Schwangerschaft – mit dem Bauch wächst auch die Kreativität!

Es ist immer wieder zu beobachten, dass viele Schwangere ein Bedürfnis nach kreativem Gestalten entwickeln. Auch die Frauen, die vorher gar nicht so empfänglich dafür waren, fangen an zu basteln, zu stricken, zu werkeln.

Nestbautrieb!!!“ höre ich die Stimme meines alten Biologielehrers in meinem inneren Ohr. Aber ist es wirklich nur das? Relikte aus der Evolution, die von den Schwangerschaftshormonen an die Oberfläche befördert werden?

Das wird meiner Meinung nach der Sache nicht gerecht. Natürlich lässt sich die Vorfreude auf das kleine Wesen auch unter solchen Gesichtspunkten betrachten. Und doch spielt da noch mehr eine Rolle.

„Wie wird mein Krümelchen wohl mit dem gestrickten Mützchen aussehen?“

Wie wird es denn überhaupt aussehen“

Der Versuch einer Visualisierung steckt da drin. Das Wunderbare fassbar machen, begreifbar. Sich ein eigenes Bild machen, eines, das klarer ist als die Ultraschallbilder.

Und neben der Vorfreude sind da doch auch Ängste und Zweifel vorhanden – werde ich allen Anforderungen gerecht werden?

Wird die Geburt sehr schmerzhaft sein?

Wird alles gutgehen?

Wie verändert sich mein Leben?

Wie wird sich unsere Beziehung verändern?

Werde ich wieder in meinen Beruf einsteigen können?

Wird das Geld reichen?

Nichts wird sein wie vorher.

Aber wie wird es sein?

Kann ich mir davon ein Bild machen?

Warum nicht? Ganz wörtlich genommen ein Bild machen – mit Papier und Farbe. Beim Malen, vor allem in einer Gruppe unter einfühlsamer Begleitung, finden die Gefühle ihren Weg ans Licht. Gerade in Zeiten tiefgreifender Veränderungen hilft Malen Klarheit zu gewinnen und zu sich selbst zu finden.

Wie gehe ich mit Veränderungen um?

Ich heiße Veränderung willkommen

heißt es bei den Affirmationen. Gut, 500€ im Monat mehr auf dem Konto ist eine Veränderung, die sicherlich so ziemlich jeder willkommen heißen würde. 😉

Aber wie gehen wir mit anderen Veränderungen um?

Der Zahn der Zeit nagt auch an uns, vielleicht sind schon die ersten Fältchen oder Falten sichtbar, die Haare werden grau oder weniger, ein paar Pfunde gesellen sich auf Hüften und Oberschenkeln dazu. Können wir diese Veränderungen akzeptieren? Wollen wir das? Sind wir vielleicht sogar stolz darauf oder unternehmen wir Anstrengungen dagegen?

Wie sieht es mit anderen Themen aus?

Kinder kommen in die Familie – geplant oder auch nicht. Eltern werden ist eine gravierende Veränderung, die das Leben ganz schön auf den Kopf stellen kann. Und kaum hat man sich an das Tohuwabohu gewöhnt, sind sie auch schon groß, fangen an eigene Wege zu gehen. Kann ich diese Veränderung auch willkommen heißen, oder hinterlässt sie in mir eine Leere?

Im Beruf verändert sich die Welt, die Zeiten, in denen man eine Lehre gemacht und in diesem Beruf, in dieser Firma bis zur Rente gearbeitet hat, sind weitgehend vorbei. Flexibilität wird verlangt, ständige Weiterbildung als ein Muss angesehen. Freut mich das, weil ich immer wieder Neues lernen kann und will oder bin ich damit überfordert und wünsche mir mehr Kontinuität?

Partnerschaften haben nicht mehr unbedingt den gleichen Wert wie früher, die Bereitschaft sich zu trennen wächst, Patchworkfamilien und Alleinerziehende sind mittlerweile Selbstverständlichkeiten.

Bei all diesen und sicherlich noch viel mehr Faktoren (Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise zum Beispiel), stellt sich die Frage, ob diese Veränderungen immer willkommen sind.

Und dennoch heißt es in der Affirmation „Ich heiße Veränderungen willkommen“ – was soll ich davon halten?

