Malen heißt sehen lernen

Immer wieder, komme ich beim Malen an den Punkt, da stimmt irgendwas nicht auf dem Bild.

Aber was?

Ich kann es gar nicht genau lokalisieren, aber irgendetwas ist falsch, kann so nicht sein, verdirbt den Gesamteindruck.

Wie hilfreich ist dann eine Malbegleiterin, die als Außenstehende einen klareren Blick hat oder auch mal Modell steht, aber die ist ja nicht immer verfügbar.

Und wenn ich die Ursache dann gefunden habe, geht die Sucherei und Grübelei los.

„Wie muss das denn richtig aussehen? Mein Gedächtnis versagt, noch nie habe ich so genau darauf geachtet, wie denn nun ein Fuß aussieht, wenn jemand so in halber Schrittstellung auf einen zukommt. Auch die Logik und das Figurenkonstruieren hilft mir hier nicht weiter, alles was ich mache, sieht einfach nur falsch aus. 10 Bücher weiter dann die Erkenntnis, dass es wohl vielen anderen genauso geht, denn in dieser Haltung werden bei erstaunlich vielen Bildern, die Füße einfach außerhalb des Bildes gelassen. Auch eine Möglichkeit…
…warum eigentlich nicht?

Und nächstes Mal guck ich ganz genau, ganz sicher! ;)“

Ich schule beim Malen meine visuelle Wahrnehmung, nicht nur während des Malens selbst, das überträgt sich auch in den Alltag.

Genauer schauen, bewusster wahrnehmen, einen Anblick verinnerlichen.

Ich versuche die anderen Sinne zu aktivieren, wie fühlt sich der Rücken eines springenden Delfins an? Die Bewegung der Hand überträgt sich auf das Papier und ermöglicht es manchmal, eine Form, die rein visuell nicht vor meinem inneren Auge auftaucht, doch noch zu erkennen.

Und immer wieder begegnen mir kleine Wunder, die ich noch nie zuvor richtig wahrgenommen habe – wie sehen eigentlich die Beine eines Marienkäfers aus? Wie lang ist der Hals einer Giraffe denn nun? Wie verfärbt sich eigentlich so ein Herbstblatt?

Ich sehe die Welt mit anderen Augen…

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