Der innere Teenie

Nicht Fisch nicht Fleisch!

Warum alles so machen, wie es die Alten tun?

PPPPPPP RRRRRRRR OOOOOOOOOOO VVVVVVVVV OOOOOOOOO KKKKK AAAAAA TTTTTTTT IIIIIIIIII OOOOO NNN!!!

Warum immer ich?

Die ganze Welt hat sich gegen mich verschworen!

Das ist soooo gemein!!!

Ich liebe das Leben und keiner kann mir was!!!!

Wie soll ich in dieser Welt meinen Platz finden???

Alles Sch***!!!

Ihr seid alle so doof!!!

Ich gehe meine eigenen Wege, mache alles besser oder wenigstens anders!!!

Kennt Ihr das? Entweder, weil Ihr selbst gerade mittendrin steckt oder von der anderen Seite betrachtet, als Eltern, die mit genau dieser Haltung tagtäglich konfrontiert werden?

Anstrengend ist das – für alle Beteiligten.

Aber auch spannend und bereichernd, wenn man sich als Eltern (oder andere Bezugsperson) drauf einlassen kann. Das Hinterfragen zulässt und sich selbst und die Umgebung immer wieder überdenkt. Bereit ist, sich auf neue Gedanken und Wege einzulassen. Und die Erklärung „weil das nun mal so ist“ selbst in Frage stellt.

Warum werden Menschen mit blau gefärbten Haaren komisch angeschaut? Ja – warum eigentlich? Schadet jemandem dieses Anderssein?

Ist ein schrilles Outfit wirklich ein Zeichen dafür, dass der darinsteckende Kopf sich nicht mit ernsthaften Themen beschäftigt?

Wo holen mich Vorurteile immer wieder ein?

Pubertät und Adoleszenz – mehr Fragen als Antworten und gerade deshalb eine fruchtbare Zeit – für alle Beteiligten, die sich drauf einlassen können und wollen.

Genau dieses jugendliche In-Frage stellen ist eine unabdingbare Grundlage für Kreativität. Wer alles so akzeptiert wie es ist, kann keine neuen Ideen entwickeln.

So wie jeder ein inneres Kind in sich trägt, sollte sich auch jeder an den inneren Teenie erinnern, denjenigen der zweifelt und verzweifelt – an sich und der Welt und dann im nächsten Moment wieder vor Freude überläuft und nichts, aber auch gar nichts einfach so akzeptiert. Nicht immer und ständig, aber dann und wann.

Kennt Ihr Euren inneren Teenie noch?

Bildquelle: Wiki Commons

Macht Ganztagsschule die Frauenquote überflüssig?

Dieser Artikel sollte eigentlich nur ein Kommentar zu „5 Gründe, warum ich als Führungskräftetrainer für die Frauenquote bin.“ auf dem Persönlichkeitsblog werden. Schnell merkte ich jedoch, das meine Anmerkungen dazu etwas umfangreicher werden würden und eigentlich sehr gut auch hierher passen.

Chapeau!

„Chapeau, Herr Kopp-Wichmann.“

Eigentlich wollte ich zu Ihrem Artikel über die Frauenquote nur obigen Satz als Kommentar schreiben, denn insgesamt gehe ich mit Ihren Ausführungen weitgehend konform.

Die Diskussion in den Kommentaren und Diskussionen zu dem Thema, die ich an anderer Stelle verfolge, haben mich dann aber dazu bewogen, doch etwas ausführlicher auf einen Punkt einzugehen, der mir dabei am Herzen liegt und der meines Erachtens oft nur am Rand betrachtet wird.

Die Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Form der Kitas und Ganztagsschulen werden häufig als das Allheilmittel betrachtet und verkauft. „Nachdem wir die nun haben, wird es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Selbstregulation greift und die Frauen zum Sturm auf die Vorstandsetagen blasen“, so klingt das häufig.
Aus meiner ganz praktischen Erfahrung sieht das jedoch sehr anders aus.

