Ich kann das sowieso nicht – die „Kann-Nixe“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 12

Natürlich hat jeder Mensch vieles, was er nicht kann. Sei es nun, dass er es noch nie probiert hat oder dass irgendwas wirklich nicht geht. Ich kann beispielsweise keinen neuen Weltrekord im 100 m Lauf aufstellen – das ist die schlichte Selbsterkenntnis einer über Vierzigjährigen. Aber ich kann versuchen, eine für mich gute Zeit über diese Strecke zu laufen, wenn ich das will.

Das ist die gesunde Ausprägung dieses Verhaltensmusters.

Die ungesunde Variante der „Kann-Nixe“ wäre aber, sich bei allem und jedem abzuwerten und selbst nieder zu machen. Zu verzagen und auf gar keinen Fall zu probieren. „Malen? Das kann ich ja sowieso nicht!“ – ich weiß gar nicht, wie oft ich genau diese Aussage schon gehört habe. Auch meine Frage, ob er/sie es denn überhaupt schon mal ernsthaft versucht hätte, wird dann zumeist abgebügelt – „das weiß ich auch so“.

Die „Kann-Nixe“ kann noch nicht mal die Aussicht ertragen, etwas vielleicht lernen zu können, so tief ist die Selbstentwertung verwurzelt.

Gelingt einer „Kann-Nixe“ dann mal wider ihr eigenes Erwarten doch etwas, dann findet sie 1000 Unzulänglichkeiten in ihrem Werk. Oder verlangt nach massiver Bestätigung von außen, durch ‚fishing for compliments‘.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Beim Malen (falls sich eine „Kann-Nixe“ tatsächlich mal ins Atelier verschwimmt) zeigt sich das Muster normalerweise recht schnell und deutlich. „Eigentlich sehe ich in der Spur einen Mensch, aber Menschen kann ich nicht malen“. „Kann-Nixen“ können sich als harte Brocken entpuppen, denen es erst über einen längeren Zeitraum hinweg gelingt, ihr eigenes Werk und sich selbst anzunehmen.

Meine Hauptaufgabe ist dann oft, sie nach den kleinen Fleckchen suchen zu lassen, die sie selbst als gelungen akzeptieren können.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

„Kann-Nixen“ lassen sich gern und bereitwillig ausnutzen, ob nun im Privatleben oder im Beruf.

Wer im tiefsten Inneren davon überzeugt ist, nicht wertvoll zu sein und demzufolge auch seiner Arbeit keine Wertschätzung entgegen bringt, wird keinen Widerstand aufbringen, wenn Überstunden angeordnet werden oder familiäre Leistungen gefordert werden.

Wer eins und eins zusammenzählen kann, wird die möglichen Folgen schon auflodern und ausbrennen sehen.

Deine „Kann-Nixe“ ist noch ein „Kann-Nixchen“ und Du möchtest sie gern in ihre Schranken weisen?

Hast Du selbst schon Erfahrungen gemacht mit solchen „Kann-Nixen“ Gedanken? Hast Du vielleicht auch schon mal welche überwunden? Wie ist Dir das gelungen? Magst Du es in einem Kommentar erzählen?

„Bis zum bitteren Ende…“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 9

„Was man angefangen hat, das muss man auch fertig machen!“

„Laß nicht nach, so kommst du hoch.“

„Anfangen ist leicht, Beharren ist Kunst.“

Wer hat nicht irgendwo im Hinterkopf diese Stimme, die solche Sätze aus tiefster Überzeugung predigt?

Natürlich sind solche Sprüche auch nicht ganz grundlos, denn es gibt ja nicht wenige Schwierigkeiten durch Sprunghaftigkeit und Ausweichen.

Doch auch das Durchhalten kann Probleme verursachen, wenn es zum Durchhalten um jeden Preis wird.

Wer sich ein Ziel gesetzt hat und dieses nun stur verfolgt, läuft Gefahr, dabei einen Irrweg einzuschlagen. Wir Menschen verändern uns, durch innere oder äußere Einflüsse.

