Schöpferische Kraft bringt einen weiteren schönen (Kreativ-)Gedanken ins Spiel – ‚Kraft‘, das ist etwas, das man trainieren kann. So wie Muskeln lassen sich auch die kreativen Fähigkeiten steigern. Und zwar durch Übung, wie bei den Muskeln auch. Wer sich immer wieder spielerisch kreativen Herausforderungen stellt, der wird auch dann, wenn der ‚Ernstfall‘ es erfordert, eine neue, vielleicht tatsächlich nie zuvor dagewesene Lösung zu finden. Oder eine, die er zumindest noch nie zuvor gesehen hat.
Kinder können uns da Lehrmeister sein. Bauklötze können zu Schnitzeln, Pommes oder Salat werden, wenn in der Kinderküche welche gebraucht werden. Bei Erwachsenen geraten die schöpferischen Kräfte gerne aus der Übung – vielleicht nicht zuletzt, weil uns Werbung und Medien gerne suggerieren, dass für alle Eventualitäten Speziallösungen gebraucht werden. Oder weil der (Berufs-)Alltag so sehr mit vorgegebenen Lösungswegen gepflastert ist, dass das Bewusstsein dafür, dass es auch ganz anders gehen kann, verloren geht.
So wird auch im vermeintlich kreativen Bereich manchmal auf vorgegebene Lösungswege, in Form von Anleitungen oder Kursen, zurückgegriffen. Malen nach Zahlen ist hier sicherlich das extremste Beispiel, Kurse in denen ganz stark an Vorlagen orientiert gearbeitet wird stehen dem in nicht viel nach.
Bis zu einem gewissen Maß können Kurse (oder Tutorials) aber durchaus notwendig oder zumindest sinnvoll sein. Dann nämlich, wenn sie elementare Techniken vermitteln, die Grundlage für das weitere Gestalten sind. Wer beispielsweise noch nie im Leben eine Feile, eine Säge oder Schleifpapier in der Hand hatte, wird ganz allein mit Werkzeug und Speckstein vielleicht nicht ganz glücklich. Wer noch niemals eine Nähmaschine oder ein Schnittmuster aus der Nähe gesehen hat, wird allein mit schöpferischer Kraft nicht sehr weit kommen. Auch beim Zeichnen oder Malen kann es sinnvoll sein, sich Grundlagen in Kursen anzueignen. Vor allem dann, wenn diese sich auf die Vermittlung von Techniken beziehen, schwierige Themen wie beispielsweise das Konstruieren von Figuren beinhalten und/oder auch einen Rahmen bieten, der das ‚dranbleiben‘ am eigenen Werk erleichtert. Als Training für die schöpferische Kraft – nicht aber in Form eines streng vorgegebenen Trainingsparcours, der auf nur einem Weg zu einem einzigen Ziel führt. Gerade die Kreativität lebt von der Vielfalt und (auch) der Inspiration. Je vielseitiger diese genährt wird, desto stärker kann sich die individuelle Kreativität ausprägen. Wer sein Lebensziel darin sieht, so zu malen wie sein großes Vorbild, wird im besten Fall zu einem guten Imitator. Wer aber seinen eigenen Stil finden will, der braucht Wissen und Inspiration, aber auch Eigenständigkeit und eigenen Antrieb.
Für mich persönlich war schon immer ein (unbewusstes) Kriterium, ob ich mich in einem Kurs wohlgefühlt habe – ob die Dozenten mir ihren Weg aufzwingen wollten, mir zeigen, wie ‚es richtig geht‘ oder sie mich an ihrem Können teilhaben ließen, aber auch meinen Weg respektieren konnten. Einige waren mir eine Zeitlang liebgewordene Wegbegleiter beim Aufbau meiner schöpferischen Kraft; solche, die mich lehrten und motivierten, aufbauten und stärkten. Dafür an dieser Stelle einfach mal ein dickes, fettes
Danke!!!