Gerade erreichte mich eine Mail, in der eine Mutter nachfragt, was es bedeutet, wenn Kinder Häuser ohne Türen malen. Ihr Sohn hat in der Schule so gemalt und wurde daraufhin wohl von der Lehrerin zurechtgewiesen, das sei nicht schön. Er möchte seine Bilder nun auch nicht der Mutter zeigen und ist fest davon überzeugt, dass er nicht malen könne, weil da keine Türen drauf wären.
* AUTSCH *
Was es bedeutet, wenn das Haus ohne Tür gemalt wird, kann das Kind am besten selbst erklären. Häufig kommt von Kindern dann die Erklärung, dass die Tür auf der anderen Seite des Hauses ist – so banal.
Solange ein Kind nicht in seinem Verhalten ganz deutliche Besonderheiten aufweist, sind Häuser ohne Türen vollkommen harmlos – wenn Besonderheiten im Verhalten vorliegen, dann sollten diese nicht an Häusern ohne Türen festgemacht werden.
Natürlich legt die Küchentischpsychologie den Schluss nahe, dass ein solches Kind verschlossen ist, andere nicht an sich heranlassen will, etc. Das lässt sich aber nur am Gesamteindruck beurteilen. Sollte es tatsächlich so sein, ist es ganz sicher nicht hilfreich, einem solchen Kind dann eine negative Wertung (nicht schön) mitzugeben.
Wenn ein gemaltes Haus keine Tür hat, dann kann das ein Gesprächseinstieg sein. Durch die einfache Nachfrage „Hat das Haus keine Tür?“ erhält das Kind die Gelegenheit, seine Geschichte zu dem Bild zu erzählen. Anhand dieser Geschichte lässt sich dann vielleicht abschätzen, ob dieses Kind vielleicht wirklich Schwierigkeiten in irgendeiner Form hat. Möglicherweise hat es aber auch ganz einfach die (türlose) Seite des Hauses gemalt, weil an der die schönen Blumen blühen oder die Hundehütte steht. Weil diesem Kind das vielleicht in dem Moment ganz einfach wichtiger war. Oder womöglich hat es keine Tür gemalt, weil es nicht wusste, wie es die Tür malen soll, war verunsichert und hat sie weggelassen.
Ich kann diesem Kind nur wünschen, dass es dadurch nicht jetzt schon die Freude am Malen völlig verloren hat und würde dringend empfehlen, diesem Kind eine Möglichkeit zu schaffen, so zu malen wie es kann und will.
Wie soll ich in dieser Welt meinen Platz finden???
Alles Sch***!!!
Ihr seid alle so doof!!!
Ich gehe meine eigenen Wege, mache alles besser oder wenigstens anders!!!
Kennt Ihr das? Entweder, weil Ihr selbst gerade mittendrin steckt oder von der anderen Seite betrachtet, als Eltern, die mit genau dieser Haltung tagtäglich konfrontiert werden?
Anstrengend ist das – für alle Beteiligten.
Aber auch spannend und bereichernd, wenn man sich als Eltern (oder andere Bezugsperson) drauf einlassen kann. Das Hinterfragen zulässt und sich selbst und die Umgebung immer wieder überdenkt. Bereit ist, sich auf neue Gedanken und Wege einzulassen. Und die Erklärung „weil das nun mal so ist“ selbst in Frage stellt.
Warum werden Menschen mit blau gefärbten Haaren komisch angeschaut? Ja – warum eigentlich? Schadet jemandem dieses Anderssein?
Ist ein schrilles Outfit wirklich ein Zeichen dafür, dass der darinsteckende Kopf sich nicht mit ernsthaften Themen beschäftigt?
Wo holen mich Vorurteile immer wieder ein?
Pubertät und Adoleszenz – mehr Fragen als Antworten und gerade deshalb eine fruchtbare Zeit – für alle Beteiligten, die sich drauf einlassen können und wollen.
Genau dieses jugendliche In-Frage stellen ist eine unabdingbare Grundlage für Kreativität. Wer alles so akzeptiert wie es ist, kann keine neuen Ideen entwickeln.
So wie jeder ein inneres Kind in sich trägt, sollte sich auch jeder an den inneren Teenie erinnern, denjenigen der zweifelt und verzweifelt – an sich und der Welt und dann im nächsten Moment wieder vor Freude überläuft und nichts, aber auch gar nichts einfach so akzeptiert. Nicht immer und ständig, aber dann und wann.
