Bis zu welchem Alter malen Kinder?

Tja, eigentlich sollte diese Frage fast überflüssig sein – wenn Kinder nicht vorher die Freude daran verlieren, dann malen sie bis ins Erwachsenenalter.

Zumindest in der Theorie – in der Praxis sieht es jedoch oft so aus, dass im Laufe der Grundschulzeit das Interesse deutlich zurückgeht.

Woran das liegt?

Nun, zum Teil liegt es wohl daran, dass dem Malen kein so hoher Stellenwert beigemessen wird wie beispielsweise dem Sport oder der Musik.

Wie viele Kinder lernen ein Instrument oder sind im Sportverein aktiv? Und wieviele Malen mit der gleichen Regelmässigkeit? Genaue Zahlen liegen mir dazu nicht vor, aber allein eine Googlesuche liefert einen ersten Eindruck.

Der Suchbegriff  musikschule liefert 2.390.000 Treffer, die Suche nach malschule dagegen gerade mal 141.000.

Ohne das jetzt als verbindliche Aussage für die Häufigkeit nehmen zu wollen, glaube ich schon, dass es das realistische Verhältnis ganz gut widerspiegelt.

Vielleicht findet das Malen ja auch zu Hause statt? Ganz bestimmt malen mehr Kinder zu Hause einfach so, als Kinder einfach so zu Hause musizieren.

Doch andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung kommen dazu, es bleibt dadurch auch einfach weniger Zeit für das Malen übrig. Gerade dann, wenn Handy, Internet und Fernsehen in der Freizeit wichtig werden, treten die eher klassischen Beschäftigungen wie Malen oder Lesen in den Hintergrund.

Nun will ich die neuen Medien ganz sicher nicht verteufeln, denn ein vernünftiger Umgang damit gehört in unsere Zeit. Doch wenn es Überhand nimmt, dann sollte schon die Überlegung einsetzen, ob nicht vielleicht Malen und Lesen auch bei größeren Schulkindern – und damit meine ich jetzt die Altersklasse der Acht- bis Zwölfjährigen – stärker gefördert werden sollte.

Denn, wenn sie malen, dann spiegelt das ganz wichtige Entwicklungsschritte wieder. Welche das im Detail sind, werde ich morgen ausführlich darlegen.

Introvertierte Kinder

Auch wenn sie kaum auffallen – es gibt sie doch: die introvertierten Kinder.

verträumter junge
Stille Wasser …

Wo andere rumtoben und schreien, wild spielen und eher gebändigt werden müssen, da sitzen sie vielleicht ganz versunken mit einem Buch oder Spielzeug still in ihrer Ecke. Sie sind zurückhaltend und ruhig, dabei aber nicht unbedingt verschüchtert. Oftmals gehen sie im Trubel unter, finden wenig Beachtung. Es ist ihr Naturell, dass sie schon sehr früh sehr viel mit sich selbst ausmachen.

Für Eltern, Lehrer und Erzieher sind diese Kinder eigentlich recht angenehm zu handhaben, auch wenn es oftmals schwer ist, zu differenzieren, ob sie nun geistig anwesend sind oder vielleicht in eine Traumwelt versunken.

Gerade bei Kindern mit diesem Grundcharakter ist es oft sehr schwer zu erkennen, wenn sie etwas bedrückt und unter Umständen fast unmöglich herauszufinden, was das nun ist.

Diese Kinder brauchen ganz besonders viel Achtsamkeit und Aufmerksamkeit – vor allem dann, wenn man als Elternteil oder andere Bezugsperson auch nur den Hauch einer Ahnung hat, dass sie Probleme mit sich herumtragen. Da gilt es ganz genau zuzuhören, auf kleinste Andeutungen zu achten und sich viel Zeit für Gespräche und Beschäftigung zu nehmen.

Ich habe solche Kinder im Malatelier und ich habe sie gern da.

Ihre Bilder sind für sie eine Möglichkeit, um Sorgen und Nöten Ausdruck geben zu können, ohne dafür Worte finden und gebrauchen zu müssen. Diese Bilder können ein Hilfeschrei sein, der oft unspektakulär daherkommt. Genaues Hinschauen ist notwendig, nicht nur auf das fertige Bild, sondern vielmehr noch auf den Malprozess.

