Ästhetisches Empfinden…

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Bildgeburt

… ist ja eine recht subjektive Angelegenheit und Geschmacksfrage.

Erich Kästner bemerkte dazu in seiner unnachahmlichen Art und Weise:

„Der Eine isst gern Leberwurst, der andre grüne Seife!“

„Schönheit liegt im Auge des Betrachters“ – auch das passt in diese Rubrik.

In meiner Arbeit werde ich mit den unterschiedlichsten Bildern konfrontiert und immer mal wieder werde ich gefragt „Gefällt es Dir?“ oder „Findest Du es schön?“.

Diese Frage ist für mich ausgesprochen schwierig.

Zum Einen – das ist der ‚fachlich-theoretische‘ Teil, ist es ein Ziel meiner Arbeit, meine Malenden von der Notwendigkeit der Bestätigung aus dem Außen wegzuführen. Sie sollen sich selbst Anerkennung und Achtung geben können. Gerade Kinder führen mit dieser Frage die Erwachsenen gern aufs Glatteis. Kommt die fast schon automatische Bestätigung „ja, das ist schön geworden“, dann verliert das vermeintliche Lob ganz schnell seinen Wert durch den inflationären Gebrauch. Und – ganz am Rande – Kinder merken es sehr genau, wenn reflexhaft und unaufrichtig gelobt wird.

Zum Anderen bin ich als Begleiterin, so in den Bildprozess integriert, dass ästhetisches Empfinden für diese Bilder gar keine Rolle spielt, gar nicht aufkommt. Selbst wenn ich das wollte und versuche – ich kann die Bilder, die ich begleitet habe, nicht unter ästhetischen Gesichtspunkten beurteilen.

Das Bild ist für mich untrennbar mit seiner Entstehung verbunden.

Wenn ich das Bild ansehe, dann sehe ich ganz automatisch auch das Mädchen, das in stiller Konzentration ganz versunken, mit leuchtenden Wangen malt. Ich sehe den Mann, der staunend wie ein kleines Kind vor seinem Werk steht – „das habe ich geschaffen?!?“. Ich sehe die Frau, die mit ihrem Bild wahre Kämpfe ausgefochten hat, weil das Bild werden wollte, was es werden muss. Ich sehe den kleinen Jungen, der die Lava aus dem Vulkan schleudern lässt und dabei selbst die Energie eines Vulkans verbreitet.

Ich gebe die Frage normalerweise an meine Malenden zurück – „Findest Du es schön?“ „Bist Du zufrieden damit?“.

Oder ich schildere meinen Eindruck über den Malprozess. „Das hat Dir richtig Spaß gemacht.“ „Das war ganz schön harte Arbeit.“

Und hier und heute – so ganz unter uns – beantworte ich diese Frage mal:

„Ja, ich finde jedes Bild, das in meiner Begleitung entsteht, anrührend und berührend. Es ist jedes Mal wieder schön, eine ‚Bildgeburt‘ erleben zu dürfen. „

Gold und Silber lieb ich sehr…

silber…die Kinder entdecken es zumeist recht schnell – im Atelier gibt es goldene und silberne Farbe. Sie sind begeistert und verwenden es gern auch mal großflächig.

Die Erwachsenen tun sich damit schon schwerer. Gold und Silber (nebenbei bemerkt, es gibt auch rosa!) , das hat gleich so einen Touch von Kitsch, pfuibäh;).

Und gerade wenn nach einer Spur gemalt wird, dann fällt es uns Erwachsenen sehr schwer, wenn das, was wir da erkennen banal oder kitschig ist. Aber im begleiteten Malen darf genau das auch sein. Banales und Kitschiges. Nicht immer müssen die großen, ernsthaften Themen gemalt werden. Wenn uns danach ist und wir das erkennen, dann darf auch das Lebkuchenherz mit rosa Zuckerguß aufs Papier. Und uns vielleicht an eine unschuldige Jugendliebe erinnern. Oder an ein großes Liebesdrama. Oder die Dreizehnjährige in uns wecken, die voller überkochender Emotionen die erste Verliebtheit erlebt.

Gerade Gold und Silber bieten sich auch an, um besondere Wertschätzung auszudrücken. Ein glänzendes Schmuckstück, das wir unserem Selbstportrait umhängen, um uns selbst besonders zu würdigen.