„Bis zum bitteren Ende…“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 9

„Was man angefangen hat, das muss man auch fertig machen!“

„Laß nicht nach, so kommst du hoch.“

„Anfangen ist leicht, Beharren ist Kunst.“

Wer hat nicht irgendwo im Hinterkopf diese Stimme, die solche Sätze aus tiefster Überzeugung predigt?

Natürlich sind solche Sprüche auch nicht ganz grundlos, denn es gibt ja nicht wenige Schwierigkeiten durch Sprunghaftigkeit und Ausweichen.

Doch auch das Durchhalten kann Probleme verursachen, wenn es zum Durchhalten um jeden Preis wird.

Wer sich ein Ziel gesetzt hat und dieses nun stur verfolgt, läuft Gefahr, dabei einen Irrweg einzuschlagen. Wir Menschen verändern uns, durch innere oder äußere Einflüsse.

Wer diese Veränderungen nicht berücksichtigt, kommt an einen Punkt, an dem das gesetzte Ziel schon lange nicht mehr passt. Ob das nun ein Studiengang ist, der mit vielleicht ganz falschen Vorstellungen angetreten wurde oder eine Ehe, die für beide Seiten eine einzige Quälerei geworden ist, manchmal passen die gesetzten Ziele aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Auch Bilder können ein Eigenleben entwickeln, sich durch innere und äußere Einflüsse verändern. Wer diese Veränderungen nicht zulässt oder nicht erkennt, der wird mit seinem Ergebnis oft nicht wirklich glücklich. Es wird nicht so, wie der Plan im Kopf, weist eine Menge Unstimmigkeiten auf, aber allein ist es schwer zu erkennen, worin diese liegen.

Bilder, die bis zum bitteren Ende gemalt werden, sind oft ein einziger Krampf für die Malenden.

Sie entstehen häufig aus dem Bildbeginn mit einer Farbspur, der das an die Oberfläche lässt, was uns im Unterbewussten gerade beschäftigt.

Als Malleiterin kann ich durch einen unvoreingenommenen Blick Unstimmigkeiten viel eher lokalisieren und die Malenden ermutigen, vom ursprünglichen Plan abzuweichen und sich dem Malprozess zu überlassen. Dabei kommen Impulse aus dem Unterbewusstsein auf das Papier und werden sichtbar.

Sehr oft zeigen diese Bilder, wenn sie sich entwickeln dürfen, den Malenden ihren Weg auf.

Für Außenstehende und auch für mich als Begleiterin ist dieser individuelle Lösungsansatz oft gar nicht oder nur sehr bedingt nachvollziehbar. Will sagen – ich erkenne, dass es einen Veränderungsprozess am Bild gibt und begleite diesen. Ob dieses Bild nun aber mit einer Beziehung, einem Jobproblem oder einem familiären Problem zu tun hat, muss ich gar nicht wissen, um es begleiten zu können.

Als Malender behältst Du die Kontrolle darüber, wieviel Du preisgeben möchtest.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Bis zum bitteren Ende sollte niemand gehen müssen.

Wenn ein Weg nicht mehr stimmt, muss es eine Möglichkeit geben, ihn zu reflektieren und zu korrigieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert