„Nichts ist so beständig wie der Wandel.“
Schon vor etwa 2500 Jahren erkannte dies Heraklit von Ephesus (etwa 540 – 480 v. Chr.). Auch eine langjährige Beziehung ist keine Konstante.
Es gibt ganz offensichtliche Zeiten der Veränderung, die die Partnerschaft immer auch auf eine Probe stellen.
Fangen wir an beim Zusammenziehen. Da zeigt sich der Partner dann zwangsläufig auch von anderen Seiten, morgens unausgeschlafen, verstrubbelt und vielleicht ziemlich morgenmuffelig. Oder als ausgesprochener Frühaufsteher, der aus dem Bett hüpft und fröhlich singend die Dusche bevölkert. Was bei unverbindlichen Übernachtungen noch problemlos mit verklärtem Blick akzeptiert wird, kann sich im Zusammenleben als echte Zerreißprobe erweisen. Ein anderes Thema in dieser Zeit kann auch der Umgang mit Geld sein – gemeinsame Kasse oder Getrennte? Wie werden die Aufgaben im Haushalt verteilt? Trifft da Chaot auf Ordnungsliebe, birgt das reichlich Zündstoff.
Die nächste Belastungsprobe kann Schwangerschaft und Kleinkindzeit darstellen. War die Schwangerschaft vielleicht gar nicht oder nur einseitig erwünscht? Wer geht wann wielange in Elternzeit? Wie wird die Aufgabenverteilung aussehen? Mutiert die flippige Discogängerin zur behütenden Glucke? Wird dem leichtfüßigen Sonnyboy die Verantwortung zu viel? Flüchtet der frischgebackene Vater vor Augenringen, Säuglingsgeschrei und Bäuerchengesprächen in Überstunden oder gar in andere Arme? Wie sieht die Aufgabenverteilung tatsächlich aus? Und wie ist es mit dem Geld? Wer arbeitet wann wie viel? Wie regeln wir die Kinderbetreung?
Konfliktpotential ohne Ende tut sich auf. Eine sehr schwierige Zeit kann das werden. Eine Zeit, in der es noch wichtiger als sonst ist, im Gespräch zu bleiben und immer wieder neu zu schauen, was sich bewährt hat, was sich verändert, was sich verändern muss.
Irgendwann ist das dann alles soweit eingespielt, das Kind/ die Kinder werden größer, gehen zur Schule und neues Potential eröffnet sich. Wie hoch stecke ich die Anforderungen an den Nachwuchs? Wer hilft bei Schulschwierigkeiten und wie?
Mit Riesenschritten naht die Pubertät und bringt neuen Zündstoff mit. Und doch auch Entlastungen – die Kinder werden größer und selbständiger, langsam aber sicher bleibt mehr Zeit für das Paar. Was tun mit dieser Zeit? Können wir noch was miteinander anfangen?
Die Kinder werden flügge und verlassen das Haus – und nun? Gerade wenn ein Elternteil stark in Erziehung und Betreuung eingebunden war, wächst hier vielleicht der Wunsch nach einer neuen Perspektive und wirft die eingespielte Aufgabenverteilung möglicherweise wieder über den Haufen.
Wechseljahre, die für die Frauen eine einschneidende Veränderung darstellen und Midlife-Crisis tragen weiter dazu bei, dass kein Stillstand aufkommt. Und wenn das alles durchschippert ist, zeichnet sich schon der Eintritt ins Rentenalter am Horizont ab.
Das, was ich hier im Zeitraffer schildere, verteilt sich über Jahrzehnte. Die Veränderungen erfolgen selten abrupt. Gerade das birgt die Gefahr, dass eingeschliffene Verhaltensweisen beibehalten werden, obwohl sie nicht mehr von der Situation gerechtfertigt sind. So kann Unzufriedenheit entstehen, ganz subtil und lange unbemerkt, bis daraus dann die große Krise entsteht.
Im Gespräch bleiben und sich selbst und die Partnerschaft immer wieder neu definieren hilft dabei diese Zeiten vertrauensvoll und vertiefend zu erleben.