Be-Sinnlichkeit – Mit allen Sinnen zur Besinnlichkeit finden und kleine Auszeiten vom Alltag nehmen

Gerade die Vorweihnachtszeit sollte dazu einladen, zur Besinnlichkeit. Sich besinnen – dafür braucht es Ruhe und Konzentration auf sich selbst. Unsere Realität sieht leider oft anders aus:

Hier muss noch ein Geschenk besorgt, da noch Weihnachtsgrüße verschickt werden. Dies und das muss noch vor Jahresende fertig werden, hier eine Weihnachtsfeier, dort eine Veranstaltung…

weihnachten,besinnlichkeit,ruhe,kleine auszeit
Nur ein paar Minuten

Statt gemütlicher Stunden macht sich Hektik und Stress breit. Gerade dann ist es umso wichtiger, kleine Inseln der Ruhe in den Alltag einzubauen – nicht nur zur Weihnachtszeit.

Be-Sinnlichkeit – lädt dazu ein, die sinnliche Wahrnehmung zu beachten.

Riechen – der Duft von Tannenzweigen, Zimt, Äpfeln und Orangen.

Fühlen – die weiche Decke auf dem Sofa, der kuschelige Schal, der nicht nur den Hals, sondern auch die Seele wärmt. Aber auch der kalte, nasse Schnee und das Kribbeln der Haut, wenn man aus der Kälte ins warme Haus kommt.

Schmecken – feine Gewürze im Adventstee, die milde Bitterkeit von Walnüssen und die süße Säure der Mandarinen.

Und dann einfach mal innehalten, sich auf sich besinnen und diese kleine Auszeit vom Alltag genießen, ganz bewusst.

Wie sieht Ihre kleine Auszeit vom Alltag aus?

 

 

Bildquelle: Wikicommons

IGITT !!!

Mit angewidertem Blick schaut das Mädchen auf den Specksteinstaub, der sich auf dem nassen Tuch zu Matsch verwandelt.

Die meisten Kinder matschen gern und tun sich damit instinktiv etwas Gutes. Matsch fördert die Wahrnehmung, bietet er doch Sinnesreize in Hülle und Fülle.

Und doch gibt es Kinder, die nicht gern matschen, schon im Kleinstkindalter angewidert das Gesicht verziehen.

Schön ist es, wenn es – vielleicht auch mit Hilfe anderer Kinder – gelingt, die Begeisterung doch noch zu wecken.

Schade ist es, wenn dieses ‚Igitt‘ Folge einer übertriebenen Reinlichkeitsvorstellung der Eltern ist. „Mach Dich nicht schmutzig, wie siehst Du jetzt aus, das schöne Kleid….“

Matschen ist eine überaus sinnliche Erfahrung, schön und entwicklungsfördernd. Matschen schult die Sensorik. Es verhilft zu ‚Fingerspitzengefühl‘ im wahrsten Sinne des Wortes.

Oft braucht es gar nicht lange und auch die Kinder, die nicht gern matschen, finden doch Freude daran… Erwachsene brauchen dazu meist etwas oder sehr viel länger. Dabei wäre diese sinnliche Erfahrung gerade für viele Erwachsene überaus hilfreich und angebracht. Fühlen steht in engem Zusammenhang mit den Gefühlen – nicht nur sprachlich.

Und das Mädchen? War so fasziniert von der Schönheit ihrer Specksteine, dass das „Igitt“ ganz schnell gar kein Thema mehr war und sie eine Stunde lang mit Begeisterung bei der Sache war. Trotz Matsch….

speckstein anhänger workshop
Rosa Speckstein – ganz mädchenhaft

Herbstliche Wahrnehmungsübungen

kastanienbaum
Noch ziemlich grün und belaubt

Ich geb’s zu, eigentlich war es die reine, kindliche Freude, die mich gestern Nachmittag nach draußen getrieben hat.

