Eine Skulptur entsteht

unbearbeiteter Speckstein
unbearbeiteter Speckstein

 

 

 

 

 

Es fasziniert mich immer wieder, wie aus einem rohen Stein ganz langsam eine Skulptur entsteht. Stück für Stück enthüllt der Stein sein Wesen lässt sich formen und führt dabei doch auch den Entstehungsprozess.

 

grob bearbeiteter Speckstein
grob bearbeiteter Speckstein

 

 

 

 

 

 

Hier handelt es sich um einen recht weichen, seifigen grünen Stein. Er ist leicht im Sinne von mit wenig Kraftaufwand zu bearbeiten, bröselt aber ganz gern mal vor sich hin. Immer wieder muss dann das ursprüngliche ‚Konzept‘ geändert werden, weil der Stein ganz andere Pläne hat.

grob ausgearbeiteter Stein
grob ausgearbeiteter Stein

 

 

 

 

Man kann schon ungefähr erkennen, wie es werden soll. Doch bis zum endgültigen Ergebnis ist es noch ein gutes Stück Arbeit. Die groben Formen werden fein ausgearbeitet. Dabei macht die Steinstruktur immer wieder Änderungen nötig. Und sogar beim Feinschliff brechen noch Stückchen aus und verlangen erneutes Nacharbeiten – Naturmaterial mit eigenem Willen.

Fertig!
Fertig!

 

Nach vielen Arbeitsstunden ist es schließlich vollbracht – so sieht die fertige Skulptur aus. Feingeschliffen, poliert und geölt in voller Schönheit. Schweiß, Schwielen und Ärger sind schnell vergessen, das Erlebnis belohnt für die Mühe.

 

 

 

 

 

Phantasialand ist abgebrannt – vom Verlust von Kreativität und Phantasie

Nein, nicht erschrecken, es gab keine Katastrophe im gleichnamigen Vergnügungspark bei Köln.
Ein Feuilletonartikel von Jürgen Bräunlein im Rheinischen Merkur gab mir den Anstoß zu dieser düsteren Prophezeihung.

„Mit Wehmut erinnert man sich an Alfred Hitchcocks Duschszene in „Psycho“ – damals, im Jahr 1960, war das die Schockersensation schlechthin. Das Entsetzen beim Zuschauer entstand jedoch lediglich durch erhaschte Fragmente eines letztendlich weitgehend ausgesparten Gräuels. Qualen und Sterben des Opfers wurden nicht wirklich gezeigt, sondern vom Betrachter im Kopf erst zusammengesetzt. Hitchcock hat alles nur angedeutet. „

Das Kopfkino machte in alten Filmen und Romanen möglich, dass im Kopf des Zuschauers oder Lesers die genau richtige Dosis an Grauen entstand.

Ob es nun das zunehmende Medienangebot, ein Wettlauf um immer detailliertere Darstellungen oder noch tiefergehende Beweggründe waren, die zu den heutigen Darstellungen führten, im Ergebnis wird die eigene Phantasie des Konsumenten immer weniger einbezogen.
Wie jede Fähigkeit, die nur selten gebraucht wird, verkümmert die Phantasie, wenn sie nicht mehr regelmäßig zum Einsatz kommt.

Was aber genau ist eigentlich Phantasie?
Im ursprünglichen Wortsinn ist sie nichts weniger als eine Vorstellung, im Sinne von Vorstellungskraft.
Die Vorstellungskraft ist aber eine unabdingbare Grundvoraussetzung für Kreativität und Empathie. Wer sich nicht vorstellen kann, wie es einem anderen Menschen geht, kann sich nicht in ihn einfühlen, nicht nachvollziehen, was im Gegenüber gerade vorgeht.

Doch nicht nur im zwischenmenschlichen Bereich, der ja noch immer gern als vernachlässigbar angesehen wird, brauchen wir Phantasie.

Auch Problemlösungen jeglicher, auch technischer, Art erfordern die Vorstellungskraft als Voraussetzung. Ein Ingenieur, der sich nicht bildhaft vorstellen kann, wie seine Konstruktion aussehen und funktionieren wird, kommt nicht über die bloße Nachahmung des Bekannten hinaus. Ein Wissenschaftler, der sich keine Vorstellung von seinem Arbeitsgebiet erschaffen kann, wird auf der Stelle treten. Und Manager, die nicht wenigstens einen Hauch empathiefähig sind, können zwar vielleicht kurzfristige Erfolge verbuchen, langfristig werden aber auch ihnen fehlende Visionen zum Verhängnis werden.

Untrennbar mit der Phantasie verbunden ist die Kreativität. Die spielt keineswegs nur für Künstler eine Rolle, sondern stellt – ganz stark vereinfacht – die Fähigkeit dar, aus Erlerntem neue Problemlösungen zu erschaffen.

Die gute Nachricht zum Schluss: Phantasie und Kreativität lassen sich trainieren, von kleinauf bis ins hohe Alter.