Schwangerschaft – mit dem Bauch wächst auch die Kreativität!

Es ist immer wieder zu beobachten, dass viele Schwangere ein Bedürfnis nach kreativem Gestalten entwickeln. Auch die Frauen, die vorher gar nicht so empfänglich dafür waren, fangen an zu basteln, zu stricken, zu werkeln.

Nestbautrieb!!!“ höre ich die Stimme meines alten Biologielehrers in meinem inneren Ohr. Aber ist es wirklich nur das? Relikte aus der Evolution, die von den Schwangerschaftshormonen an die Oberfläche befördert werden?

Das wird meiner Meinung nach der Sache nicht gerecht. Natürlich lässt sich die Vorfreude auf das kleine Wesen auch unter solchen Gesichtspunkten betrachten. Und doch spielt da noch mehr eine Rolle.

„Wie wird mein Krümelchen wohl mit dem gestrickten Mützchen aussehen?“

Wie wird es denn überhaupt aussehen“

Der Versuch einer Visualisierung steckt da drin. Das Wunderbare fassbar machen, begreifbar. Sich ein eigenes Bild machen, eines, das klarer ist als die Ultraschallbilder.

Und neben der Vorfreude sind da doch auch Ängste und Zweifel vorhanden – werde ich allen Anforderungen gerecht werden?

Wird die Geburt sehr schmerzhaft sein?

Wird alles gutgehen?

Wie verändert sich mein Leben?

Wie wird sich unsere Beziehung verändern?

Werde ich wieder in meinen Beruf einsteigen können?

Wird das Geld reichen?

Nichts wird sein wie vorher.

Aber wie wird es sein?

Kann ich mir davon ein Bild machen?

Warum nicht? Ganz wörtlich genommen ein Bild machen – mit Papier und Farbe. Beim Malen, vor allem in einer Gruppe unter einfühlsamer Begleitung, finden die Gefühle ihren Weg ans Licht. Gerade in Zeiten tiefgreifender Veränderungen hilft Malen Klarheit zu gewinnen und zu sich selbst zu finden.

Was erkennst Du in den Bildern?

Diese Frage liegt oft unausgesprochen im Raum. Da ist die (verständliche) Angst, ich verrate beim Malen etwas über mich, was ich vielleicht gar nicht will und die Fachfrau sieht das dann. Es gibt kunsttherapeutische Richtungen, die dies so handhaben und tiefenpsychologisch orientiert Symbole deuten.

Im begleiteten Malen läuft das anders. Entscheidend ist die Geschichte, die im Bild steckt.

Nur Du als Malender kennst die Geschichte.

Als „Bilderhebamme“ sorge ich dafür, das das Bild werden darf, was es werden will. Ich weise Dich auf Unstimmigkeiten in der Darstellung hin. Ich erkenne auf Dauer, wenn Du längere Zeit bei mir malst, Verhaltensmuster und kann Dich anregen, vielleicht ein neues Verhalten auszuprobieren.  Ich sehe es, wenn Du ausweichst und kann Dich darauf hinweisen oder fragen, was da hingehört.  Vielleicht erkenne ich zusammengehörige Bilder.  Manchmal sind psychologische Grundbefindlichkeiten erkennbar.

Aber niemals stellt Dich eins Deiner Bilder bloß und verrät mir Deine tiefsten Geheimnisse.

Ich schaue nicht drauf und erkenne an irgendwelchen geheimnisvollen Symbolen, dass Du abgetrieben hast, Deinen Vater verachtest oder in Deiner Ehe unglücklich bist.

Wahrnehmungsübung „Ich muss nicht müssen“

Diese Übung wird im Idealfall zu zweit gemacht, aber auch allein ist sie durchführbar.

Es wird zunächst aufgezählt, was wir alles meinen zu müssen.

  • Ich muss zum Friseur,
  • ich muss tanken,
  • ich muss das Buch lesen,
  • ich muss ….

Nach einigen Minuten des „müssens“ war mir ganz erdrückt zumute, alles fühlte sich schwer und zwanghaft an.
Im zweiten Teil der Übung wurden die gleichen Punkte umformuliert in „Ich entscheide mich für, weil…“.