Wer diese Veränderungen nicht berücksichtigt, kommt an einen Punkt, an dem das gesetzte Ziel schon lange nicht mehr passt. Ob das nun ein Studiengang ist, der mit vielleicht ganz falschen Vorstellungen angetreten wurde oder eine Ehe, die für beide Seiten eine einzige Quälerei geworden ist, manchmal passen die gesetzten Ziele aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Auch Bilder können ein Eigenleben entwickeln, sich durch innere und äußere Einflüsse verändern. Wer diese Veränderungen nicht zulässt oder nicht erkennt, der wird mit seinem Ergebnis oft nicht wirklich glücklich. Es wird nicht so, wie der Plan im Kopf, weist eine Menge Unstimmigkeiten auf, aber allein ist es schwer zu erkennen, worin diese liegen.

Bilder, die bis zum bitteren Ende gemalt werden, sind oft ein einziger Krampf für die Malenden.

Sie entstehen häufig aus dem Bildbeginn mit einer Farbspur, der das an die Oberfläche lässt, was uns im Unterbewussten gerade beschäftigt.

Als Malleiterin kann ich durch einen unvoreingenommenen Blick Unstimmigkeiten viel eher lokalisieren und die Malenden ermutigen, vom ursprünglichen Plan abzuweichen und sich dem Malprozess zu überlassen. Dabei kommen Impulse aus dem Unterbewusstsein auf das Papier und werden sichtbar.

Sehr oft zeigen diese Bilder, wenn sie sich entwickeln dürfen, den Malenden ihren Weg auf.

Für Außenstehende und auch für mich als Begleiterin ist dieser individuelle Lösungsansatz oft gar nicht oder nur sehr bedingt nachvollziehbar. Will sagen – ich erkenne, dass es einen Veränderungsprozess am Bild gibt und begleite diesen. Ob dieses Bild nun aber mit einer Beziehung, einem Jobproblem oder einem familiären Problem zu tun hat, muss ich gar nicht wissen, um es begleiten zu können.

Als Malender behältst Du die Kontrolle darüber, wieviel Du preisgeben möchtest.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Bis zum bitteren Ende sollte niemand gehen müssen.

Wenn ein Weg nicht mehr stimmt, muss es eine Möglichkeit geben, ihn zu reflektieren und zu korrigieren.

Wie werde ich glücklich, Doc?

So betitelt Doc Ramadani seinen Podcast Nr. 7.

Der Doc philosophiert in seinem Podcast über das Glücklichsein, Gefühle in ihrer Bandbreite und dem Unglücklichsein im Besonderen am Beispiel von  Paul Watzlawicks Anleitung zum Unglücklichsein.

Vielleicht erkennt Ihr einige der hier bereits besprochenen Verhaltensmuster darin wieder?

Am Montag geht es mit neuen Beispielen weiter, aber zum Wochenende hat Ihr vielleicht die Muße, Euch für diesen Podcast Zeit zu nehmen. Nein? Ihr mögt lieber eine Kurzfassung?

Bei www.hypnoseberlin.de gibt es ein einseitiges PDF, in dem in 20 Punkten die wesentlichen Möglichkeiten, sich unglücklich zu machen, aufgeführt sind.

„Schnell,schnell – keine Atempause“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 8

Schnell was machen, gleich schon beim nächsten Punkt. Schon vom Zuschauen wird Dir schwindelig, wenn jemand sich so verhält. Und wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt, dann wird gern mal impulsiv reagiert. Dann war’s halt nix, dann wird das nächste angefangen. Und auch dort geht es schnell-schnell zur Sache. Arbeiten werden oft oberflächlich ausgeführt, ungenau und wenig gewissenhaft.

Ungeduld hat verschiedene Gesichter.

Sie kann hilfreich sein – bei ungeliebten Aufgaben – schnell durch und dann an die wirklich interessanten Sachen. Sie kann auch Antrieb sein, um schneller zu Ergebnissen zu kommen. Dem Perfektionisten kann sie helfen, rechtzeitig ein Ende zu finden. Und sie kann dazu führen, unpassende Situationen zu verändern.

