Was ist das allerwichtigste Wort?

Danke? Bitte? Essen? Trinken? Jawoll? Nein!

Meiner Meinung nach ist das allerwichtigste Wort, das es überhaupt gibt das „NEIN!“.

Laut und deutlich ausgesprochen, kann es lebensrettend sein.

„Nein!“, wenn der Schulfreund noch schnell vor dem Auto dahinten über die Strasse rennen will.

„Nein!“, wenn der jugendliche Kumpel Bier, Schnaps Joint oder sonstwas anbietet.

„Nein!“, wenn die Tante, der Onkel oder sonstwer das herzige Kleinkind gegen seinen Willen busseln will.

Eigentlich ganz selbstverständlich und doch nicht so einfach. Wie oft versuchen wir Erwachsene uns mit „Notlügen“ aus unangenehmen Situationen zu befreien? Ob es nun Verleugnenlassen am Telefon ist oder „wichtige, kurzfristig angesetzte Termine“, die uns daran hindern, Zusagen einzuhalten.

Und wie oft werden Kinder ob ihrer Unhöflichkeit gerügt? „Komm schon, gib der Tante ein Küßchen!“ „Wie kannst Du nur zur Oma sagen, dass der Pullover, den sie Dir geschenkt hat, kratzig ist, der ist doch ganz weich!“

Ich denke, es ist sehr wichtig „Nein!“ sagen zu dürfen, das zeigt, dass sich jemand seiner Grenzen bewusst ist und deren Einhaltung fordert. Wer zu allem ja und amen sagt, sich alles gefallen lässt, der wird leicht zum Opfer.

Dabei soll aber nicht einer grenzenlosen Erziehung das Wort geredet werden, ganz im Gegenteil. Kinder können noch nicht alles selbst entscheiden und müssen durchaus ein „Nein!“ der Eltern akzeptieren. Es muss ihnen aber gleichzeitig auch immer wieder bewusst gemacht werden, warum dieses „Nein!“ gefallen ist, entweder in der entsprechenden Situation oder danach in einem klärenden Gespräch.

Auch wenn man sich dann als Elternteil gelegentlich vorkommt wie ein plappernder Papagei. „Nein, wir kaufen jetzt kein Überraschungsei weil es gleich leckeres Mittagessen gibt“ und ein „Nein, wir rennen nicht über die Strasse, zuerst müssen wir schauen, ob ein Auto kommt!“.

Ich selbst habe es so gehalten, dass ich meine „Nein!s“ auf das Notwendigste beschränkt habe und schon früh ein „Nein!“ meiner Kinder akzeptiert habe, wenn es akzeptabel war. Im Sommerkleidchen in den Kindergarten, bei 12° Außentemperatur? Das gab es genau einmal, ohne große Diskussion davor und ohne weitere Diskussionen danach (einmal frieren war wirkungsvoller als viele Worte). Die wenigen, notwendigen „Nein!s“ wurden aber klaglos akzeptiert.

Grenzen setzen und Nein-Sagen, das betrachte ich als überlebenswichtige Strategien von Kindesbeinen an. Und als Schutz vor allen möglichen Gefahren, von Sucht bis zum Kindesmißbrauch.

Doch oft erlebe ich es im Atelier, dass es erwachsenen Malenden – speziell Frauen – schwer fällt, klare Grenzen auf ihrem Bild zu malen. Woher das kommt und was es bedeutet? In der Regel sind das Menschen, denen es auch im Leben schwer fällt, Grenzen zu ziehen. Das Üben auf dem Papier trainiert dann dieses neue Verhaltensmuster. Und schützt so vor Burnout, Stress und ausgenutzt werden.

2 Antworten auf „Was ist das allerwichtigste Wort?“

  1. Liebe Sabine,

    … und zu dem mutig beherzten „NEIN“, dessen Beispiele Du hier sehr gut und treffend beschreibst, gesellt sich automatisch das ehrliche und ebenso konsequente und mutige „JA“ zu sich selbst und damit zu unserer Auffasung und Meinung.

    Zu einem klaren NEIN gehört das klare, positive JA. Und das zu spüren und laut zu sagen, ist ebenso wichtig.

    Ja, ich mag keinen Alkohol.
    Ja, ich lehne ihn ab. Noch positiver ausgedrückt:
    Ja, ich bevorzuge gesunde, alkoholfreie Getränke.

    Ja, ich möchte micht ungefragt geküsst werden, denn positiv:
    Ja, ich wünsche mir Respekt und Achtung vor meiner Befindlichkeit.
    Ja, ich wünsche, dass meine Grenzen respektiert werden.

    Ja, ich wünsche mir, dass du nun keine Schokolade isst, weil ich weiß, dass der Salat oder das Gemüse, oder was immer es zum Essen gibt, gesünder ist und nahrhafter.Und noch positiver:
    Ja, ich wünsche mir, dass du dich gesund ernährst, weil …

    Ja, ich empfinde diesen Pulli unangenehm auf meiner Haut. Ja, ich mag lieber weiche Kuschelpullis!

    Ja, ich stehe zu meiner Meinung und zu mir und …

    Diese „Nein- und Ja-sage-spiele“ sind häufig wichtige Rollenspiele, die ich meinen Klienten anbiete. So können sie spüren, wie sich der Unterschied zu einem agressiven „NEIN“ zu einem posotiven „JA“ und positiv formulierten Sätzen anfühlt.

    Beides ist sehr wichtig für uns und gilt immer wieder der Beachtung: Das JA und das NEIN!

    Ein herzliches JA zu Deinen guten Beiträgen, liebe Bine, sagt Dir verbunden mit farbenlichtvollen Grüßen

    Sabina

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