bereichert.

Wenn die Zeit zum Kochen doch knapper wird als vorhergesehen, dann findet sich immer irgendeine Tauschmöglichkeit und falls tatsächlich mal so viele Reste bleiben, dass es für eine ganze Mahlzeit reicht, dann wird der Rest des Plans geschoben oder getauscht.

Und weil es mir das Leben wirklich erleichtert, komme ich nach jeder Schlamperphase auch gern wieder darauf zurück. Weil für mich der Nutzen so groß ist, dass er alle Gegenstimmen schnell verstummen lässt.

Das heißt nun nicht, dass Ihr jetzt alle anfangen müsst Essenspläne zu schreiben – aber vielleicht gibt es irgendetwas ganz anders, das Euch so nützlich wird, dass Ihr gar nicht mehr aufhören wollt, wenn Ihr mal damit angefangen habt.

PS: Gerade meldet sich die Experimentierfreude zu Wort und meint: „Wenn Ihr auch sowas gefunden habt, dann sagt es mir doch bitte!“

Der Veränderungsturbo Teil 2: Frustfresserei oder bewusster Genuss?

Das Essverhalten verändern ist eine der Veränderungen, die oft allein zu schaffen sind, auch wenn es schwierig ist und nicht immer gelingt.

Ich denke, sehr viel erfolgversprechender aber auch schwieriger als irgendwelche Wunderdiäten ist eine dauerhafte Veränderung des Essverhaltens, die dann auf lange Sicht zu dem gewünschten Ziel der Gewichtsabnahme führen kann.

Um zu erkennen, was ich verändern kann, muss ich zuerst einmal wissen, wie ich es denn jetzt überhaupt mache.

Auch das klingt wieder so selbstverständlich und einfach, schnell zeigt sich aber, das es genau das nicht ist. Es kann hilfreich sein, wenn Du Dir Dein bisheriges Essverhalten bewusst machst. Achte mal darauf, führe vielleicht sogar eine Liste, wann Du was und wie viel davon isst. Vielleicht hältst Du sogar schon mit fest, warum Du das gerade gegessen hast. War es wirklich Hunger oder doch vielleicht Langeweile, Verlockung, Frust oder Gier? Hat es gerade so gut geschmeckt, wolltest Du den Koch/die Köchin nicht kränken, meldet sich vielleicht im Hinterkopf die Stimme aus der Kindheit ‚Iss Deinen Teller leer!‘?

Es gibt tausend Gründe für ein Verhalten, die genaue Motivation kann nur derjenige wissen, der sich so verhält. Im tiefsten Inneren zumindest, ist dieses Wissen da.

Eine Veränderung kann dann einsetzen, wenn wir uns dieses Wissen aus dem tiefsten Inneren bewusst machen und daraufhin dann anfangen, unser Verhalten zu ändern. Wenn ich erstmal weiß, dass dieses Stück Schokolade (oder die ganze Tafel), nichts mit Hunger zu tun hat, kann ich anfangen, mir meiner wirklichen Bedürfnisse bewusst zu werden und daran arbeiten, sie ihrem eigentlichen Sinn nach, zu befriedigen. Dann muss ich keine Frustschokolade mehr in mich reinstopfen, sondern kann mir einen anderen Weg, mit meinem Frust umzugehen, suchen. Dann kann ich aber auch das Stück Schokolade aus vollem Herzen genießen, zumindest dann, wenn ich mir bewusst bin, dass Genuss jetzt mein Bedürfnis ist. Und Genuss verträgt sich nicht, mit einer hastig heruntergeschlungenen Schokoladentafel, sondern verlangt nach dem langsamen, ganz bewussten Genießen, dem vollen Auskosten des Geschmacks.

Es erfordert nur eine gehörige Portion Mut, sich diesem Wissen zu stellen, denn wer gesteht sich schon gern ein, ich bin gierig oder frustriert?

Der Veränderungsturbo Teil 1: Wer kann etwas ändern?