Aber im Allgemeinen hat die Ungeduld doch eher ein Negativ-Image. Zu häufig verhindert sie das gründliche Einlassen auf eine Sache. Gern bringt sie Hektik mit sich und wird dann zu Unachtsamkeit, die zu Unfällen oder Gefährdungen führen kann.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Beim begleiteten Malen entscheidet der Gesamteindruck, ob ein Malender als ungeduldig angesehen werden kann. Oft wird schnell und wenig sorgfältig gearbeitet, wenn die Hauptsache eigentlich schon fertig ist und die Umgebung als wenig wichtig angesehen wird. In einem gewissen Rahmen kann das ein gesundes Verhalten sein.

Ausschnitt aus einem Bewegungsbild

Wird ein Teil des Bildes schnell und flüchtig bearbeitet, während dieser Malende üblicherweise konzentriert und gewissenhaft malt, dann kann diese Ungeduld ein Hinweis sein, dass da gerade ein unangenehmes Thema ansteht. In so einem Fall werde ich nachfragen und versuchen, das Thema zu klären.

Wird am gesamten Bild schnell und nachlässig gemalt, dann ist es meine Aufgabe, den Malenden zu Ruhe und Konzentration zu führen, ihn auf sein Verhalten aufmerksam zu machen und es gegebenenfalls zu hinterfragen. Wenn ich den Eindruck habe, dass zuerst Stress und Hektik abgebaut werden muss, dann biete ich vielleicht auch an, ein Bewegungsbild zu malen, um danach für das eigentliche Bild wieder konzentriert sein zu können.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Gerade bei Kindern wird dieses Verhaltensmuster oft beklagt, ‚keine Geduld, keine Konzentration‘ erzählen mir die Eltern. Häufig zeigt sich bei der Arbeit im Atelier, dass diese Kinder unter den passenden Rahmenbedingungen durchaus im Stande sind, ruhig, ausdauernd und konzentriert an ihren Bildern zu arbeiten. Es ist dann zu überlegen, ob diese Rahmenbedingungen wenigstens zum Teil auch in das Alltagsleben übertragen werden können.

Darüber hinaus ist es aber auch Übungssache, sich einer Aufgabe geduldig und aufmerksam zu widmen. Zum Üben bietet sich das Malen im Atelier gerade für Kinder an.

Doch die Ungeduld ist kein reines Kinderthema, sie betrifft auch die Erwachsenen. Vielfach fehlt die Gelegenheit, sich einer einzigen Sache aufmerksam zuzuwenden, ständige Ablenkungen sind im Berufsalltag an der Tagesordnung. Das Telefon klingelt, Mails trudeln ein, hier ruft ein Kollege und vor dem Fenster hat es gerade ziemlich laut gekracht. Der Termindruck wird immer größer, alles muss schnell-schnell gehen.

„Oder vielleicht doch anders?“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 6

Es ist ganz sicher eine gesunde Einstellung, sich den Weg in andere Optionen offenzuhalten. Ein unverstellter Blick kann helfen, neue Möglichkeiten zu entdecken und anzuwenden.

Manchmal artet das aber dahingehend aus, dass einem Problem kontinuierlich ausgewichen wird. Statt dieses – immer drängendere – Problem anzugehen, werden andere Aktivitäten angefangen, neue Probleme entdeckt, die zuerst bearbeitet werden.

Ob das nun ein Bügelwäscheberg ist oder ein Beziehungsproblem, eine unklare Teillösung in einem großen Projekt oder ein unangenehmes Telefonat, gemeinsames Merkmal ist, dass sich das Problem keinesfalls von allein erledigen wird. Und doch weichen wir aus, manövrieren drumherum und machen keine Anstalten, es wirklich zu lösen.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Auf dem Papier wird das gleiche Verhalten an den Tag gelegt, wie im wahren Leben.