In den Kitas hat sich in den letzten Jahren da tatsächlich Einiges getan, waren vor gut zehn Jahren noch die ‚altbackenen‘ Öffnungszeiten (zum Beispiel 7:30 bis 12:00 und 14:00 bis 16:00 Uhr) gängig, so ist inzwischen durchgehende Betreuung so ziemlich an der Tagesordnung. Doch selbst das kann für eine herkömmliche Vollzeitstelle noch sehr knapp werden, wenn noch Fahrzeiten dazukommen und dann womöglich auch noch die gesetzlich vorgeschriebenen Pausenzeiten eingehalten werden. Doch die Kindergartenzeit lässt sich noch relativ gut managen, zur Not (wenn keine allzeit bereite Oma vorhanden) mit Abholgemeinschaften auf Gegenseitigkeit und ähnlichen Konstrukten. Mütter können ja gut organisieren und managen, die wuppen das schon. 😉

Beginnt dann aber die Schulzeit, dann geht das große Haareraufen los. Die verlockend klingenden Ganztagsangebote beinhalten in der praktischen Umsetzung doch noch ganz entscheidende Tücken. Die optimistische, jedoch leider irrige Annahme, die Kinder kämen aus der Schule und hätten dann sowas wie Feierabend hielt bei mir nur sehr kurze Zeit, sehr schnell wurde ich eines Besseren belehrt:

Schulschluß um 16 Uhr bedeutet in der Praxis, dass dann die staatliche Obhut endet – zumindest von Montag bis Donnerstag – denn freitags endet die Ganztagsschule zum herkömmlichen Schulschluß mittags zwischen 12 und 13 Uhr, je nach Klassenstufe. Das heißt ganz praktisch oft aber nur, dass es anschließend zu Hause weitergeht mit den Hausaufgaben, die während der offiziellen Schulzeit nicht geschafft wurden, Vokabeln lernen, auf Klassenarbeiten und Hausaufgabenüberprüfungen vorbereiten, Referate erstellen usw.

Je nach Länge des Schulwegs kommt ein Kind dann vielleicht erst gegen 17 Uhr daheim an und darf dann noch weitere ein bis zwei Stunden für die Schule arbeiten, gerne mit Unterstützung eines Elternteils, weil die Hausaufgaben nicht fertig wurden, da das Thema nicht verstanden war und der Oberstufenschüler oder die Mutter, die die schulische Hausaufgabenbetreuung übernimmt, das auch nicht erklären konnte. Oder das Kind mit dem nicht so ausgeprägten Arbeitseifer meinte mal wieder, die Hausaufgabenbetreuer austricksen zu müssen und nur einen Teil zu erledigen, was dann der Lehrkraft am nächsten Tag auffiel und der Rest somit nachzuholen war.

Nach zwei Jahren mit beiden Kindern in Ganztagsschule habe ich sie ziemlich entnervt davon abgemeldet (und meinen IT-Job gleich mit). Damit war dann auch gleich das nächste größere Problem vom Tisch – die zwölf Wochen Schulferien, die kein normaler Arbeitnehmer als Urlaub bekommt, von Brückentagen, abifrei, Lehrerfortbildungen und Konferenzen (verbunden mit Unterrichtsausfall) gar nicht zu sprechen.
Nun will ich aber gar nicht nur blindwütig auf die Schulen schimpfen, die diese Missstände sehr wohl sehen und durchaus auch Ideen hätten, daran etwas zu verändern, wenn sie denn nur so könnten wie sie wollten. Können sie aber nicht, denn Schulen sind in Deutschland zum überwiegenden Teil in öffentlicher Trägerschaft.