Veränderungen können solche sein, die ich selbst aktiv beiführe, in der Regel dann gewünscht. Darüber brauchen wir eigentlich gar nicht weiter reden. Veränderungen, die von anderer Seite in mein Leben kommen, kann ich nur bedingt oder gar nicht beeinflußen. Es hilft mir auch nicht wirklich weiter, mich dagegen zu wehren, damit kann ich sie nicht (oder vielleicht für eine kurze Zeit) aufhalten.

Wenn ich sie willkommen heiße, kann ich versuchen, sie zum Positiven zu nutzen und als Zeichen einer Weiterentwicklung zu betrachten.

Die Fältchen zeigen, dass ich über Lebenserfahrung verfüge.

Die Trennung beendet eine unglückliche Partnerschaft und erlaubt es, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Vielleicht öffnet sie auch den Weg in eine neue Partnerschaft.

Wo eine Tür zugeht, geht eine Neue auf.

Vielleicht nicht sofort…

Angst ist „nur“ ein Gefühl

Angst ist mit Sicherheit eines der stärksten Gefühle, die wir Menschen kennen. Das Herz rast, der Magen schnürt sich zusammen und eigentlich wollen wir nur noch weg.

Es ist schwer, Angst auszuhalten.

Wir wollen uns ablenken von dem Verursacher der Angst, wegschieben, wegdenken, nicht damit auseinandersetzen. Ursprünglich war die Angst ein wichtiger Schutzmechanismus, der uns vor Gefahrensituationen retten sollte. Diese Rettung bestand in der Regel aus Flucht. Flucht vor wilden Tieren oder feindlichen gesonnenen Mitmenschen.

Und doch gibt es Situationen, in denen genau das nicht möglich oder nicht sinnvoll ist. Heute mehr denn je – oder? Vor wievielen wilden Tieren musstest Du in den letzten 3 Wochen flüchten? 😉

Beispielsweise Schwangere bei der Angst vor der bevorstehenden Geburt. Weglaufen? Is nich…

Oder die Angst vor der Zukunft, in Zeiten von Wirtschaftskrise und Finanzkollaps. Angst vor dem Tod – dem eigenen oder dem eines nahestehenden Menschen.

Ein ganz hilfreiches Mittel kann da auf jeden Fall Information sein – wenn ich mehr darüber weiß, dann können Ängste entkräftet werden, ich kann vielleicht etwas dagegen tun. Manche Ängste können so abgebaut werden.

Ok, wenn ich meinen Job verliere, dann kann ich im schlimmsten Fall in Hartz4 rutschen – nicht schön, aber ich muss nicht auf der Strasse verhungern. Wenn ich Angst vor Krankheiten habe, dann kann ich dies und das vorbeugend tun.

Andere sind hartnäckiger. Patentrezepte gibt es da nicht unbedingt. Manchmal helfen Entspannungsübungen. Oft hilft ein offenes Gespräch darüber. Manchmal hilft es sogar, sich in die Angst reinzusteigern – mal Dir die absolute Katastrophe aus, was wäre das Schlimmste was da passieren könnte? Und dann trete innerlich einen Schritt zurück – ist das wirklich so schlimm wie Deine Angst es Dir weismachen will?

Letztendlich ist Angst „nur“ ein Gefühl, DEIN Gefühl. Es entsteht in Dir und mag gute oder auch weniger gute Gründe haben. Aber die Angst ist kein unabwendbarer Schicksalsschlag – Du selbst bist es, der die Angst „macht“ und auch die Macht hat, sie wieder gehen lassen kann.

Und wenn Dir das nicht gelingt? Dann lass Dir helfen – von einem psychologischen Berater oder im Malatelier, in extremen Fällen auch vom Arzt.

 

Bildquelle: Wiki Commons

Novemberblues oder Winterdepression?

Müde, schlapp, lustlos und draußen wird es auch nicht richtig hell. Kein Wunder, dass wir da am liebsten Winterschlaf halten würden. Das Wetter schlägt auf die Stimmung und macht niedergeschlagen, resigniert, übellaunig, sensibel, teilweise sogar gereizt bis aggressiv.

So ganz kalt lässt den November wohl kaum jemanden. Schon vor über 2000 Jahren berichteten griechische Ärzte von diesem Phänomen. Das Ganze kann sich bis hin zur Winterdepression steigern. Aber nicht jede Verstimmtheit ist gleich eine Depression. Oft lässt sich der Novemberblues mit Achtsamkeit und relativ einfachen Mitteln in Grenzen halten. Wenn die Niedergeschlagenheit mehr als 2 Wochen anhält oder sich starke Symptome zeigen, so ist auf jeden Fall ein Arzt zu konsultieren. Die Diagnose muss einem Fachmann überlassen bleiben. Ein Selbsttest kann Ansatzpunkte dafür geben, ob ernsthafter Grund zur Besorgnis besteht.