Das Gesicht meiner Person ist mir unklar – ich male erstmal die Haare. Jetzt müsste ich am Gesicht weitermachen, aber zuerst male ich die Kleidung. Ich weiß noch immer nicht, wie das Gesicht aussehen soll, also widme ich mich der Umgebung. Die ist jetzt fertig, eigentlich ist nur noch das Gesicht zu malen. Aber nein, die Haarfarbe gefällt mir nicht, die ändere ich zuerst noch. Und die Kleidung ist auch noch nicht so, wie ich sie gern hätte, da muss noch dies und das gemacht werden…

Die Zeit verrinnt und das wesentliche – in diesem Fall das Gesicht – bleibt unfertig. Als Malleiterin ist es in solchen Fällen meine Aufgabe, auf das Ausweichen aufmerksam zu machen und gegebenenfalls die Fertigstellung einzufordern.

Zumeist sind es unangenehme Themen, vor denen wir ausweichen. Auf dem Papier kannst Du erkennen, dass es gar nicht so schlimm ist, einfach dranzugehen. Dieses Verhalten überträgt sich auf Dauer auch wieder ins wahre Leben.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Spätestens wenn Schaden durch das Ausweichen entsteht, ist es allerhöchste Eisenbahn, das Verhalten zu ändern. In extremen Fällen stecken tiefsitzende Ängste dahinter, es wird versucht, die Situation um jeden Preis zu meiden und Ausweichstrategien zu entwickeln.

Das Verhaltensmuster kann sich dahingehend steigern, dass beispielsweise Wege so ausgerichtet werden, dass kein bellender Hund oder keine Brücke auf der Strecke liegt.

Immer dann, wenn Du bemerkst, dass Dich die Ausweichstrategien unangemessen beschäftigen, solltest Du Dir überlegen, ob Du nicht dagegen angehen willst.

„Das geht auch noch besser!“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 5

Ja klar, so ziemlich alles geht noch besser. 150%ig oder sogar 160%ig.

Wer genau genug schaut, findet überall Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten – nichts und niemand ist perfekt. Doch wer immer und überall so genau schaut und arbeitet, der verliert nicht nur den Blick fürs Große und Ganze, sondern setzt sich auch selbst unter immensen Druck. Einen Druck, der im extremsten Fall so weit führen kann, dass eine totale Lähmung eintritt.

Arbeiten werden gar nicht mehr in Angriff genommen, weil sie dem inneren Perfektionisten ohnehin nicht gut genug abgeliefert werden können.

Auch in den weniger krassen Fällen richtet Perfektionismus Schaden an. Er hinterlässt bei allem das miese Gefühl des ‚nicht Genügens‚. Denn wenn nichts gut genug ist, dann kann ich als Ausführender ja auch nicht gut genug sein. Perfektionismus kann in manchen Fällen von Außen auftreten, wenn Eltern oder Vorgesetzte diese Erwartungshaltung haben. In viel mehr Fällen wird aber der Perfektionismus zum hausgemachten Problem, die eigene Erwartungshaltung ist ungesund hochgesteckt.

Hier lässt sich die Paretoregel anwenden – in 20% unserer Zeit, erledigen wir 80% unseres Arbeitspensums. Warum also sollten wir uns die restlichen 80% der Zeit quälen, um weitere 20% Arbeit zu schaffen?

Oder – ganz flapsig formuliert – manchmal ist es gut, auch mal fünfe grade sein zu lassen!

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Perfektionisten outen sich am Bild sehr schnell und offensichtlich. Sie können es nicht aushalten, wenn Linien nicht gerade sind, Farben nicht perfekt passen, ein Gesicht nicht gelingen will. Wenn die Abbildung nicht realitätsgetreu genug ausfällt, wird wieder und wieder verbessert, nach einer Vorlage verlangt und gehadert mit dem, was auf dem Bild ist.

Wenn sie überhaupt ans Bild gehen und nicht schon von vornherein mit den Worten „Ich kann überhaupt nicht malen“, sich gar nicht erst auf einen Versuch einlassen.

