Christo mit Kindern

Im Moment ist es wieder eher ruhig um ihn geworden – Christo und seine Frau Jeanne-Claude, die alle paar Jahre spektakuläre Verpackungskunst zelebrieren.

Im Jahr 2005, Christo hatte damals gerade den Central Park in New York mit seinen Gates bereichert, griff ich das Thema mit Grundschulkindern auf.

Wir haben uns zunächst ältere Werke von  Christo in Büchern angeschaut und besprochen, danach haben die Kinder untersucht, wie sich Alltagsgegenstände durchs Verhüllen verändern. Das zur Verfügung gestellte Material waren verschiedene dünne Papiere, Stoffe, Folien, Schnüre und Wolle, was gerade greifbar war. Alle Beteiligten waren fasziniert davon. Unsere Sehgewohnheiten wurden offensichtlich und auf eine Probe gestellt.

Noch in der Entstehung:

Geduldsarbeit...
Geduldsarbeit...

Und was verbirgt sich hier?

Christo2Und da?

Christo3Wer erkennt die verhüllten Gegenstände?

Kunst gucken – es geht auch ohne Museum

War kein Museum zu besuchen, haben wir uns oft auch Kunstbände angeschaut. Die waren oft viel interessanter als Bilderbücher.
So war zum Beispiel eine Abbildung von Jan Brueghel d. J. „Der Einzug der Tiere in die Arche Noah“ Inspiration für gleich mehrere Bilder meiner Kinder.
Zunächst haben wir gemeinsam die Arche Noah Geschichte zusammengetragen, die beiden wussten schon recht viel darüber.
Interessant kann es auch sein, etwas über die Zeit, zu der das Bild gemalt wurde, und den Maler zu erzählen. Viele Kurzbiografien berühmter Maler sind hier zu finden.
Und hier ist das Original Arche-Noah-Bild von Brueghel zu sehen.

Meine Tochter hat es im Alter von 8 Jahren so dargestellt:

Die Tiere gehen zur Arche
Die Tiere gehen zur Arche

Kleine Randanmerkung: Dieses Kind war in der Malentwicklung ihrem Alter schon immer sehr weit voraus, bitte keine Sorgen machen, wenn andere 8jährige noch nicht so malen.

Der damals sechsjährige Sohn hat sich ganz stark von der Vorlage gelöst. Eigentlich sehr logisch und schlüssig, hat er erklärt, ‚da muss die Arche drauf‘, sonst wissen doch die Tiere gar nicht, wo sie hin sollen. (schmunzel)

Wenn die Arche nicht auf dem Bild ist, wissen die Tiere nicht, wo sie hin müssen.
Wenn die Arche nicht auf dem Bild ist, wissen die Tiere nicht, wo sie hin müssen.

Man beachte die „Leiter“ am Mast der Arche, das stellt eine andere Form der unorientierten Tastfigur dar.

Vom Bruder inspiriert, malte die Tochter dann noch ein zweites Arche Bild. (lächel) sogar die Schildkröten von ihrem ersten Bild, haben ihr Plätzchen gefunden. Und unübersehbar das Spinnenpärchen, das auf der Arche seine Netze gesponnen hat.

Die Arche mit dicken Regenwolken
Die Arche mit dicken Regenwolken

Ganz typisch für Kinderbilder sind hier die Bullaugen, die als Achse angeordnet sind.

Mit Kindern Kunst gucken

Ab dem späten Kindergartenalter sind wir mit unseren Kindern immer mal wieder in Museen gegangen, haben uns dort gemeinsam Bilder angeschaut und darüber gesprochen. Verschiedenes habe ich ihnen dazu altersgerecht erklärt.
Manchmal hatte das auch zur Folge, dass wir nicht nur Aufmerksamkeit bei den Museumsbediensteten, sondern auch bei den Besuchern ernteten.So hatten wir beispielsweise bei der sehr gut besuchten „Der blaue Reiter“ Ausstellung im Ludwigshafener Hack-Museum zwei reizende ältere Damen als interessierte Zuhörerinnen.
Anschließend habe ich mich dann zu Hause mit den Kindern hingesetzt und sie malen lassen. Es ist absolut faszinierend, wie Kinder diese Themen dann selbst umsetzen, oftmals mit einem untrüglichen Blick für das Wesentliche der gesehenen Werke und erfrischenden eigenen Interpretationen.
In der Mannheimer Kunsthalle war es sogar möglich, dass die Kinder mit ihren Zeichenblöcken im Flur auf Stühlen sitzend vor Ort malen konnten – natürlich mit Blei- und Buntstiften und nicht mit Flüssigfarben.
Ganz wichtig dabei ist, nicht zu erwarten, dass Kinder das Gesehene mehr oder weniger kopieren, sondern ihre eigenen Interpretationen und Darstellungen zu fördern.
Wenn also beispielsweise ein Kind, angesichts der bunten Tiere von Franz Marc widerspricht und Tiere in ihren natürlichen Farben malt, ist das vollkommen in Ordnung. Und wenn ein Kind die Ausstellung gesehen hat und anschließend lieber Autos malt, ist auch das OK.

Wahrnehmung wird in der Kunstgeschichte getäuscht

Auch in der Kunstgeschichte gibt es zahllose Beispiele von Künstlern, die sich die Täuschbarkeit der Wahrnehmung zu Nutze machten.

Salvador Dali hat das Gesicht der Mae West (kann als surrealistisches Lippensofa benutzt werden) oder auch den Sklavenmarkt am Strand (mit unsichtbarer Büste Voltaires) gemalt, um nur zwei Beispiele zu nennen.

M.C. Eschers Werk beruht zu einem großen Teil auf diesen Efekten, man denke nur an seine zeichnenden Hände oder an seine Kacheln. Auf der Fraktalwelt gibt es zu den Kacheln eine ausführliche Erläuterung, inklusive Anleitung, wie man selbst solche Werke erstellen kann.

Doch auch schon vor längerer Zeit gab es Künstler, die die Welt auf den Kopf stellten, wie Arcimboldo mit seinem Gemüsegärtner beweist, den man so oder so betrachten kann.