Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags

Ein, wenn nicht gar der Klassiker zum Thema „Loslassen“:

karen kingstonKaren Kingstons „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags“*

Wer hier viel Feng Shui erwartet, könnte enttäuscht werden, denn auch wenn Karen Kingston als international bekannte Expertin auf diesem Gebiet gilt, dreht sich dieses Buch doch sehr viel mehr um das Gerümpel.

Welche Arten von Gerümpel gibt es überhaupt?

Kingston unterscheidet in:

  • Dinge, die man nicht gebraucht oder liebt
  • Dinge, die unordentlich und schlecht organisiert sind
  • zu viele Dinge auf zu engem Raum
  • alles, was nicht zu Ende gebracht wurde

Wie das Gerümpel das Leben beeinflusst und warum die Leute den Krempel überhaupt aufheben, sind weitere Fragen, denen sie sich widmet. Neben dem, mittlerweile ja in allen Varianten durchgespielten Gedankengang, dass das Festhalten an Altem verhindert, dass Neues den Weg findet, setzt Kingston dabei durchaus auch auf die Hintergründe, die zu diesem Festhalten führen.

An Beispielen führt sie aus, wie nach dem Loslassen ganz andere Bedürfnisse zum Vorschein kamen. Ob es nun die Zeitschriftensammlung ist, die darauf wartet, sortiert und gelesen zu werden, und damit die eigentlich gewünschte Urlaubsreise verhindert oder eine Sammlung von alten Postkarten auf dem Dachboden das eigentliche Bedürfnis nach zwischenmenschlichen Kontakten und Beziehungen verdeckt. In ihren Beispielen steckt hinter dem Gerümpel eine ganz andere Ebene.

Nachdenken über das eigene Gerümpel

Karen Kingston lädt damit zum Nachdenken über das eigene Gerümpel ein. Nur in den seltensten Fälle lässt sich das im Buch Geschilderte direkt übertragen. Es sensibilisiert aber für das Erkennen von „Gerümpel“ und kann so durchaus dazu motivieren, das Thema anzugehen und auszumisten.

Wie das am geschicktesten anzupacken ist, erklärt sie ebenfalls ausführlich, ob es nun den Kleiderschrank (vielleicht sogar mit Farbberatung), den Schreibtisch, die Rumpelkammer oder den Keller betrifft.

Allerdings habe ich persönlich so meine Schwierigkeiten damit, wenn es zu  „esoterisch“ wird. Wenn beispielsweise das Entfernen zerbrochener Spiegel aus der Wohlstandszone des Büros, für neue Aufträge aus heiterem Himmel, respektive den gelben Seiten sorgt, dann melden sich bei mir sofort Zweifel.

Nichtsdestotrotz finde ich das Buch recht brauchbar als Anregung, um ein Grundverständnis zu erlangen.

Allerdings – und darin unterscheidet sich dieser Ratgeber nicht von vielen anderen – mit dem Lesen allein ist es ja nicht getan. Ich muss gestehen, ich lese gern Ratgeberbücher. Das Umsetzen des Gelesenen fällt mir dann aber noch immer schwer oder gelingt gar nicht. Aus diesem Buch habe ich jedoch einiges mitgenommen, das Loslassen fällt mir leichter und immer mal wieder ertappe ich mich schmunzelnd beim Horten.

Doch wie so oft ist es eine Mischung aus ganz vielen Faktoren, die schließlich eine Veränderung bewirken. Was das Thema Gerümpel angeht, war bei mir ganz sicher mit ein Faktor das Ausräumen von Wohnungen alter Menschen. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie alle ihre Marotten hatten und „Nester“ mit ziemlich unsinnigen Gegenständen angesammelt haben – Kronkorken, Brötchentüten (fein säuberlich glattgestrichen und gefaltet), Geschenkschleifen und Sardinendosenöffner zum Beispiel. Das würde ich meinen Nachkommen dann doch gern ersparen…

Welche Erfahrungen haben Sie mit Gerümpel und Loslassen gemacht?

Loslassen – reine Kopfsache?

Da mir das Thema „Loslassen“ in den letzten Tagen mehrfach begegnet ist, hab ich gerade gezielt danach gesucht und bin über eine Darstellung gestolpert, die mich doch sehr skeptisch gemacht hat:

Loslassen können ist eine reine „Kopf-Sache“.

heißt es da.

