…erklärte mir der Junge, der am Dienstag zum ersten Mal zum Malen da war, mit leuchtenden Augen und strahlendem Gesicht.
Der zwölfjährige war als Extremfrühchen geboren und hat noch immer mit Entwicklungsverzögerungen als Spätfolge zu tun. Dazu kommen soziale Probleme. Er ist ein eher stiller, braver Junge, der in einer lebhaften Klasse untergeht und oft durch die Unruhe der anderen mitgestraft wird. Anschluß findet er nur schwer, wird auch häufiger ausgelacht oder gehänselt. Intellektuell und kognitiv ist er seinem Alter voraus, körperlich gehört er zu den Kleinsten der Klasse.
Vor kurzem starb auch noch der Opa, der ihm eine sehr wichtige Bezugsperson war.
Er musste sich ziemlich überwinden, das Malen auszuprobieren, denn durch den schulischen Kunstunterricht gab es schon frustrierende Erlebnisse, er bemüht sich und kann nicht so, wie es erwartet wird. Nur weil der beste Freund schon seit längerer Zeit bei mir malt, wollte er es dann doch auch ausprobieren.
Schon gleich zu Beginn, nachdem ich ihm die Atelierregeln erklärt hatte, eröffnete er mir „Das find ich total gut, dass nix über die Bilder der anderen gesagt werden darf – in der Schule lachen sie mich aus“.
Nach einer halben Stunde (die Kirchturmuhr schlug), stellte er fest, dass die Zeit soooo schnell rumgeht und bedauerte es, dass die Maleinheit ’nur‘ eine Stunde geht.
Beim Malen zeigten sich schon Unterschiede in den Bildern der beiden fast gleichaltrigen Jungs. Wenn ich aber an das erste Bild des anderen Jungen zurückdenke, liegt das auch in der Übung begründet. Zwischen den beiden war das aber überhaupt kein Thema, jeder konnte sich am Bild des anderen genauso freuen, wie am eigenen. Beide haben in der Stunde ein Bild fertigbekommen, zum Schluß erzählten sie die Geschichte zu ihrem Bild. Sie waren sehr zufrieden mit ihren Bildern und es ging ihnen richtig gut damit.
Mir zeigten sich erste Ansatzpunkte im Bild, die ich im Auge behalten werde.
Und nächste Woche kommt er wieder…