Interview mit Rolf Höge, Autor von „Quo vadis, Alki?“

Rolf Höge, Mannheimer Autor, beschäftigt sich in seiner Autorenlesung „Meine  Schreibe…“ unter anderem auch mit den Themen Sucht und Persönlichkeitsentwicklung. Höge  lebt seit vielen Jahren zufrieden abstinent und nutzte gerade am Anfang dieser Abstinenz das Schreiben und gelegentlich auch das Malen, um sich mit seiner eigenen Suchtvergangenheit auseinander zu setzen.

Mit seinem Ratgeber „Quo vadis, Alki?“, den man als e-book bei xinxii.com downloaden kann, wendet sich Rolf Höge in erster Linie an trockene Alkoholiker. Der Autor und betriebliche Suchtkrankenberater bietet aufgrund eigener Erfahrungen und selbst erlebter Betroffenheit ein Stück Hilfestellung an für einen Weg hinein in eine dauerhafte, zufriedene Abstinenz.

Was war Deine Motivation zum Schreiben?

Das Schreiben begleitet mich schon mein ganzes Leben. Auf meiner Schulbank lag das Lateinbuch und auf meinen Knien eine Ausgabe von Karl May. Selbstverständlich  wollte ich auch einmal ein großer Schriftsteller wie Karl May werden und begann mit ungefähr vierzehn Jahren kleinere Geschichten zu schreiben, die aber meist weder einen richtigen Anfang noch einen Schluss hatten. Schon damals merkte ich, dass Schreiben wohl sehr viel Arbeit ist.

Dann kam der Alkohol in mein Leben und irgendwann zeriss ich in einem Vollrausch meine Manuskripte. Danach  war zunächst einmal Ruhe mit dem Schreiben. Als ich mich von meiner Sucht befreit hatte, fasste ich wieder neuen Lebensmut und damit begann auch wieder das Schreiben.

Nach meiner Alkoholtherapie ließ man mich einige Jahre keine Schicht  mehr arbeiten, dadurch hatte ich weniger Verdienst als vor der Therapie, aber dieselben Ausgaben. Ich begann ein paar Kurzgeschichten zu schreiben und schickte sie an die Tageszeitung. Sie wurden angenommen und bedeuteten für mich eine kleine, zusätzliche Einnahmequelle. Durch die abgedruckten Kurzgeschichten wuchs auch der Glaube in meine Fähigkeiten. Ich schrieb kurze Prosa-Stücke und Gedichte, die dann in dem Band „Jenseits von Oggersheim“, einer Anthologie der Werkstatt Mannheim im Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, veröffentlicht wurden. Als Mitglied im Werkkreis Literatur der Arbeitswelt nahm ich auch an einigen Lesungen teil, und meine Schreibe kam im Allgemeinen gut beim Publikum an.

Ich nutzte das Schreiben aber auch, um meine Suchtvergangenheit aufzuarbeiten. Es entstand „Ein stinknormaler Tag“, die Schilderung eines ganz normalen Tagesablaufes im Leben eines Alkoholikers, die ich noch heute öffentlich lese. Einen Teil meines Weges in die Sucht verarbeitete ich in meiner surrealistischen Novelle „Enzephalon lässt grüßen“, in der ein Alkoholiker an seinem dreißigsten Geburtstag plötzlich Besuch aus seinem Gehirn bekommt.

Mit den Jahren der Abstinenz wandelte sich allerdings meine Schreibe von der Suchtbewältigung über sozialkritische Texte bis hin zu humorvollen Texten mit einem Schuss Ironie. Einen Querschnitt daraus bildet meine Lesung „Meine Schreibe…“

Im Rahmen meiner NLP- und Coaching-Ausbildung kam mir dann, wie sicherlich vielen, die ähnliche Ausbildungen durchlaufen haben, die Idee einen Ratgeber zu schreiben, er sollte  Wege in eine zufriedene Abstinenz aufzeigen. So entstand „Quo vadis, Alki – Wohin gehst du, Alki?“