Selbstregulatorische Kräfte und Anpassung an die Lebensrealität sind in diesem Bereich vollkommen illusorisch. Schulen dürfen nur einen kleinen Teil ihrer Mitarbeiter (sprich Lehrer) selbst auswählen und den großen Rest bekommen sie zugewiesen. Wenn bei Lehrern, die sich Dinge geleistet haben, die in der freien Wirtschaft schon beim ersten Anlass ein Grund zur fristlosen Kündigung wären, nur sehr, sehr viele Aktionen und Anstrengungen von Schülern, Eltern, Schulelternbeirat und Schulleitung dazu führen, dass der betreffende Lehrer schliesslich die Schule verlässt – und im Nachbarort weiterunterrichten darf, dann fehlt mir der Glaube daran, dass hier so ohne weiteres eine Anpassung an die gesellschaftlichen Realitäten stattfinden wird.

(Kleine Randbemerkung – meine Hochachtung gilt allen Lehrern, die in diesem kranken System engagiert und motiviert unterrichten.)

Wenn in den Kommentaren zum Persönlichkeitsblog-Artikel angemerkt wird, Planwirtschaft funktioniere nicht, so muss ich fragen, was denn dieses Schulsystem von den Abläufen her anderes ist? Im Bereich der Kindertagesstätten sieht es nur wenig rosiger aus. Mit den Möglichkeiten der Kinderbetreuung steht und fällt jedoch noch immer der berufliche Aufstieg oder Fall von Müttern.

Nun kann – meiner Meinung nach – der alleinige Segen auch nicht nur in einer verbesserten Struktur der Kinderbetreuung liegen, sondern parallel dazu muss das Umdenken und Umgestalten in der Wirtschaft und in den Köpfen der Familienväter stattfinden.

Vielleicht lässt eine Frauenquote ja gerade in den Bereichen mit sehr geringem Frauenanteil den Männern, die hier nun unter noch höherem Konkurrenzdruck (wie von Markus in seinem Kommentar angemerkt) stehen, den Spielraum ihre Einstellungen und ihr Denken zu reflektieren und gegebenenfalls einen Teil ihrer Energien statt in wenig erfolgversprechende Karrierebestrebungen partnerschaftlich im familiären Bereich einzubringen.

Und vielleicht kann es dann tatsächlich möglich werden, Beruf, Karriere, Kinder und Partnerschaft unter einen Hut zu bringen, auch wenn keine allzeit bereiten Omas zur Verfügung stehen.

Wenn es für jeden Elternteil möglich ist, die Arbeitszeiten familientauglich zu gestalten, ein krankes Kind auch beim Papa Vorrang vor dem Meeting haben darf und die qualifizierten und kompetenten Frauen ihren Fähigkeiten entsprechend in der Wirtschaft eingesetzt sind, dann darf die Quote gerne wieder vom Tisch.

Solange aber noch immer junge, intelligente und kompetente Frauen sich hier bei mir ihren Frust von der Seele malen, weil sie aufgerieben werden zwischen Kindergarten- und Grundschul-Bring- und Holdienste-, um ihre Beziehung fürchten und augenscheinlich mit ihrer ganzen Situation als „Nur-Hausfrau“ (selten blöder Ausdruck) unglücklich sind, muss sich ganz viel ändern, wenn’s sein muss, auch mit Quote!

Rauhnachtgedanken

Verstehen kann man das Leben rückwärts; leben muß man es aber vorwärts.

(Sören Kierkegaard)

Gerade die Zeit zwischen den Jahren schreit geradezu danach, Bilanz zu ziehen und neue Ziele zu definieren.

Der Blick nach hinten – solange er nicht zum Erstarren und zur Rückwärtsgewandheit verführt – kann ein wertvoller Helfer sein.

Wie ist es dazu gekommen, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist?

Was waren Fehler? Was waren entscheidende Wendepunkte? Was hat mich weitergebracht und was zum Stillstand?

Im Nachhinein erklärt sich Vieles. Rätselhaftes wird plötzlich ganz klar und offensichtlich. Manche Veränderungen und Entwicklungen lassen sich weit zurückverfolgen, ihre Anfänge liegen Jahre und Jahrzehnte zurück.