Hilfreich kann es da sein, wenn einzelne Bilder unter Zeitdruck gemalt werden müssen und Zugeständnisse an die eigenen Erwartungen gemacht werden können – aufgrund des Zeitrahmens. Hier wird auch immer mal wieder meine Frage auftauchen „Kannst Du es so lassen?„. Oder auch die Aufforderung „Mach es, so gut es geht!„.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Perfektionismus sollte auf jeden Fall abgebaut werden, wenn er zur Belastung wird. Zu hohe Ansprüche an sich selbst führen zu einem ungesunden Dauerdruck und hausgemachtem Stress. Kommen noch andere Faktoren dazu – und das ist in der Regel der Fall – ist der Weg in den Burnout vorgezeichnet.

„Grenzenlose Gutmütigkeit“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 4

Gutmütigkeit wird oft ausgenutzt. Wer keine Grenzen absteckt, strahlt dies schon nach außen aus und zieht dann in der Regel die Zeitgenossen an, die diese Gutmütigkeit weidlich zu ihrem Vorteil nutzen.

Der Gutmütige bleibt auf Dauer auf der Strecke.

Gerade Frauen fällt es aufgrund der traditionellen Rollenerziehung oft sehr schwer, Grenzverletzungen abzuwehren. Doch zunehmend wird es auch für Männer zum Problem, gerade im Arbeitsleben nimmt der Druck zu und die Forderungen werden immer größer.

Grenzen setzen wird da immer wichtiger, um nicht zum allzeit verfügbaren Menschenmaterial zu werden. E-Mails am Wochenende und Abends bearbeiten, Überstunden in unbegrenzter Zahl zu leisten, Urlaube zu streichen und kurzfristig anberaumte Geschäftsreisen jederzeit anzutreten, das sind nur einige Auswüchse.

Im Unterschied zum „Nicht-nein-sagen-können“-Sprachfehler neigt der grenzenlos Gutmütige auch zum vorauseilenden Gehorsam. Es wird nicht die Aufforderung, Mails am Wochenende zu bearbeiten abgewartet, sondern schon das Eintreffen der elektronischen Post als Indiz für eine solche Erwartung betrachtet.

Gerade auch im sozialen und medizinischen Bereich ist es weit verbreitet und kann sich dort besonders fatal auswirken, wenn das Abgrenzen nicht funktioniert. Wer tagaus, tagein mit schwer kranken Menschen oder schlimmen Schicksalen zu tun hat, muss die Fähigkeit entwickeln, sich davon innerlich abzugrenzen.

Und auch in der Familie ist es fast schon an der Tagesordnung, dass Grenzen überschritten werden, die Anliegen, speziell der Mütter, übergangen werden.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Beim begleiteten Malen wird dieses Problem ganz offensichtlich – wer es im Leben nicht schafft, klare Grenzen zu ziehen, tut dies auch auf dem Papier nicht.

Wenn Bilder auffällig von Farbverläufen und verwischenden Konturen geprägt sind, dann ist dies ein Indiz dafür, dass der Malende Probleme damit haben könnte, sich abzugrenzen. Auf dem Papier lässt sich das abgrenzen sehr gut einüben – das hier erlernte, neue Verhalten wirkt dann auf den Alltag zurück.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Immer dann, wenn Du selbst anfängst darunter zu leiden, dass Dich das Schicksal anderer schwer mit nimmt, solltest Du darüber nachdenken, wie Du Dich besser abgrenzen kannst, um Dich selbst zu schützen. Das bedeutet ja nicht, vollkommen kaltschnäuzig und emotionslos zu werden.

Auch wenn Du das Gefühl hast, mit Deinen Anliegen zu kurz zu kommen, vor lauter unausgesprochener Forderungen an Dich, ist die bessere Abgrenzung dringend nötig.

Gerade dieses Verhaltensmuster macht in starker Ausprägung sehr anfällig für Burnout und Depression.

„Du hast ’nen Sprachfehler“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 3

„Du hast ’nen Sprachfehler, Du kannst nicht Nein sagen“

Es ist schon einige Jahre her, dass eine Bekannte dies erzählte. Ein Kollege sprach sie so an und signalisierte ihr damit, dass sie ihre Arbeitshaltung überdenken muss.

Niemand lehnt gern ein begründetes Anliegen ab. Doch gerade in Beruf oder Familie werden oft so viele Anliegen an Dich herangetragen, dass es eigentlich zu viel wird.