Während sich motivierende und aufklärende Schriften zum Thema Alkoholis­mus an Menschen richten, die noch in ihrer Sucht gefangen sind, wende ich mich mit diesem kleinen Ratgeber an Alkoholiker, die mit dem Trinken aufgehört und beschlossen haben, ohne Alkohol leben zu wollen. Dabei gebe ich keine Wege vor. Den Schwerpunkt lege ich vielmehr darauf, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man das Leben selbstbestimmt und eigenverantwortlich leben kann, um ohne Alkohol zu einer positiven Lebenseinstellung zu kommen. Es geht also um die Einstellung, die jemand für seinen Weg in die Abstinenz mitbringt, ob er Abstinenz als Verzicht oder Bereicherung erlebt.

Dieser kleine Ratgeber „Quo vadis, Alki?“ lag einige Jahre in meiner Schreibtischschublade, bis ich mich vor kurzem entschlossen habe, ihn als e-book anzubieten.

Wie würdest Du persönlich Sucht definieren?

Rein wissenschaftlich betrachtet, existiert der Begriff „Sucht“ eigentlich nicht mehr. Man spricht heute von Abhängigkeit. Jeder körperlichen Abhängigkeit geht für mich eine psychische Abhängigkeit von einer Substanz oder einem Verhalten voraus. Die Unfähigkeit von dieser Substanz oder von einem bestimmten Verhalten zu lassen, diese nicht mehr vorhandene Freiheit, andere Verhaltensweisen wählen zu können, ist ein wesentliches Element der Abhängigkeit. Hinzu kommt, die Aufnahme der Substanz, wie beispielsweise Alkohol, nicht mehr steuern zu können. Man spricht dann von einem Kontrollverlust.

Ich selbst trank nicht täglich, dafür aber exzessiv. Die Abstände zwischen den alkoholbedingten Abstürzen wurden kürzer. Wesentlich aber war mit fortschreitendem Konsum, dass ich immer dann, wenn ich anfing zu trinken, keine Möglichkeit mehr hatte, mein Trinkverhalten zu steuern. Ich soff bis zum Umfallen und mir wurde erst spät klar, dass ich ein Alkoholproblem hatte. Gerade weil ich ja abstinente Phasen hatte, und weil der Übergang vom Konsum zur Abhängigkeit schleichend ohne sichtbare Grenze vor sich geht, gelangte ich nur schwer zu einer Krankheitseinsicht. Auch gesellschaftlich werden diese Saufeskapaden oft als „Ausrutscher“ toleriert.

Man sagt, wenn sich alle Alkoholiker in Deutschland  die Hand geben würden, könnten sie eine Menschenschlange von 3500 km bilden. Das entspricht ungefähr viermal der Strecke vom Bodensee bis zur Ostsee. Angesicht dieser Tatsache ist es schon erschreckend, wie wenig die Gesellschaft tatsächlich über diese Krankheit weiß und wie hartnäckig sich das Bild vom willensschwachen Alkoholiker hält.

Man überlege sich nur, wie viel Durchhaltevermögen ein Alkoholiker aufbringt, um seine Abhängigkeit aufrecht zu halten. Wie viel Energie und Kraft er aufbringt, um sich immer wieder entgegen aller schlechten Er­fahrungen mit Alko­hol zu versorgen. Wie lange er die herablassenden Blicke anderer aushält. Wie kann das willensschwach sein? Nein, Durchhaltevermögen, Energie und Kraft ist genau das Potential auf dem jeder aufbauen kann, der für sich entschieden hat, ohne Alkohol leben zu wollen.

Ich unterstütze Bestrebungen, die zu mehr Problembewusstsein in der Gesellschaft führen. Texte wie „Ein stinknormaler Tag“, in dem ich einen von vielen Tagesabläufen  eines Alkoholikers schildere, haben deshalb auch in meiner Autorenlesung „Meine Schreibe…“ noch heute ihren festen Platz.

Du verwendest den Ausdruck „das Lösungsmittel Alkohol“ – hast Du es damals so empfunden, dass Alkohol Probleme löst?

