Der Veränderungsturbo Teil 1: Wer kann etwas ändern?

Ich kann es ändern

Es klingt zwar selbstverständlich, aber wenn wir die Veränderungsbremsen betrachten, zeigt sich schnell, dass es das nicht ist. Ich und nur ich kann mein Verhalten ändern. Damit erzwinge ich eine Änderung auch bei meinen Mitmenschen. Ihr Verhalten kann ich nur und ausschließlich auf diesem Weg beeinflussen.

Hör also auf, Deine Energie darauf zu verschwenden, wie sich der Rest der Welt verhalten müsste, damit es Dir besser geht und konzentriere Dich auf das, was Du dafür tun kannst.

Aber was kann ich denn tun, wenn die Lehrer langweiligen Unterricht machen?

Du kannst Dich selbst mit dem Thema beschäftigen und interessante Aspekte daran suchen. Dann wird auch der Unterricht interessanter.

Aber was kann ich denn tun, wenn die Kollegen sich fies verhalten?

Du kannst ihnen Grenzen setzen – ich gebe zu, das ist nicht einfach, wenn man es nie gelernt hat.

Aber was kann ich tun, in einer Situation, die einfach nicht lösbar ist?

Du kannst Deine Sicht darauf verändern, auch das ist nicht leicht.

Und wenn ich es selbst nicht kann?

Dann kannst Du Dir Hilfe dabei holen. Hilfe, die Dir dabei hilft, es selbst zu tun. Manchmal genügt eine Anregung von außen und hilft dabei, eine neue Sichtweise zu gewinnen. In anderen Fällen kann eine längerfristige Unterstützung durch einen Coach, einen Psychologen oder natürlich durch therapeutisches Malen hilfreich sein.

Und wie finde ich Hilfe für mein Problem?

Hier ist eine umfangreiche Auflistung von Hilfsangeboten im Bereich Familie und Soziales. Die genauen Stellen findest Du, wenn Du dann nach dem Angebot und Deinem Wohnort suchst.

Spezielle Angebote für Schwangere gibt es beispielsweise bei der Bundesstiftung für Mutter und Kind.

Wenn Du Unterstützung bei der Pflege oder Versorgung dementer Angehöriger brauchst, sind neben den örtlichen Beratungs- und Koordinierungsstellen oder den Pflegediensten auch die Alzheimer Gesellschaft ein möglicher Anlaufpunkt.

Mobbingopfer finden hier jede Menge Informationen, überwiegend zum Thema Mobbing am Arbeitsplatz, speziell zum Thema Mobbing in der Schule gibt es auch diesen Anlaufpunkt .

Bei Depressionen gibt es eine Liste an Anlaufstellen und hier wird zuoberst die Telefonseelsorge mit den bundesweiten Rufnummern aufgeführt, die aber auch für alle anderen Probleme ein guter erster Ansprechpartner ist:
Tel: 0800 – 111 0 111 (24 Std/Tag, gebührenfrei, evangelisch)
Tel: 0800 – 111 0 222 (24 Std/Tag, gebührenfrei, katholisch)
Tel: 0800 – 111 0 333 (für Kinder und Jugendliche, gebührenfrei, Mo-Fr 14:00 – 19:00)
Tel: 0800 – 111 0 550 (für Eltern, gebührenfrei, Mo/Mi: 9:00 – 11:00 Uhr, Di/Do: 17:00 – 19:00)
Zur Onlinesucht gibt es mittlerweile auch eine ganze Reihe an Hilfsangeboten.

Bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gibt es eine Suchmöglichkeit nach Drogenberatungsstellen und eine Seite, die sich speziell an Jugendliche richtet.

Messies (desorganisierte Menschen) finden hier eine Anlaufstelle.

Möglichkeiten, wenn Du allein nicht weiterkommst, gibt es also jede Menge, in Anspruch nehmen musst Du sie selbst.

Und das bedeutet in der Regel auch, zumindest dort anzurufen oder hinzumailen.

Wenn Du für Dein Problem keinen Anlaufpunkt findest, dann mail mich an, ich helfe bei der Suche.

Doch es gibt auch eine ganze Reihe von Veränderungen, die wir allein schaffen können, mehr dazu gibt es in den nächsten Tagen.