Zumindest das, von dem mir gerade eine meiner Specksteinwerkstatt-Teilnehmerinnen berichtet hat. Es enthält wohl ein Buch, ein paar Schlüsselfeilen, einen Schleifschwamm und ein Specksteinöl, das auf den Steinen nicht hält.
Nun weiß ich zwar nicht, welches Set das im Detail ist, aber das spielt auch weiter keine Rolle.
Was ist unbedingt nötig, um Speckstein zu bearbeiten?
Selbst bei kleinen Steinen kommt man ohne Raspel nicht weit. Damit wird die grobe Form gestaltet. Es gibt sehr empfehlenswerte Speckstein Raspelfeilen, zur Not tut’s aber auch eine ausrangierte(!) aus dem Werkzeugkasten. Werkzeug, das mit Speckstein in Berührung gekommen ist, ist für sonstige Arbeiten verloren. Wenn Innenwölbungen gestaltet werden sollen (und das ist eigentlich fast immer der Fall), dann sind die unterschiedlich geformten gebogenen Specksteinraspeln ein Muss.
Feilen glätten den Stein vor und beseitigen die Riefen, die beim Raspeln entstanden sind. Schleifschwämme oder -papiere unterschiedlicher Körnung sorgen dann für den letzten Schliff und holen die Maserung des Steines überhaupt erst richtig raus.
Für die Endbehandlung tut’s auch Salatöl, das allereinfachste. Oder farblose Schuhcreme.
Mal ganz grob übern Daumen gepeilt kostet eine sinnvolle Werkzeuggrundausstattung etwa 30 Euro. Es gibt im Künstlerbedarf Startersets, die sich in dieser Größenordnung bewegen, sogar ein paar Steine dabei haben, und zumindest aus der Ferne einen halbwegs vernünftigen Eindruck machen.
Alles was drunter liegt, ist in meinen Augen für die Katz und Garant für Frust.
Weshalb malen Erwachsene beim begleiteten Malen mit den Händen, Kinder aber mit Pinseln?
Gute Frage, die da jemand an Google gestellt hat und auf die hier bisher noch keine vernünftige Antwort zu finden ist. Das wird jetzt aber sofort nachgeholt, denn diese Frage hat wirklich ihre Berechtigung.
Beim begleiteten Malen malen Kinder mit weichen Haarpinseln und den schon mehrfach erwähnten Flüssigfarben (von Lascaux).
Das schult zum Einen die Feinmotorik, denn es ist gar nicht so einfach, den Pinsel im richtigen Abstand zum Papier zu bewegen. Diese Distanz schafft die Grundlage für den nächsten wichtigen Grund:
Bewusstes Gestalten
Kinder verfallen beim Malen mit den Händen ganz automatisch ins ‚Matschen‘. Die Farbe auf den Fingern verführt so dazu, dass dabei nach Herzenslust geschmiert und vermatscht wird. Dabei bleibt dann aber ein ganz wesentlicher Aspekt des begleiteten Malens, nämlich das Gestalten, auf der Strecke.
Urformen, Körper-Ego und alle weiteren Aspekte der kindlichen Malentwicklung entwickeln sich beim bewussten Gestalten der Bilder (stärker). Der Kopf ist mit im Spiel. Deshalb malen die Kinder im Malraum mit Pinseln.
Wenn ich merke, dass ein Kind Frust, Wut, Unruhe oder Aggressionen in sich trägt, dann darf es durchaus auch mal ein Bild mit den Händen malen. Damit es besser rutscht, darf dann das Papier eingekleistert werden. Dabei kommen oft auch die Fingernägel zum Einsatz und dürfen bleibende Spuren auf den Farbschichten hinterlassen.
Ungefähr so sehen diese Bilder dann aus:
Sie haben durchaus ihren Reiz und auch ihre Berechtigung (lassen sich auch prima zu Hause malen), sind aber nicht der eigentliche Sinn des begleiteten Malens!
Viele Eltern, aber auch Erzieherinnen, machen sich Sorgen, wenn (speziell kleine) Kinder bevorzugt zu schwarz und braun greifen. In unserem Kulturkreis wird diesen Farben traditionelle eine eher negative Bedeutung zugemessen. Schwarz gilt als die Farbe der Trauer und auch dunkelbraun wird mit Ähnlichem assoziiert. Aber sind schwarz und braun wirklich traurige Farben?