Am Anfang meines Abhängigkeitsweges habe ich Alkohol getrunken und machte damit zunächst eine scheinbar positive Erfahrung. Es stellte sich ein entspannter, gelöster Wohlfühlzustand ein und ich konnte auf andere Menschen zugehen, lernte das andere Geschlecht besser kennen, weil ich viel gelöster nach außen hin auftre­ten konnte. Es funktionierte anfänglich alles sehr gut und bald suchte ich diesen vor­teilhaften Zustand immer öfter und erhöhte die Dosis, um dorthin zu gelangen, ständig. Alkohol wurde von mir also bewusst eingesetzt.

Mit Alkohol konnte ich Konflikten aus dem Weg gehen, anstatt sie zu lösen. Durch den Alkohol kam ich mit anderen Menschen in Kontakt, fühlte mich dazugehörig. Mit Alkohol konnte ich lachen, lustig sein. Andere Möglichkeiten, solche Gefühle ohne Alkohol zu erleben, kannte ich kaum. Insofern ist Alkohol ein Lösungsmittel, auch wenn mir erst spät deutlich wurde, welche Probleme ich damit zu lösen suchte.

Mehr über Rolfs Weg in die zufriedene Abstinenz, Lebensfreude und Wohlgefühl gibt es hier zu lesen.

Wenn Wut zu lange gärt

Das Thema ist im Moment noch in allen Nachrichten aktuell, der Mord eines ehemaligen Schülers an seinem früheren Lehrer in Ludwigshafen. Der Tatort ist etwa 20 km von mir entfernt, verdammt nah.

Und wie jedes mal wieder macht sich die Fassungslosigkeit breit – wie kann so etwas passieren?

Schnelle und einfache Erklärungen werden dann gern gefunden – gewaltverherrlichende Computerspiele, aggressive Rockmusik bieten sich fürs einfache Gemüt immer wieder an.

Der Täter selbst gibt nach Medienaussagen als Motiv „sehr große Wut“ an.

Es erscheint abstrus, unfassbar – Wut auf schlechte Noten und ungerechte Behandlung führt nach Jahren zu einem solchen Gewaltausbruch?

Nach der Bluttat hat Bundespräsident Horst Köhler eine verstärkte „Kultur der Aufmerksamkeit“ gefordert. „Das ist ein Langzeitthema, das uns beschäftigen wird“, sagte Köhler bei einem Besuch in Trier. Die Täter litten oft länger unter bestimmten Dingen, bis sie „explodierten“: „Wir müssen alle viel aufmerksamer sein“, sagte der Bundespräsident.

Quelle: welt.de

Ich denke, Herr Köhler hat da schon einen guten Ansatzpunkt geliefert.

Der Knackpunkt ist in meinen Augen der Umgang mit Gefühlen, speziell der Wut und Aggression. Und das ist auch ein Ansatzpunkt für Eltern, um zu verhindern, dass vielleicht eines Tages der eigene Nachwuchs derart ausrastet.

Gerade wenn die Kinder größer werden und langsam anfangen sich vom Elternhaus zu lösen, wird der Einfluss der Freunde und Gruppen stärker. Der Charakter des Kindes prägt sich auf dem Weg ins Erwachsenenalter aus und verändert sich vielleicht auch. Gerade dann ist es wichtig darauf zu achten, wie das Kind mit seinen Gefühlen umgeht.

Auch wenn Kinder – besonders die Jungs – in dieser Zeit anfangen sich abzukapseln und versuchen ihre Gefühle hinterm Berg zu halten, wird doch noch oft genug sichtbar, wie sie mit Wut umgehen.

Explodieren sie bei der kleinsten Kleinigkeit?

Oder fressen sie in sich hinein?

Beide Extreme sind nicht gut, vor allem der letztere Fall ist in meinen Augen gefährlich und kann sich Jahre später fatal auswirken. Entweder als Extremfall durch einen solchen Ausbruch nach außen oder aber auch gegen sich selbst gerichtet in Form von Krankheiten oder Suizidität.

Je nachdem, wann es auffällt, dass ein Kind ungesund mit seiner Wut umgeht, gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten da gegenzuwirken.