Angehörige von Suchtkranken, Demenzpatienten, ADS-Kindern

Schreibabys, behinderten Kindern, Alkoholikern, Pflegekindern, verhaltensauffälligen Kindern, Parkinsonpatienten, MS-Kranken, Depressiven, Menschen mit psychischen Erkrankungen, Pflegebedürftigen und ganz vielen Anderen, haben oft eins gemeinsam:

Sie stecken bis über beide Ohren in den Problemen ihrer Liebsten und vergessen dabei oftmals ihre eigenen Bedürfnisse.

Das laugt auf Dauer aus und kann im schlimmsten Fall zu Burnout und Depressionen oder auch zum körperlichen Zusammenbruch führen und damit dann auch dazu, dass es nicht mehr möglich ist, sich für die erkrankten Angehörigen einzusetzen.

„Achte auf Dich selbst!“

Das meint keineswegs Egoismus und Vernachlässigung der Pflichten, sondern beinhaltet die Erkenntnis, wenn es mir nicht gut geht, kann ich für niemanden sorgen.

Sorge also dafür, dass Du ausreichend Pausen hast, Zeit für Dich allein.

Gehe Deinen eigenen Interessen nach.

Besorg Dir Hilfe, nimm sie in Anspruch.

Definiere Deine Grenzen und achte darauf, dass sie eingehalten werden.

Gerade wenn so viel an Dir hängt, ist es wichtig, mit Deinen Kräften zu haushalten.

Selbsthilfegruppen können Dir Rückhalt und Verständnis geben. Beratungsstellen gibt es für so ziemlich jedes Problem, sie warten nur darauf, dass Du Kontakt zu ihnen aufnimmst.

Und auch das Begleitete Malen kann Dir eine hilfreiche Auszeit sein, um Kraft aufzutanken und Dir Deiner Gefühle und Bedürfnisse bewusst zu werden. Hast Du es schon mal ausprobiert?

Interview mit Steffen Flügler „Die Treppe in die Dunkelheit“

Steffen Flügler, Autor von „Die Treppe in die Dunkelheit“, war so freundlich mir in einem Interview einige Fragen zu beantworten.

In der „Treppe in die Dunkelheit“ erzählst Du Deine Geschichte. Was hat Dich motiviert, dieses Buch zu schreiben?

Ich bin mit meiner Geschichte schon vor meinem Buch an die Öffentlichkeit gegangen, indem ich Suchtvorträge hielt. Mir wurde dadurch immer klarer, dass meine Lebensgeschichte doch einen sehr positiven Sinn haben kann, wenn ich sie weitergebe und somit Aufklärungsarbeit leiste. So ist auch langsam die Idee mit dem Buch geboren worden.

Die Person, die mich am meisten motiviert hat meine Geschichte aufzuschreiben, war meine jüngere Schwester, die selbst Autorin ist.

Mir war es von Anfang an sehr wichtig, in erster Linie nicht mitzuteilen WAS, sondern WARUM ich das erlebt habe. Diese Botschaft war meine stärkste Motivation zu schreiben.

Wie würdest Du persönlich Sucht definieren?

Sucht in ein paar Sätzen zu definieren, damit es auch für Außenstehende verständlich ist, ist unheimlich schwer. Dafür ist die Sache viel zu komplex. Ich habe für mein Buch 240 Seiten gebraucht, um Sucht zu definieren. Ich könnte locker noch einmal 240 Seiten schreiben, um genauer darauf einzugehen und wäre immer noch nicht fertig.

Wenn man Sucht im Allgemeinen definieren will, sollte man jedem einzelnen Merkmal der Abhängigkeit eine Definition geben. Diese einzelnen Merkmale sind alleine schon sehr komplex in sich.

Ab welchem Punkt wird etwas zur Sucht?

Meiner Meinung nach kann man nicht exakt sagen, ab diesem oder jenem Punkt wird etwas zur Sucht. Die Grenzen sind sehr schwer wenn überhaupt zu erkennen. Außerdem sieht jeder diese Grenze woanders.

Ist jemand süchtig, der sagt: „Ich brauche jeden Morgen zwei Tassen Kaffee, oder mit mir ist nichts anzufangen.“??? Ich denke, bei so einer Aussage gehen die Meinungen weit auseinander, ob süchtig oder nicht.

Natürlich, je häufiger sich meine Gedanken um eine Substanz drehen, je mehr ich meinen Tag danach ausrichte, je mehr es mein Handeln bestimmt, umso tiefer stecke ich in der Abhängigkeit.