Gibt es Muster, die sich durch mein Leben ziehen?

Ein Loch in der Straße, in das ich immer und immer wieder hineinfalle? Oder vielleicht inzwischen kenne und eine andere Straße nehmen kann?

Der Blick nach hinten gibt Raum für Trauer und Melancholie – Gefühle, die nicht unbedingt angesagt, beliebt sind. Und doch gelebt werden wollen, ja müssen, wenn sie sich nicht aufstauen und ansammeln sollen, und wie ein Kloß im Magen liegen bleiben und anfangen uns zu zerfressen. Oder sich wie eine dicke Decke über unsere Seele zu legen, die uns erstickt anstatt uns zu wärmen.

Der Blick nach hinten gibt aber auch Raum für Zufriedenheit und Stolz. Er zeigt, dass eine Entscheidung, die vielleicht sehr schwer zu fällen war, die Richtige gewesen ist. Er kann zeigen, dass sich Anstrengungen gelohnt haben. Und er kann zeigen, was gut für mich war, wovon ich in Zukunft mehr möchte.

Wie werde ich meine Ziele für die Zukunft ausrichten, was ist mir für die nächste Zeit wichtig?

Und manchmal befördert so ein Blick nach hinten auch etwas zu Tage, das zum Schmunzeln verführt. Beim Umräumen fiel mir dieser Tage ein alter Zeichenblock in die Hände. Die ältesten Zeichnungen darin sind über zwanzig Jahre alt. Und was finde ich bei denen?

bleistiftzeichnung schneckenhaus
Das Thema verfolgt mich schon längere Zeit

(Bleistiftzeichnung ca. 1990)

schnecke aus speckstein,specksteinskulptur
Speckstein 2010

(Klick aufs Bild erzählt die Geschichte dazu)

Doch zurück zur Zukunft, ich habe in diesen Rauhnächten einen ausgiebigeren Blick zurück gewagt, Bilanz gezogen, Trauer und Melancholie zugelassen und mich an meinen Erfolgen und Fortschritten gefreut.

Und bin jetzt dabei meine Ziele und Themen für 2011 zu finden – habt Ihr Eure schon?

Total im Stress, voll unter Strom…

… so war ich am Dienstag drauf. Obwohl ich es ja mittlerweile eigentlich können sollte, passiert mir das gelegentlich immer noch. Zu viele eigene Ziele und Vorhaben, selbstgemachter Zeitdruck, alles noch ’schnellschnell’…

Dies noch fertig machen, jenes noch fertig kriegen, einen lang verschobenen Termin wahrnehmen usw. – kurz, das volle Programm.

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Was versteckt sich in diesen Steinen?

Nach dem lang verschobenen Termin dann noch die letzte Specksteinwerkstatt diesen Jahres und hurra, mir blieb dabei die Gelegenheit selbst einen Stein zu bearbeiten. „Wie praktisch, jetzt kann ich noch ein Geschenk für einen lieben Mitmenschen anfertigen! Mal wieder zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“ ging mir noch durch den Kopf.

Ich schaute mir die Steine an, nahm verschiedene in die Hand und befühlte sie. Ich wurde ruhiger, gelassener. Einer der Stein sprach mich an und ich sah in ihm sehr schnell etwas, das aus dem Stein hervorgeholt werden wollte. Es war ein hellbrauner Stein, nicht ganz faustgroß. Einer von der weichen Sorte, der sich ganz leicht bearbeiten lässt. Er fühlt sich sandig, tonig an und ist sehr nachgiebig und gutmütig.

In eineinhalb Stunden war er komplett fertig bearbeitet – es war gar nicht viel zu tun. Mit jedem Raspeln, Feilen und schmirgeln wurde ich ruhiger, verlor die Anspannung, kam zu mir.