Es kann dann sein, dass das Malen allein schon hilft, ein Problem zu klären. Es kann aber auch sein, dass sich beim Malen zeigt, dass zusätzliche Hilfe notwendig ist. Aber so gut wie immer hilft das Malen dabei, dies zu erkennen und zu ermöglichen.

Ich mag die introvertierten Kinder so sehr, dass ich ihnen eine eigene Website gewidmet habe, sie heißt Stilles Kind.

 

Bildquelle: wikicommons

Nicht für die Schule…

…, sondern für’s Leben lernen wir.

Theoretisch jedenfalls. Gerade jetzt, kurz vor den Halbjahreszeugnissen, kann da aber durchaus ein ganz anderer Eindruck vorherrschen. Schüler und Eltern sind schwer im Notenstress, hier wird gebibbert und gebangt dort über Tarife für Zeugnisgeld verhandelt.

Ich will mich nun nicht über den Sinn oder Unsinn von Notenzeugnissen auslassen, dazu gibt es in dem Medienecken einen sehr schönen Artikel, sondern mich darauf konzentrieren, wie denn nun für’s Leben gelernt wird.

Kurz nach Beginn dieses Schuljahres hatte ich – aus unerfreulichem Anlass – ein ganz interessantes und erfreuliches Gespräch mit einem Mathematiklehrer. Dabei ging es auch darum, was gelernt, im Sinne von reproduzierbar auswendig gelernt, und was verinnerlicht ist.

Am Beispiel der Bruchrechnung (Thema in der 6. Klasse) zeigte er mir auf, wie er sofort erkennt, ob Schüler das verinnerlicht haben oder damals die guten Noten hatten, weil sie die Regeln auswendig gelernt und die Anwendung gut geübt haben. Er stellte einer neunten Klasse ganz einfache Bruchaufgaben (1/2 + 1/4). An den Antworten war ganz deutlich zu erkennen, wer gelernt und vergessen und wer verstanden hatte.

Wie gelangen aber die Schüler zum Verstehen?

Gerade bei diesem Beispiel der Bruchrechnung landen wir sehr schnell wieder beim Bild – jemand, der sich diese Aufgabe bildlich vorstellt (eine halbe Pizza und eine viertel Pizza) hat automatisch das richtige Bild vor Augen – die dreiviertel Pizza.

Wenn wir Grundprinzipien in Bilder umsetzen können, dann ist das schon die halbe Miete. Unser Gehirn arbeitet viel mit Bildern – alles, was wir uns bildlich darstellen können, liefern wir dem Gehirn gut aufbereitet zur Speicherung und Anwendung.

Zum Bild gelangen – das können wir üben und lernen.

Wie? Ganz einfach – durch Tun.

Malen, skizzieren, zeichnen. Das Ergebnis muss nicht schön und perfekt sein, es wirkt trotzdem!

Malen ist doch nicht so wichtig – Krabbeln auch nicht

Ist Malen für Kinder wichtig?
Müssen Kinder malen? Ist Malen wichtig?

Zumindest für uns Erwachsene mag das so gelten. Tatsächlich bewegen wir uns normalerweise äußerst selten auf allen Vieren vorwärts und wenn wir es doch mal tun, dann beschweren sich schon nach kürzester Zeit die Knie – meine zumindest. Krabbeln ist für uns also tatsächlich nicht (mehr) so wichtig.

Daraus nun zu schlußfolgern, dass auch Kinder das nicht brauchen, wäre fatal und ist mittlerweile auch glücklicherweise in den Köpfen der meisten Eltern und so ziemlich aller Kinderärzte angekommen. Beim Krabbeln lernen Kleinkinder ganz viel – weit mehr als nur sich von einer Zimmerecke zur anderen zu bewegen. Muskulatur und Motorik wird geschult. Das ist ganz offensichtlich einleuchtend. Weniger offensichtlich ist das, was im Gehirn dabei passiert. Jede Körperseite wird von einer Hirnhälfte gesteuert.  Überkreuzbewegungen  beim Krabbeln (und anderen Tätigkeiten) tragen wesentlich zur Vernetzung, dem Zusammenspiel, der beiden Hirnhälften bei.

Das Zusammenspiel der Hirnhälften ist ganz wichtig beim späteren Lesen- und Schreiben-Lernen, für das soziale Verhalten und die psychische Stabilität.

Je schlechter die beiden Hirnhälften zusammenarbeiten, umso größer wird die Gefahr, dass sich später auch in anderen Bereichen Schwierigkeiten aufzeigen.