Gerade kleine Kinder haben diese Deutung noch nicht verinnerlicht und viele greifen sehr gern zu den ganz dunklen Farben. Warum?
Schwarz auf weißem Papier gibt den größtmöglichen Kontrast. Mit keiner anderen Farbe sieht man so gut, was man gemalt hat, die Spuren sind in schwarz am deutlichsten.
Was für ein tolles Gefühl – ich hinterlasse deutlich sichtbare Spuren!!!
Wenn wir es schaffen, uns von unserem ‚Erwachsenenweltbild‘ zu lösen und Farbe schwarz wertfrei zu betrachten, dann können wir das erkennen und annehmen. 🙂 In anderen Kulturen, wie beispielsweise in Indien, gilt weiß als Farbe der Trauer.
Kinderbilder müssen nicht knallbunt sein – zumeist werden sie es ab einem gewissen Alter (so etwa späte Kindergartenzeit und Grundschulzeit).
Oft kehrt das Schwarz dann in der Pubertät wieder zurück, in Form von grafischen Elementen und sehr reduzierten, plakativen Darstellungen.
Doch auch hier gilt: kein Grund zur Besorgnis.
In der ’nicht Fisch nicht Fleisch‘ Phase ist das zunächst ganz normal und altersentsprechend und wenn keine sonstigen Auffälligkeiten vorliegen kein Alarmsignal sondern eher das Ausdruck des Lebensgefühls „Wie soll ich mich für Farben entscheiden, wenn ich doch selbst so gar nicht weiß wer und was ich bin?“. Gern spiegelt sich das auch in der Kleidung wieder und drückt hier oft auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppierung aus.
Gönnen wir den kleinen und größeren Kindern ihre Schwarz-Weiß-Malerei!
Ich habe es ja schon angekündigt, dass ich dabei sein werde, mittlerweile sind die ersten beiden Veranstaltungen gerade zu Ende gegangen.
Schon auf der gestrigen Vernissage bestätigte sich mein Eindruck, dass sich hier Menschen treffen, die nicht lange reden, sondern machen. Im November 2010 fing es mit der Idee und einem ersten Treffen an – im März 2011 war die ehemalige Lagerhalle soweit hergerichtet, dass das Artists For Freedom Event starten konnte. Enorm was in dieser kurzen Zeit geleistet wurde!
Madamfo Ghana Initiatorin Bettina Landgrafe war anwesend und berichtete über die Arbeit vor Ort. In Fischerdörfern in Ghana werden noch immer Kindersklaven auf den Schiffen eingesetzt. Diese Kinder werden von ihren Eltern verkauft, um das Überleben der Familie zu sichern und arbeiten bis zu 14 Stunden am Tag unbezahlt auf Fischerbooten. Durch ganz gezielte, für die Belange vor Ort passende Hilfe, wird gegen den Kinderhandel angegangen, in enger Zusammenarbeit mit den Betroffenen. Madamfo (Freundschaft) Ghana ist ein Projekt, bei dem die Hilfe eine wirkliche Hilfe zur Selbsthilfe ist und ganz direkt vor Ort ankommt.
Ein weiteres von Artists For Freedom unterstütztes Projekt ist Solwodi, ein Verein, der sich für Frauen einsetzt, die Opfer von Zwangsprostitution geworden sind und auch in Deutschland mittlerweile mehrere Beratungsstellen unterhält, in denen betroffenen Frauen aus ihrer Situation herausgeholfen wird.
Heute war nun das erste Event, ein Rockfrühstück mit AFF-Kids-Event. Alle Beteiligten haben sich dafür ehrenamtlich engagiert und sich über den regen Zuspruch gefreut.
Aber nun zum Malen mit den Kindern:
In 4 Stunden waren etwa 20 Kinder bei uns im Malbereich. Anfangs noch ein wenig zögerlich ließen sie sich sehr schnell auf das Malen ein und waren voller Begeisterung und Konzentration bei der Sache. Obwohl ein ständiges Kommen und Gehen war, war doch jedes Kind ganz bei seinem Bild. Ich staunte wieder mal, dass sie die Anordnung der Farben und Pinsel sehr schnell verstanden und akzeptierten. Jede Farbe hat zwei Pinsel und einen eigenen Wassernapf. Die Pinsel werden nur ausgewaschen, wenn eine andere Farbe drankommt, ansonsten bleiben die Farben durch die eigenen Pinsel sauber. Kinder wissen das sehr zu schätzen und achten dann akribisch darauf, die Farben sauber zu halten.
