Schon mehrfach war das Buch „Treppe in die Dunkelheit“ des Speyerer Autors Steffen Flügler hier in meinem Blog Thema. Am Montag hatte ich die Gelegenheit bei der Autorenlesung im Jugendtreff Großniedesheim dabei zu sein.
Im Anschluss an die gut besuchte Lesung ergaben sich in der Fragerunde ein paar ganz interessante Aspekte zur Abhängigkeit.
Die schwierig, wenn nicht unmöglich zu beantwortende Frage „wer hätte es verhindern können?“ zeigt, dass es eigentlich schon zu spät ist, wenn Jugendliche im Konsum drinstecken. Dann greift der Mechanismus von Selbstbetrug und Verharmlosung („Bei mir ist das ganz anders“), die Jugendlichen sind kaum noch erreichbar. Prävention muss ganz früh ansetzen und schon Kindern Erfolgserlebnisse und gute Gefühle durch eigenes Tun vermitteln.
„Woher kam das Geld, um die Sucht zu finanzieren?“ – „Es findet sich immer ein Weg“ war Flüglers Antwort. Entweder wird im sozialen Umfeld Geld geliehen, das Netzwerk der Co-Abhängigen ausgenutzt oder, wenn diese Quellen versiegen, über ‚Geschäftchen‘ dafür gesorgt, dass der notwendige Nachschub irgendwie finanziert werden kann. Auch Diebstahl gehörte zu den Beschaffungswegen und der im Vortrag erwähnte Gefängnisaufenthalt wurde auf Nachfrage näher geschildert und so der Irrglauben, dass Gefängnis bedeutet, keine Drogen erhalten zu können, ausgeräumt. Im Gegenteil, einige Mitinsassen haben dort erst mit Heroinkonsum begonnen.
Flügler sieht die Tendenz, dass immer jüngere Jugendliche immer hochprozentigeren Alkohol zu sich nehmen mit großer Besorgnis und prophezeit ein starkes Ansteigen der Problematik. „Damals war ich als 12-jähriger noch eine absolute Ausnahme, heute sind ganze Gruppen von Kindern in den Parks zu beobachten.“ Auch das „Vorglühen“ vor Partys oder Festen ist ein relativ neues Phänomen, von anwesenden Jugendlichen als relativ normal und harmlos betrachtet, die Erwachsenen lässt es eher ratlos zurück. Ein Patentrezept dagegen gibt es nicht.
Die Antwort auf die Publikumsfrage „Hat man dann noch Werte?“ zeigt, dass in der Sucht der größte Teil der ethischen Werte auf der Strecke bleibt, Lügen, Betrügen und Ausnutzen alltäglich werden.
Als Nachwirkungen und Folgen werden neben körperlichen Problemen mit Magen und Leber auch die psychischen Auswirkungen deutlich. Das Trauma des kalten Entzugs wirkt sich noch immer mit Alpträumen aus, ist aber auch so stark im Bewusstsein, dass es einen möglichen Rückfall verhindert.
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