Auch Dein Tag hat nur 24 Stunden….und nicht alle diese Anliegen sind wirklich berechtigt oder notwendig.

Wenn Du es nicht schaffst, einen Teil der Anfragen abzulehnen, dann führt das zu einer hoffnungslosen Überlastung und auf Dauer in den Burnout.

Es erfordert Mut und oft auch diplomatisches Geschick ‚Nein‘ zu sagen. Aber Du wirst staunen, wenn Du es erstmal versuchst – es zieht keine fristlose Kündigung nach sich, wenn Du freundlich aber bestimmt erklärst, dass diese Aufgabe nicht in Deinen Zuständigkeitsbereich fällt oder nicht in Deinen Zeitplan passt. Und auch die langen Gesichter in der Familie bleiben nicht auf Dauer lang, wenn Du erklärst, dass Du nicht für diese ‚Mamataxifahrt‘ oder jenen ‚Omabotengang‘ zur Verfügung stehen kannst.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Nicht-Nein-sagen-können, das zeigt sich beim begleiteten Malen erst nach einiger Zeit. Es wird auch nicht so offensichtlich deutlich, wie andere Verhaltensmuster. Als Gesamteindruck wird es aber nach einigen Bildern erkennbar, wenn Malende beispielsweise sofort und bereitwillig auf Vorschläge eingehen, auch wenn diese eigentlich ihrer ursprünglichen Intention zuwiderlaufen.

Dadurch, dass die Malenden aber in der Regel für ihr Bild selbst verantwortlich bleiben, wird auf dem indirekten Weg das Nein-Sagen trainiert. Sie gewinnen Zutrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und können diese dann auf Dauer auch selbstbewusst vertreten. Zudem tritt das Verhaltensmuster Nicht-Nein-Sagen-Können auch nie allein auf, es gibt immer begleitende Muster, wie beispielsweise die Schwierigkeit Grenzen zu setzen. Dieses wird im Malen sehr offensichtlich und lässt sich gut bearbeiten – das wirkt dann auch auf das Nein-Sagen zurück.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Der Terminkalender platzt aus allen Nähten, Du fängst schon an, Dich in ‚Notlügen‚ und Ausreden zu verstricken?

Allerhöchste Zeit für ein bisschen ‚Sprachtraining‘!

Gerade wenn sich ein Gefühl der Überforderung breit macht, wird es sinnvoll, diesen Punkt anzugehen, je früher je besser.

Denn dieses Verhaltensmuster führt, wenn es zum Dauerbegleiter wird, auf dem sicheren Weg in den Burnout.

Wer sich immer mehr aufdrücken lässt, der implodiert irgendwann!

 

„Auf die Plätze, fertig, los!!!“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 1

Ist erstmal ein bisschen Farbe auf dem Papier, geht der Rest wie von selbst

Gleich zu Beginn dieser neuen Artikelserie, möchte ich mich einem Verhaltensmuster widmen, das – im Übermaß – ziemlich ungesund werden kann. Warum am Anfang?

Weil es genau darum geht:

den Anfang nicht finden.

Kennst Du das von Mitmenschen oder auch Dir selbst?

Zögern, zaudern, überlegen – wenn erst der Anfang mal gemacht ist, dann geht es wie von selbst. Aber bis er mal gemacht ist….

Sicherlich wird jeder gelegentlich in dieser Situation sein, den Anfang nicht zu finden. Aber bei manchen Menschen wird daraus ein Verhaltensmuster, ein Verhalten, das in bestimmten Situationen regelmäßig zu beobachten ist. Womit jetzt auch der Begriff Verhaltensmuster definiert ist, die Regelmäßigkeit ist das entscheidende Kriterium.

In der Kunsttherapie im Allgemeinen und im begleiteten Malen im Besonderen, werden solche Verhaltensmuster auf Dauer deutlich und können durch Gesündere ersetzt werden.

Gerade dieses „den Anfang nicht finden“ kann sich unter Umständen bereits beim ersten Bild bemerkbar machen. Es ist ziemlich normal, dass beim ersten Bild der Anfang länger dauert, die Situation ist doch recht ungewohnt und oft weiß der Malende noch gar nicht so recht, was er denn eigentlich malen soll und will.