Ab welchem Punkt dieses Verhalten zur Sucht geworden ist, ist im Nachhinein nur sehr schwer nachvollziehbar.

Speziell beim Thema Alkohol – wo läuft da, Deiner Meinung nach, die Grenze zwischen ungesundem Konsumverhalten und dem, was akzeptabel ist?

In der Vergangenheit wurde davon ausgegangen, dass ein täglicher Konsum von 20 g reinem Alkohol bei einer Frau und 40 g bei einem Mann eher unbedenklich wäre (20g reiner Alkohol entspricht etwa 0,5 Liter Bier oder ein Viertel Liter Wein).

Mittlerweile weiß man aber, dass diese Menge bei täglichem Konsum über einen längeren Zeitraum auf jeden Fall schädlich für Leber und Gehirn ist. Selbst der tägliche Konsum der Hälfte dieser Menge wird nicht mehr als unbedenklich angesehen.

Ich selbst finde es in Ordnung, wenn jemand zum Essen oder bei einem speziellen Anlass ein Bier, ein Glas Sekt oder Wein trinkt. Im Gegensatz dazu halte ich es für sehr bedenklich, wenn jemand die ganze Woche nicht trinkt, aber sich dafür am Wochenende fünf Bier hintereinander reinschüttet, um den Stress von der Arbeitswoche abzubauen.

Gerade bei Kindern ist in den letzten Jahren zu beobachten, dass immer mehr immer früher zu Alkohol greifen, bis hin zur ausgewachsenen Alkoholvergiftung mit Krankenhauseinweisung. Was sind Warnsignale, bei denen Eltern oder Lehrer aufmerksam werden sollten?

Als Warnsignale würde ich folgende Punkte beachten:

-Wechsel des Freundeskreises

-Schulischer Einbruch

-Vernachlässigung der Interessen (z.B. früher nachgegangenen Hobbys)

-Extreme Unzufriedenheit, Aggression, Niedergeschlagenheit oder ähnliche Emotionen

-Stimmungsschwankungen

-Rückzug aus dem sozialen Umfeld

-Geheimniskrämerei

-Lügen

-Chronischer Geldmangel

Solche und weitere Signale werden oft in verschieden starker Ausprägung bereits am Anfang von Alkohol-bzw. Drogenmissbrauch sichtbar. Da aber viele dieser Erscheinungsbilder und Veränderungen gerade gehäuft in der pubertären Phase auch ohne Rauschmittelkonsum auftreten, ist es auch hier sehr schwierig abzugrenzen.

Ich würde auf jeden Fall dazu raten, ob Eltern oder Lehrer, den Jugendlichen bei Verdacht sofort darauf anzusprechen.

In Deinem Buch steht, dass Du mit zwölf Jahren angefangen hast Bier zu trinken, um ‚lockerer‘ zu werden. Kannst Du Dir im Nachhinein irgendwas vorstellen, was vielleicht die weitere Suchtkarriere an diesem Punkt hätte verhindern können? Oder – konkret gefragt – was können Eltern tun, wenn sie den Eindruck haben, dass ihre Kinder in dieser Altersklasse Alkohol trinken?

Im Nachhinein muss ich sagen, dass mich schon ziemlich schnell nichts mehr vom Alkohol hätte abhalten können. Mir hat das einfach zu viel gegeben. Ich war plötzlich in der Lage, in kürzester Zeit, Mut, Selbstvertrauen, Zugehörigkeitsgefühl und vieles mehr zu erlangen. Ich war nach zwei Bier ein völlig anderer Mensch, mit völlig anderen Charakterzügen. Ich konnte plötzlich der Mensch sein, der ich schon immer sein wollte.

Wenn ein Kind anfängt Alkohol zu trinken und hat dadurch einen solch enormen „Gewinn“, ist der Zug eigentlich schon abgefahren und kaum noch aufzuhalten. Deswegen sollten Eltern ihre Kinder aufklären, bevor es soweit kommt.

Klar wurde mir in meinem Elternhaus und der Schule gesagt, dass Alkohol und Drogen „schlecht“ sind, man davon abhängig wird und letztendlich daran stirbt. Aber solche Aussagen geraten schnell in Vergessenheit, wenn man richtig gute Gefühle durch den Konsum bekommt.