Was Malen mit Krabbeln zu tun hat

Und das Malen? Nun, hier ist es sehr ähnlich.

Dass das Malen gerade für kleine Kinder ein immens wichtiges Ausdrucksmittel ist, das leuchtet noch gut ein. Kinder, die noch nicht Schreiben können, finden im Malen eine Möglichkeit, bleibende Spuren zu hinterlassen. Das ist die offensichtliche Ebene, die den Kindern auch zugestanden wird, im Kindergarten und bis ins Grundschulalter hinein. Doch auch beim Malen entwickelt sich das Gehirn, bzw die Zusammenarbeit der Hirnhälften weiter.

Das Malen der Kinder kann wertvolle Hinweise darauf geben, wie die Wahrnehmung entwickelt ist. Durch häufiges freies Malen wird die Entwicklung der Wahrnehmung und die Zusammenarbeit der Hirnhälften gefördert.

Und das nicht nur im Kindergarten sondern auch als Erwachsener bis ins hohe Alter hinein.

Interview mit Steffen Flügler „Die Treppe in die Dunkelheit“

Steffen Flügler, Autor von „Die Treppe in die Dunkelheit“, war so freundlich mir in einem Interview einige Fragen zu beantworten.

In der „Treppe in die Dunkelheit“ erzählst Du Deine Geschichte. Was hat Dich motiviert, dieses Buch zu schreiben?

Ich bin mit meiner Geschichte schon vor meinem Buch an die Öffentlichkeit gegangen, indem ich Suchtvorträge hielt. Mir wurde dadurch immer klarer, dass meine Lebensgeschichte doch einen sehr positiven Sinn haben kann, wenn ich sie weitergebe und somit Aufklärungsarbeit leiste. So ist auch langsam die Idee mit dem Buch geboren worden.

Die Person, die mich am meisten motiviert hat meine Geschichte aufzuschreiben, war meine jüngere Schwester, die selbst Autorin ist.

Mir war es von Anfang an sehr wichtig, in erster Linie nicht mitzuteilen WAS, sondern WARUM ich das erlebt habe. Diese Botschaft war meine stärkste Motivation zu schreiben.

Wie würdest Du persönlich Sucht definieren?

Sucht in ein paar Sätzen zu definieren, damit es auch für Außenstehende verständlich ist, ist unheimlich schwer. Dafür ist die Sache viel zu komplex. Ich habe für mein Buch 240 Seiten gebraucht, um Sucht zu definieren. Ich könnte locker noch einmal 240 Seiten schreiben, um genauer darauf einzugehen und wäre immer noch nicht fertig.

Wenn man Sucht im Allgemeinen definieren will, sollte man jedem einzelnen Merkmal der Abhängigkeit eine Definition geben. Diese einzelnen Merkmale sind alleine schon sehr komplex in sich.

Ab welchem Punkt wird etwas zur Sucht?

Meiner Meinung nach kann man nicht exakt sagen, ab diesem oder jenem Punkt wird etwas zur Sucht. Die Grenzen sind sehr schwer wenn überhaupt zu erkennen. Außerdem sieht jeder diese Grenze woanders.

Ist jemand süchtig, der sagt: „Ich brauche jeden Morgen zwei Tassen Kaffee, oder mit mir ist nichts anzufangen.“??? Ich denke, bei so einer Aussage gehen die Meinungen weit auseinander, ob süchtig oder nicht.

Natürlich, je häufiger sich meine Gedanken um eine Substanz drehen, je mehr ich meinen Tag danach ausrichte, je mehr es mein Handeln bestimmt, umso tiefer stecke ich in der Abhängigkeit.

Ab welchem Punkt dieses Verhalten zur Sucht geworden ist, ist im Nachhinein nur sehr schwer nachvollziehbar.

Speziell beim Thema Alkohol – wo läuft da, Deiner Meinung nach, die Grenze zwischen ungesundem Konsumverhalten und dem, was akzeptabel ist?

In der Vergangenheit wurde davon ausgegangen, dass ein täglicher Konsum von 20 g reinem Alkohol bei einer Frau und 40 g bei einem Mann eher unbedenklich wäre (20g reiner Alkohol entspricht etwa 0,5 Liter Bier oder ein Viertel Liter Wein).

Mittlerweile weiß man aber, dass diese Menge bei täglichem Konsum über einen längeren Zeitraum auf jeden Fall schädlich für Leber und Gehirn ist. Selbst der tägliche Konsum der Hälfte dieser Menge wird nicht mehr als unbedenklich angesehen.

