Wenn es so es nicht weitergeht

Zum gestrigen Thema „Wenn die Eltern älter werden“ habe ich einen hochinteressanten Beitrag in der ZDF Mediathek gefunden:

So geht es nicht weiter

In verschiedenen Konstellationen wird aufgezeigt, wie sich für Familien die Situation darstellt und welche Lösungen gefunden werden. Vor allem aber wird ein kleiner Einblick in die Zeit bis zu diesen Lösungen gegeben. Wie unterschiedlich die Beteiligten reagieren.

Und ich kann versichern, die sammelwütige kleine Dame, die sich stur in ihren Sessel setzt und das Mitkommen verweigert ist kein überspitzter Einzelfall, das geht noch weitaus drastischer – bis hin zum ‚auf-den-Boden-werfen-und-mit-den-Füßen-um-sich-treten‘.

Allen, die in irgendeiner Form gerade in dieser Situation stecken, wünsche ich viel Kraft und gute Nerven – passt auf Euch auf!

Wenn die Eltern älter werden…

Es kann schleichend kommen oder schlagartig. Es kann lang dauern oder nur eine kurze Zeit. Relativ unproblematisch vonstatten gehen oder belastend und zermürbend werden.

Wenn die eigenen Eltern oder Schwiegereltern in die Hilfsbedürftigkeit kommen, dann kehrt sich das gewohnte Verhältnis um. Nun müssen die (hoffentlich erwachsenen) Kinder Verantwortung und Fürsorge übernehmen.

Losgelöst von der Frage, ob man mit 74 Jahren nochmal Vater werden soll und der daraus folgenden Diskussion, die mich zu diesem Artikel angeregt hat, bleiben verschiedene Grundthemen, die mit dieser Konstellation verbunden sind.

Der Rollenwechsel ist für beide Seiten schwierig.

Für die Eltern ist der Verlust von Fähigkeiten und Autonomie ganz sicher nicht leicht zu verkraften.

„Ich dachte, ich kann arbeiten und aktiv sein, bis ich einmal tot umfalle. So lange nutzlos rumzuliegen, das wäre mir nie in den Sinn gekommen“, klagt ein bettlägriger 79-Jähriger.

So zitiert der Focus in einer Artikelserie zu diesem Thema die Seite der betroffenen Elterngeneration. Doch der Fall der Aktivität bis zum Ende ist eher die Ausnahme. Zunehmende Pflegebedürftigkeit, sowohl die Anzahl, als auch die Dauer betreffend sind die Regel.

Für die Kinder bedeutet das eine zunehmende, sich oft über Jahre oder Jahrzehnte hinziehende Belastung. Zusätzlich zu Beruf, eigener Familie (womöglich noch mit Kleinkindern), fordern die Eltern Unterstützung und Aufmerksamkeit.

Im optimalen Fall stehen genügend finanzielle Mittel und vor allem eine rechtzeitige Einsicht der Elterngeneration zur Verfügung, um einen rechtzeitigen Umzug in eine – wie auch immer aussehende  – Senioreneinrichtung zu realisieren.

Dann bleibt der Kindergeneration ’nur noch‘ die Belastung, mit Verfall der elterlichen Fähigkeiten, Krankheit und zuletzt dem Tod umzugehen – eigentlich hart genug.

In vielen Fällen jedoch sind die Senioren weder vorbereitet, noch einsichtig. Aus dem eigenen Erleben und Umfeld kenne ich eher die Fälle, in denen die Annahme jeglicher externer Hilfeleistung verwehrt wird, keinerlei realistische Einsicht in die eigene Situation vorhanden ist und mit rationalen Argumenten nichts erreicht werden kann. Dann werden die Eltern wie Kinder – und zwar wie zweijährige Trotzköpfe, Windelpakete inklusive. Und dennoch können sie nicht wie solche behandelt werden, weder vom moralischen Standpunkt aus, noch vom Rechtlichen.

