Gibt es Störungen bei der Weiterleitung oder bei der Verarbeitung im Gehirn, so kommen Informationen trotz intakter Sinnesorgane nicht oder nicht vollständig an. Ist beispielsweise der Sehnerv geschädigt, so kann das Auge zwar sehen, das Gehirn erhält die Sehinformationen aber nicht oder unvollständig.
Beim Säugling findet in den ersten Lebensmonaten das eigentliche „Sehenlernen“ statt. Dafür gibt es ein enges Zeitfenster, was bis dahin nicht gelernt ist, kann auch später nicht mehr gelernt werden.
In den 70er Jahren deckten die Nobelpreisträger Torsten Wiesel und David Hubel jungen Katzen ein Auge ab. Die Katzen blieben auch später auf diesem, völlig gesunden Auge, blind. Auch beim Menschen ist diese Phänomen nachweisbar, Kleinkinder oder Erwachsen, die in der Vergangenheit wegen einer Linsentrübung operiert worden sind, blieben blind, obwohl das Auge nach dem Eingriff eigentlich funktionierte. Säuglinge, die früh genug wegen der gleichen Erkrankung operiert wurden, konnten das Sehen noch lernen.
Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass nun in allen Bereichen Hopfen und Malz verloren ist, wenn Störungen der Wahrnehmung vorliegen. Nur in den wenigsten Fällen ist die Wahrnehmung dann dauerhaft verloren. Das Gehirn ist erstaunlich anpassungsfähig, häufig benötigte Verbindungen werden als „Schnellstraße“ angelegt. Und auch geschädigte Bereiche können durch neue Vernetzungen in gewissen Grenzen wiederhergestellt werden.