Ich selbst finde es in Ordnung, wenn jemand zum Essen oder bei einem speziellen Anlass ein Bier, ein Glas Sekt oder Wein trinkt. Im Gegensatz dazu halte ich es für sehr bedenklich, wenn jemand die ganze Woche nicht trinkt, aber sich dafür am Wochenende fünf Bier hintereinander reinschüttet, um den Stress von der Arbeitswoche abzubauen.

Gerade bei Kindern ist in den letzten Jahren zu beobachten, dass immer mehr immer früher zu Alkohol greifen, bis hin zur ausgewachsenen Alkoholvergiftung mit Krankenhauseinweisung. Was sind Warnsignale, bei denen Eltern oder Lehrer aufmerksam werden sollten?

Als Warnsignale würde ich folgende Punkte beachten:

-Wechsel des Freundeskreises

-Schulischer Einbruch

-Vernachlässigung der Interessen (z.B. früher nachgegangenen Hobbys)

-Extreme Unzufriedenheit, Aggression, Niedergeschlagenheit oder ähnliche Emotionen

-Stimmungsschwankungen

-Rückzug aus dem sozialen Umfeld

-Geheimniskrämerei

-Lügen

-Chronischer Geldmangel

Solche und weitere Signale werden oft in verschieden starker Ausprägung bereits am Anfang von Alkohol-bzw. Drogenmissbrauch sichtbar. Da aber viele dieser Erscheinungsbilder und Veränderungen gerade gehäuft in der pubertären Phase auch ohne Rauschmittelkonsum auftreten, ist es auch hier sehr schwierig abzugrenzen.

Ich würde auf jeden Fall dazu raten, ob Eltern oder Lehrer, den Jugendlichen bei Verdacht sofort darauf anzusprechen.

In Deinem Buch steht, dass Du mit zwölf Jahren angefangen hast Bier zu trinken, um ‚lockerer‘ zu werden. Kannst Du Dir im Nachhinein irgendwas vorstellen, was vielleicht die weitere Suchtkarriere an diesem Punkt hätte verhindern können? Oder – konkret gefragt – was können Eltern tun, wenn sie den Eindruck haben, dass ihre Kinder in dieser Altersklasse Alkohol trinken?

Im Nachhinein muss ich sagen, dass mich schon ziemlich schnell nichts mehr vom Alkohol hätte abhalten können. Mir hat das einfach zu viel gegeben. Ich war plötzlich in der Lage, in kürzester Zeit, Mut, Selbstvertrauen, Zugehörigkeitsgefühl und vieles mehr zu erlangen. Ich war nach zwei Bier ein völlig anderer Mensch, mit völlig anderen Charakterzügen. Ich konnte plötzlich der Mensch sein, der ich schon immer sein wollte.

Wenn ein Kind anfängt Alkohol zu trinken und hat dadurch einen solch enormen „Gewinn“, ist der Zug eigentlich schon abgefahren und kaum noch aufzuhalten. Deswegen sollten Eltern ihre Kinder aufklären, bevor es soweit kommt.

Klar wurde mir in meinem Elternhaus und der Schule gesagt, dass Alkohol und Drogen „schlecht“ sind, man davon abhängig wird und letztendlich daran stirbt. Aber solche Aussagen geraten schnell in Vergessenheit, wenn man richtig gute Gefühle durch den Konsum bekommt.

Mir wurde nie gesagt, dass Alkohol und Drogen zuerst einmal gute Gefühle auslösen.

Mir wurde nie gesagt, dass Alkohol und Drogen zuerst einmal zu Höchstleistungen anspornen.

Also wurde mir auch nie gesagt, dass genau diese Punkte die Türe zu einer Suchtkarriere öffnen.

Deswegen arbeite ich mit Schülern, Eltern und Lehrern und nur deswegen habe ich mein Buch geschrieben. Ich möchte, dass sich so viele Menschen wie möglich ein klareres Bild über die Sucht machen können.

2010 gebe ich verstärkt Veranstaltungen für Eltern und Lehrer. Es liegt ja auf der Hand, dass man nur aufklären kann, wenn man Wissen über die Sache hat, über die man aufklärt. Dieses Wissen möchte ich vermitteln.

Ob es „die“ typische Suchtpersönlichkeit gibt, ist ja mittlerweile umstritten. Gibt es bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die dafür anfälliger machen, süchtig zu werden?

