„Oder vielleicht doch anders?“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 6

Es ist ganz sicher eine gesunde Einstellung, sich den Weg in andere Optionen offenzuhalten. Ein unverstellter Blick kann helfen, neue Möglichkeiten zu entdecken und anzuwenden.

Manchmal artet das aber dahingehend aus, dass einem Problem kontinuierlich ausgewichen wird. Statt dieses – immer drängendere – Problem anzugehen, werden andere Aktivitäten angefangen, neue Probleme entdeckt, die zuerst bearbeitet werden.

Ob das nun ein Bügelwäscheberg ist oder ein Beziehungsproblem, eine unklare Teillösung in einem großen Projekt oder ein unangenehmes Telefonat, gemeinsames Merkmal ist, dass sich das Problem keinesfalls von allein erledigen wird. Und doch weichen wir aus, manövrieren drumherum und machen keine Anstalten, es wirklich zu lösen.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Auf dem Papier wird das gleiche Verhalten an den Tag gelegt, wie im wahren Leben.

Das Gesicht meiner Person ist mir unklar – ich male erstmal die Haare. Jetzt müsste ich am Gesicht weitermachen, aber zuerst male ich die Kleidung. Ich weiß noch immer nicht, wie das Gesicht aussehen soll, also widme ich mich der Umgebung. Die ist jetzt fertig, eigentlich ist nur noch das Gesicht zu malen. Aber nein, die Haarfarbe gefällt mir nicht, die ändere ich zuerst noch. Und die Kleidung ist auch noch nicht so, wie ich sie gern hätte, da muss noch dies und das gemacht werden…

Die Zeit verrinnt und das wesentliche – in diesem Fall das Gesicht – bleibt unfertig. Als Malleiterin ist es in solchen Fällen meine Aufgabe, auf das Ausweichen aufmerksam zu machen und gegebenenfalls die Fertigstellung einzufordern.

Zumeist sind es unangenehme Themen, vor denen wir ausweichen. Auf dem Papier kannst Du erkennen, dass es gar nicht so schlimm ist, einfach dranzugehen. Dieses Verhalten überträgt sich auf Dauer auch wieder ins wahre Leben.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Spätestens wenn Schaden durch das Ausweichen entsteht, ist es allerhöchste Eisenbahn, das Verhalten zu ändern. In extremen Fällen stecken tiefsitzende Ängste dahinter, es wird versucht, die Situation um jeden Preis zu meiden und Ausweichstrategien zu entwickeln.

Das Verhaltensmuster kann sich dahingehend steigern, dass beispielsweise Wege so ausgerichtet werden, dass kein bellender Hund oder keine Brücke auf der Strecke liegt.

Immer dann, wenn Du bemerkst, dass Dich die Ausweichstrategien unangemessen beschäftigen, solltest Du Dir überlegen, ob Du nicht dagegen angehen willst.

5 Antworten auf „„Oder vielleicht doch anders?““

  1. Es wäre schön mal mit dir zu reden. Du weißt das ich mich intensiv mit meiner Persönlichkeitsentwicklung beschäftige, das „ausweichen“ wie du es nennst ist mir vollkommen bewusst.Ích werde mir Hilfe suchen um disem Ambivalenzen weniger Raum zu geben. Schön wäre es mit dir zu malen. Vielleicht kann ich mal einen Sommerferienkurs belegen.lg Manuela

  2. Ja, jetzt da ich es bei dir lese – irgendwie entdecke ich das bei mir immer wieder, dass ich im Grunde genau weiß, was ich jetzt machen sollte, ja sogar in die Startlöcher gehe – und mich Stunden später mit ganz anderen Dingen beschäftigt finde. Danke für das Drauf-Aufmerksam-Machen 🙂

    Ich muss dann doch wohl mal wieder zum Malen kommen … 🙂

    LG, Raimund

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