Mir wurde nie gesagt, dass Alkohol und Drogen zuerst einmal gute Gefühle auslösen.

Mir wurde nie gesagt, dass Alkohol und Drogen zuerst einmal zu Höchstleistungen anspornen.

Also wurde mir auch nie gesagt, dass genau diese Punkte die Türe zu einer Suchtkarriere öffnen.

Deswegen arbeite ich mit Schülern, Eltern und Lehrern und nur deswegen habe ich mein Buch geschrieben. Ich möchte, dass sich so viele Menschen wie möglich ein klareres Bild über die Sucht machen können.

2010 gebe ich verstärkt Veranstaltungen für Eltern und Lehrer. Es liegt ja auf der Hand, dass man nur aufklären kann, wenn man Wissen über die Sache hat, über die man aufklärt. Dieses Wissen möchte ich vermitteln.

Ob es „die“ typische Suchtpersönlichkeit gibt, ist ja mittlerweile umstritten. Gibt es bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die dafür anfälliger machen, süchtig zu werden?

Ich würde auch nicht behaupten, dass es eine typische Suchtpersönlichkeit gibt. Wer allerdings im hohen Maße empfänglich für Minderwertigkeitsgefühle, Angst, Alleinsein, Melancholie, Leistungsdruck oder ähnliches ist, ist mit Sicherheit gefährdeter als andere. Es ist dabei aber zu berücksichtigen, ob, oder inwieweit die Person diese Gefühle mit einer Substanz ausgleichen kann.

Du beschreibst auch das Netzwerk der Co-Abhängigen, die mit ihrem gut gemeinten Verhalten dazu beitragen, die Sucht aufrecht zu erhalten. Was können Angehörige, Freunde, Partner von Süchtigen sinnvoll tun, um zu helfen?

Helfen kann man eigentlich nur, indem man nicht mehr hilft. Also, den Süchtigen fallen lässt und ihm weder finanzielle noch emotionale Hilfe gewährt. Der Angehörige sollte dem Abhängigen unmissverständlich zeigen, dass er ihn aus seinem Leben verbannt hat, solange dieser nicht bereit ist, sein Leben grundlegend zu ändern (Therapie).

Für Freunde, Lebenspartner und insbesondere für Eltern, ist das natürlich ein harter und manchmal kaum zu bewältigender Schritt. Man unterstützt ja den geliebten Menschen, wenn es ihm schlecht geht und plötzlich soll man ihn auf der Straße liegen lassen. Für die meisten Leute ist das nur ganz schwer nachvollziehbar.

Ich empfehle jedem Angehörigen eine Selbsthilfegruppe oder Suchtberatungsstelle aufzusuchen, um sich zu informieren.

Angehörige ahnen oft nicht im Entferntesten, wie tief sie mit der Sucht des Abhängigen verstrickt sind.

Vielen Dank für die interessanten und aufschlußreichen Antworten.

Kinder begleiten – im Atelier und auch zu Hause

Kinder durchs Leben und ihre Bilderwelt zu begleiten, das fasziniert mich immer wieder. Sowohl beruflich als auch privat.

Ich freue mich, wenn ich an ihren Themen teilhaben darf, ob es nun Freude oder Ärger in der Schule ist, die erste Liebe, nachdenkliche Überlegungen oder kreative Ideen.

Und gleichzeitig ist da immer auch die Sorge präsent, ob sie auch stark genug sind oder werden für das Leben in dieser Zeit.

Was kann ich dazu beitragen, sie auf die Eigenständigkeit, das Erwachsenwerden vorzubereiten?

  • Ich muss sie als Menschen mit ihren eigenen Bedürfnissen wahrnehmen und respektieren – von Anfang an.
  • Ich möchte jeden Tag herzhaft mit ihnen lachen können.
  • Ich lasse sie ihren Weg in ihrem Tempo gehen.
  • Ich muss ein offenes Ohr haben, für ihre Sorgen und Nöte und am besten ein gut funktionierendes Radar, das mich auch ohne Worte erkennen lässt, wenn etwas anliegt.
  • Ich gebe ihnen Gelegenheiten sich auszudrücken – verbal und nonverbal.
  • Ich habe Vertrauen in sie und ihre Fähigkeiten.

Was ist das allerwichtigste Wort?

Danke? Bitte? Essen? Trinken? Jawoll? Nein!

Meiner Meinung nach ist das allerwichtigste Wort, das es überhaupt gibt das „NEIN!“.