Für Kinder bis ins Grundschulalter sind auf zzzebra.de eine Reihe von Spielen zum Umgang mit Wut und Aggressionen zu finden.

Spätestens wenn sich die ersten Anzeichen der Pubertät zeigen, sind diese Spiele wahrscheinlich nicht mehr so angesagt. Als Angebote in diesem Alter eignen sich beispielsweise ein Sandsack, Wutzettel, die zerknüllt und geworfen werden dürfen oder auch Wutbälle zum Kneten und auf den Boden werfen. Die lassen sich auch selbst herstellen, eine Anleitung dazu gebe ich in den nächsten Tagen.

Auch alle kreativen Beschäftigungen wie Malen, Musik, Schreiben sind hilfreich.

Wenn sich aber abzeichnet, dass ein angemessener Umgang mit Wut und Aggression nicht möglich ist, dann sollte unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.

Geeignet sind da beispielsweise Gestalttherapie, Kunsttherapie und Psychotherapie der unterschiedlichen Richtungen. Auch Heilpraktiker können bei solchen Problemen ein guter Anlaufpunkt sein.

Ich selbst biete speziell für dieses Problem die Arbeit mit Ton ergänzend zum Malen an – auch für Kinder und Jugendliche.

Die Sache mit der guten Fee – Wunscherfüllung, wie geht das?

Früher, zu Zeiten der Gebrüder Grimm, war das noch ganz einfach. Die gute Fee erschien und schon hatte man drei Wünsche frei, die auch garantiert erfüllt wurden.

Doch schon im Märchen vom Fischer und seiner Frau wird deutlich, dass die Sache mit der Wunscherfüllung auch damals schon nicht ganz so einfach war. Ihr erinnert Euch?

Der Fischer angelte einen Butt, der in Wirklichkeit ein verwunschener Prinz war. Voller Mitleid lies der Fischer den Butt wieder schwimmen und lief nach Hause und erzählte seiner Frau davon. Diese witterte ihre Chance und schickte den Fischer zurück ans Wasser, um sich vom Butt ein kleines Steinhaus anstatt ihrer armseligen Fischerhütte zu wünschen. Tatsächlich besaß der Butt die Fähigkeit der Wunscherfüllung und lies sie in ihr Steinhaus einziehen. Nachdem das so einfach war, wurden die Wünsche der Fischersfrau immer größer, erst wollte sie ein Schloß, dann König, Kaiser, Pabst und schließlich gar Gott werden.

Der Ausgang der Geschichte ist wohl allgemein bekannt.

Nun sind die Zeiten Gebrüder Grimm ja schon einige Jahre her, gute Feen und sprechende Fische weitgehend aus der Mode geraten.

Stattdessen wird beim Universum bestellt, Lotto gespielt, affirmiert, jede Menge Ratgeberliteratur gelesen und wenn alles nichts fruchtet oder zu unbequem ist, mit Stimulantien jeglicher Art nachgeholfen.

Und nun erzähle ich auch noch, dass man durch Bilder malen Wünsche erfüllen kann?

Die gute Nachricht dabei ist, es funktioniert tatsächlich. Die Schlechte – es ist nicht ganz so einfach wie es vielleicht scheinen mag.

Die Grundvoraussetzungen, damit es funktioniert sind:

Der Wunsch ist positiv und genau genug formuliert.

Positiv formuliert bedeutet, er enthält keine Verneinung.

Also „nicht mehr rauchen/saufen/dick sein/depressiv sein….“ funktioniert überhaupt nicht, weil unser Gehirn keine Verneinungen verarbeiten kann.

Und wenn wir noch so viele (gedankliche) Balken durch die Zigarette oder die Flaschen ziehen, so geht es nicht.

Da müssen schon genauere Gedanken und Situationen herhalten.

Wann genau greife ich zu Alkohol oder Schoki? Was wünsche ich mir stattdessen für diese Situationen? Du siehst – es ist im Vorfeld Einiges an Überlegungsarbeit und Ehrlichkeit zu sich selbst notwendig.