Ich würde auch nicht behaupten, dass es eine typische Suchtpersönlichkeit gibt. Wer allerdings im hohen Maße empfänglich für Minderwertigkeitsgefühle, Angst, Alleinsein, Melancholie, Leistungsdruck oder ähnliches ist, ist mit Sicherheit gefährdeter als andere. Es ist dabei aber zu berücksichtigen, ob, oder inwieweit die Person diese Gefühle mit einer Substanz ausgleichen kann.

Du beschreibst auch das Netzwerk der Co-Abhängigen, die mit ihrem gut gemeinten Verhalten dazu beitragen, die Sucht aufrecht zu erhalten. Was können Angehörige, Freunde, Partner von Süchtigen sinnvoll tun, um zu helfen?

Helfen kann man eigentlich nur, indem man nicht mehr hilft. Also, den Süchtigen fallen lässt und ihm weder finanzielle noch emotionale Hilfe gewährt. Der Angehörige sollte dem Abhängigen unmissverständlich zeigen, dass er ihn aus seinem Leben verbannt hat, solange dieser nicht bereit ist, sein Leben grundlegend zu ändern (Therapie).

Für Freunde, Lebenspartner und insbesondere für Eltern, ist das natürlich ein harter und manchmal kaum zu bewältigender Schritt. Man unterstützt ja den geliebten Menschen, wenn es ihm schlecht geht und plötzlich soll man ihn auf der Straße liegen lassen. Für die meisten Leute ist das nur ganz schwer nachvollziehbar.

Ich empfehle jedem Angehörigen eine Selbsthilfegruppe oder Suchtberatungsstelle aufzusuchen, um sich zu informieren.

Angehörige ahnen oft nicht im Entferntesten, wie tief sie mit der Sucht des Abhängigen verstrickt sind.

Vielen Dank für die interessanten und aufschlußreichen Antworten.

Kinder begleiten – im Atelier und auch zu Hause

Kinder durchs Leben und ihre Bilderwelt zu begleiten, das fasziniert mich immer wieder. Sowohl beruflich als auch privat.

Ich freue mich, wenn ich an ihren Themen teilhaben darf, ob es nun Freude oder Ärger in der Schule ist, die erste Liebe, nachdenkliche Überlegungen oder kreative Ideen.

Und gleichzeitig ist da immer auch die Sorge präsent, ob sie auch stark genug sind oder werden für das Leben in dieser Zeit.

Was kann ich dazu beitragen, sie auf die Eigenständigkeit, das Erwachsenwerden vorzubereiten?

  • Ich muss sie als Menschen mit ihren eigenen Bedürfnissen wahrnehmen und respektieren – von Anfang an.
  • Ich möchte jeden Tag herzhaft mit ihnen lachen können.
  • Ich lasse sie ihren Weg in ihrem Tempo gehen.
  • Ich muss ein offenes Ohr haben, für ihre Sorgen und Nöte und am besten ein gut funktionierendes Radar, das mich auch ohne Worte erkennen lässt, wenn etwas anliegt.
  • Ich gebe ihnen Gelegenheiten sich auszudrücken – verbal und nonverbal.
  • Ich habe Vertrauen in sie und ihre Fähigkeiten.

Kinder und Alkohol – erschreckende Fakten

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Hilft nicht weiter!

Ich war mir lange nicht sicher, ob da nicht einfach nur ein Thema durch die Medien hochgepuscht wird. Flatratesaufen mit tödlichen Folgen – erschreckende Einzelfälle, die erfolgreich ausgeschlachtet werden? Oder gibt es wirklich einen Anstieg des Problems?

Ein Artikel in der Welt online aus dem November 2009 spricht von einer Verdoppelung der Krankenhauseinlieferungen in drei Jahren in einer Klinik in Hamburg.

Das statistische Bundesamt belegt bundesweit deutlich steigende Fallzahlen:

Wurden in 2000 noch 2.194 Kinder zwischen 10 und 15 Jahren mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert, waren es in dieser Altersgruppe im Jahr 2008 4.512, also mehr als doppelt so viele. In der Altersgruppe zwischen 15 und 20 Jahren stiegen die Zahlen im gleichen Zeitraum gar von 7.320 auf 21.197, was fast eine Verdreifachung darstellt.