Laut und deutlich ausgesprochen, kann es lebensrettend sein.

„Nein!“, wenn der Schulfreund noch schnell vor dem Auto dahinten über die Strasse rennen will.

„Nein!“, wenn der jugendliche Kumpel Bier, Schnaps Joint oder sonstwas anbietet.

„Nein!“, wenn die Tante, der Onkel oder sonstwer das herzige Kleinkind gegen seinen Willen busseln will.

Eigentlich ganz selbstverständlich und doch nicht so einfach. Wie oft versuchen wir Erwachsene uns mit „Notlügen“ aus unangenehmen Situationen zu befreien? Ob es nun Verleugnenlassen am Telefon ist oder „wichtige, kurzfristig angesetzte Termine“, die uns daran hindern, Zusagen einzuhalten.

Und wie oft werden Kinder ob ihrer Unhöflichkeit gerügt? „Komm schon, gib der Tante ein Küßchen!“ „Wie kannst Du nur zur Oma sagen, dass der Pullover, den sie Dir geschenkt hat, kratzig ist, der ist doch ganz weich!“

Ich denke, es ist sehr wichtig „Nein!“ sagen zu dürfen, das zeigt, dass sich jemand seiner Grenzen bewusst ist und deren Einhaltung fordert. Wer zu allem ja und amen sagt, sich alles gefallen lässt, der wird leicht zum Opfer.

Dabei soll aber nicht einer grenzenlosen Erziehung das Wort geredet werden, ganz im Gegenteil. Kinder können noch nicht alles selbst entscheiden und müssen durchaus ein „Nein!“ der Eltern akzeptieren. Es muss ihnen aber gleichzeitig auch immer wieder bewusst gemacht werden, warum dieses „Nein!“ gefallen ist, entweder in der entsprechenden Situation oder danach in einem klärenden Gespräch.

Auch wenn man sich dann als Elternteil gelegentlich vorkommt wie ein plappernder Papagei. „Nein, wir kaufen jetzt kein Überraschungsei weil es gleich leckeres Mittagessen gibt“ und ein „Nein, wir rennen nicht über die Strasse, zuerst müssen wir schauen, ob ein Auto kommt!“.

Ich selbst habe es so gehalten, dass ich meine „Nein!s“ auf das Notwendigste beschränkt habe und schon früh ein „Nein!“ meiner Kinder akzeptiert habe, wenn es akzeptabel war. Im Sommerkleidchen in den Kindergarten, bei 12° Außentemperatur? Das gab es genau einmal, ohne große Diskussion davor und ohne weitere Diskussionen danach (einmal frieren war wirkungsvoller als viele Worte). Die wenigen, notwendigen „Nein!s“ wurden aber klaglos akzeptiert.

Grenzen setzen und Nein-Sagen, das betrachte ich als überlebenswichtige Strategien von Kindesbeinen an. Und als Schutz vor allen möglichen Gefahren, von Sucht bis zum Kindesmißbrauch.

Doch oft erlebe ich es im Atelier, dass es erwachsenen Malenden – speziell Frauen – schwer fällt, klare Grenzen auf ihrem Bild zu malen. Woher das kommt und was es bedeutet? In der Regel sind das Menschen, denen es auch im Leben schwer fällt, Grenzen zu ziehen. Das Üben auf dem Papier trainiert dann dieses neue Verhaltensmuster. Und schützt so vor Burnout, Stress und ausgenutzt werden.

Kinder und Alkohol – erschreckende Fakten

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Hilft nicht weiter!

Ich war mir lange nicht sicher, ob da nicht einfach nur ein Thema durch die Medien hochgepuscht wird. Flatratesaufen mit tödlichen Folgen – erschreckende Einzelfälle, die erfolgreich ausgeschlachtet werden? Oder gibt es wirklich einen Anstieg des Problems?

Ein Artikel in der Welt online aus dem November 2009 spricht von einer Verdoppelung der Krankenhauseinlieferungen in drei Jahren in einer Klinik in Hamburg.

Das statistische Bundesamt belegt bundesweit deutlich steigende Fallzahlen:

Wurden in 2000 noch 2.194 Kinder zwischen 10 und 15 Jahren mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert, waren es in dieser Altersgruppe im Jahr 2008 4.512, also mehr als doppelt so viele. In der Altersgruppe zwischen 15 und 20 Jahren stiegen die Zahlen im gleichen Zeitraum gar von 7.320 auf 21.197, was fast eine Verdreifachung darstellt.