  • Ich entscheide mich dafür, zum Friseur zu gehen, damit meine Haare wieder schön aussehen.
  • Ich entscheide mich dafür zu tanken, weil ich sonst auf der Heimfahrt mit leerem Tank liegen bleiben könnte.
  • Ich entscheide mich dafür, das Buch zu lesen, weil es interessante Inhalte hat, die mich persönlich weiterbringen können.

Und obwohl sich in der Sache zunächst nichts geändert hat, wirkt das doch gleich ganz anders, weil die Entscheidungsfreiheit sehr viel deutlicher ausgedrückt wird.

Die Macht der Worte – es erstaunt mich doch immer wieder, wie sich Worte auf das Denken und Fühlen auswirken.

Was fehlt dem Bild?

Was fehlt dem Bild nur?
Was fehlt dem Bild nur?

An diesem Dienstag kam der Zwölfjährige schon richtig unleidlich ins Atelier. Er war so richtig mies drauf, nichts wollte ihm gefallen. Ich wusste, dass er in einer sehr schwierigen Situation steckte und versuchte, ihm das Malen doch schmackhaft zu machen.

Zuerst konnte er sich kaum entscheiden, wie das Papier gehängt werden soll, halbherzig lies er sich schließlich auf das Querformat ein. Lustlos fing er an eine beliebige Farbe aufs Papier zu bringen, zunächst bogenförmig. Mit dem nächsten Pinsel malte er darüber, brachte eine Farbe nach der anderen übereinander auf. Der anfängliche Bogen erweiterte sich zur liegenden Acht.

Die Farben vermischten sich zu einem grünlich-bräunlichen Grau. Immer schneller übermalte er immer wieder die gleichen Stellen.

Irgendwann beschloss er, es sei jetzt fertig.

Aber zufrieden war er mit seinem Bild nicht, überhaupt nicht.

Meine Anregung, es sich mit etwas Distanz anzuschauen nahm er an. Auf die Frage, ob ihm etwas dazu einfalle, ob er was darin erkennen könne, was er weiter ausarbeiten könnte, um vielleicht doch noch zufrieden mit dem Bild zu werden, entlockte ihm nur ein Kopfschütteln.

Er betrachtete sein Bild eine ganze Weile aus der Entfernung, bevor er sich zu mir drehte und erklärte: „Sabine, ich weiß jetzt, was dem Bild fehlt!“

Daraufhin ging er zu seinem Bild und gab ihm einen Kuss. „Jetzt hab ich es gern!“

Reif für die Farbe – 10 Punkte, wann Erwachsene malen sollten

meermalen
Wann sollten Erwachsene malen?

Auch hier gilt im Prinzip das Gleiche wie bei den Kindern, schaden wird es generell niemandem.

Typische Anzeichen dafür, dass das Malen im Atelier ganz besonders hilfreich sein könnte, sind aber:

Trauererlebnisse

Unverarbeitete Trauer belastet, das Malen kann helfen, den Verlust anzunehmen.

Stress

Wenn Du nicht mehr weißt, wo Dir der Kopf steht, hilft das Malen, Dich auf Dich und Deine Bedürfnisse zu besinnen und zur Ruhe zu kommen.

Burnoutgefahr

Beim Malen lernst Du, Grenzen zu definieren und ihre Einhaltung zu beachten.

Familienprobleme

Wo stehe ich in meiner Familie, was ist für mich wichtig?

Paarprobleme

Wie stehe ich zu Dir?

Frauenspezifische Probleme

Kinderwunsch, Schwangerschaft, die Kinder werden flügge, Wechseljahre

Schwierige Lebenssituationen

Als pflegende Angehörige oder Eltern besonderer Kinder, Midlifecrisis, Diagnose einer schweren Erkrankung, Leben mit einer chronischen Krankheit

Zeiten der Veränderung

Trennung, Jobverlust – Krisen können Chancen sein.

Mangelndes Selbstvertrauen

Lern Dich neu kennen und entdecke Deine Fähigkeiten.

