Wie sieht das typische Mobbingopfer aus?
Klein, rappeldürr oder reichlich pummelig, schüchtern und ständig stammelnd oder errötend, am Besten noch hinter einer glasbausteindicken Brille hervorschielend – so stellen sich viele das typische Mobbingopfer vor.
Auch auf eigentlich sehr informativen Websites wird ein solches Bild gezeichnet.
Diese Darstellung finde ich ausgesprochen gefährlich, denn das ‚typische‘ Mobbingopfer gibt es nicht. Es kann grundsätzlich jeden treffen!!!
Vorsicht vor Verallgemeinerungen!
Die pauschale Aussage, dass Opfer immer körperlich unterlegen sind, öffnen kleinen, schmächtigen Mobbern Tür und Tor, denn wenn eine Situation eskaliert, ist es ein Leichtes, darauf hinzuweisen „Ich bin ja der Kleine, ich kann gar kein Täter sein!“.
Ich selbst wurde in dieser Hinsicht schon vor etlichen Jahren vom Leben eines Besseren belehrt, als ich erfuhr, dass ein ehemaliger Lehrer aus der Schule gemobbt wurde. Es war einer, von dem ich Stein und Bein geschworen hätte, den kann man gar nicht mobben. Einer, der eigentlich einer von den ‚Harten‘ war, bärbeissiges Auftreten, schlagfertig, um keine Antwort verlegen, gern einen flotten Spruch auf den Lippen, aber trotzdem immer fair. Und genau der wurde von einer Gruppe neuer Kollegen so gemobbt, dass er schliesslich wegen Herzproblemen in den vorzeitigen Ruhestand gehen musste…
Und auch in den mir gerade aktuell bekannten Fällen von Mobbing in der Schule sind die Opfer keineswegs (bis auf eine Ausnahme) die typischen ‚Kleinen-Schwachen-Gehandicapten‘.
Jeder hat irgendwo einen wunden Punkt, an dem er verletzlich ist und Mobber finden diesen mit schlafwandlerischer Sicherheit.
Dennoch gibt es Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit, zum Mobbingopfer zu werden, erhöhen können:
Besonders oft betroffen sind Menschen, die neu in eine bestehende Gruppe kommen.
Auch Abweichungen in der Hautfarbe, Religion, Kleidung können als Vorwand für Mobbing dienen.
Im Arbeitsleben werden oft die Selbstbewussten zum Opfer, wenn sie kompetenter sind als Kollegen und/oder Vorgesetzte.
Die Onlineberatungführt darüber hinaus noch diese Persönlichkeitsmerkmale auf:
- Personen, die von jedem gemocht werden wollen und einen geringen Selbstwert haben.
- Perfektionisten.
- Unfähigkeit, Konflikte direkt offen anzusprechen.
- Personen, die Konflikte und Probleme still in sich hinein fressen.
- Personen, die aus Scham schweigen, unsicher, ängstlich und sensibel sind.
Wie sieht ein Mobbingopfer aus?
Schau in den Spiegel, auch Du könntest dazu werden!
Eine Antwort auf „Mobbingopfer kann jeder werden“