Und genauso erstaunlich ist die immer wieder entstehende Atmosphäre, auch in improvisierten Umgebungen mit Kindern, die sich vorher oft völlig fremd waren. Wertschätzung, Respekt und eine konzentrierte Ruhe prägten das Event. Auch die Allerkleinsten, die in diesem Fall etwa drei Jahre alt waren, konnten sich schon ausdauernd verweilen und begeistern. Und auch größere, bis ins Teeniealter fanden noch ihr Vergnügen.
Die meisten Kinder waren einverstanden damit, dass ihre Bilder ausgestellt werden; wer das nicht wollte, durfte sein Bild auch mit nach Hause nehmen. Und wer sich nicht entscheiden konnte, malte ganz einfach mehrere Werke und ließ zumindest eins davon zum Ausstellen da.
Für mich war es eine interessante und bereichernde Erfahrung innerhalb von vier Stunden mit so vielen völlig verschiedenen Kindern arbeiten zu dürfen und auch wenn in diesem Rahmen wenig Möglichkeit bleibt, auf Einzelne einzugehen, so waren ihre Besonderheiten doch sehr gut und schnell zu erkennen. In der Art wie sie an die Sache herangehen zeigt sich viel von ihrem Wesen.
Allen gemeinsam war eine große Begeisterungsfähigkeit und Aufgeschlossenheit, das Flair der gesamten Veranstaltung spiegelte sich in den malenden Kindern wieder.
Gummibärchenkleber ist ein ganz einfach, preiswert und schnell herzustellender Kleber. Und der allergrößte Vorteil – gerade für die ganz Kleinen – er ist darüber hinaus noch absolut ungiftig.
Man nehme fünf bis sechs Gummibärchen und erwärme sie. Entweder bei ganz niedriger Wattzahl in der Mikrowelle oder im Wasserbad. Wenn sie gerade anfangen flüssig zu werden, kommt etwa die gleiche Menge Wasser dazu. Gut verrühren und abkühlen lassen. In einem Schraubglas oder einer verschließbaren Kunststoffdose hält sich dieser Kleber einige Tage.
Er wird mit einem Borstenpinsel auf das Papier aufgetragen und ist wirklich hervorragend geeignet, um Papier auf Pappe oder Papier zu kleben. Im Gegensatz zu herkömmlichen Klebstoffen, wellt sich das aufgeklebte Papier dabei nicht, bzw. es trocknet glatt auf.
Ich habe ihn auch schon verwendet, um Packpapier auf Styropor aufzukleben, auch das hat ausgezeichnet funktioniert.
Probier’s mal aus und berichte von Deinen Erfahrungen damit!
Für total geheime Geheimsachen braucht es auch das standesgemäße Geheimversteck.
In diesem Workshop bauen wir ein ganz geheimes Geheimnisaufbewahrungsgeheimnis.
Mit Geheimtinte schreiben wir geheime Botschaften, die nur Eingeweihte entschlüsseln können, vor allem, wenn sie auch noch in einer ganz geheimen Geheimschrift geschrieben werden.
Und ein bisschen unterhalten wir uns ganz insgeheim auch darüber, welche Geheimnisse es eigentlich gibt, welche gut sind, und wie Ihr Euch verhalten könnt, wenn Euch bei einem Geheimnis nicht so wohl ist.
Eigentlich wollte ich zu Ihrem Artikel über die Frauenquote nur obigen Satz als Kommentar schreiben, denn insgesamt gehe ich mit Ihren Ausführungen weitgehend konform.
Die Diskussion in den Kommentaren und Diskussionen zu dem Thema, die ich an anderer Stelle verfolge, haben mich dann aber dazu bewogen, doch etwas ausführlicher auf einen Punkt einzugehen, der mir dabei am Herzen liegt und der meines Erachtens oft nur am Rand betrachtet wird.
Die Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Form der Kitas und Ganztagsschulen werden häufig als das Allheilmittel betrachtet und verkauft. „Nachdem wir die nun haben, wird es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Selbstregulation greift und die Frauen zum Sturm auf die Vorstandsetagen blasen“, so klingt das häufig. Aus meiner ganz praktischen Erfahrung sieht das jedoch sehr anders aus.