Es ist vielleicht auch gar nicht möglich, das ganze Thema am Stück zu bearbeiten, sondern es muss in viele kleine Einzelteile aufgedröselt werden.

Die dann, eins nach dem anderen, mit Geduld und Nachsicht mit sich selbst, angegangen werden können.

Stück für Stück – Bild für Bild.

Stell‘ Dir vor, Du malst ein Bild und Dein Leben verändert sich

Ich gebe zu, es klingt nach Hokuspokus – ein Bild malen und es verändert sich etwas in meinem Leben. Und natürlich ist es nicht so, dass Du eine einziges Bild malst und schon prasselt Reichtum, Schönheit und Liebe über Dich.

Aber es gibt Bilder, die gezielt gemalt werden können, um ein sehr konkretes Anliegen zu bearbeiten. Solche Anliegen können zum Beispiel sein:

  • Ich wünsche mir mehr Sicherheit in Situation X
  • Ich möchte einen Vortrag halten, der begeistert
  • Ich möchte endlich mal wieder gut schlafen
  • Ich wünsche mir mehr Zusammenarbeit in der Familie
  • Ich möchte abnehmen
  • Ich möchte mein Anliegen so vortragen, dass es berücksichtigt wird

Dabei können Bilder, die dann auf eine bestimmte Art und Weise gemalt werden, den Knoten platzen lassen, der Dich bisher gehindert hat, deine Anliegen umzusetzen. Wie das genau funktioniert, ist noch nicht vollständig erklärbar.

Dass es funktioniert, wurde schon oft bewiesen.

 

Mitten in der Ehekrise? – Hier gibt es Hilfe

Manchmal ist es soweit, die Krise ist da und ohne Hilfe ist kein Ausweg möglich. Doch wo ist Hilfe zu finden?

Ehe- und Paarberatung

Ein eigentlich naheliegender Anlaufpunkt sind dann Eheberatungsstellen, die beispielsweise von den Kirchen angeboten werden, aber allen zur Verfügung stehen.

Die Dajeb (Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e.V.)– ein überkonfessioneller Verband hat einen Beratungsführer online, der alle verfügbaren Beratungsstellen in der Umgebung aufzeigt.

Beratungsführer der Dajeb

Die evangelische Kirche bietet eine Suchmaschine, in die Wohnort oder Postleitzahl eingegeben wird und dann die nächstgelegene Beratungsmöglichkeit aufzeigt.

Die katholische Kirche hat eine Auflistung ihrer Beratungsstellen nach Postleitzahlengebieten.

Die kirchlichen Beratungsangebote sind in der Regel kostenfrei, um Spenden wird jedoch gebeten.

Paartherapie

Beratungsangebote dienen per Definition dazu, konkrete Probleme zu lösen. Es kann sinnvoll sein, eine Therapie anzuschließen, die tiefer geht und zugrunde liegende Verhaltensmuster anpackt und hilft, diese zu verändern.

Paartherapeuten, (die auch beratend tätig sind) gibt es ebenfalls jede Menge, eine umfangreiche Auflistung findet sich auf dieser Website.

Auch auf therapeuten.de wird eine große Anzahl gelistet, mit Angaben über die fachliche Richtung und Methoden.

Doch auch die gelben Seiten oder eine beliebige Suchmaschine können weiterhelfen, durch den Suchbegriff Paartherapie und den Wohnort werden Therapeuten in der Nähe aufgelistet.

Eine weitere Möglichkeit sind Heilpraktiker, nicht nur die Heilpraktiker für Psychotherapie sondern auch klassische Homöopathen können sehr hilfreiche Impulse und Unterstützung geben. Gerade in den Fällen, in denen nur einseitig der Wille etwas zu ändern da ist, kann auch das ein Ansatz ein. Zumindest für diejenigen, die dem aufgeschlossen gegenüber stehen.

 

Wie verändere ich meinen Partner?

Gerade in langjährigen Beziehungen gibt es oft diese Knackpunkte „Wenn der/die doch nur nicht immer dasundjenes machen würde“. Tausendmal durchdiskutiert und doch verändert der Partner sein Verhalten nicht.