Ganz ehrlich – mich macht sowas sehr nachdenklich. Reine Kopfsache?

baum,blätter,himmelEinfach nur mit den Gedanken beschließen, „jetzt lasse ich los“ und schon klappt das? Ein paar unterstützende Methoden dazugegeben und spätestens dann aber?

Ich zweifle – habe selbst erlebt, dass das mit vielen Problemen durchaus geht, mit anderen aber ganz hartnäckig nicht.

Manche Themen konnte ich nicht mit dem Kopf und meinem Verhalten lösen.

Eine viel tiefgreifendere Veränderung war notwendig, um das Thema wirklich be-greifen zu können.

Mir ein Bild zu machen.

Blockaden zu lösen.

Ich selbst habe viele meiner Themen begleitet gemalt und plötzlich ging das, was Jahre hartnäckig überdauert hat, ganz einfach. Andere Themen habe ich auf anderen Wegen gelöst. Menschen in meinem engen Umfeld habe durch kreatives Schreiben ganz erstaunliche Erfolge erzielt. Oder durch Klopfen, oder oder oder…

„Loslassen“ sollten wir vielleicht den Glauben an die eine, einzig richtige Methode. An die einfachen, universell funktionierenden Möglichkeiten. So unterschiedlich wie die Menschen sind, sind auch ihre Themen.

Aber einen Versuch ist es immer wert, auch wenn ein Thema vielleicht bisher unlösbar erschien.

Hilfe! Pubertät! – Hurra! Pubertät!

„Hilfe! Pubertät!“

So titelte der Spiegel diese Woche.  Und berichtete über das Leiden an der langen Jugendzeit, die damit einhergehenden Schwierigkeiten und Auswüchse. Modellprojekte werden vorgestellt, in denen Jugendliche über die Alpen wandern oder 7. und 8. Klassen einer Montessorischule ein verfallenes Feriengelände der Stasi renovieren.

Bei uns steht am Sonntag die Konfirmation unserer Tochter an – in der Generation meiner Großeltern und teilweise auch noch meiner Eltern war das der Eintritt ins Erwerbsleben.  Daran ist bei unserer Tochter noch lange nicht zu denken – noch mindestens vier Schuljahre stehen ihr bevor.

Und doch ist das Erwachsenwerden durchaus erkennbar – nicht nur äußerlich, sondern auch im Verhalten und Denken. Sowohl bei ihr, als auch beim jüngeren Bruder, der auch schon mitten in dem Veränderungsprozess steckt.

Als Mutter werde ich da durchaus hinterfragt und auf die Probe gestellt – immer und immer wieder. Gleichzeitig laufen unsere Gespräche aber auch immer mehr auf einer erwachsenen Ebene ab. Ich werde immer weniger ‚gebraucht‘ und bin doch noch stärker gefordert, wenn es brennt.

Ein bisschen ist das wie beim Laufen lernen – „Ich kann’s allein – plumps – doch noch nicht so richtig!“. Und so wie das Kleinkind immer wieder getröstet werden muss, bis das Laufen schließlich klappt, brauchen auch die Pubertierenden immer wieder den Rückhalt und Anlaufpunkt bei den Eltern, ganz egal, womit sie gerade gestolpert oder gestrauchelt sind.

Ich finde das manchmal extrem anstrengend und belastend. Und brauche dann auch meine Auszeiten und eigenen Interessen.

Auch für die Paarbeziehung bringt es Knackpunkte mit – so schnell wie es nötig wäre, ist manchmal eine Abstimmung über eine gemeinsame Linie gar nicht möglich.

Aber auf der anderen Seite finde ich die Situation mit diesen beiden ‚fast erwachsenen‘, jungen Menschen auch bereichernd und inspirierend. Wenn sie ihre Ansichten vertreten und argumentieren können, ergeben sich hochspannende Gespräche und Situationen. Immer wieder werde ich zum Nachdenken angeregt – über mich selbst, meine Werte und Erfahrungen und meinen Umgang mit anderen Menschen.

Und meistens kann ich mich über jeden Tag freuen, den meine Kinder wieder ein Stück reifer, selbständiger und älter geworden sind.

Welche Erfahrungen habt Ihr damit gemacht? Was hat die Pubertät Eurer Kinder Euch gebracht – an Schwierigkeiten und Erfahrungen?