In den Kitas hat sich in den letzten Jahren da tatsächlich Einiges getan, waren vor gut zehn Jahren noch die ‚altbackenen‘ Öffnungszeiten (zum Beispiel 7:30 bis 12:00 und 14:00 bis 16:00 Uhr) gängig, so ist inzwischen durchgehende Betreuung so ziemlich an der Tagesordnung. Doch selbst das kann für eine herkömmliche Vollzeitstelle noch sehr knapp werden, wenn noch Fahrzeiten dazukommen und dann womöglich auch noch die gesetzlich vorgeschriebenen Pausenzeiten eingehalten werden. Doch die Kindergartenzeit lässt sich noch relativ gut managen, zur Not (wenn keine allzeit bereite Oma vorhanden) mit Abholgemeinschaften auf Gegenseitigkeit und ähnlichen Konstrukten. Mütter können ja gut organisieren und managen, die wuppen das schon. 😉
Beginnt dann aber die Schulzeit, dann geht das große Haareraufen los. Die verlockend klingenden Ganztagsangebote beinhalten in der praktischen Umsetzung doch noch ganz entscheidende Tücken. Die optimistische, jedoch leider irrige Annahme, die Kinder kämen aus der Schule und hätten dann sowas wie Feierabend hielt bei mir nur sehr kurze Zeit, sehr schnell wurde ich eines Besseren belehrt:
Schulschluß um 16 Uhr bedeutet in der Praxis, dass dann die staatliche Obhut endet – zumindest von Montag bis Donnerstag – denn freitags endet die Ganztagsschule zum herkömmlichen Schulschluß mittags zwischen 12 und 13 Uhr, je nach Klassenstufe. Das heißt ganz praktisch oft aber nur, dass es anschließend zu Hause weitergeht mit den Hausaufgaben, die während der offiziellen Schulzeit nicht geschafft wurden, Vokabeln lernen, auf Klassenarbeiten und Hausaufgabenüberprüfungen vorbereiten, Referate erstellen usw.
Je nach Länge des Schulwegs kommt ein Kind dann vielleicht erst gegen 17 Uhr daheim an und darf dann noch weitere ein bis zwei Stunden für die Schule arbeiten, gerne mit Unterstützung eines Elternteils, weil die Hausaufgaben nicht fertig wurden, da das Thema nicht verstanden war und der Oberstufenschüler oder die Mutter, die die schulische Hausaufgabenbetreuung übernimmt, das auch nicht erklären konnte. Oder das Kind mit dem nicht so ausgeprägten Arbeitseifer meinte mal wieder, die Hausaufgabenbetreuer austricksen zu müssen und nur einen Teil zu erledigen, was dann der Lehrkraft am nächsten Tag auffiel und der Rest somit nachzuholen war.
Nach zwei Jahren mit beiden Kindern in Ganztagsschule habe ich sie ziemlich entnervt davon abgemeldet (und meinen IT-Job gleich mit). Damit war dann auch gleich das nächste größere Problem vom Tisch – die zwölf Wochen Schulferien, die kein normaler Arbeitnehmer als Urlaub bekommt, von Brückentagen, abifrei, Lehrerfortbildungen und Konferenzen (verbunden mit Unterrichtsausfall) gar nicht zu sprechen. Nun will ich aber gar nicht nur blindwütig auf die Schulen schimpfen, die diese Missstände sehr wohl sehen und durchaus auch Ideen hätten, daran etwas zu verändern, wenn sie denn nur so könnten wie sie wollten. Können sie aber nicht, denn Schulen sind in Deutschland zum überwiegenden Teil in öffentlicher Trägerschaft.
Selbstregulatorische Kräfte und Anpassung an die Lebensrealität sind in diesem Bereich vollkommen illusorisch. Schulen dürfen nur einen kleinen Teil ihrer Mitarbeiter (sprich Lehrer) selbst auswählen und den großen Rest bekommen sie zugewiesen. Wenn bei Lehrern, die sich Dinge geleistet haben, die in der freien Wirtschaft schon beim ersten Anlass ein Grund zur fristlosen Kündigung wären, nur sehr, sehr viele Aktionen und Anstrengungen von Schülern, Eltern, Schulelternbeirat und Schulleitung dazu führen, dass der betreffende Lehrer schliesslich die Schule verlässt – und im Nachbarort weiterunterrichten darf, dann fehlt mir der Glaube daran, dass hier so ohne weiteres eine Anpassung an die gesellschaftlichen Realitäten stattfinden wird.