Ob es nun um die Mithilfe im Haushalt geht, um gemeinsame Unternehmungen oder um die berühmten nicht zugedrehten Zahnpastatuben – Dauerzoff ist vorprogrammiert. Und nun?

Quengeln, nörgeln, keifen, heulen – auch wenn das häufige Reaktionen in solchen Fällen sind – sie schaffen nur schlechte Stimmung und tragen nicht zu einer wirklichen Veränderung bei.

Nehmen wir als Beispiel die gemeinsamen Unternehmungen – Du würdest gern mit Deinem Partner regelmäßig auf Konzerte, ins Theater oder Kino gehen. Er ist unter der Woche zu müde und samstags läuft die Sportschau.

Wenn ich Dir nun rate, allein zu gehen, dann wirst Du mir vielleicht erstmal ganz heftig widersprechen. Es geht Dir ja gar nicht um das Konzert oder den Film, sondern um die gemeinsame Unternehmung. Aber die Gemeinsamkeit, die hast Du ja auch, wenn ihr die Abende auf der Couch verbringt, oder? Und das ist ja nun auch nicht das, was Dir vorschwebt.

Wenn Du jetzt allein losziehst, dann kannst Du Dein Bedürfnis nach Unternehmungen außer Haus befriedigen, ohne Deinem Partner die Verantwortung dafür zuzuschieben. Das wird sich auf Deine Befindlichkeit auswirken, auch wenn es noch nicht Dein eigentliches Bedürfnis befriedigt.

Doch es wird auch auf Deine Partnerschaft verändern.

Zum einen fällt ein Streitpunkt weg, die Lage entspannt sich ganz allgemein. Zum anderen kann es sein, dass dadurch bei Deinem Partner Interesse an Deinen Unternehmungen geweckt wird. Vielleicht äußert er nach einiger Zeit dann doch eigene Vorschläge. Sei es nun, weil Du Interessantes zu erzählen hast oder weil er befürchtet, Du könntest auf ganz andere Gedanken kommen. Wie auch immer es abläuft, wenn Du Dein Verhalten veränderst, wird sich zwangsläufig auch in der Beziehung etwas verändern.

Was genau das sein wird, lässt sich so natürlich nicht vorhersagen. Es kann auch vorkommen, dass Du anfängst, Deine eigenen Unternehmungen zu genießen und sie irgendwann gar nicht mehr teilen möchtest.

Und ja – im allerdümmsten Fall könnte es passieren, dass ihr Euch dadurch endgültig voneinander entfernt.

Wenn Eure Beziehung aber jemals auf einem soliden Fundament gestanden hat, schätze ich diese Gefahr als sehr gering ein.

Was könntest Du einseitig verändern, um Dein Problem in der Partnerschaft anzugehen?

 

Die Liebe in den Zeiten der Veränderung

„Nichts ist so beständig wie der Wandel.“

Schon vor etwa 2500 Jahren erkannte dies Heraklit von Ephesus (etwa 540 – 480 v. Chr.). Auch eine langjährige Beziehung ist keine Konstante.

Es gibt ganz offensichtliche Zeiten der Veränderung, die die Partnerschaft immer auch auf eine Probe stellen.

Fangen wir an beim Zusammenziehen. Da zeigt sich der Partner dann zwangsläufig auch von anderen Seiten, morgens unausgeschlafen, verstrubbelt und vielleicht ziemlich morgenmuffelig. Oder als ausgesprochener Frühaufsteher, der aus dem Bett hüpft und fröhlich singend die Dusche bevölkert. Was bei unverbindlichen Übernachtungen noch problemlos mit verklärtem Blick akzeptiert wird, kann sich im Zusammenleben als echte Zerreißprobe erweisen. Ein anderes Thema in dieser Zeit kann auch der Umgang mit Geld sein – gemeinsame Kasse oder Getrennte? Wie werden die Aufgaben im Haushalt verteilt? Trifft da Chaot auf Ordnungsliebe, birgt das reichlich Zündstoff.

