Kein Bock auf Schule?

Steffen Flügler
Steffen Flügler

In seinem zweiten Buch „Der Anti-Streber“ beschreibt Steffen Flügler drei Tage im Leben eines Schulversagers. Als 14jähriger verbringt er seine Zeit statt im Klassensaal auf der Straße, in schlechter Gesellschaft mit Alkohol und Schlägereien. Er klaut und lügt.

Dass dahinter sehr viel mehr steckt als nur „kein Bock auf Schule“ wird beim Lesen schnell klar. Einmal in Gang gesetzt, ist die Spirale aus Schule schwänzen, schlechte Noten, Ängste und Ausweichverhalten nicht mehr zu bremsen.

Die Frage „was hätte helfen können?“ zieht sich durch das ganze Buch. Dass es keine einfachen Rezepte gibt, zeigt sich immer wieder. Und doch hilft dieses Buch, das Geflecht an Ursachen zu erkennen.

Genau wie die „Treppe in die Dunkelheit“ ist „Der Anti-Streber“ fesselnd und packend geschrieben. Beim ersten Lesen versinkt man in der Geschichte. Ein zweites Lesen lohnt sich, zumindest für denjenigen, der die Hintergründe, die zu solchem Verhalten führen, verstehen will.

 

Der innere Teenie

Nicht Fisch nicht Fleisch!

Warum alles so machen, wie es die Alten tun?

PPPPPPP RRRRRRRR OOOOOOOOOOO VVVVVVVVV OOOOOOOOO KKKKK AAAAAA TTTTTTTT IIIIIIIIII OOOOO NNN!!!

Warum immer ich?

Die ganze Welt hat sich gegen mich verschworen!

Das ist soooo gemein!!!

Ich liebe das Leben und keiner kann mir was!!!!

Wie soll ich in dieser Welt meinen Platz finden???

Alles Sch***!!!

Ihr seid alle so doof!!!

Ich gehe meine eigenen Wege, mache alles besser oder wenigstens anders!!!

Kennt Ihr das? Entweder, weil Ihr selbst gerade mittendrin steckt oder von der anderen Seite betrachtet, als Eltern, die mit genau dieser Haltung tagtäglich konfrontiert werden?

Anstrengend ist das – für alle Beteiligten.

Aber auch spannend und bereichernd, wenn man sich als Eltern (oder andere Bezugsperson) drauf einlassen kann. Das Hinterfragen zulässt und sich selbst und die Umgebung immer wieder überdenkt. Bereit ist, sich auf neue Gedanken und Wege einzulassen. Und die Erklärung „weil das nun mal so ist“ selbst in Frage stellt.

Warum werden Menschen mit blau gefärbten Haaren komisch angeschaut? Ja – warum eigentlich? Schadet jemandem dieses Anderssein?

Ist ein schrilles Outfit wirklich ein Zeichen dafür, dass der darinsteckende Kopf sich nicht mit ernsthaften Themen beschäftigt?

Wo holen mich Vorurteile immer wieder ein?

Pubertät und Adoleszenz – mehr Fragen als Antworten und gerade deshalb eine fruchtbare Zeit – für alle Beteiligten, die sich drauf einlassen können und wollen.

Genau dieses jugendliche In-Frage stellen ist eine unabdingbare Grundlage für Kreativität. Wer alles so akzeptiert wie es ist, kann keine neuen Ideen entwickeln.

So wie jeder ein inneres Kind in sich trägt, sollte sich auch jeder an den inneren Teenie erinnern, denjenigen der zweifelt und verzweifelt – an sich und der Welt und dann im nächsten Moment wieder vor Freude überläuft und nichts, aber auch gar nichts einfach so akzeptiert. Nicht immer und ständig, aber dann und wann.

Kennt Ihr Euren inneren Teenie noch?

Bildquelle: Wiki Commons