Ob er sich das gewünscht hat? Pierre Franckhs „Der 6 Minuten Coach – Erfinde dich neu!“ hat es auf die Spiegel-Bestseller-Liste geschafft. Der Schauspieler, Regisseur und Moderator schreibt seit einigen Jahren Bücher rund ums große Thema ‚Wünschen‘. Dass es mit einem lapidaren „Ich wünsch mir das“ allein nicht getan ist, dämmert wahrscheinlich jedem von uns irgendwo. Die Selbstmotivation, das positive Denken, Mentaltraining, letzten Endes auch die ‚Arbeit‘ an der eigenen Persönlichkeit und vor allem das TUN gehören genauso dazu. Büchlein kaufen, durchschmökern und ins Regal stellen, wird hier genauso wenig funktionieren wie bei den zahlreichen anderen Ratgebern aus diesem Bereich. Im Gegensatz zu so einigen anderen Werken dieses Genres wird Franckh erfreulich konkret. Im Vergleich zu beispielsweise „The Secret“ („Bestellungen beim Universum“ kann ich nicht aus eigener Anschauung beurteilen) bietet Franckh sehr viel mehr praktisch umsetzbare und für mich nachvollziehbare Anweisungen. Und vor allem sind diese nicht mit esoterischem Gedankengut durchzogen, sondern rational nachvollziehbar.
Wieviel Zeit braucht Veränderung?
6 Minuten täglich hat er als Zeitspanne ausgedeutet, die man sich nehmen muss, um sich neu zu erfinden. Und zwar nicht einmalig oder 4 Tage lang, sondern kontinuierlich. Wie diese 6 Minuten mit mentalem Training zu füllen sind, dafür liefert er Übungen und Anregungen auf gut 170 Seiten.
Er stellt zunächst Hintergrund und grundlegende Funktionsweise mentalen Trainings vor, um dann die Übungen zu den Themenbereichen „Wer bin ich?“, „Wer will ich sein?“ und „Wie erfinde ich mich neu?“ zu präsentieren.
„Der 6 Minuten Coach – Erfinde dich neu!“ ist ein Arbeitsbuch. Eins, in das man reinschreiben und malen soll. Wünsche, Ziele und Erfolge aufs Papier bringen. Wer das Buch jungfräulich ins Regal stellt, der hat sich entweder größeres Papier /eine eigene Kladde genommen oder eben nur gelesen. Das allein hilft aber eher wenig. Umsetzen ist angesagt. Da reichen vielleicht so manches Mal die avisierten 6 Minuten nicht ganz aus. Allein schon die allererste Übung „Wer bin ich?“ könnte zur stundenfüllenden Beschäftigung werden. Welche Rollen erfüllen wir denn so Tag für Tag? Und wie fühlen die sich an? Welche machen Spaß, welche weniger? Welche sollen mehr Raum erhalten, welche weniger?
Für wen eignet sich „Der 6 Minuten Coach“?
Ich gebe zu, ich war skeptisch… am Ende dann aber doch eher positiv überrascht. Die Übungen und Visualisierungen sind zwar kein neu erfundenes Rad aber anschaulich und nützlich. Gerade die Erklärungen wie Mentaltraining funktioniert sowie der gesamte Stil des Buches dürfte für Menschen zugänglich sein, die eher rational ‚ticken‘. Auch die Affirmationen sind weitgehend ‚handfest‘ und ‚bodenständig‘, erfreulich weit weg von so manchen überpathetischen Floskeln. Es ist ein Buch für Leute, die gerne konkret umsetzbare Anleitungen mögen.
Wer konsequent und diszipliniert nach solchen Büchern arbeiten kann und will, der kann mit den Übungen unter Umständen wirklich tiefgehende Veränderungen erreichen. Vor allem wird es so manches Aha-Erlebnis geben und der ein oder andere Groschen kann fallen. Wie viele dieser Veränderungen und neuen An- und Einsichten dann wirklich dauerhaft bestehen bleiben, steht natürlich wieder auf einem anderen Blatt. Selbiges nimmt Franckh aber auch nicht vor den Mund, denn er erklärt freimütig, dass die alten Denkmuster eben nicht verschwinden, sondern von den neuen lediglich ‚umwickelt‘ werden.
Auf seiner Homepage bietet er mit Glückstagebuch, Wunschbrunnen und Videos unterstützend interaktive Möglichkeiten zum Dranbleiben. Dazu ergänzende Downloads und noch so einiges mehr an Übungen, Inspiration und Motivation; Stöbern lohnt sich. Auch eine geschlossene Facebookgruppe bietet sich für diejenigen an, denen am Feedback von Gleichgesinnten liegt. Und wer sich noch nicht so sicher ist, ob das Buch für ihn geeignet ist, kann mit einem Onlinetest überprüfen, welche der Übungen daraus sich wohl für ihn eignen würden.
Prima Büchlein mit schönen Ergänzungen für diejenigen, die bereit sind die notwendige Disziplin und Regelmäßigkeit aufzubringen, um sich Stückchen für Stückchen weiterzuentwickeln. Wirklich tiefsitzende Blockaden und oberhartnäckige innere Schweinehunde werden sich allein damit vermutlich nicht lösen lassen, aber diesen Anspruch erhebt es auch nicht.