Kunst gucken – es geht auch ohne Museum

War kein Museum zu besuchen, haben wir uns oft auch Kunstbände angeschaut. Die waren oft viel interessanter als Bilderbücher.
So war zum Beispiel eine Abbildung von Jan Brueghel d. J. „Der Einzug der Tiere in die Arche Noah“ Inspiration für gleich mehrere Bilder meiner Kinder.
Zunächst haben wir gemeinsam die Arche Noah Geschichte zusammengetragen, die beiden wussten schon recht viel darüber.
Interessant kann es auch sein, etwas über die Zeit, zu der das Bild gemalt wurde, und den Maler zu erzählen. Viele Kurzbiografien berühmter Maler sind hier zu finden.
Und hier ist das Original Arche-Noah-Bild von Brueghel zu sehen.

Meine Tochter hat es im Alter von 8 Jahren so dargestellt:

Die Tiere gehen zur Arche
Die Tiere gehen zur Arche

Kleine Randanmerkung: Dieses Kind war in der Malentwicklung ihrem Alter schon immer sehr weit voraus, bitte keine Sorgen machen, wenn andere 8jährige noch nicht so malen.

Der damals sechsjährige Sohn hat sich ganz stark von der Vorlage gelöst. Eigentlich sehr logisch und schlüssig, hat er erklärt, ‚da muss die Arche drauf‘, sonst wissen doch die Tiere gar nicht, wo sie hin sollen. (schmunzel)

Wenn die Arche nicht auf dem Bild ist, wissen die Tiere nicht, wo sie hin müssen.
Wenn die Arche nicht auf dem Bild ist, wissen die Tiere nicht, wo sie hin müssen.

Man beachte die „Leiter“ am Mast der Arche, das stellt eine andere Form der unorientierten Tastfigur dar.

Vom Bruder inspiriert, malte die Tochter dann noch ein zweites Arche Bild. (lächel) sogar die Schildkröten von ihrem ersten Bild, haben ihr Plätzchen gefunden. Und unübersehbar das Spinnenpärchen, das auf der Arche seine Netze gesponnen hat.

Die Arche mit dicken Regenwolken
Die Arche mit dicken Regenwolken

Ganz typisch für Kinderbilder sind hier die Bullaugen, die als Achse angeordnet sind.

Kleine bunte Wahrnehmungsübung

Nimm Dir ein Blatt Papier und ein paar Stifte – dicke Buntstifte oder Ölkreiden sind gut geeignet.

Lege eine alte Zeitung unter Deinen Papierbogen.

Such Dir eine Farbe aus, die Dir gerade besonders gut gefällt. Nimm nun diesen Stift in die Hand, mit der Du normalerweise nicht malst. Setze den Stift auf das Papier und lasse ihn sich bewegen. Ganz so, wie es Dir gerade gefällt. Achte dabei auf Deine Gefühle, wie fühlt sich das an?

Welche Bewegung tut Dir besonders gut?

Welche nicht?

Schliesse Deine Augen und bewege den Stift dabei weiter auf dem Papier. Wenn Du genug davon hast, höre mit den Bewegungen auf und spüre nach – wie fühlst Du Dich?

Öffne nun Deine Augen und schau Dir das Papier an – erkennst Du etwas?

Was ist das?

Was hat es mit Dir zu tun?

Wie geht es Dir mit dem Erkannten?

Besonders schön ist diese Übung, wenn sie zu zweit oder in einer kleinen Gruppe gemacht wird und über die Gefühle gesprochen werden kann. Jeder erzählt von sich und seinen Gefühlen, die anderen dürfen nicht werten und kritisieren.

Die Übung eignet sich auch für Kinder ab etwa drei bis vier Jahren und gerade die Kleinen erzählen normalerweise sehr unbefangen über ihre Bilder und die Gefühle dabei.