Persönlichkeitentwicklung

Auf dem Papier können neue Verhaltensmuster ausprobiert und gefestigt werden.

Wie stehe ich eigentlich zu Dir?

Diese Frage tritt immer wieder auf, wie ist mein Verhältnis zu nahestehenden Menschen.

Wie stehe ich zu Dir, Mutter, Vater oder Partner?

Ich beantworte mir das gern mit einem (begleiteten) Portrait. Dabei kommt es gar nicht auf die absolute Ähnlichkeit an, wichtig ist, dass Grundzüge der Person deutlich werden. Und gerade hier sind die Fragen der Begleiterin sehr hilfreich. Ob sie nun das Alter oder die Umgebung der Person betreffen, oder der Gesichtsausdruck hinterfragt wird. Sie erkennt beim Malen die Emotionen, die beim Gestalten dieser Person auftreten und kann durch gezielte Fragen helfen, sich dieser Gefühle bewusst zu werden.

begleitetes malen
Wie stehe ich zu dir?

Beim Malen wird die Beziehung zur Person offengelegt. Aber auch ihre Eigenschaften zeigen sich, oftmals überzeichnet. Ein solches Portrait kann bewusst angegangen werden oder auch aus einer Spur entstehen.

Gerade wenn das Verhältnis zu einer nahestehenden Person schwierig ist, kann es sehr helfen, in eine Maleinheit zu gehen, mit dem Vorsatz ich male jetzt den Vater oder die Mutter oder wen auch immer. Die Schwierigkeiten am Bild zeigen mir die Schwierigkeiten mit der Person, es erfolgt eine ganz intensive Auseinandersetzung auf dem Papier. Und auf dem Papier gibt es die Möglichkeit, der Person etwas ‚zurückzugeben‘ und so zu klären, was ist dein Thema und was ist meins.

Weil ich nur mich selbst und mein Verhalten verändern kann, hilft ein Bild mir dabei die Beziehung zu klären und in gewissem Maß zu reinigen, um anschließend einen leichteren Umgang zu finden.

Ich kann mir die Last von der Seele malen und alte Konflikte im Atelier zurücklassen.

Wie ich zur Therapeutenausbildung kam…

Vor einigen Jahren habe ich eine AG für Grundschüler geleitet, „Zeitreise durch die Kunstgeschichte“, in der ich mit den Kindern Bilder betrachtet und gemalt habe. Bei den Teilnehmern dieser AG waren auch zwei Jungen, deren Ergebnisse eigentlich immer ganz stark an 😉 Kuhfladen erinnert haben. Die beiden haben mit großer Leidenschaft die Temperafarben auf dem Blatt so ineinander verrührt, dass das Ergebnis jedesmal ein großer brauner Flecken in der Bildmitte geworden ist. Das aktuelle Thema war ihnen auch völlig gleichgültig, das Ergebnis war immer gleich.

Aber beim Farbenauftragen ist in den beiden ganz deutlich etwas vorgegangen – anscheinend für sie etwas sehr positives, denn sie waren jedesmal da und mit Begeisterung bei der Sache.
Eines Tages hatte ich Bilder zum Thema „Traumwesen“ dabei (Hieronymus Bosch, Dali u.ä.). Da war die Reaktion besonders stark, beide äußerten sich noch kurz, dass sie häufig Albträume hätten und malten dann sofort los wie die Wilden. Das Ergebnis waren besonders viele Kuhfladen *g* und 2 ganz gelöste, entspannte Jungs.
Es war spürbar, dass in ihnen etwas ganz Intensives vorgegangen sein muss beim Malen. Und ich muss ehrlich gestehen, ich hatte ein wenig Angst davor, dass etwas bei ihnen „ausbricht“, das ich nicht mehr ohne weiteres abfangen kann.

Dieses Erlebnis hat mich eigentlich zu der Therapeutenausbildung motiviert, ich wollte auf jeden Fall genug Rüstzeug erwerben, um mit starken, unter Umständen negativen Gefühlen der Malenden umgehen zu können.