Um unsere alte Dorfkirche herum stehen sie und spenden im Sommer Schatten für alle die sich dort im Park aufhalten. Ob nach dem Kirchenbesuch oder einfach mal so, sie verbreiten eine angenehme, ruhige und etwas besinnliche Atmosphäre.

Das Licht fällt sanft durch die Laubkronen und lässt die Alltagshektik in den Hintergrund treten.

Und jetzt bereiten sie (inneren) Kindern noch eine ganz besondere Freude.

Ausgebeulte Hosentaschen und nur noch einmal bücken, aber dort liegt ja noch so eine wunderschöne…

Sie schmeicheln der Hand und fühlen sich einfach gut an:

roßkastanie,handschmeichler
so schön glatt und glänzend

Und da mich gerade das Fühlen so beschäftigt, kamen natürlich gleich wieder viele Ideen in meinen Kopf.

Die Kastanien lassen sich ja nicht nur einfach so aufsammeln, bei dieser Gelegenheit lohnt es sich schon ein bisschen genauer hinzuschauen und hinzufühlen. Die dunklen, glänzenden Stellen fühlen sich so ebenmässig, glatt und ein wenig kalt an. Die helleren Stellen sind samtiger, manchmal sogar ein wenig klebrig. Und die genaue Form unterscheidet sich von Kastanie zu Kastanie, auch wenn sie auf den ersten Blick doch so gleich aussehen.

kastanien im laub
Sie mögen Gesellschaft

Wer schafft es, sich mit geschlossenen Augen eine Kastanie zu nehmen, sie so genau zu befühlen und erkunden, dass er sie anschließend aus einer Gruppe wieder herausfindet? Entweder durch Schauen und/oder durch Fühlen.

Das Ganze lässt sich natürlich auch variieren und mit Steinen, Eicheln, Haselnüssen etc. durchführen.

Aber gerade die Kastanien haben für mich ihren ganz besonderen Reiz.

Ton, Steine, Gefühle

Nimm einmal einen ganz normalen Stein in die Hand, schließe Deine Augen und befühle diesen Stein ganz intensiv.

Wenn Du Dir dabei albern vorkommst, dann probiere es allein im stillen Kämmerlein aus, aber wage es wirklich mal und lass Dich darauf ein.

stein,fuehlen,befuehlen,gefuehle,speckstein
Was macht das mit mir?

Spürst Du die unterschiedlichen Strukturen?

Glätte und Rauheit?

Wie sich der Stein in Deiner Hand erwärmt?

Es gibt immer noch was Neues an dem Stein zu erspüren und wenn Du achtsam bist, wirst Du feststellen, dass das ‚was mit Dir macht‘.

Gerade die Arbeit mit Stein – oder auch Ton – erlaubt über das Fühlen einen ganz direkten Zugang zu den Gefühlen.

(Nicht von ungefähr ist in der deutschen Sprache das Wort Gefühl von fühlen abgeleitet)

Wenn die Fingerspitzen immer wieder über das Material streichen, werden sie gleichzeitig immer sensibler. Sie nehmen wahr, was das Auge nicht oder nur schwer erkennt.

Die Qual der Wahl

Welchen von diesen vielen vielversprechenden Steinen soll ich als nächstes bearbeiten?

speckstein,rohmaterial,auswahl
Was versteckt sich in diesen Steinen?

Einen zeige ich mal aus der Nähe, der ist ganz sicher anspruchsvoll, aber ganz faszinierend.

speckstein,interessant,bruchstelle,steinstruktur
Eine ganz interessante Struktur zeigt sich an der Bruchstelle

Die Ausschnittvergrößerung zeigt, was ich meine:

Steinstruktur,speckstein,bruchstelle
Eine ganz faszinierende, glitzernde und funkelnde Struktur

Die Bilder können die Faszination dieses Materials nur ganz bruchstückhaft wiedergeben. Gerade die Steine verführen zum Fühlen, zum Anfassen und zum be-greifen. Der Tastsinn wird gefördert und gefordert und ermöglicht dem, der sich darauf einlässt, einen ganz direkten Weg vom Fühlen zum Gefühl.