Das Bundesministerium für Gesundheit bestätigt diese Tendenz und lässt ihre Drogenbeauftragte, Mechthild Dyckmans, sich folgendermaßen äußern:

„25.700 volltrunkene Kinder und Jugendliche in der Notaufnahme sind der traurige Rekord der letzten zehn Jahre. Noch nie betrank sich eine so große Zahl von Kindern und Jugendlichen derart hemmungslos. Gegen das Rauschtrinken dieser ständig wachsenden Gruppe von Kindern und Jugendlichen muss mehr getan werden.“

„Besondere Sorgen bereiten mir die 4.500 Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren, welche aufgrund einer Alkoholvergiftung stationär behandelt werden mussten. Auch in dieser sehr jungen Gruppe ist die Zahl der Alkoholvergiftungen um 19 % angestiegen (von 3.800 auf 4.500). Eine erschreckende Entwicklung ist der erneute Anstieg bei den 10- bis 15-Jährigen Mädchen von 1.900 auf 2.400. In dieser Teilgruppe stiegen die Alkoholvergiftungen mit 22 % im Vergleich zum Vorjahr am stärksten an. Besorgniserregend ist, dass die Zahl der 10- bis 15-Jährigen volltrunkenen Mädchen jene der Jungen bereits zum zweiten Mal übertraf (2.400 vs. 2.100).“

„Diese Kinder und Jugendlichen stellen zwar eine ständig wachsende, aber dennoch nur eine Minderheit unter den Kindern und Jugendlichen dar. Insgesamt ging der regelmäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen in den vergangenen Jahren zurück. „

Nun stellte sich mir die Frage, ob es ähnlich zu betrachten ist, wie sich ein Kommentator zum Welt Artikel äußert:

früher haben die Kinder ihren Rausch zu Hause ausgeschlafen. Damals waren es die Leute die sich heute darüber aufregen.

Ich erinnere mich noch gut daran, dass auch in meinen Teenietagen auf Partys Alkohol durchaus eine Rolle spielte. Da wurde in der Altersklasse um die 16 Jahre auch mal ordentlich über den Durst getrunken bis hin zum Erbrechen. Die Getränke waren aber in erster Linie Wein, Bier oder Sekt, gern gemischt mit Cola oder Limo. Alkopops waren noch ein Fremdwort und Wodka spielte damals, zumindest in meiner Umgebung überhaupt keine Rolle. Es gab einige wenige, die schon früh mit dem Trinken begonnen hatten und bis zu dem Alter dann auch schon anderes komsumierten.

Also Entwarnung?

Früher war es auch nicht anders?

Ich fürchte nein. Erschreckend ist auf jeden Fall, dass immer früher hochprozentiger Alkohol ins Spiel kommt. Zu einem Zeitpunkt, an dem der kindliche Körper das noch gar nicht wegstecken kann. Alkopops und Wodka mit Brausepulver, das war vor 25 Jahren (zumindest soweit ich es damals mitbekommen habe) überhaupt kein Thema.
„Trinken bis der Arzt kommt“ heißt eine hochinteressante Reportage des ZDF zu diesem Thema, die immer mal wieder im TV ausgestrahlt wird und ansonsten auch sicher in den gängigen Videoportalen zu finden ist.

 

 

Kopffüßler und andere Gesellen

Irgendwann ist es bei jedem Kind soweit – es malt Menschen. Die Menschendarstellung fängt eigentlich immer mit den Kopffüßlern an. Sie haben wahlweise vier oder zwei Extremitäten, eher seltener auch nur eine. Bettina Egger hat sich diese Menschendarstellungen sehr genau angeschaut und dabei festgestellt, dass sich die Menschenbilder aus drei Urformen entwickeln können.

Zentrum wird zum Glockenmensch

Aus der Urform Zentrum entsteht der vierfüßige Kopffüßler, der sich über den Kartoffelmenschen hin zum Glockenmensch entwickelt.

Malentwicklung - vom Zentrum zum Glockenmensch
Menschendarstellung aus den Zentrum

Achse wird zum Straßenmensch/Hausmensch

Aus der Urform der Achse entwickelt sich die Menschendarstellung so:

Malentwicklung von der Urform Achse zum Hausmensch
Entwicklung aus der Urform der Achse

Urkreuz wird zum Fischmensch

Und aus dem Urkreuz geht es so weiter:

Malentwicklung - Urkreuz zu Fischmensch
Aus dem Urkreuz entwickelt sich der Mensch so

Allerdings legen die malenden Kinder keinen Wert auf die theoretische Abfolge, sie vermischen die Formen kunterbunt. Keine dieser Formen ist „besser“ als die anderen, alle dürfen gleichberechtigt nebeneinander bestehen.