Am Tag drauf ölte ich den Stein mehrmals, denn diese hellbraunen Steine lassen sich nicht so glatt polieren wie andere. Sie nehmen durch ihre sandige Struktur sehr viel Öl auf. Immer wieder wollen sie nachgeölt werden, bis sie schließlich gesättigt sind.

Ich überdachte meine Zeitvorgaben, strich mein Programm ganz radikal zusammen. Unrealistische Ziele bekamen neue Termine. Ich holte mir Unterstützung und konnte so die wichtigsten Aufgaben sehr viel schneller erledigen, als ich es vorher gedacht hatte. Es blieb mir sogar noch Zeit (ich hab sie mir einfach genommen), um mit meinem Sohn unterwegs eine Kleinigkeit zu essen, mich dabei mit ihm zu unterhalten. Der Weihnachtsbaumkauf war dann im zweiten Anlauf ein richtig nettes Erlebnis – ein supernetter Weihnachtsbaumverkäufer präsentierte uns ‚unser‘ Bäumchen (im Topf) – alles passte auf Anhieb, sogar der Preis ;).

Viel früher als gehofft, war ich zu Hause und hatte alles Nötige erledigt. Mir blieb noch Zeit für einen ausgiebigen, gemütlichen Kaffee und ein sehr ausführliches, wohltuendes Gespräch mit einer guten Freundin.

Am Abend räumte ich die Baustelle, die ich eigentlich noch vor Weihnachten fertig kriegen wollte auf, packte das Werkzeug beiseite und machte den Bereich so einigermaßen sauber. Nach Weihnachten ist auch noch Zeit dafür…

Als ich heute morgen dann meinen Speckstein in die Hand nahm und betrachtete, um zu sehen, ob er noch mehr Öl braucht, musste ich dann doch lachen – erst heute ist mir so wirklich bewusst geworden, was sich da in diesem Stein versteckt hatte, nämlich genau das, was ich am Dienstag gebraucht habe:

schnecke aus speckstein,specksteinskulptur
Ein bisschen Entschleunigung gefällig?

Die Herren Erstmal und Demnächst

erstmal eine tasse kaffee
Erstmal eine Tasse Kaffee

Kennt Ihr die beiden auch?

Auch wenn sie eigentlich eher nicht gemeinsam auftreten, treten sie doch gern im Doppelpack auf.

Das heißt – genau genommen – ist es eigentlich nur der Herr Erstmal, der wirklich auftritt.

„Ich lege das erstmal dahin und demnächst wird es dann einen Platz bekommen.“

Erstmal erscheint geradezu omnipräsent. Ob er nun in der Küche die dreckige Tasse erstmal auf den Tisch stellt, erstmal nur die schriftlichen Hausaufgaben macht, erstmal in Ruhe einen Kaffee trinken muss oder auch erstmal überlegt, wie das große Chaos in den Griff zu kriegen wäre – Erstmal ist überall dabei.

Demnächst dagegen hält sich mit seinem Auftreten doch sehr zurück. Er liebt die große Ankündigung, lässt sich gern einladen und vorstellen, doch sein persönliches Auftreten bleibt ebenso aus wie das seines Vetters Godot.

Und dennoch bin ich mir ganz sicher, dass es ihn gibt, diesen Herrn Demnächst. Ob ich mir jetzt erstmal eine Tasse Tee koche (oder vielleicht auch zwei – eine für mich und eine für Herrn Erstmal, der in seinem unermüdlichen Einsatz auch erstmal ein Päuschen vertragen könnte) und Euch demnächst dann berichte, wie der Herr Demnächst in Natura aussieht?

😉

Bildquelle: Wikicommons

Du darfst Dir nehmen, so viel Du brauchst…

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Nimm' Dir ruhig!

„Du darfst Dir nehmen, so viel Du brauchst“, „Nimm Dir genug Farbe…“, „Du darfst Dir ruhig noch Farbe nehmen“…

Manchmal wiederhole ich diesen Satz im Atelier wie ein Plappergei. 😉

Wann das ist?