(Kleine Randbemerkung – meine Hochachtung gilt allen Lehrern, die in diesem kranken System engagiert und motiviert unterrichten.)
Wenn in den Kommentaren zum Persönlichkeitsblog-Artikel angemerkt wird, Planwirtschaft funktioniere nicht, so muss ich fragen, was denn dieses Schulsystem von den Abläufen her anderes ist? Im Bereich der Kindertagesstätten sieht es nur wenig rosiger aus. Mit den Möglichkeiten der Kinderbetreuung steht und fällt jedoch noch immer der berufliche Aufstieg oder Fall von Müttern.
Nun kann – meiner Meinung nach – der alleinige Segen auch nicht nur in einer verbesserten Struktur der Kinderbetreuung liegen, sondern parallel dazu muss das Umdenken und Umgestalten in der Wirtschaft und in den Köpfen der Familienväter stattfinden.
Vielleicht lässt eine Frauenquote ja gerade in den Bereichen mit sehr geringem Frauenanteil den Männern, die hier nun unter noch höherem Konkurrenzdruck (wie von Markus in seinem Kommentar angemerkt) stehen, den Spielraum ihre Einstellungen und ihr Denken zu reflektieren und gegebenenfalls einen Teil ihrer Energien statt in wenig erfolgversprechende Karrierebestrebungen partnerschaftlich im familiären Bereich einzubringen.
Und vielleicht kann es dann tatsächlich möglich werden, Beruf, Karriere, Kinder und Partnerschaft unter einen Hut zu bringen, auch wenn keine allzeit bereiten Omas zur Verfügung stehen.
Wenn es für jeden Elternteil möglich ist, die Arbeitszeiten familientauglich zu gestalten, ein krankes Kind auch beim Papa Vorrang vor dem Meeting haben darf und die qualifizierten und kompetenten Frauen ihren Fähigkeiten entsprechend in der Wirtschaft eingesetzt sind, dann darf die Quote gerne wieder vom Tisch.
Solange aber noch immer junge, intelligente und kompetente Frauen sich hier bei mir ihren Frust von der Seele malen, weil sie aufgerieben werden zwischen Kindergarten- und Grundschul-Bring- und Holdienste-, um ihre Beziehung fürchten und augenscheinlich mit ihrer ganzen Situation als „Nur-Hausfrau“ (selten blöder Ausdruck) unglücklich sind, muss sich ganz viel ändern, wenn’s sein muss, auch mit Quote!
Jetzt möchte ich doch mal zeigen, wie sie fertig bearbeitet und poliert in voller Schönheit aussieht:
Der ganz besondere Reiz bei dieser Arbeit war die Verbindung der beiden Steine. Die Kugel, die auf dem grünen Stein aufliegt, ist komplett freihand gestaltet und wie so manche Teilnehmerin der Werkstatt feststellen durfte, ist das gar nicht so einfach wie es aussieht. Die Finger und Hände sind dabei wesentlich hilfreicher als das Auge, sie ertasten unrunde Stellen, die so gar nicht sichtbar sind. Das räumliche Vorstellungsvermögen wird gefordert und zu Höchstleistungen angespornt.
Auch der grüne Stein, der die Basis für die Kugel bildet, verlangt dem Bearbeiter einiges ab – zickig wie eine Diva bricht und bröselt er gern an den Stellen, an denen das gerade gar nicht passen will. Immer wieder an neue Gegebenheiten anpassen ist hier das Gebot der Stunde(n) – ganz wie im echten Leben.
Und wenn wir schon bei zickigen Diven sind, auch die rosa Steine können das ganz gut. Schon fertig bearbeitet war diese Schönheit, als sie beim Hochheben meinte, sich entblättern zu müssen und ein ganzes Stück Stein fallen lies. Doch nach dem Nachbearbeiten wurde sie noch schöner:
Wer jetzt Lust bekommen hat, das auch mal auszuprobieren, der ist herzlich in die offene Specksteinwerkstatt eingeladen. Wann sehen wir uns dort?