Ich kann es ändern

Es klingt zwar selbstverständlich, aber wenn wir die Veränderungsbremsen betrachten, zeigt sich schnell, dass es das nicht ist. Ich und nur ich kann mein Verhalten ändern. Damit erzwinge ich eine Änderung auch bei meinen Mitmenschen. Ihr Verhalten kann ich nur und ausschließlich auf diesem Weg beeinflussen.

Hör also auf, Deine Energie darauf zu verschwenden, wie sich der Rest der Welt verhalten müsste, damit es Dir besser geht und konzentriere Dich auf das, was Du dafür tun kannst.

Aber was kann ich denn tun, wenn die Lehrer langweiligen Unterricht machen?

Du kannst Dich selbst mit dem Thema beschäftigen und interessante Aspekte daran suchen. Dann wird auch der Unterricht interessanter.

Aber was kann ich denn tun, wenn die Kollegen sich fies verhalten?

Du kannst ihnen Grenzen setzen – ich gebe zu, das ist nicht einfach, wenn man es nie gelernt hat.

Aber was kann ich tun, in einer Situation, die einfach nicht lösbar ist?

Du kannst Deine Sicht darauf verändern, auch das ist nicht leicht.

Und wenn ich es selbst nicht kann?

Dann kannst Du Dir Hilfe dabei holen. Hilfe, die Dir dabei hilft, es selbst zu tun. Manchmal genügt eine Anregung von außen und hilft dabei, eine neue Sichtweise zu gewinnen. In anderen Fällen kann eine längerfristige Unterstützung durch einen Coach, einen Psychologen oder natürlich durch therapeutisches Malen hilfreich sein.

Und wie finde ich Hilfe für mein Problem?

Hier ist eine umfangreiche Auflistung von Hilfsangeboten im Bereich Familie und Soziales. Die genauen Stellen findest Du, wenn Du dann nach dem Angebot und Deinem Wohnort suchst.

Spezielle Angebote für Schwangere gibt es beispielsweise bei der Bundesstiftung für Mutter und Kind.

Wenn Du Unterstützung bei der Pflege oder Versorgung dementer Angehöriger brauchst, sind neben den örtlichen Beratungs- und Koordinierungsstellen oder den Pflegediensten auch die Alzheimer Gesellschaft ein möglicher Anlaufpunkt.

Mobbingopfer finden hier jede Menge Informationen, überwiegend zum Thema Mobbing am Arbeitsplatz, speziell zum Thema Mobbing in der Schule gibt es auch diesen Anlaufpunkt .

Bei Depressionen gibt es eine Liste an Anlaufstellen und hier wird zuoberst die Telefonseelsorge mit den bundesweiten Rufnummern aufgeführt, die aber auch für alle anderen Probleme ein guter erster Ansprechpartner ist:
Tel: 0800 – 111 0 111 (24 Std/Tag, gebührenfrei, evangelisch)
Tel: 0800 – 111 0 222 (24 Std/Tag, gebührenfrei, katholisch)
Tel: 0800 – 111 0 333 (für Kinder und Jugendliche, gebührenfrei, Mo-Fr 14:00 – 19:00)
Tel: 0800 – 111 0 550 (für Eltern, gebührenfrei, Mo/Mi: 9:00 – 11:00 Uhr, Di/Do: 17:00 – 19:00)
Zur Onlinesucht gibt es mittlerweile auch eine ganze Reihe an Hilfsangeboten.

Bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gibt es eine Suchmöglichkeit nach Drogenberatungsstellen und eine Seite, die sich speziell an Jugendliche richtet.

Messies (desorganisierte Menschen) finden hier eine Anlaufstelle.

Möglichkeiten, wenn Du allein nicht weiterkommst, gibt es also jede Menge, in Anspruch nehmen musst Du sie selbst.

Und das bedeutet in der Regel auch, zumindest dort anzurufen oder hinzumailen.

Wenn Du für Dein Problem keinen Anlaufpunkt findest, dann mail mich an, ich helfe bei der Suche.

