Atelierregeln für Kinder

Beim begleiteten Malen gibt es für Kinder einige Regeln, die zu beachten sind. Sie erleichtern das Miteinander und stellen sicher, dass das Material sorgsam behandelt wird.

  • Du darfst malen, was du willst und wie Du kannst!
  • Niemand bewertet die anderen Bilder!kindermalen
  • Zu jeder Farbe gehören 2 Pinsel und ein Wassernapf. Ist eine andere Farbe an den Pinsel gekommen, wird er erst im Wasser gewaschen, bevor er wieder in die Farbe darf.
  • Streiche mit dem Pinsel behutsam übers Papier, die Farbe ist in den Haaren und nicht am Stiel!
  • Wenn Du wütend bist, kann der Pinsel nichts dafür – sag es mir, wir finden eine Lösung!
  • Andere Kinder werden nicht mit Farbe bespritzt oder angemalt!
  • Es darf nicht zu laut sein!

Auch wenn die Kinder frei malen dürfen, also ohne Themenvorgabe, gelten für sie im Atelier doch einige Regeln. Kinder malen normalerweise mit dem Pinsel, im Gegensatz zu den Erwachsenen, bei denen malen mit den Händen erwünscht ist.

Jede Farbe hat eigene Pinsel, damit sich die Farben nicht miteinander zu einem schmutzigen Braun vermischen. Die Farben kommen so in voller Leuchtkraft aufs Papier. Der Pinsel wird nur im Wasser gereinigt, wenn er auf dem Bild eine andere Farbe abbekommen hat.

Die Kinder geniessen das Malen mit den Flüssigfarben und den weichen Pinseln, die trotzdem eine klar ausgeformte Spitze haben sehr. Immer wieder stellen sie begeistert fest, dass es ganz anders ist als das Wasserfarben malen in der Schule.

Am Anfang fällt es ihnen noch schwer, die Bilder der Anderen nicht zu bewerten. Doch schon nach kurzer Zeit wissen sie diese Regel zu schätzen. Sie können sich ihren eigenen Themen widmen und erfahren Wertschätzung. Ganz unabhängig vom begleiteten Malen lässt sich diese Regel überall dort einsetzen, wo Kinder frei malen können – in der Familie, einer Gruppe oder in der offenen Kinder- und Jugendarbeit.

Wie ich zur Therapeutenausbildung kam…

Vor einigen Jahren habe ich eine AG für Grundschüler geleitet, „Zeitreise durch die Kunstgeschichte“, in der ich mit den Kindern Bilder betrachtet und gemalt habe. Bei den Teilnehmern dieser AG waren auch zwei Jungen, deren Ergebnisse eigentlich immer ganz stark an 😉 Kuhfladen erinnert haben. Die beiden haben mit großer Leidenschaft die Temperafarben auf dem Blatt so ineinander verrührt, dass das Ergebnis jedesmal ein großer brauner Flecken in der Bildmitte geworden ist. Das aktuelle Thema war ihnen auch völlig gleichgültig, das Ergebnis war immer gleich.

Aber beim Farbenauftragen ist in den beiden ganz deutlich etwas vorgegangen – anscheinend für sie etwas sehr positives, denn sie waren jedesmal da und mit Begeisterung bei der Sache.
Eines Tages hatte ich Bilder zum Thema „Traumwesen“ dabei (Hieronymus Bosch, Dali u.ä.). Da war die Reaktion besonders stark, beide äußerten sich noch kurz, dass sie häufig Albträume hätten und malten dann sofort los wie die Wilden. Das Ergebnis waren besonders viele Kuhfladen *g* und 2 ganz gelöste, entspannte Jungs.
Es war spürbar, dass in ihnen etwas ganz Intensives vorgegangen sein muss beim Malen. Und ich muss ehrlich gestehen, ich hatte ein wenig Angst davor, dass etwas bei ihnen „ausbricht“, das ich nicht mehr ohne weiteres abfangen kann.

Dieses Erlebnis hat mich eigentlich zu der Therapeutenausbildung motiviert, ich wollte auf jeden Fall genug Rüstzeug erwerben, um mit starken, unter Umständen negativen Gefühlen der Malenden umgehen zu können.