Haben Jugendliche eine Lobby?

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Ein Herz für Jugendliche

Ich trage diese Frage schon seit geraumer Zeit mit mir herum. Wenn ich 25 Jahre zurückdenke, damals, als ich so 16, 17 Jahre alt war, da gab es Kreativangebote im Rahmen der Jugendpflege. Ich bin mir da so sicher, weil ich diese Angebote gern und ausgiebig genutzt habe.

Wenn ich heute nach solchen Angeboten Ausschau halte, da muss ich feststellen, dass in der gleichen Institution inzwischen ein Höchstalter von 12 bis 14 Jahren Einzug gehalten hat. Es gibt jede Menge Workshops für die Altersklasse von 6 bis 12 Jahren, darüber hinaus wird es ziemlich dünn.

Auch im Gespräch mit unserer Jugendpflegerin zeichnete sich diese Tendenz ab – sie soll (von oben verordnet) mehr für die Jüngeren anbieten – was ja in Ordnung ist, aber in der Praxis zu Lasten der Jugendlichen geht.

Über die Gründe dafür bin ich schwer am Rätseln. Wollen die Jugendlichen solche Angebote nicht (mehr) nutzen? Besteht denn wirklich kein Interesse mehr an Fotokursen, Töpferkursen, Diskussionsrunden und ähnlichem?

Wird es deshalb nicht mehr angeboten? Oder wird nichts mehr angeboten, weil keine Mittel mehr vorhanden sind?

Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die Jugendlichen im Jahr 2010 kein Bedürfnis mehr nach sinnvoller Freizeitgestaltung haben.

Genauso wenig kann ich mir vorstellen, dass sie nicht mehr das Bedürfnis haben, sich mit Erwachsenen, die nicht die eigenen Eltern oder Verwandte oder Lehrer sind, auszutauschen.

Ich selbst habe es damals sehr genossen, mit den Jugendpflegern sprechen zu können, über Gott und die Welt, kleinere und größere Probleme. Für mich waren das damals Verbindungsglieder in die Erwachsenenwelt, die mir geholfen haben, meinen Weg in diese Welt zu finden.

Sind es wirklich die Wünsche der Jugendlichen, in Cliquen auf irgendwelchen öffentlichen Plätzen abzuhängen und sich im schlimmsten Fall dort voll-laufen zu lassen oder ist es der schlichte Mangel an Alternativen?

Ich stelle diese Fragen, weil ich mir selbst keine Antworten darauf geben kann – für jeden Kommentar dazu bin ich dankbar.

 

Wenn Wut zu lange gärt

Das Thema ist im Moment noch in allen Nachrichten aktuell, der Mord eines ehemaligen Schülers an seinem früheren Lehrer in Ludwigshafen. Der Tatort ist etwa 20 km von mir entfernt, verdammt nah.

Und wie jedes mal wieder macht sich die Fassungslosigkeit breit – wie kann so etwas passieren?

Schnelle und einfache Erklärungen werden dann gern gefunden – gewaltverherrlichende Computerspiele, aggressive Rockmusik bieten sich fürs einfache Gemüt immer wieder an.

Der Täter selbst gibt nach Medienaussagen als Motiv „sehr große Wut“ an.

Es erscheint abstrus, unfassbar – Wut auf schlechte Noten und ungerechte Behandlung führt nach Jahren zu einem solchen Gewaltausbruch?

Nach der Bluttat hat Bundespräsident Horst Köhler eine verstärkte „Kultur der Aufmerksamkeit“ gefordert. „Das ist ein Langzeitthema, das uns beschäftigen wird“, sagte Köhler bei einem Besuch in Trier. Die Täter litten oft länger unter bestimmten Dingen, bis sie „explodierten“: „Wir müssen alle viel aufmerksamer sein“, sagte der Bundespräsident.

Quelle: welt.de

Ich denke, Herr Köhler hat da schon einen guten Ansatzpunkt geliefert.

Der Knackpunkt ist in meinen Augen der Umgang mit Gefühlen, speziell der Wut und Aggression. Und das ist auch ein Ansatzpunkt für Eltern, um zu verhindern, dass vielleicht eines Tages der eigene Nachwuchs derart ausrastet.

Gerade wenn die Kinder größer werden und langsam anfangen sich vom Elternhaus zu lösen, wird der Einfluss der Freunde und Gruppen stärker. Der Charakter des Kindes prägt sich auf dem Weg ins Erwachsenenalter aus und verändert sich vielleicht auch. Gerade dann ist es wichtig darauf zu achten, wie das Kind mit seinen Gefühlen umgeht.

Auch wenn Kinder – besonders die Jungs – in dieser Zeit anfangen sich abzukapseln und versuchen ihre Gefühle hinterm Berg zu halten, wird doch noch oft genug sichtbar, wie sie mit Wut umgehen.

Explodieren sie bei der kleinsten Kleinigkeit?

Oder fressen sie in sich hinein?

Beide Extreme sind nicht gut, vor allem der letztere Fall ist in meinen Augen gefährlich und kann sich Jahre später fatal auswirken. Entweder als Extremfall durch einen solchen Ausbruch nach außen oder aber auch gegen sich selbst gerichtet in Form von Krankheiten oder Suizidität.

Je nachdem, wann es auffällt, dass ein Kind ungesund mit seiner Wut umgeht, gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten da gegenzuwirken.

Für Kinder bis ins Grundschulalter sind auf zzzebra.de eine Reihe von Spielen zum Umgang mit Wut und Aggressionen zu finden.

