Kann eine Rose traurig sein?

Irgendjemand fand in den letzten Tagen über die Google Suche „traurige rose malen“ hierher und bietet mir willkommenen Anlass, darüber zu schreiben, wie Gefühle in Bildern ausgedrückt werden können.

Eine traurige Rose – da kann sich jeder etwas darunter vorstellen, sie lässt die Blütenblätter hängen, ist welk und dahinter steckt die Geschichte einer unglücklichen Liebe.

Die traurige Rose – das ist ein Symbol, allgemeinverständlich, genauso wie das gebrochene Herz.

Bettina Egger sagt sinngemäß, dass solche Bilder pure Illustrationen sind, die nichts im Innersten bewegen und berühren. Im begleiteten Malen ist daher eine Rose eine Rose und eine welke Rose eine welke Rose. Entscheidend für das Bild ist die Geschichte, die darin steckt.

Wenn ein Bild wirksam sein soll, dann muss es eine enge Verbindung zum Malenden haben, seine ganz eigene Geschichte erzählen. Zumindest im begleiteten Malen nach Bettina Egger. Es gibt kunsttherapeutische Richtungen, die auch mit symbolischer Darstellung arbeiten und damit auch sicher ihre Erfolge erzielen.

Das begleitete Malen hat jedoch das Ziel, dass der Malende mit seinem Bild in einer starken Verbindung steht und nicht nur seinen Seelenzustand illustriert. Deshalb kann im begleiteten Malen niemals die Rose traurig sein – höchstens derjenige, der sie gemalt hat.

Wenn Wut zu lange gärt

Das Thema ist im Moment noch in allen Nachrichten aktuell, der Mord eines ehemaligen Schülers an seinem früheren Lehrer in Ludwigshafen. Der Tatort ist etwa 20 km von mir entfernt, verdammt nah.

Und wie jedes mal wieder macht sich die Fassungslosigkeit breit – wie kann so etwas passieren?

Schnelle und einfache Erklärungen werden dann gern gefunden – gewaltverherrlichende Computerspiele, aggressive Rockmusik bieten sich fürs einfache Gemüt immer wieder an.

Der Täter selbst gibt nach Medienaussagen als Motiv „sehr große Wut“ an.

Es erscheint abstrus, unfassbar – Wut auf schlechte Noten und ungerechte Behandlung führt nach Jahren zu einem solchen Gewaltausbruch?

Nach der Bluttat hat Bundespräsident Horst Köhler eine verstärkte „Kultur der Aufmerksamkeit“ gefordert. „Das ist ein Langzeitthema, das uns beschäftigen wird“, sagte Köhler bei einem Besuch in Trier. Die Täter litten oft länger unter bestimmten Dingen, bis sie „explodierten“: „Wir müssen alle viel aufmerksamer sein“, sagte der Bundespräsident.

Quelle: welt.de

Ich denke, Herr Köhler hat da schon einen guten Ansatzpunkt geliefert.

Der Knackpunkt ist in meinen Augen der Umgang mit Gefühlen, speziell der Wut und Aggression. Und das ist auch ein Ansatzpunkt für Eltern, um zu verhindern, dass vielleicht eines Tages der eigene Nachwuchs derart ausrastet.

Gerade wenn die Kinder größer werden und langsam anfangen sich vom Elternhaus zu lösen, wird der Einfluss der Freunde und Gruppen stärker. Der Charakter des Kindes prägt sich auf dem Weg ins Erwachsenenalter aus und verändert sich vielleicht auch. Gerade dann ist es wichtig darauf zu achten, wie das Kind mit seinen Gefühlen umgeht.

Auch wenn Kinder – besonders die Jungs – in dieser Zeit anfangen sich abzukapseln und versuchen ihre Gefühle hinterm Berg zu halten, wird doch noch oft genug sichtbar, wie sie mit Wut umgehen.

Explodieren sie bei der kleinsten Kleinigkeit?

Oder fressen sie in sich hinein?

Beide Extreme sind nicht gut, vor allem der letztere Fall ist in meinen Augen gefährlich und kann sich Jahre später fatal auswirken. Entweder als Extremfall durch einen solchen Ausbruch nach außen oder aber auch gegen sich selbst gerichtet in Form von Krankheiten oder Suizidität.

Je nachdem, wann es auffällt, dass ein Kind ungesund mit seiner Wut umgeht, gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten da gegenzuwirken.

Für Kinder bis ins Grundschulalter sind auf zzzebra.de eine Reihe von Spielen zum Umgang mit Wut und Aggressionen zu finden.

Spätestens wenn sich die ersten Anzeichen der Pubertät zeigen, sind diese Spiele wahrscheinlich nicht mehr so angesagt. Als Angebote in diesem Alter eignen sich beispielsweise ein Sandsack, Wutzettel, die zerknüllt und geworfen werden dürfen oder auch Wutbälle zum Kneten und auf den Boden werfen. Die lassen sich auch selbst herstellen, eine Anleitung dazu gebe ich in den nächsten Tagen.

Auch alle kreativen Beschäftigungen wie Malen, Musik, Schreiben sind hilfreich.

Wenn sich aber abzeichnet, dass ein angemessener Umgang mit Wut und Aggression nicht möglich ist, dann sollte unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.

Geeignet sind da beispielsweise Gestalttherapie, Kunsttherapie und Psychotherapie der unterschiedlichen Richtungen. Auch Heilpraktiker können bei solchen Problemen ein guter Anlaufpunkt sein.

Ich selbst biete speziell für dieses Problem die Arbeit mit Ton ergänzend zum Malen an – auch für Kinder und Jugendliche.

Kinderwerkstatt Malen – ein tolles Buch

Ein wunderschön gemachtes Buch aus der Praxis.

