Was tun, wenn ein Kind immer nur Häuser malt?
Uff – ja, so ein Kind hatte ich auch. Wochen-, monate- wenn nicht sogar jahrelang Häuser, Häuser, Häuser… kleine, große, klitzekleine und riesiggroße. Von außen, von innen, mit Fenstern, ohne Fenster. Mit Türen, ohne Türen. Mit Blumenkästen, Fensterläden, Einwohnern, Tieren im Garten. Mit Schornstein (schief und gerade). Blumen und Bäume daneben (große und kleine), Wolken und die unvermeidliche Sonne am blauen Himmel darüber.
In unendlich vielen Varianten – wenn man denn genau hinschaut. Und dabei auf die folgenden Punkte achtet:
- Gibt es da über einen längeren Zeitraum eine Entwicklung in den Bildern?
- Was verändert sich?
- Wird die Darstellung detailreicher und differenzierter?
Auf dem zweiten Bild kann man in die Räume reinschauen und das Haus ist genaugenommen gar kein Haus, sondern eine Mühle. Vielleicht hat es sogar deshalb keinen Schornstein, denn wenn das Mühlrad genug Energie erzeugt, um auch die Heizung zu betreiben, dann braucht es ja gar keinen Schornstein, oder? Man kann vielleicht auch mal gezielt nachfragen. Nach den Geschichten zu diesen Häusern und ihren Bewohnern. Wer wohnt denn da? Wo steht denn das Haus? Kennst du dort jemanden? Wenn das Kind dann anfängt zu erzählen – zuhören!! Gegebenenfalls interessierte Fragen zu den Geschichten stellen. Echtes Interesse zeigen. Und bloß nicht loben…
Die Häuserphase endet irgendwann
Irgendwann ist diese Phase vorbei. Dann kommen vielleicht die Pferde oder Blumen oder Dinos oder Autos. Oder auch mal jeden Tag was anderes.
Was auch immer es ist – keine Panik und bitte keine Küchentischpsychologie in der Art „das Haus symbolisiert den Vater und verrät alles über die Beziehung zu ihm“. Kein Kind hat gleich eine Entwicklungsstörung oder psychische Problem nur weil es ein bevorzugtes Malmotiv hat.
Danke Friederike!
Gerade aus heutiger Sicht finde ich, dass sich das aufrichtige Interesse als Grundhaltung, auszahlt. Wenn man das von Anfang an hat und auch in der Pubertät beibehält, wird vieles einfacher. Denn spätestens dann kommen Zeiten, in denen es vielleicht keinen Grund zum Loben gibt. Wenn ein Kind aber weiß, dass es jemanden gibt, der sich wirklich interessiert, dann hat derjenige auch noch eine Chance, in schwierigen Zeiten Zugang zu finden.
Genial – endlich lese ich es mal, was ich immer wieder denke: Echtes Interesse zeigen. Und bloß nicht loben.
Ich habe rundherum den Eindruck, ohne loben kann man nicht mehr erziehen – natürlich gehört loben dazu, aber ich kann auch loben ohne zu „loben“. Mit Interesse an dem was mein Kind erzählt, mein Kind macht, mein Kind gebaut hat, mein Kind gemalt hat ……. Aus meiner Arbeit mit Kindern habe ich den Eindruck, dass hinterlässt durchaus seine Spuren, ohne dass es die Kinder stresst, dass sie nun immer etwas so machen müssen, dass sie gelobt werden dafür. Bzw. dass sie nur noch etwas machen, damit sie gelobt werden.