Doch es gibt auch eine ganze Reihe von Veränderungen, die wir allein schaffen können, mehr dazu gibt es in den nächsten Tagen.

Gute Vorsätze für 2010 – die Top Ten

Laut einer Statistik von Forsa, sind das die häufigsten Vorsätze für das neue Jahr:

1. Stress vermeiden oder abbauen (59 Prozent)

2. Mehr Zeit für Familie und Freunde nehmen (51 Prozent)

3. Mehr Bewegung und Sport (50 Prozent)

4. Mehr Zeit für sich selbst (47 Prozent)

5. Gesünder ernähren (45 Prozent)

6. Abnehmen (34 Prozent)

7. Sparsamer sein (32 Prozent)

8. Weniger fernsehen (19 Prozent)

9. Weniger Alkohol trinken (13 Prozent)

10. Rauchen aufgeben (12 Prozent)

Ich muss zugeben, ich bin über die Reihenfolge doch (teils angenehm) überrascht. Gleichzeitit wird aber auch hier deutlich, wie bedeutsam Stress für die Menschen geworden ist. Stress als ein negativer Faktor, der die Lebensqualität mindert.

Auf dem zweiten Platz steht die Zeit für Familie und Freunde – hm. Macht das nun deutlich, dass diesen bisher zu wenig Zeit eingeräumt wurde, sie nicht wichtig genug genommen wurden? Oder soll es signalisieren, dass das Bewusstsein für die Wichtigkeit gestiegen ist? Wie auch immer diese Statistik nun zu werten ist, konzentrieren wir uns doch auf die wichtigsten Vorsätze und darauf, wie sie erfolgreich umgesetzt werden können.

Stress vermeiden oder abbauen – diesem Thema werde ich in der nächsten Zeit hier einigen Raum einräumen. Die Zeit für die Familie soll ihren Platz finden im Hinblick auf die familiären Beziehungen und ihre Qualität.

Und was die Zeit für sich selbst angeht, da möchte ich Euch auch die Wahrnehmungsübungen ans Herz legen, von denen sicherlich auch im Neuen Jahr die Eine oder Andere neu dazukommen wird.

Zu den Plätzen 6 bis 10 möchte ich den Kreativworkshop empfehlen und/oder die Veränderungsbremsen.

Ein weiteres Thema, das mir ganz besonders am Herzen liegt und dem ich gern Raum geben möchte – Sucht und Suchtprävention.

Gern nehme ich auch Eure Anregungen an – gibt es Themen zu denen Ihr hier mehr lesen möchtet?

Veränderungsbremsen letzter Teil: Bin ich mir das wert?

Bin ich mir das wert, Sport zu meinem Vergnügen zu machen?

Bin ich mir das wert, freie Zeit zu geniessen?

Bin ich mir das wert, in einer aufgeräumten, sauberen und schönen Umgebung zu leben?

Bin ich mir das wert, geliebt zu werden?

Bin ich mir das wert, der wichtigste Mensch in meinem Leben zu sein?

Bin ich mir das wert, gut zu mir selbst zu sein?

Der letzte Teil meiner Artikelserie „Veränderungsbremsen“ ist nach meiner Auffassung der eigentliche Knackpunkt, der vielen Veränderungen im Weg steht: Die mangelnde Eigenliebe, das tief verwurzelte Gefühl, keinen Anspruch auf Glück und Zufriedenheit zu haben.

Es ist nicht einfach, diese Voraussetzung für eine Veränderung zu schaffen, denn ich muss zunächst an den Punkt kommen, an dem ich es mir wert bin, eine Veränderung für mich zu erstreben. Erst dann kann ich wirklich erfolgreich weitere Schritte einleiten, damit die Veränderung auch tatsächlich gelingt.

Aber in kleinen Schritten, Stück für Stück, kann es gelingen – auch Dir.

Erkenntnis daraus: Eigenliebe ist das Ziel und der Weg zugleich!

Und damit habe ich schon den ersten Weihnachtswunsch für Dich geäußert.

Liebe Dich selbst!