Die nächste Belastungsprobe kann Schwangerschaft und Kleinkindzeit darstellen. War die Schwangerschaft vielleicht gar nicht oder nur einseitig erwünscht? Wer geht wann wielange in Elternzeit? Wie wird die Aufgabenverteilung aussehen? Mutiert die flippige Discogängerin zur behütenden Glucke? Wird dem leichtfüßigen Sonnyboy die Verantwortung zu viel? Flüchtet der frischgebackene Vater vor Augenringen, Säuglingsgeschrei und Bäuerchengesprächen in Überstunden oder gar in andere Arme? Wie sieht die Aufgabenverteilung tatsächlich aus? Und wie ist es mit dem Geld? Wer arbeitet wann wie viel? Wie regeln wir die Kinderbetreung?

Konfliktpotential ohne Ende tut sich auf. Eine sehr schwierige Zeit kann das werden. Eine Zeit, in der es noch wichtiger als sonst ist, im Gespräch zu bleiben und immer wieder neu zu schauen, was sich bewährt hat, was sich verändert, was sich verändern muss.

Irgendwann ist das dann alles soweit eingespielt, das Kind/ die Kinder werden größer, gehen zur Schule und neues Potential eröffnet sich. Wie hoch stecke ich die Anforderungen an den Nachwuchs? Wer hilft bei Schulschwierigkeiten und wie?

Mit Riesenschritten naht die Pubertät und bringt neuen Zündstoff mit. Und doch auch Entlastungen – die Kinder werden größer und selbständiger, langsam aber sicher bleibt mehr Zeit für das Paar. Was tun mit dieser Zeit? Können wir noch was miteinander anfangen?

Die Kinder werden flügge und verlassen das Haus – und nun? Gerade wenn ein Elternteil stark in Erziehung und Betreuung eingebunden war, wächst hier vielleicht der Wunsch nach einer neuen Perspektive und wirft die eingespielte Aufgabenverteilung möglicherweise wieder über den Haufen.

Wechseljahre, die für die Frauen eine einschneidende Veränderung darstellen und Midlife-Crisis tragen weiter dazu bei, dass kein Stillstand aufkommt. Und wenn das alles durchschippert ist, zeichnet sich schon der Eintritt ins Rentenalter am Horizont ab.

Das, was ich hier im Zeitraffer schildere, verteilt sich über Jahrzehnte. Die Veränderungen erfolgen selten abrupt. Gerade das birgt die Gefahr, dass eingeschliffene Verhaltensweisen beibehalten werden, obwohl sie nicht mehr von der Situation gerechtfertigt sind. So kann Unzufriedenheit entstehen, ganz subtil und lange unbemerkt, bis daraus dann die große Krise entsteht.

Im Gespräch bleiben und sich selbst und die Partnerschaft immer wieder neu definieren hilft dabei diese Zeiten vertrauensvoll und vertiefend zu erleben.

Zwiegespräche – mehr als nur Alltagsorganisation

Eine ganz besondere und wirksame Form der Gespräche möchte ich Euch gern vorstellen – die Zwiegespräche.

Michael Lukas Moeller hat, in Zusammenarbeit mit seiner Frau Célia Maria Fatia die Zwiegespräche als ein Selbsthilfekonzept für Paare entwickelt. In einer ganzen Reihe von Büchern, darunter das ‚Einsteigerwerk‘ „Die Wahrheit beginnt zu zweit: Das Paar im Gespräch“erklärt Moeller dieses Konzept sehr anschaulich und ausführlich.

Ganz stark vereinfacht laufen die Zwiegespräche folgendermaßen ab:

Es wird ein fester, möglichst wöchentlicher Termin von etwa eineinhalb Stunden dafür vereinbart. Dieser Termin wird in den Kalender eingetragen und genauso wichtig genommen wie jeder andere Termin.

Jeder schildert dem anderen, wie er sich im Innersten gerade fühlt, was ihn am stärksten bewegt. Dabei bleibt er bei sich, beim eigenen Fühlen und Wahrnehmen. Jedem steht die gleiche Zeit für Zuhören und Erzählen zur Verfügung, am einfachsten geht das im Viertelstundenwechsel. Wichtig ist, dass der Zuhörende wirklich nur zuhört und weder wertet (auch nicht nonverbal), noch dazwischenspricht.