Auch die skurrilsten Gestalten sind dabei vollkommen in Ordnung. Es besteht auch kein Grund zur Sorge, wenn beispielsweise bei dem offenen Strassenmenschen die ‚Knöpfe‘ rauszufallen scheinen.

Bis zum Schuleintritt sollte die Menschendarstellung ausreichend differenziert sein, das heißt, der gemalte Mensch sollte über Kopf, Gesicht, Beine, Bauch, Füße,  Hände und Finger verfügen.

Die Entwicklung dahin kann in einem gleichmässigen Tempo vonstatten gehen oder aber sehr sprunghaft.

In ihrem Buch Bilder verstehen erklärt Bettina Egger diesen und andere Aspekte der kindlichen Malentwicklung sehr anschaulich und detailliert.

Wahrnehmungsmemory (nicht nur) für Kinder

Als meine Kinder noch im Krabbelalter waren, habe ich ihnen das auf die Schnelle gebastelt. Damals hatte ich noch keine Idee, dass auch sowas die Wahrnehmung schult, es machte ihnen einfach nur Spaß. Darf ja auch sein 😉

In leere Filmdöschen, Hüllen von Überraschungseiern oder andere gut verschliesbare, undurchsichtige kleine Behälter wurden verschiedene Kleinteile eingefüllt, die unterschiedliche Geräusche machen, wenn die Behälter geschüttelt werden. Möglich sind Reis, trockene Bohnen, Linsen, Büroklammern, Münzen, Salz und so weiter….schaut einfach mal in der Küche rum, was sich eignen könnte. Immer in zwei dieser Behälter kam die gleiche Füllung.

Bei Kindern, die feinmotorisch sehr geschickt sind und darüberhinaus sehr viel Kraft in den Fingern haben, empfiehlt es sich, die Döschen zusätzlich zu verkleben, damit keine Kleinteile verschluckt werden.

Beide Kinder fanden es spannend, die Behälter zu schütteln, nicht nur die Geräusche sind unterschiedlich, es fühlt sich auch ganz verschieden an.

Wie faszinierend, dass Dinge, die gleich aussehen, ganz unterschiedliche Geräusche machen. Und ganz unterschiedlich schwer sein können.

Die von mir beabsichtigte Memory-Variante „Finde die Gleichen“ wurde erst später interessant, aber schon sehr früh waren diese Döschen immer wieder ein interessantes Untersuchungsobjekt.

Gerade mit solchen Kleinigkeiten, lässt sich die Wahrnehmung wunderbar trainieren – es werden gleich mehrere Sinne angesprochen.

Kinderwerkstatt Malen – ein tolles Buch

Ein wunderschön gemachtes Buch aus der Praxis.

Christina Studer erzählt in vielen anschaulichen Episoden aus ihrem reichen Erfahrungsschatz im begleiteten Malen mit Kindern. So ganz nebenbei wird damit auch ein Verständnis dafür geweckt, was diese Art zu malen für die teilnehmenden Kinder bedeutet.

Die unterschiedlichsten Aspekte kommen da ans Tageslicht. Manche Bilder müssen gemalt werden, um zur Stille zu finden. Andere zeigen einen inneren Plan auf.

Bilder können als Medizin wirken, ein asthmakranker Junge findet über einen Asthmakiller hin zu seinem wirklichen Sinnbild, einem Wal. Auf zwölf aneinander gefügten Blättern entsteht ein großer Wal, der eine kräftige Fontäne aussprudelt und so seinem kleinen Maler den Weg zeigt, mit dem Asthma besser umzugehen.

Andere Kinder arbeiten ihre Situation in der Familie auf, sei es nun ein Geschwisterkind und damit verbundene Gefühle von Eifersucht und Neid oder auch eine Trennung der Eltern und die damit verbundenen Schwierigkeiten. Trauer findet ihren Raum, aber auch Freude.

Die großen und kleinen Erlebnisse eines Kinderlebens finden ihren Weg auf Papier.

Christina Studer versteht es sehr gut, ihre Erklärungen mit den Praxisbeispielen zu kombinieren und so einen anschaulichen und gut lesbaren, fundierten Einblick in die Arbeit mit Kindern im Malraum zu geben.