Das Bundesministerium für Gesundheit bestätigt diese Tendenz und lässt ihre Drogenbeauftragte, Mechthild Dyckmans, sich folgendermaßen äußern:

„25.700 volltrunkene Kinder und Jugendliche in der Notaufnahme sind der traurige Rekord der letzten zehn Jahre. Noch nie betrank sich eine so große Zahl von Kindern und Jugendlichen derart hemmungslos. Gegen das Rauschtrinken dieser ständig wachsenden Gruppe von Kindern und Jugendlichen muss mehr getan werden.“

„Besondere Sorgen bereiten mir die 4.500 Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren, welche aufgrund einer Alkoholvergiftung stationär behandelt werden mussten. Auch in dieser sehr jungen Gruppe ist die Zahl der Alkoholvergiftungen um 19 % angestiegen (von 3.800 auf 4.500). Eine erschreckende Entwicklung ist der erneute Anstieg bei den 10- bis 15-Jährigen Mädchen von 1.900 auf 2.400. In dieser Teilgruppe stiegen die Alkoholvergiftungen mit 22 % im Vergleich zum Vorjahr am stärksten an. Besorgniserregend ist, dass die Zahl der 10- bis 15-Jährigen volltrunkenen Mädchen jene der Jungen bereits zum zweiten Mal übertraf (2.400 vs. 2.100).“

„Diese Kinder und Jugendlichen stellen zwar eine ständig wachsende, aber dennoch nur eine Minderheit unter den Kindern und Jugendlichen dar. Insgesamt ging der regelmäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen in den vergangenen Jahren zurück. „

Nun stellte sich mir die Frage, ob es ähnlich zu betrachten ist, wie sich ein Kommentator zum Welt Artikel äußert:

früher haben die Kinder ihren Rausch zu Hause ausgeschlafen. Damals waren es die Leute die sich heute darüber aufregen.

Ich erinnere mich noch gut daran, dass auch in meinen Teenietagen auf Partys Alkohol durchaus eine Rolle spielte. Da wurde in der Altersklasse um die 16 Jahre auch mal ordentlich über den Durst getrunken bis hin zum Erbrechen. Die Getränke waren aber in erster Linie Wein, Bier oder Sekt, gern gemischt mit Cola oder Limo. Alkopops waren noch ein Fremdwort und Wodka spielte damals, zumindest in meiner Umgebung überhaupt keine Rolle. Es gab einige wenige, die schon früh mit dem Trinken begonnen hatten und bis zu dem Alter dann auch schon anderes komsumierten.

Also Entwarnung?

Früher war es auch nicht anders?

Ich fürchte nein. Erschreckend ist auf jeden Fall, dass immer früher hochprozentiger Alkohol ins Spiel kommt. Zu einem Zeitpunkt, an dem der kindliche Körper das noch gar nicht wegstecken kann. Alkopops und Wodka mit Brausepulver, das war vor 25 Jahren (zumindest soweit ich es damals mitbekommen habe) überhaupt kein Thema.
„Trinken bis der Arzt kommt“ heißt eine hochinteressante Reportage des ZDF zu diesem Thema, die immer mal wieder im TV ausgestrahlt wird und ansonsten auch sicher in den gängigen Videoportalen zu finden ist.

 

 

Alkohol mit zwölf – und was kommt dann?

Die Treppe in die Dunkelheit – Eine Suchtgeschichte von Steffen Flügler

Ein Zwölfjähriger fängt an Alkohol zu trinken und schafft erst 17 Jahre später den Ausstieg aus seiner langen Suchtgeschichte. Mir, selbst Mutter eines zwölfjährigen Sohnes, rutscht das Herz in die Hose, als ich die Kurzbeschreibung dieses Buches sehe.

Wie kommt es soweit?

Diese Frage bewog mich dazu, das Buch von Steffen Flügler zu lesen. Er erzählt darin seine Lebens- und Suchtgeschichte.

Von den Anfängen, als er sich Mut antrinkt, um dem hübschen Mädchen näher zu kommen. Dem Bier gesellt sich schnell Hochprozentiges hinzu, die ersten Joints und die erste Anzeige wegen Ladendiebstahl. Immer wieder gibt es auch kurze Phasen, in denen die Hoffnung aufkeimt, dass er doch noch die Kurve kriegt, doch jedes Mal geht es anschließend noch ein Stück tiefer.