Und noch bunter – kleine Materialkunde

Das ist gut genug für Kinder – wie oft hört man das im Zusammenhang mit Mal- und Bastelmaterialien.
Bettina Egger schreibt in Faszination Malen: Praktisches, Erzieherisches, Anregendes
dazu:
„Das Gegenteil ist richtig. Besonders Kinder werden durch schlechtes, mangelhaftes Material schnell entmutigt, so sehr, dass sie das Malen ganz aufgeben. Während ein künstlerisch begabter Erwachsener mit einem Borstenpinsel, drei Pulverfarben und Zeitungsmakulaturpapier notfalls noch ein befriedigendes Resultat erzielen kann, muss das Kind aufgeben. Will es mit diesem Borstenpinsel eine Linie malen, so wird es das Nichtgelingen nicht dem ungeeigneten Borstenpinsel, sondern seiner eigenen Unfähigkeit zuschreiben. Es wird entmutigt und gibt auf.“

Soweit die fachliche Sicht. Als Mutter zweier sehr kreativer und produktiver Kinder kenne ich natürlich auch die andere Sicht – den Blick in den Geldbeutel.

Wir haben es immer so gehandhabt, dass es besondere „Malereignisse“ gab, unter meiner Aufsicht, bei denen wurde dann mit außergewöhnlichem und hochwertigem Material gearbeitet.

Bastelmaterial, das Kinder zur Verfügung haben sollten

Daneben gab es aber immer auch das Alltagsmaterial, über das die Kinder eigenständig verfügen konnten. Das war eine Kiste mit verschiedenen Papieren, da durften die Reste von gemeinsamen Bastelarbeiten zum Weiterverwerten rein, aber auch Prospekte, Kataloge, Briefpapier von nicht mehr exisitierenden Firmen. Daneben hatten sie vernünftige Bastelscheren zur Verfügung und die heißgeliebten Figurenstanzer. Ein Becher mit ordentlichen Filzstiften sowie eine Schachtel brauchbarer Buntstifte waren Standard. Immer verfügbar war Gummibärchenkleber, der nicht nur völlig ungiftig und billig ist, sondern auch noch über den Vorteil verfügt, dass er von Boden oder Möbeln abwaschbar ist.

Woran brauchbare Buntstifte zu erkennen sind? Sie haben relativ weiche Minen, die schon bei leichtem Druck einen gut farbigen Strich hinterlassen. Gerade für kleine Kinder bieten sich dabei die dicken Buntstifte an (entweder die gängigen Marken oder die von „Feinkost Albrecht“). Stifte, die beim Zeichnen kratzen oder nicht deutlich färben sind unbrauchbar, für Kinder und Erwachsene! Stifte, die ständig abbrechen sind ein Ärgernis, kein Material!

Bei den Filzstiften zahlt sich Qualität aus – nicht nur, dass die guten Exemplare (wir hatten Kinderfilzstifte von Edding) sich aus Kleidern auswaschen lassen, sie trocknen auch nicht so schnell aus. Besagte Markenstifte haben bei uns etliche Jahre gehalten und waren somit im Endeffekt günstiger als die billigen Großpackungen.

Bei Wachsmalkreiden habe ich große Qualitätsunterschiede festgestellt, wir hatten davon ein riesiges Sammelsurium aus ungeklärten Quellen (Altbestände aus der Verwandschaft, Beigaben aus diversen Kinderzeitschriften, usw.). Ein Teil davon roch schon derart eklig, dass ich irgendwann den ganzen Berg entsorgt habe. Stattdessen würde ich zu guten Ölkreiden raten, die kosten auch nicht die Welt.

Ab etwa 5 Jahren gehört noch unverzichtbar (nach Meinung der Kinder) Glitzerkleber dazu.

Anscheinend war diese Mischung gar nicht so falsch, denn noch heute malen und basteln meine Kinder ausgesprochen gern – mit jetzt 12 und fast 14 Jahren.