Spätestens wenn sich die ersten Anzeichen der Pubertät zeigen, sind diese Spiele wahrscheinlich nicht mehr so angesagt. Als Angebote in diesem Alter eignen sich beispielsweise ein Sandsack, Wutzettel, die zerknüllt und geworfen werden dürfen oder auch Wutbälle zum Kneten und auf den Boden werfen. Die lassen sich auch selbst herstellen, eine Anleitung dazu gebe ich in den nächsten Tagen.

Auch alle kreativen Beschäftigungen wie Malen, Musik, Schreiben sind hilfreich.

Wenn sich aber abzeichnet, dass ein angemessener Umgang mit Wut und Aggression nicht möglich ist, dann sollte unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.

Geeignet sind da beispielsweise Gestalttherapie, Kunsttherapie und Psychotherapie der unterschiedlichen Richtungen. Auch Heilpraktiker können bei solchen Problemen ein guter Anlaufpunkt sein.

Ich selbst biete speziell für dieses Problem die Arbeit mit Ton ergänzend zum Malen an – auch für Kinder und Jugendliche.

Bis zu welchem Alter malen Kinder?

Tja, eigentlich sollte diese Frage fast überflüssig sein – wenn Kinder nicht vorher die Freude daran verlieren, dann malen sie bis ins Erwachsenenalter.

Zumindest in der Theorie – in der Praxis sieht es jedoch oft so aus, dass im Laufe der Grundschulzeit das Interesse deutlich zurückgeht.

Woran das liegt?

Nun, zum Teil liegt es wohl daran, dass dem Malen kein so hoher Stellenwert beigemessen wird wie beispielsweise dem Sport oder der Musik.

Wie viele Kinder lernen ein Instrument oder sind im Sportverein aktiv? Und wieviele Malen mit der gleichen Regelmässigkeit? Genaue Zahlen liegen mir dazu nicht vor, aber allein eine Googlesuche liefert einen ersten Eindruck.

Der Suchbegriff  musikschule liefert 2.390.000 Treffer, die Suche nach malschule dagegen gerade mal 141.000.

Ohne das jetzt als verbindliche Aussage für die Häufigkeit nehmen zu wollen, glaube ich schon, dass es das realistische Verhältnis ganz gut widerspiegelt.

Vielleicht findet das Malen ja auch zu Hause statt? Ganz bestimmt malen mehr Kinder zu Hause einfach so, als Kinder einfach so zu Hause musizieren.

Doch andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung kommen dazu, es bleibt dadurch auch einfach weniger Zeit für das Malen übrig. Gerade dann, wenn Handy, Internet und Fernsehen in der Freizeit wichtig werden, treten die eher klassischen Beschäftigungen wie Malen oder Lesen in den Hintergrund.

Nun will ich die neuen Medien ganz sicher nicht verteufeln, denn ein vernünftiger Umgang damit gehört in unsere Zeit. Doch wenn es Überhand nimmt, dann sollte schon die Überlegung einsetzen, ob nicht vielleicht Malen und Lesen auch bei größeren Schulkindern – und damit meine ich jetzt die Altersklasse der Acht- bis Zwölfjährigen – stärker gefördert werden sollte.

Denn, wenn sie malen, dann spiegelt das ganz wichtige Entwicklungsschritte wieder. Welche das im Detail sind, werde ich morgen ausführlich darlegen.

Unkreative Pubertät? Jugendliche malen anders

Wie Jugendliche malen
Wie Jugendliche malen

Irgendwann in der Pubertät machen sich die Veränderungen auch auf den Bildern bemerkbar. Jugendliche malen dann sehr symbolhaft, ob nun Herzen oder Peacezeichen. Schwarz wird gern verwendet, das Ganze erinnert mehr oder weniger stark an Popart.

Eigentlich verwundert mich das nicht. Eine Zeit, in der ich selbst nicht weiß, wer oder was ich nun wirklich bin oder werden will, verleitet dazu, sich an scheinbar Unverfänglichem festzuhalten. Ich muss nichts genauer definieren, kann das auch gar nicht, weil ich doch selbst ratlos bin. Das entspricht so in etwa dem Lebensgefühl dieser Altersklasse.

Helen Bachmann widmet in ihrem Buch „Die Spur zum Horizont“ den Jugendlichen recht viel Raum. Sie beschreibt die Jugendzeit als eine Suche nach dem Horizont, bei der das Ziel (der Horizont) immer sichtbar ist und doch bei jeden Schritt, den wir darauf zu machen, weiter in die Ferne rückt. Auffallend oft wird auch in den Bildern der Horizont ein Thema der Darstellung.  Man denke nur an Sonnenuntergänge, ob nun über einer Landschaft oder dem Meer. Auch Bilder, auf denen Wege bis an den Horizont führen, gibt es oft.

Wie oder was malen Jugendliche?

Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe weiterer Motive, die ganz typisch in der Jugendzeit auftreten, wie zum Beispiel Pferde (speziell bei Mädchen) und Inseln.

Das mag den Eindruck erwecken, die Jugendlichen sind unkreativ. Soll man sie nun nicht mehr frei malen lassen? Ihnen Vorgaben geben, weil sie ja ohnehin keine eigenen kreativen Leistungen erbringen?

Mit Schaudern denke ich an meinen Kunstunterricht in der Mittelstufe zurück, bei einer Lehrerin, die das genau so sah und uns sehr strikte Themenvorgaben machte. Als Heranwachsende habe ich es gehasst und aus heutiger Sicht kann ich es nicht befürworten.

Auch die Jugendlichen brauchen Möglichkeiten sich auszudrücken, ein Stückchen Individualität in ihren Bildern zu entwickeln. Eine Chance, sich zu suchen und zu finden.

Ganz ausführliche Informationen dazu gibt es in Helen Bachmanns Buch, ich kann es nur empfehlen, wenn man tiefer in dieses Thema einsteigen will.