Den häufig erteilten Ratschlag, sich in die alten Menschen hinein zu versetzen empfinde ich nicht unbedingt als hilfreich. Natürlich kann ich mich in den Verlust der Eigenständigkeit hinein fühlen und kann auch nachvollziehen, dass es schwer fällt, den eigenen Haushalt aufzulösen. Aber spätestens dann, wenn die mangelnde Einsichtsfähigkeit aufgrund einer Erkrankung wie Demenz dazu führt, dass andere gefährdet werden, ist für mich das Ende der Empathie erreicht und die Notwendigkeit auch unpopuläres Handeln, wenn nötig auch gegen den Willen des Betroffenen zu etablieren.

Wenn der Vater noch Auto fährt, obwohl er von den Reaktionen her dazu nicht mehr fähig ist, dann finde ich es grob fahrlässig, ihn weiterhin fahren zu lassen. Und wenn die Mutter noch selbst kochen will, dann ist für mich spätestens dann Ende der Fahnenstange, wenn sie sich bei aufgedrehtem Gashahn, laufendem Wasserhahn und offenstehendem Kühlschrank aus der Wohnung aussperrt.

Spätestens dann muss das Verantwortungsgefühl siegen und eine Lösung gefunden werden. Notfalls auch gegen den erklärten Willen der Betroffenen.

Ganz anschaulich und eindrucksvoll wird diese Situation in der gelungenen Verfilmung des Buches Wohin mit Vater?: Ein Sohn verzweifelt am Pflegesystem aufgezeigt. Die äußeren Schwierigkeiten und die teilweise noch immer fehlenden legalen Möglichkeiten treiben den Sohn zur osteuropäischen, illegal beschäftigten Pflegekraft. Das kann ganz sicher nicht das Patentrezept sein, ist in der Realität jedoch eine verbreitete (Not-)Lösung.

Politik und Gesellschaft sind gefragt. Aber auch jeder Einzelne. Die Elterngeneration sollte sich frühzeitig Gedanken für den „worst-case“ machen. Und die Kindergeneration soll und muss sich jede nur denkbare Unterstützung einholen.

Sei es nun Pflegedienst, NachbarschaftshelferInnen, Beratungs- und Koordinierungsstellen oder Krankenpflegeverein.

Und über dem Ganzen nicht vergessen, auch auf sich selbst zu achten, die eigenen Grenzen und Freiräume achten und sich dafür gegebenenfalls Unterstützung zu suchen.

Welche Erfahrungen habt Ihr in dieser Situation gemacht? Was oder wer hat geholfen?

Schreibt doch Eure Ansicht in einem Kommentar!

Alt werden wollen Alle – alt sein will Niemand

So formulierte das vor etwa 15 Jahren meine Großmutter. Sie war damals mit fast neunzig Jahren schon eine sehr alte und durchaus auch weise Frau. Sie nahm einen Trend vorweg, der sich in den folgenden Jahren immer stärker auswuchs. „Alt“ allein schon dieser Begriff wurde in den letzten Jahren mehr und mehr durch politisch korrektere Redewendungen ersetzt. Aus den Altenheimen wurden Seniorenresidenzen, aus den wirklich alten Menschen wurden „Hochbetagte„, die zunehmend mit Demenz zu kämpfen haben.

Daneben hielt die Generation der „Best-Agers“ Einzug. Menschen, die recht früh den beruflichen Vorruhestand antreten und noch viele Jahre auf (hoffentlich) körperlich und geistig hohem Niveau zu leben haben. Gerade für diese Gruppe bringt der Vorruhestand oft auch eine eher schwer zu verarbeitende Veränderung mit sich. Nicht alle gehen mit Begeisterung aus dem Arbeitsleben, manche fühlen sich aufs Abstellgleis abgeschoben und hätten eigentlich gern noch ein paar Jahre weitergearbeitet. Für sie ist es an der Zeit, ihr Leben neu zu definieren und mit neuen Inhalten zu füllen. Auch hier kann das begleitete Malen eine wertvolle Hilfe sein, den neuen Lebensabschnitt mit Sinn zu erfüllen.

Gar nicht so selten treffen auch diese beiden Gruppen aufeinander, die hochbetagten Eltern werden zunehmend pflegebedürftiger und stellen eine neue Anforderung dar. Diese Situation kann zu einer großen Belastung werden, auch dann, wenn die Pflege nicht im Haushalt erfolgt. Begleitetes Malen kann helfen, die dabei aufkommenden, oft erschreckend intensiven, Gefühle zu verarbeiten.