Hier ist eine Beispielzusammenstellung empfehlenswerter Materialien:

Jetzt wird’s bunt – Malen mit Kindern

Nach so viel Novembergrau schreit meine Seele geradezu nach Farben und was kann es Schöneres geben, als Kinder, die ihre Kreativität entdecken und ausleben dürfen.

Fangen wir mal ganz vorn an – ab wann kann man denn Kinder überhaupt malen lassen?

Mit meinen eigenen Kindern habe ich gemalt, ab dem Tag, an dem sie einen Stift halten und über Papier, bzw Stoff bewegen konnten. Optimal für diese Anfänge sind solche dicken Buntstifte* oder auch die Stockmar Wachsmalblöcke*. Unvergesslich ist mir der Augenblick, in dem sie entdecken, dass sie auf diese Art Spuren hinterlassen können.

Besondere Materialien für besondere Erlebnisse

Und schon sehr früh, durften sie auch auf anderen Materialien als Papier tätig werden. Ein unvergessenens Bild ist für mich, die Tochter mit zweieinviertel Jahren am kleinen Kindertisch stehend, der Sohn, gerade 9 Monate alt auf meinem Schoß und beide malen ganz begeistert Seidenkrawatten und -kissenbezüge als Weihnachtsgeschenke für die Verwandtschaft. Wir hatten dafür große Stifte, ähnlich wie Eddings, die mit Seidenfarbe gefüllt sind. Normale Striche hinterlassen eine Farbspur, den Stift auf die Seide gedrückt und die Farbe fließt. Und jedes altersgemäße Kritzelknäuel wird durch das Material zu einem beeindruckenden Kunstwerk.

Seidenkrawatten von Kindern bemalt

Diese speziellen Stifte sind wohl mittlerweile nicht mehr im Handel erhältlich, ich konnte sie zumindest online nirgends finden. Aber mit einem dicken Pinsel mit Spitze können etwas größere Kinder durchaus auch schon umgehen.

Gerade mit Seidenfarbe* lassen sich auch leicht ganz tolle Effekte erzielen. Grobkörniges Salz in die feuchte Farbe Seidenmalerei besonderer Effektgestreut und trocknen lassen, gibt wunderschöne Strukturen:bemalte seide besonderer effekt durch salz

Es lohnt sich auf jeden Fall, Kinder auch mal mit besonderen Materialien arbeiten zu lassen, auch wenn sie noch sehr klein sind. Das muss am Anfang auf jeden Fall unter Aufsicht und mit Unterstützung geschehen. Es bietet so die ideale Gelegenheit, um auch kleinen Kindern schon zu zeigen, dass es Materialien gibt, die mit besonderer Achtsamkeit behandelt werden müssen. Genau diese besonderen Materialien erlauben aber auch ganz besondere Ergebnisse. Und die Kinder erfahren so Wertschätzung für ihre kreativen Arbeiten.

Wahrnehmungsstörungen, Entwicklungsverzögerungen…

Greif zu!

…sind nur zwei Indikationen, bei denen für Kinder das freie Malen förderlich sein kann.

Auch bei Sprachproblemen, Schlafstörungen, Ängsten, ADS/ADHS, Dyskalkulie, Legasthenie, körperlichen Handicaps und vielen anderen ist das Malen eine wertvolle Unterstützung zu den dann angewandten Therapien.

Warum? Auf der einen Seite fördert es die Integration der Hirnhälften. Auf der anderen Seite gibt es die Möglichkeit, im geschützen Malraum, Gefühle zu äußern. Frustrationen, die als Folge der ursprünglichen Störungen auftreten, können so verarbeitet werden. Durch die kritikfreie Atmosphäre gibt es Erfolgserlebnisse, die das Selbstbewusstsein stärken. Noch mehr Argumente dafür sind hier zu finden.

Das Malen ersetzt aber keineswegs eine Ergotherapie oder Logopädie und natürlich schon gleich gar nicht den Arztbesuch. Es kann aber diese Therapien verstärken und unterstützen. Generell schadet es bei keinem Kind.