Nun, immer dann, wenn ich mit Menschen male, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie zu denen gehören, die sich nicht genug von dem holen, was sie brauchen. Und dabei meine ich jetzt keineswegs nur die Farbe für ihr Bild.

Menschen, die zurückhaltend sind, eigene Wünsche und Bedürfnisse nicht anmelden und sie sich nicht erfüllen.

Das können kleine Menschen sein oder Große, denen diese ‚Erlaubnis‘ gut tut, auch wenn sie anfangs vielleicht noch etwas verlegen darauf reagieren. Lieber quälen sie sich und versuchen auch noch das letzte Restchen an Farbe aus dem Pinsel rauszuquälen.

Ich phantasiere mal und stelle mir vor, dass es Menschen sein können, denen immer wieder gepredigt wird „Sei sparsam! Das ist teuer! Verschwende nichts!“ usw.

Oft ziehen diese Menschen in Gruppen den Kürzeren, geben sich mit dem zufrieden, was übrigbleibt. Leben gegen ihre Bedürfnisse und halten unangenehme Situationen sehr lange aus.

Wenn ich zurückdenke, glaube ich, dass ich – wie sicher ganz viele –  in meiner Kindheit auch nie oder nur sehr selten gehört habe „Nimm‘ Dir so viel Du brauchst!“.

Sich nehmen, was man braucht – damit soll nun nicht dem blanke Egoismus das Wort geredet werden. Sondern dem sorgsamen Umgang mit sich selbst und den eigenen Bedürfnissen. Diese wahrnehmen und im sozial vertretbaren Rahmen erfüllen.

Nimm‘ Dir noch ein bisschen – ganz egal, was Du gerade brauchst!

Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags

Ein, wenn nicht gar der Klassiker zum Thema „Loslassen“:

karen kingstonKaren Kingstons „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags“*

Wer hier viel Feng Shui erwartet, könnte enttäuscht werden, denn auch wenn Karen Kingston als international bekannte Expertin auf diesem Gebiet gilt, dreht sich dieses Buch doch sehr viel mehr um das Gerümpel.

Welche Arten von Gerümpel gibt es überhaupt?

Kingston unterscheidet in:

  • Dinge, die man nicht gebraucht oder liebt
  • Dinge, die unordentlich und schlecht organisiert sind
  • zu viele Dinge auf zu engem Raum
  • alles, was nicht zu Ende gebracht wurde

Wie das Gerümpel das Leben beeinflusst und warum die Leute den Krempel überhaupt aufheben, sind weitere Fragen, denen sie sich widmet. Neben dem, mittlerweile ja in allen Varianten durchgespielten Gedankengang, dass das Festhalten an Altem verhindert, dass Neues den Weg findet, setzt Kingston dabei durchaus auch auf die Hintergründe, die zu diesem Festhalten führen.

An Beispielen führt sie aus, wie nach dem Loslassen ganz andere Bedürfnisse zum Vorschein kamen. Ob es nun die Zeitschriftensammlung ist, die darauf wartet, sortiert und gelesen zu werden, und damit die eigentlich gewünschte Urlaubsreise verhindert oder eine Sammlung von alten Postkarten auf dem Dachboden das eigentliche Bedürfnis nach zwischenmenschlichen Kontakten und Beziehungen verdeckt. In ihren Beispielen steckt hinter dem Gerümpel eine ganz andere Ebene.

Nachdenken über das eigene Gerümpel

Karen Kingston lädt damit zum Nachdenken über das eigene Gerümpel ein. Nur in den seltensten Fälle lässt sich das im Buch Geschilderte direkt übertragen. Es sensibilisiert aber für das Erkennen von „Gerümpel“ und kann so durchaus dazu motivieren, das Thema anzugehen und auszumisten.

Wie das am geschicktesten anzupacken ist, erklärt sie ebenfalls ausführlich, ob es nun den Kleiderschrank (vielleicht sogar mit Farbberatung), den Schreibtisch, die Rumpelkammer oder den Keller betrifft.