Ausführliche Informationen zur Winterdepression gibt es auch beim Netdoktor oder  auf dieser Seite der Universität Ulm.

Hauptursache des Winterblues

Als Ursache für die herbstliche Stimmungsveränderung gilt der Lichtmangel in der dunklen Jahreszeit. Dem ist eigentlich relativ leicht abzuhelfen, Spaziergänge im Freien sind das Mittel der Wahl.

Zu einem gewissen Teil sollten wir die Stimmungsveränderungen vielleicht auch akzeptieren und uns ein paar besinnlich ruhigere Tage mit Raum für Melancholie und Trauer zugestehen.

Nicht ganz grundlos gibt es in den christlichen Kulturen die Totengedenktage, die auf die noch viel älteren keltischen Feiertage (Samhain) aufgesetzt wurden.

Betrachtet man den bäuerlichen Jahresablauf, so erkennen wir, dass der November die erste Gelegenheit zum Innehalten und Besinnen ist. Nach Monaten voller Arbeit und Geschäftigkeit kehrt nun Ruhe und Besinnlichkeit ein.

Betrachtet man dagegen unsere industrialisierte Gesellschaft, so verteilt sich die Arbeit rund ums Jahr. Echte Gelegenheiten zum Innehalten sind nicht vorgesehen. Der Urlaub wird zum ‚Event‘. Die Sonn- und Feiertage sind mit Aktivitäten angefüllt.

Und irgendwann wird es der Seele zu viel, sie verlangt nach einer Ruhepause.

Nutzen wir doch den November, ihr diese Ruhe zu gönnen. Schenken wir unserer Seele Aufmerksamkeit.

Gönnen wir uns ein paar Tage Melancholie, Nachdenklichkeit und Weltschmerz.

Nur ein paar Tage.

Nach unserem Spaziergang – damit wir nicht in die Depression abrutschen.

„Das hat Spaß gemacht!“

…erklärte mir der Junge, der am Dienstag zum ersten Mal zum Malen da war, mit leuchtenden Augen und strahlendem Gesicht.

Der zwölfjährige war als Extremfrühchen geboren und hat noch immer mit Entwicklungsverzögerungen als Spätfolge zu tun. Dazu kommen soziale Probleme. Er ist ein eher stiller, braver Junge, der in einer lebhaften Klasse untergeht und oft durch die Unruhe der anderen mitgestraft wird. Anschluß findet er nur schwer, wird auch häufiger ausgelacht oder gehänselt. Intellektuell und kognitiv ist er seinem Alter voraus, körperlich gehört er zu den Kleinsten der Klasse.

Vor kurzem starb auch noch der Opa, der ihm eine sehr wichtige Bezugsperson war.

Er musste sich ziemlich überwinden, das Malen auszuprobieren, denn durch den schulischen Kunstunterricht gab es schon frustrierende Erlebnisse, er bemüht sich und kann nicht so, wie es erwartet wird. Nur weil der beste Freund schon seit längerer Zeit bei mir malt, wollte er es dann doch auch ausprobieren.

Schon gleich zu Beginn, nachdem ich ihm die Atelierregeln erklärt hatte, eröffnete er mir „Das find ich total gut, dass nix über die Bilder der anderen gesagt werden darf – in der Schule lachen sie mich aus“.

Nach einer halben Stunde (die Kirchturmuhr schlug), stellte er fest, dass die Zeit soooo schnell rumgeht und bedauerte es, dass die Maleinheit ’nur‘ eine Stunde geht.

Beim Malen zeigten sich schon Unterschiede in den Bildern der beiden fast gleichaltrigen Jungs. Wenn ich aber an das erste Bild des anderen Jungen zurückdenke, liegt das auch in der Übung begründet.  Zwischen den beiden war das aber überhaupt kein Thema, jeder konnte sich am Bild des anderen genauso freuen, wie am eigenen. Beide haben in der Stunde ein Bild fertigbekommen, zum Schluß erzählten sie die Geschichte zu ihrem Bild. Sie waren sehr zufrieden mit ihren Bildern und es ging ihnen richtig gut damit.

Mir zeigten sich erste Ansatzpunkte im Bild, die ich im Auge behalten werde.

Und nächste Woche kommt er wieder…