Und wenn das Kind nicht gern malt? Gerade dann lohnt sich ein Schnupperbesuch im Atelier, denn durch die spezielle Atmosphäre und die anregenden Materialien finden die meisten Kinder doch Spaß daran.

Wahrnehmungsstörungen

Gibt es Störungen bei der Weiterleitung oder bei der Verarbeitung im Gehirn, so kommen Informationen trotz intakter Sinnesorgane nicht oder nicht vollständig an. Ist beispielsweise der Sehnerv geschädigt, so kann das Auge zwar sehen, das Gehirn erhält die Sehinformationen aber nicht oder unvollständig.

Beim Säugling findet in den ersten Lebensmonaten das eigentliche „Sehenlernen“ statt. Dafür gibt es ein enges Zeitfenster, was bis dahin nicht gelernt ist, kann auch später nicht mehr gelernt werden.

In den 70er Jahren  deckten die Nobelpreisträger Torsten Wiesel und David Hubel jungen Katzen ein Auge ab. Die Katzen blieben auch später auf diesem, völlig gesunden Auge, blind. Auch beim Menschen ist diese Phänomen nachweisbar, Kleinkinder oder Erwachsen, die in der Vergangenheit wegen einer Linsentrübung operiert worden sind, blieben blind, obwohl das Auge nach dem Eingriff eigentlich funktionierte. Säuglinge, die früh genug wegen der gleichen Erkrankung operiert wurden, konnten das Sehen noch lernen.

Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass nun in allen Bereichen Hopfen und Malz verloren ist, wenn Störungen der Wahrnehmung vorliegen. Nur in den wenigsten Fällen ist die Wahrnehmung dann dauerhaft verloren. Das Gehirn ist erstaunlich anpassungsfähig, häufig benötigte Verbindungen werden als „Schnellstraße“ angelegt. Und auch geschädigte Bereiche können durch neue Vernetzungen in gewissen Grenzen wiederhergestellt werden.

Wahrnehmung – mehr als nur 5 Sinne

Immer wieder ist, auch in meinen Artikeln, von der Wahrnehmung die Rede.

Was genau ist damit denn gemeint?

Die Sinnesorgane erscheinen zunächst noch ganz einfach zu erklären, wir sehen mit den Augen, hören mit den Ohren, riechen mit der Nase und schmecken mit der Zunge.

Doch schon beim Fühlen wird es schwieriger, das entsprechende Sinnesorgan zuzuordnen. Die Haut leistet einen Teil dieser Arbeit, doch auch in den tieferliegenden Körperregionen gibt es „Rezeptoren“, die als „Muskelsinn“ die Stellung der Körperteile zueinander fühlbar machen.

Und wie war gleich noch der Geschmackssinn bei einer ordentlichen Erkältung? Wer nichts riecht, der schmeckt auch kaum etwas.

Die Sinnesorgane sind jedoch nur ein Teil der Wahrnehmung. Sie leiten ihre Eindrücke über die Nerven weiter an das Gehirn. Dort findet die eigentliche Verarbeitung der Sinnesreize statt. Nur die Sinnesreize, die dort auch weiterverarbeitet werden, sind Bestandteil der Wahrnehmung.

Wie sieht nun diese Weiterverarbeitung aus?

brrr, sauer
brrr, sauer

Nehmen wir an, wir betrachten eine Zitrone. Das Auge erkennt die Farbe, die Form, die Helligkeit und meldet all diese Informationen an das Gehirn weiter. Dort werden die gemeldeten Merkmale der Gedächtnisinformation Zitrone zugeordnet und gleich die zugehörigen Informationen über Geruch, Geschmack und wie sich eine Zitrone anfühlt bereitgestellt. Und auch wenn wir Zitronenduft wahrnehmen, funktioniert die Verarbeitung im Gehirn und stellt uns die Bilder und sonstigen Informationen zur Verfügung.