Allerdings habe ich persönlich so meine Schwierigkeiten damit, wenn es zu  „esoterisch“ wird. Wenn beispielsweise das Entfernen zerbrochener Spiegel aus der Wohlstandszone des Büros, für neue Aufträge aus heiterem Himmel, respektive den gelben Seiten sorgt, dann melden sich bei mir sofort Zweifel.

Nichtsdestotrotz finde ich das Buch recht brauchbar als Anregung, um ein Grundverständnis zu erlangen.

Allerdings – und darin unterscheidet sich dieser Ratgeber nicht von vielen anderen – mit dem Lesen allein ist es ja nicht getan. Ich muss gestehen, ich lese gern Ratgeberbücher. Das Umsetzen des Gelesenen fällt mir dann aber noch immer schwer oder gelingt gar nicht. Aus diesem Buch habe ich jedoch einiges mitgenommen, das Loslassen fällt mir leichter und immer mal wieder ertappe ich mich schmunzelnd beim Horten.

Doch wie so oft ist es eine Mischung aus ganz vielen Faktoren, die schließlich eine Veränderung bewirken. Was das Thema Gerümpel angeht, war bei mir ganz sicher mit ein Faktor das Ausräumen von Wohnungen alter Menschen. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie alle ihre Marotten hatten und „Nester“ mit ziemlich unsinnigen Gegenständen angesammelt haben – Kronkorken, Brötchentüten (fein säuberlich glattgestrichen und gefaltet), Geschenkschleifen und Sardinendosenöffner zum Beispiel. Das würde ich meinen Nachkommen dann doch gern ersparen…

Welche Erfahrungen haben Sie mit Gerümpel und Loslassen gemacht?

Loslassen – reine Kopfsache?

Da mir das Thema „Loslassen“ in den letzten Tagen mehrfach begegnet ist, hab ich gerade gezielt danach gesucht und bin über eine Darstellung gestolpert, die mich doch sehr skeptisch gemacht hat:

Loslassen können ist eine reine „Kopf-Sache“.

heißt es da.

Ganz ehrlich – mich macht sowas sehr nachdenklich. Reine Kopfsache?

baum,blätter,himmelEinfach nur mit den Gedanken beschließen, „jetzt lasse ich los“ und schon klappt das? Ein paar unterstützende Methoden dazugegeben und spätestens dann aber?

Ich zweifle – habe selbst erlebt, dass das mit vielen Problemen durchaus geht, mit anderen aber ganz hartnäckig nicht.

Manche Themen konnte ich nicht mit dem Kopf und meinem Verhalten lösen.

Eine viel tiefgreifendere Veränderung war notwendig, um das Thema wirklich be-greifen zu können.

Mir ein Bild zu machen.

Blockaden zu lösen.

Ich selbst habe viele meiner Themen begleitet gemalt und plötzlich ging das, was Jahre hartnäckig überdauert hat, ganz einfach. Andere Themen habe ich auf anderen Wegen gelöst. Menschen in meinem engen Umfeld habe durch kreatives Schreiben ganz erstaunliche Erfolge erzielt. Oder durch Klopfen, oder oder oder…

„Loslassen“ sollten wir vielleicht den Glauben an die eine, einzig richtige Methode. An die einfachen, universell funktionierenden Möglichkeiten. So unterschiedlich wie die Menschen sind, sind auch ihre Themen.

Aber einen Versuch ist es immer wert, auch wenn ein Thema vielleicht bisher unlösbar erschien.

Merkst Du es, wenn Du Dir das Leben unnötig schwer machst?

Gerade bei der Arbeit mit Speckstein wird es oft offensichtlich – da macht sich jemand gerade das Leben unnötig schwer.

speckstein
So geht’s leichter!

