Frau Traurigkeit und Herr Sehnsucht

Frau Traurigkeit und Herr Sehnsucht, gerade im November besuchen uns diese Gefühle häufig. Und was wäre wenn, wir sie als gute Freunde empfangen und bewirten.

Kerzenlicht, leise Musik, eine schöne Tasse Tee und dann ein gemütliches Schwätzchen halten mit den beiden.

Wir lassen die Alltagsgeschäftigkeit für eine Weile vor der Tür stehen und widmen ein wenig unserer Zeit unserem Besuchern. Lauschen, was sie uns zu erzählen haben. Ach Frau Traurigkeit denkt noch immer an den lieben Großvater zurück und muss jetzt weinen, weil er ihr so sehr fehlt. Herr Sehnsucht erzählt von seinem Liebeskummer und davon, wie weh es getan hat und was noch immer schmerzt. Frau Traurigkeit muss an die alte Tante denken, wie schlimm war das doch, als sie die letzten Jahre so abgebaut hat. Und Herr Sehnsucht erinnert an die geliebte Katze, die so plötzlich verschwunden war.

Sie erzählen und erzählen, die Beiden. So viel fällt ihnen und uns dazu wieder ein, Schmerz und Trauer. Und doch tut es gut, dem Erlebten und Vermissten Raum zu geben. Die Tränen laufen zu lassen und das Herz zu befreien.
Und dann – nach einiger Zeit – ist alles erzählt. Es fällt ihnen nichts mehr ein. Frau Traurigkeit und Herr Sehnsucht bedanken sich freundlich für den Tee und die gemeinsame Zeit, sagen „Auf Wiedersehen, bis zum nächsten Mal“  und verlassen ganz leise das Haus.

Vor der Tür treffen sie die Alltagsgeschäftigkeit und bitten diese, doch noch ein wenig zu warten….

 

Bildquelle: WikiCommons

Der Trauer Raum geben

Das Gefühl der Trauer hat wahrscheinlich jeder von uns schon in irgendeiner Form erlebt. Und nicht wenige dürften auch Aussagen wie ’nun muss aber mal gut sein‘ oder ‚das Leben geht weiter‘ gehört haben. Doch jeder verarbeitet Trauer anders. Gerade in unserem Kulturkreis wird Trauer gern unterdrückt, schon nach kurzer Zeit als ‚ungehörig‘ empfunden. Noch vor einigen Jahrzehnten war auch hier das Trauerjahr ganz selbstverständlich, mittlerweile soll möglichst schnell wieder alles gut sein.

requiem
Trauer im Bild verarbeitet

Aber Gefühle lassen sich nicht einfach abschalten. Auch wenn sie unterdrückt werden, gären sie dicht unter der Oberfläche weiter, lassen uns ein Stück Lebenslust verlieren oder äußern sich in körperlichen Symptomen.

Der Malraum, mit seiner Geborgenheit, bietet auch der Trauer Raum. Ob nun bewusste Trauerarbeit geleistet wird, oder im ganz normalen begleiteten Malen die unverarbeitete Trauer an die Oberfläche kommt, Bilder helfen dabei, dieses Gefühl anzunehmen und die Situation zu verarbeiten.

Ein paar meiner eigenen Erfahrungen damit habe ich hier und hier beschrieben.

Auch diese Bilder sind wieder so unterschiedlich wie die Malenden selbst. Doch eines ist allen gemeinsam – wenn sie aufs Papier dürfen, sind sie heilsam und hilfreich.