Manchmal gibt es aber Malende, die besonders starke Schwierigkeiten mit dem Anfang haben. In solchen Fällen frage ich nach, ob sie ein Mensch sind, dem es schwerfällt, einen Anfang zu machen. Bisher hat sich mein erster Eindruck eigentlich jedesmal bestätigt.

Es gibt dann unterschiedliche Möglichkeiten daran zu arbeiten – ein Bild kann beispielsweise aus einer Farbspur entstehen, bei der Farbe aufs Blatt gebracht und dem ersten Impuls gefolgt wird. Das, was der Malende darin erkennt, wird ausgearbeitet, mag es noch so trivial oder absurd erscheinen. Welche Möglichkeit passend ist, muss in der Situation und unter Berücksichtigung der Gesamtpersönlichkeit entschieden werden. Die zeigt sich jedoch in der Regel erst nach einigen Bildern. Verhaltensmuster zu verändern dauert auch einige Zeit und zieht sich über mehrere Bilder hinweg.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Wie ich es oben schon geschrieben habe, steckt sicherlich jeder irgendwann mal in einer Situation, in der es ihm schwer fällt, einen Anfang zu finden. Wenn sich solche Situationen häufen und Du das Gefühl hast, auf der Stelle zu treten, kann es erleichternd sein, daran etwas zu verändern.

Mut zur Wut

mit fingern gemalt
Mit den Händen gemalt, kann ein ‚Wutbild‘ entspannend wirken.

Wut ist ein sehr starkes Gefühl, eins, das uns abschreckt, verängstigt.

Und doch ist Wut auch ein sehr wichtiges Gefühl.

Wut kann es uns ermöglichen, Grenzen zu setzen – bis hierher und keinen Schritt weiter, eben ist genug!!!

Dieser positive Aspekt der Wut wird im Allgemeinen nicht gesehen – zu groß ist der Schaden, den unkontrollierte Wut anrichten kann.

Wer kennt ihn nicht, den Wüterich, der mit hochrotem Kopf, aufgeblasenen Backen und geballten Fäusten da steht.
Nein – der passt nicht in unser Selbstkonzept vom vernünftigen, friedlichen Menschen. Den wollen wir nicht in uns tragen.

So wird dieses Gefühl unterdrückt. Weil wir uns nicht trauen „vor Wut zu schnauben“, haben wir die „Wut im Bauch“.

Positive Aspekte der Wut

Ab dem Kleinkindalter wird uns beigebracht, diese Wut zu unterdrücken, zumeist sehr erfolgreich
Würden wir stattdessen lernen, diese Wut bewusst wahrzunehmen und positiv einzusetzen, wäre unser Leben sicher viel leichter. Doch es ist nie zu spät, auch im Erwachsenenalter ist es noch möglich, mit diesen Gefühlen wieder in Kontakt zu kommen und sie konstruktiv zu äußern.

Wenn sie wahrgenommen und geäußert werden darf, dann kann uns die Wut helfen, rechtzeitig Grenzen zu setzen und nicht erst dann, wenn eigentlich schon alles zu spät ist.

Wut lässt sich auch kreativ erarbeiten – Ton ist dafür ein ideales Material. In meinen Kinderworkshops biete ich manchmal spielerisches Arbeiten mit Ton an – dabei hat auch die Wut einen Raum.

Und wenn ich beim Malen bemerke, dass eins der Kinder Wut in sich trägt, dann darf es ein Bild mit den Händen malen. Der direkte Kontakt mit den Farben und dem Papier lässt dieses Gefühl viel stärker zum Vorschein kommen. Gern kommen dabei dann auch die Fingernägel zum Einsatz, mit denen in die aufgetragene Farbschicht geritzt werden kann. Da werden die Fingernägel im Kopf des Kindes auch gern mal zu Katzentatzen, die dem Papier einen Hieb versetzen.

Das wirkt so befreiend und hinterlässt nur ein bisschen Farbe unter den Fingernägeln als Folge.