Immer neue Drogen werden ausprobiert, bis hin zu Heroin, das aber immer nur phasenweise ein Rolle spielt und dann wieder wegen Beschaffungsproblemen in den Hintergrund tritt. Der billigere und einfacher verfügbare Alkohol in Kombination mit Tabletten zieht sich jedoch durch die ganze Zeit hindurch.

Beim Lesen kam ich  immer wieder an Stellen, an denen ich mir dachte ’noch soviel Buch übrig – kann es denn wirklich noch tiefer gehen?‘

Es kann!

Schonungslos offen und krass schildert Steffen Flügler seinen körperlichen Verfall und Szenen, in denen er durch Entzugserscheinungen richtig massiv leidet. In einem kalten Entzug schafft er es schließlich, seinen Körper zu entgiften.

Diese autobiografische Ebene ist brutal und drastisch geschildert und wirkt dadurch deutlich abschreckender als beispielsweise „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“.

Allerdings erklärt das allein nicht meine Faszination.

Auf einer zweiten Erzählebene greift Flügler immer wieder das Bild der Treppe in die Dunkelheit auf und schafft es hier mit wenigen und einfachen Worten aufzuzeigen, was die Sucht mit dem Süchtigen macht. Er personifiziert die Sucht und gibt ihr Worte, die das Unbegreifliche fassbar machen.

Was sind die Gründe dafür, dass jemand immer wieder zu Alkohol und Drogen greift, was verspricht er sich davon?

Oder genauer – was verspricht ihm die Sucht?

Was fehlt dem Süchtigen?

Dabei wird auch ein weiterer Aspekt deutlich – Sucht ist nicht unbedingt an Substanzen gebunden, sie kann auch auf abstraktere Mittel ausweichen, solange die eigentlichen Ursachen, die die Anfälligkeit ausgelöst haben, nicht beseitigt sind.

Mein Fazit: Dieses Buch möchte ich wirklich jedem ans Herz legen, Eltern, Jugendlichen, Lehrern und auf jeden Fall allen, die in irgendeiner Form mit Kindern zu tun haben.

Am Besten gleich jetzt bestellen!

Was mein Bücherstapel, Falco und Sucht miteinander zu tun haben?

Ja, ich geb’s zu, den Zusammenhang zu finden, ist wirklich schwer. Wenn ich mir anschaue, wieviele Bücher ich so über die Feiertage gelesen habe, dann könnte der Eindruck entstehen, dass ich lesesüchtig bin… das soll aber hier nicht weiter zum Thema werden. In diesem Stapel befinden sich zwei Bücher, die ohne tiefere Absicht dort hineingeraten sind, aber gerade im Zusammenspiel eine verblüffende Wirkung entfaltet haben.

Das erste Buch ist die Falco-Biografie Falco: Die Wahrheit – Wie es wirklich war – sein Manager erzählt von Horst Bork.
Bork erzählt die tragische Lebensgeschichte des Hans Hölzel, der als Falco berühmt und erfolgreich wurde und aufgrund seiner Persönlichkeit und unter dem Einfluß diverser Drogen und Alkohols mehr als einen Absturz erlebte.
Es ist auch dann interessant zu lesen, wenn man von Falcos Musik nicht unbedingt ein großer Fan ist, viele Hintergründe über das Musik Business und den allgemeinen Zeitgeist der achtziger Jahre sind darin zu finden.
Und gerade dadurch, dass das ganze aus der Sicht seines Managers erzählt wird, zeigt sich sehr deutlich, wie sehr sich Sucht auch auf die umstehenden Personen auswirkt.

So richtig hat mich das Thema dann aber erst im zweiten Buch meines Bücherstapels gefangen. Steffen Flügler erzählt in der Treppe in die Dunkelheit: Eine Suchtgeschichte seine Lebens- und Suchtgeschichte.
Wer dabei an Wir Kinder vom Bahnhof Zoodenkt, dem sei schon jetzt verraten, dass dieses Buch viel tiefgehender ist. Es zeigt nicht nur,wie Sucht entsteht, sondern auch, dass Sucht keineswegs nur harte und weiche Drogen umfasst, sondern sich auch ganz anders äußern kann.