Das Ziel ist, dem anderen die momentane, eigene Befindlichkeit darzustellen, sich zu öffnen und intensive, wesentliche Gespräche zu führen.

Moeller hat dazu die fünf Bedingungen einer guten Beziehung geprägt.

Als erste Bedingung formuliert er den Satz „Ich bin nicht du und weiß dich nicht“. Auch wenn wir oft annehmen, uns gegenseitig gut zu kennen, wissen wir doch nicht, was nun im anderen wirklich vorgeht.

„Wir sind zwei Gesichter einer Beziehung und sehen es nicht“ meint, dass wir im Wechselspiel stehen und nicht zwei völlig eigenständige Wesen sind.

„Dass wir miteinander reden, macht uns zu Menschen“–  erst in intensiven Gesprächen tauschen wir uns auf einer tieferen Ebene aus.

„In Bildern statt in Begriffen sprechen“ – durch gut verständliche, bildhafte Beispiele ermöglichen wir unserem Gegenüber einen Einblick in unser Inneres.

„Ich bin für meine Gefühle selbst verantwortlich“ zeigt, dass unsere Gefühle nicht zwangsläufig über uns kommen, sondern von uns unbewusst gesteuert werden.

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte ist auf der Homepage des inzwischen verstorbenen Michael Lukas Moeller zu finden.

Krisen als Chance nutzen

Sie kommen so unausweichlich wie der nächste Schneematsch – die Beziehungskrisen.

Aber irgendwie sind sie in unserem Bild davon, wie eine Partnerschaft auszusehen hat, nicht vorgesehen. Umso größer ist dann die Ratlosigkeit und die Verlockung sich zu trennen.

Nun will ich ganz sicher nicht ein ‚Durchhalten um jeden Preis‘ predigen – es gibt ganz bestimmt Situationen, in denen Trennung für alle Beteiligten der beste Weg ist. Und doch glaube ich, dass es in vielen Fällen auch anders ginge, wenn die Krise als Chance gesehen und genutzt wird.

In solchen Zeiten, in denen ohnehin alles in Frage gestellt ist, bietet es sich doch geradezu an, auch wirklich alles zu hinterfragen. Wenn die Karten auf den Tisch gelegt werden und das zur Sprache kommt, was stört, nicht passt oder fehlt, dann können sich Erkenntnisse ergeben, die verblüffen. Oft liegen die Bedürfnisse gar nicht so weit auseinander und wurden doch von beiden Partnern über Jahre hinweg unterdrückt. Auch wenn Krisen oft sehr plötzlich in ihrem ganzen Ausmaß sichtbar werden, so bahnen sie sich doch über einen langen Zeitraum ihren Weg.

Eine heftige Krise bietet die Chance, sich seiner eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen wieder bewusst zu werden und die des Partners zu erfahren. Gerade das, was im Alltag so oft unter den Tisch fällt, kann jetzt zum Thema werden. Wenn nichts mehr zu verlieren ist, verlieren Konventionen ihren Wert. Es wird möglich, ganz neue Werte zu etablieren, solche, die für das Paar passen, ganz unabhängig davon, was gesellschaftlich akzeptiert ist.

Nicht immer gelingt es einem Paar allein, so miteinander zu sprechen, dass die Chancen auch genutzt werden können. Heftige Emotionen brechen auf und schnell wird dabei eine Ebene erreicht, die verletzt. Gerade für Paare, die bisher nicht miteinander im Gespräch waren, kann es sehr schwer bis unmöglich sein, in einer solchen Situation allein miteinander klar zu kommen. Dann ist ganz sicher ein geschulter, neutraler Vermittler im Rahmen einer Paarberatung sinnvoll.

Eine andere Hilfe in Krisenzeiten möchte ich morgen vorstellen, als ein wertvolles Hilfsmittel in aktuellen Krisen, eine Bereicherung in jeder Beziehung und eine Vorbeugemaßnahme für die nächsten kritischen Zeiten, die ganz sicher kommen werden.