Christina Studer erzählt in vielen anschaulichen Episoden aus ihrem reichen Erfahrungsschatz im begleiteten Malen mit Kindern. So ganz nebenbei wird damit auch ein Verständnis dafür geweckt, was diese Art zu malen für die teilnehmenden Kinder bedeutet.

Die unterschiedlichsten Aspekte kommen da ans Tageslicht. Manche Bilder müssen gemalt werden, um zur Stille zu finden. Andere zeigen einen inneren Plan auf.

Bilder können als Medizin wirken, ein asthmakranker Junge findet über einen Asthmakiller hin zu seinem wirklichen Sinnbild, einem Wal. Auf zwölf aneinander gefügten Blättern entsteht ein großer Wal, der eine kräftige Fontäne aussprudelt und so seinem kleinen Maler den Weg zeigt, mit dem Asthma besser umzugehen.

Andere Kinder arbeiten ihre Situation in der Familie auf, sei es nun ein Geschwisterkind und damit verbundene Gefühle von Eifersucht und Neid oder auch eine Trennung der Eltern und die damit verbundenen Schwierigkeiten. Trauer findet ihren Raum, aber auch Freude.

Die großen und kleinen Erlebnisse eines Kinderlebens finden ihren Weg auf Papier.

Christina Studer versteht es sehr gut, ihre Erklärungen mit den Praxisbeispielen zu kombinieren und so einen anschaulichen und gut lesbaren, fundierten Einblick in die Arbeit mit Kindern im Malraum zu geben.

Die Heilkraft des Malens

Werner Kraus gibt in seinem gleichnamigen Buch einen hervorragenden Überblick über Kunsttherapie. Ich schreibe bewusst nicht ‚die‘ Kunsttherapie, denn es gibt ganz verschiedene Ansätze und Richtungen. Die wichtigsten werden von Kraus kurz erläutert und ihre unterschiedlichen Ansätze aufgezeigt.

Ich selbst habe dieses Buch kennengelernt, als ich begann, mich über die Ausbildung zur Kunsttherapeutin zu informieren und vor einem Riesenwust an Informationen und Ausbildungsmöglichkeiten stand.

Im Mittelpunkt des Buches stehen aber ganz praktische Fallbeispiele, die in gut lesbarer Form davon erzählen, was mit Kunsttherapie alles möglich ist.  Für diese Fallbeispiele überlässt Kraus den Therapeuten selbst das Wort. Genauso abwechslungsreich und unterschiedlich wie die einzelnen Therapieformen sind auch die Beispiele.

Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie zeigen, dass Kunsttherapie wirkt – auf oftmals ganz erstaunliche Weise. Empfehlenswert ist das Buch aber nicht nur für diejenigen, die selbst eine Ausbildung zur Therapeutin machen wollen, sondern noch viel mehr für diejenigen, die auf der Suche nach einer Kunsttherapie sind. Denn so unterschiedlich die Angebote auch sind, noch viel unterschiedlicher sind die Menschen, die sie nutzen. Die Informationen aus diesem Buch helfen dann dabei, das passendste Angebot zu finden.

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose

Immer wieder wenn ich über das begleitete Malen erzähle, werde ich mit Vorstellungen davon, wie Kunsttherapie sein müsse, konfrontiert. Nun gibt es in der Tat recht unterschiedliche Richtungen in der Kunsttherapie, einige setzen sehr stark auf Symbolismen und Farbpsychologie. Ich selbst kann nur für das begleitete Malen nach Bettina Egger sprechen, deshalb beziehen sich alle nachfolgenden Erläuterungen ausschließlich darauf.

Die Bedeutung der Farben:
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Im begleiteten Malen wird den einzelnen Farben keine symbolische Bedeutung beigemessen. Die Farben werden in den Bildern so verwendet, wie sie in der Wirklichkeit auftreten. Schwarz ist Schwarz, weil damit irgendetwas Dunkles gemalt wird und nicht Symbol für depressive Gedanken. Es kann ein Bild in der Nacht spielen, dann ist der Himmel Schwarz oder Dunkelblau, weil Nacht ist. Das muss nicht bedrohlich sein. Rot ist Rot, die Farbe einer roten Blume oder eines roten Pullovers, kein Symbol für Aggressivität.

Die Bedeutung der Motive:

Im begleiteten Malen werden Metaphern gemalt. Metaphern erzählen eine Geschichte, die für den Malenden eine ganz individuelle Bedeutung hat. Diese Geschichte ist sehr persönlich und berührend und bewirkt dadurch eine Veränderung. Die Bilder werden gegenständlich, realistisch gemalt. Will der Malende beispielsweise Kraft schöpfen, so kann eine Situation gemalt werden, in der das Gefühl „ganz viel Kraft haben“ da war.

Nicht immer ganz einfach von den Metaphern abzugrenzen sind Symbole. Symbole sind allgemein anerkannte Darstellungen, z.B. ein Herz als Symbol für Liebe. Symbole zu malen ist, nach Bettina Egger, wirkungslos, weil uns ein Symbol nicht wirklich berührt. Symbole können jedoch im Lauf des Malens zu Metaphern werden, wenn beispielsweise das Herz ein konkreter Gegenstand wird, ein Sofakissen in Herzform oder ein Anhänger. Gibt es dazu dann noch eine Geschichte, kann das Bild wirken.

Auch hier wird immer wieder deutlich, wie stark es doch allgemein akzeptierte Vorstellungen gibt, was etwas zu bedeuten habe. Im begleiteten Malen wird diese symbolische Bedeutung ganz bewusst in Frage gestellt und zu einem neuen, tiefergehenden Sinn geführt.