Wie das genau funktioniert, ist bisher noch nicht wissenschaftlich erklärbar.

Eine der Grundvoraussetzungen dafür, dass das funktionieren kann, ist jedoch altbekannt. Wir müssen irgendwann kennengelernt haben, dass das eine Zitrone ist. Wie sieht sie aus, wie fühlt sie sich an, wie riecht sie, wie schmeckt sie? Je öfter wir eine Zitrone wahrgenommen haben, desto schneller stellt uns das Gedächtnis die Informationen zur Verfügung.

Raumentwicklung bei Kinderbildern

Aus den parallel auftretenden Körper- und Geist-Ego-Bildern entwickelt sich die räumliche Darstellung und gleichzeitig auch die Gestaltung des Raumes. Aus den Einzelelementen wird eine gestalterische Gesamtheit.

geist ego raum1
Geist-Ego – Anfänge der Raumentwicklung
geist-ego-raum2
Fortgeschrittene Raumentwicklung in Geist-Ego-Bildern

Bei den reinen Geist-Ego-Bildern (sehen, denken, malen) wachsen Himmel und Boden zusammen. Anfangs willkürlich (wie Pulspunkte) in den Raum gestellte Elemente passen sich in Größe und Position der Umgebung an.
Diese Form der Raumentwicklung ist in der Praxis eher selten zu finden.

Häufiger entwickelt sie sich aus den Körper-Ego-Bildern (sehen, hineinfühlen, malen) in zwei möglichen Formen – als Zentralrabattement oder Achsialrabattement. Beim Zentralrabattement sind die Objekte um ein Zentrum herum angeordnet, beim Achsialrabattement an einer Achse entlang.

Körper-Ego-Bild im Achsialrabattement – Anfang der Raumentwicklung
Körper-Ego-Bild im Achsialrabattement – fortgeschrittene Raumentwicklung: die Bäume richten sich auf!

Im Verlauf der Entwicklung richten sich die Objekte auf bis hin zur realistischen räumlichen Darstellung.
Da bei vielen Erwachsenen dieser Prozess nie abgeschlossen wurde, treten derartige Darstellungen auch in Erwachsenenbildern noch oft auf und werden häufig als stimmig betrachtet.

Wie zusammenkommt, was zusammengehört

Nach Bettina Egger ist mit der gerichteten Tastfigur die Entwicklung der Urformen abgeschlossen. Die Urformen sind die Grundlage der visuellen Wahrnehmung und bleiben als Ausdruck des Körperempfindens erhalten.
Die weitere Malentwicklung verläuft in Richtung figurative Darstellung und Raumentwicklung, also dahin, das gesamt Blatt zu erobern.
Dabei kommen die Hirnhälften ins Spiel, denen ja allgemein nachgesagt wird, dass die linke Hälfte für Sprache und das lineare, logische Denken, die rechte dagegen für Intuition und ganzheitliche Wahrnehmung zuständig ist.
Das gut koordinierte Zusammenspiel der beiden Hirnhälften sorgt für eine umfassende, gut entwickelte Wahrnehmung.
In Kinderbildern zeigen sich die beiden Arten der Wahrnehmung zunächst parallel: als „Körper-Ego-Bilder“ und „Geist-Ego-Bilder“. Beide Darstellungsarten können in einem Bild auftreten.

Körper-Ego-Bilder

Die Körper-Ego Bilder als Abgesandte der rechten Hirnhälfte entstehen, indem sich das malende Kind in das hineinfühlt, was es malen möchte. So wie sein eigenes Körperempfinden ist, wenn es sich in einen Tisch „hineinprojiziert“, malt es diesen dann auch:

Körper Ego Bild

Die Körper-Ego-Bilder sehen zumeist so aus, als ob man etwas aus der Vogelperspektive betrachtet und plattdrückt.

Geist-Ego-Bilder

Im Gegensatz dazu stehen die Geist-Ego-Bilder. Diese werden „linkshirnig“ erzeugt, durch sehen und wissen. Nach einem Denkprozess wird das Ergebnis aufs Papier gebracht.