Werkzeuge für jeden Zweck stehen zur Verfügung. Raspeln für die grobe Form, Feilen für die Feinarbeiten, Schleifschwämme zum Glätten und für ganz grobe Veränderungen auch eine Säge. Ich erkläre die Abläufe und Funktion der Werkzeuge – eigentlich sollte alles klar sein.

Und doch gibt es immer wieder Kinder und Erwachsene, die versuchen mit der Feile einen großen Brocken wegzukriegen, die die Raspel quer führen oder mit der Kante des Werkzeugs arbeiten. Sie schuften und schaffen und doch geht es nicht voran.

Wenn man von außen draufschaut, wird es offensichtlich – hier quält sich jemand. Und die Frage „merkt der das denn nicht???“ schleicht sich ganz automatisch ins Gehirn.  Beim Beobachten und Nachfragen zeigt sich dann oft, dass sich das auch durch das Alltagsleben der Betreffenden durchzieht. Am Stein wird es offensichtlich, doch in vielen anderen Bereichen läuft es ähnlich.

Bei der Arbeit mit Speckstein lässt sich ein Bewusstsein dafür schaffen, zu erkennen – eben tue ich mir unnötig schwer. Innehalten und überlegen, wie oder mit welchem Werkzeug es besser gehen könnte, kann hier ganz gezielt gefördert werden.

Denn da liegt oft die Ursache für dieses unnötige Quälen, anstatt zu überlegen, wie es besser gehen könnte, wird mit dem Bekannten, Bewährten geklotzt und geschuftet.  Oder, um mit Laotse zu sprechen:

Gönne dir einen Augenblick der Ruhe
und du begreifst,
wie närrisch du herumgehastet bist.

Laotse

Und abseits der Steine – wie oft quälen wir uns da mit den falschen Werkzeugen, dem falschen Herangehen? Ob nun im Beruf die Briefe mit der Tabellenkalkulation geschrieben werden, weil es noch keine Schulung für die Textverarbeitung gab (nicht lachen, ist wirklich vorgekommen!) oder im Haushalt die Unterhosen gebügelt werden, weil man das so macht – Beispiele für unnötige, selbstauferlegte und nicht erkannte Qualen gibt es sicher jede Menge.

Wenn Euch auch so ein typisches Verhalten einfällt, dürft Ihr es gern in einem Kommentar schildern. Wann und wie (oder bei wem)  ist es Euch aufgefallen?

Merkst Du es, wenn Du Dir das Leben unnötig schwer machst?

Hast Du schon das Gefühl dafür entwickelt, dass so manches vielleicht einfacher gehen könnte? Oder schon einen Anstoß von Außen dazu bekommen?

Denn zumeist ist es doch so, dass es von Außen betrachtet offensichtlich ist, wenn sich jemand schwer tut. Wenn das Werkzeug in der eigenen Hand liegt, fällt es aber überhaupt nicht auf, dass es auch leichter ginge.

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Nimm einmal einen ganz normalen Stein in die Hand, schließe Deine Augen und befühle diesen Stein ganz intensiv.

Wenn Du Dir dabei albern vorkommst, dann probiere es allein im stillen Kämmerlein aus, aber wage es wirklich mal und lass Dich darauf ein.

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Was macht das mit mir?

Spürst Du die unterschiedlichen Strukturen?

Glätte und Rauheit?

Wie sich der Stein in Deiner Hand erwärmt?

Es gibt immer noch was Neues an dem Stein zu erspüren und wenn Du achtsam bist, wirst Du feststellen, dass das ‚was mit Dir macht‘.

Gerade die Arbeit mit Stein – oder auch Ton – erlaubt über das Fühlen einen ganz direkten Zugang zu den Gefühlen.

(Nicht von ungefähr ist in der deutschen Sprache das Wort Gefühl von fühlen abgeleitet)

Wenn die Fingerspitzen immer wieder über das Material streichen, werden sie gleichzeitig immer sensibler. Sie nehmen wahr, was das Auge nicht oder nur schwer erkennt.