Wie ich zur Therapeutenausbildung kam…

Vor einigen Jahren habe ich eine AG für Grundschüler geleitet, „Zeitreise durch die Kunstgeschichte“, in der ich mit den Kindern Bilder betrachtet und gemalt habe. Bei den Teilnehmern dieser AG waren auch zwei Jungen, deren Ergebnisse eigentlich immer ganz stark an 😉 Kuhfladen erinnert haben. Die beiden haben mit großer Leidenschaft die Temperafarben auf dem Blatt so ineinander verrührt, dass das Ergebnis jedesmal ein großer brauner Flecken in der Bildmitte geworden ist. Das aktuelle Thema war ihnen auch völlig gleichgültig, das Ergebnis war immer gleich.

Aber beim Farbenauftragen ist in den beiden ganz deutlich etwas vorgegangen – anscheinend für sie etwas sehr positives, denn sie waren jedesmal da und mit Begeisterung bei der Sache.
Eines Tages hatte ich Bilder zum Thema „Traumwesen“ dabei (Hieronymus Bosch, Dali u.ä.). Da war die Reaktion besonders stark, beide äußerten sich noch kurz, dass sie häufig Albträume hätten und malten dann sofort los wie die Wilden. Das Ergebnis waren besonders viele Kuhfladen *g* und 2 ganz gelöste, entspannte Jungs.
Es war spürbar, dass in ihnen etwas ganz Intensives vorgegangen sein muss beim Malen. Und ich muss ehrlich gestehen, ich hatte ein wenig Angst davor, dass etwas bei ihnen „ausbricht“, das ich nicht mehr ohne weiteres abfangen kann.

Dieses Erlebnis hat mich eigentlich zu der Therapeutenausbildung motiviert, ich wollte auf jeden Fall genug Rüstzeug erwerben, um mit starken, unter Umständen negativen Gefühlen der Malenden umgehen zu können.

2 Antworten auf „Wie ich zur Therapeutenausbildung kam…“

  1. Wow, eine tolle Erfahrung!

    Ich erinnere mich, vor vielen vielen Jahren strahlte mal eines der dritten Programme eine Live-session mit Picasso aus. Man hatte ihm einen Leinwand aus Glas aufgestellt, so dass er auf der einen Seite malen konnte und die Kamera auf der anderen Seite alles aufzeichnete. Das ganze dauerte so eineinhalb bis zwei Stunden … ich saß damals vor der Mattscheibe und konnte kaum atmen, so spannend waren die Figuren und Ideen, die auftauchten und wieder in anderen Farben oder Ideen verschwanden. Es war großartig!

    Mit anderen Worten: ich kann mir sehr gut vorstellen, wie die beiden alles aus sich rausgelassen haben und enorm dabei profitierten.

    Vielen Dank fürs posten!

    LG, Raimund

  2. Ja Raimund, es war wirklich anrührend, den beiden zuzuschauen. Und gerade letztens habe ich die Mutter des einen Jungen getroffen, sie erzählte mir, dass er nach über 4 Jahren immer noch davon erzählt. Es war wohl eine wirklich tiefgreifende Erfahrung.

    LG Sabine

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