Geist-Ego
Geist-Ego

Der Geist-Ego-Tisch kann auch in gleicher Darstellung über 4 Beine verfügen.

integration der hirnhälften
Integration der beiden Darstellungsarten

Körper-Ego und Geist-Ego Bilder treten gleichzeitig auf. Lässt man ein Kind lange und oft genug frei malen, entwickelt es ein eigenes räumliches Wahrnehmungs- und Darstellungsvermögen. Das kann zum Beispiel über den folgenden Weg geschehen:

Die Verknüpfung verbindet die Elemente von Körper-Ego und Geist-Ego, die Integration schließlich ist die eigene perspektivische Darstellung.
Diese Entwicklung läuft normalerweise bis zum Alter von etwa 10 -11 Jahren ab. Leider werden Kinder häufig durch Schule oder Umfeld zu früh auf die Probleme der perspektivischen Darstellung aufmerksam gemacht. Sie bekommen Lösungen angeboten. Diese erlernten Lösungen sind jedoch nicht wirklich verstanden.
Viel zu viele Kinder verlieren noch vor der Vollendung dieser Integration die Lust am eigenen, freien Malen und Zeichnen. Entweder verweigern sie es völlig oder sie flüchten in schablonenhaftes Abzeichnen.

Die Entwicklung kann auch im Erwachsenenalter nachgeholt werden

Fangen sie dann als Erwachsene wieder an zu malen, sind die erlernten Regeln der Perspektive längst vergessen. Das Malen beginnt auf der Entwicklungsstufe neu, auf der als Kind aufgehört wurde. Viele dieser Erwachsenen qualifizieren dann ihre eigenen Werke ab und glauben sich völlig ohne Talent.
Doch auch im Erwachsenenalter kann die Entwicklung weitergeführt werden und zum wirklich eigenen Darstellen, Gestalten und Wahrnehmen werden.

Urformen – vom Kritzelknäuel ins Zentrum

Gibt man einem Kind zum ersten Mal einen Stift in die Hand, fängt es schnell an loszukritzeln. Es entdeckt, dass es mit dem Stift, Spuren auf dem Papier hinterlässt.

Kritzelknäuel
Kritzelknäuel

Diese entsprechen den noch ziemlich ziellosen Bewegungen des Neugeborenen. So wie das neugeborene Kind noch keine räumliche Orientierung hat und sich seiner Körpergrenzen noch nicht bewusst ist, sind auch die Kritzellinien noch diffus und ungerichtet. Sie verdichten sich aber in kurzer Zeit zu Knäueln.
In der nächsten Stufe fängt das Kind an, sich als eigenständiges Wesen wahrzunehmen. Es entwickelt eine Richtung und fängt an Ich und Umgebung zu unterscheiden. Es beginnt, sich von der Mutter loszulösen.

Spirale
Spirale

In der Malentwicklung wird diese Entwicklung mit der Spirale wiedergegeben. Wir Erwachsenen sind spätestens jetzt in der Versuchung, Gegenstände in diese Bilder hineinzuinterpretieren, erinnert uns doch die Spirale vielleicht an ein Schneckenhaus. Damit werden wir aber der kindlichen Bildersprache nicht gerecht. Diese Urformen geben vielmehr die Wahrnehmung, insbesondere die Körperwahrnehmung der Kinder wider.

Die endgültige Entdeckung, dass der Körper eine Grenze hat und Ich ein eigenes Wesen bin, bildet der Kreis. Es gibt eine Innenwelt und eine Außenwelt.

Kreis
Kreis

Dieser Entdeckung folgt die Erkenntnis, dass die Innenwelt über Strukturen verfügt. Der Bauch und insbesondere der Nabel wird als Zentrum dieser Innenwelt entdeckt.

Ich bin der Nabel der Welt
Ich bin der Nabel der Welt