Warum malen Kinder Bauchnabel?

Echte Erwachsenenfrage 😉

 

Fühl doch mal… das ist „Kieks, das bin ich!!!!“

Der Bauch das Zentrum, der Bauchnabel die Mitte.

Da, wo es gut tut, wenns uns gut geht. Wohin das leckere Essen verschwindet, bis er kugelrund und pappsatt ist.

Da, wo das Bauchgefühl sitzt, das so gut weiß, was uns wirklich fehlt.

Da, wo es wehtut, wenns uns nicht gut geht.

Da, wo die Schmetterlinge flattern, wenn wir uns verlieben.

Da, wo sich alles zusammenzieht, wenn und etwas schmerzt.

Kinder wissen, was wichtig ist. Und sie malen, was wichtig ist.

Wenn Kinder Häuser ohne Türen malen…

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Wenn Kinder malen

Gerade erreichte mich eine Mail, in der eine Mutter nachfragt, was es bedeutet, wenn Kinder Häuser ohne Türen malen. Ihr Sohn hat in der Schule so gemalt und wurde daraufhin wohl von der Lehrerin zurechtgewiesen, das sei nicht schön. Er möchte seine Bilder nun auch nicht der Mutter zeigen und ist fest davon überzeugt, dass er nicht malen könne, weil da keine Türen drauf wären.

* AUTSCH *

Was es bedeutet, wenn das Haus ohne Tür gemalt wird, kann das Kind am besten selbst erklären. Häufig kommt von Kindern dann die Erklärung, dass die Tür auf der anderen Seite des Hauses ist – so banal.

Solange ein Kind nicht in seinem Verhalten ganz deutliche Besonderheiten aufweist, sind Häuser ohne Türen vollkommen harmlos – wenn Besonderheiten im Verhalten vorliegen, dann sollten diese nicht an Häusern ohne Türen festgemacht werden.

Natürlich legt die Küchentischpsychologie den Schluss nahe, dass ein solches Kind verschlossen ist, andere nicht an sich heranlassen will, etc. Das lässt sich aber nur am Gesamteindruck beurteilen. Sollte es tatsächlich so sein, ist es ganz sicher nicht hilfreich, einem solchen Kind dann eine negative Wertung (nicht schön) mitzugeben.

Wenn ein gemaltes Haus keine Tür hat, dann kann das ein Gesprächseinstieg sein. Durch die einfache Nachfrage „Hat das Haus keine Tür?“ erhält das Kind die Gelegenheit, seine Geschichte zu dem Bild zu erzählen. Anhand dieser Geschichte lässt sich dann vielleicht abschätzen, ob dieses Kind vielleicht wirklich Schwierigkeiten in irgendeiner Form hat. Möglicherweise hat es aber auch ganz einfach die (türlose) Seite des Hauses gemalt, weil an der die schönen Blumen blühen oder die Hundehütte steht. Weil diesem Kind das vielleicht in dem Moment ganz einfach wichtiger war. Oder womöglich hat es keine Tür gemalt, weil es nicht wusste, wie es die Tür malen soll, war verunsichert und hat sie weggelassen.

Ich kann diesem Kind nur wünschen, dass es dadurch nicht jetzt schon die Freude am Malen völlig verloren hat und würde dringend empfehlen, diesem Kind eine Möglichkeit zu schaffen, so zu malen wie es kann und will.

Ohne Wertung oder Beurteilung!

Warum Kinder beim begleiteten Malen mit Pinsel malen

Weshalb malen Erwachsene beim begleiteten Malen mit den Händen, Kinder aber mit Pinseln?

Gute Frage, die da jemand an Google gestellt hat und auf die hier bisher noch keine vernünftige Antwort zu finden ist. Das wird jetzt aber sofort nachgeholt, denn diese Frage hat wirklich ihre Berechtigung.

Beim begleiteten Malen malen Kinder mit weichen Haarpinseln und den schon mehrfach erwähnten Flüssigfarben (von Lascaux).

Das schult zum Einen die Feinmotorik, denn es ist gar nicht so einfach, den Pinsel im richtigen Abstand zum Papier zu bewegen. Diese Distanz schafft die Grundlage für den nächsten wichtigen Grund:

Bewusstes Gestalten

Kinder verfallen beim Malen mit den Händen ganz automatisch ins ‚Matschen‘. Die Farbe auf den Fingern verführt so dazu, dass dabei nach Herzenslust geschmiert und vermatscht wird. Dabei bleibt dann aber ein ganz wesentlicher Aspekt des begleiteten Malens, nämlich das Gestalten, auf der Strecke.

Urformen, Körper-Ego und alle weiteren Aspekte der kindlichen Malentwicklung entwickeln sich beim bewussten Gestalten der Bilder (stärker). Der Kopf ist mit im Spiel. Deshalb malen die Kinder im Malraum mit Pinseln.

Wenn ich merke, dass ein Kind Frust, Wut, Unruhe oder Aggressionen in sich trägt, dann darf es durchaus auch mal ein Bild mit den Händen malen. Damit es besser rutscht, darf dann das Papier eingekleistert werden. Dabei kommen oft auch die Fingernägel zum Einsatz und dürfen bleibende Spuren auf den Farbschichten hinterlassen.

Ungefähr so sehen diese Bilder dann aus:

mit fingern gemalt
Mit den Händen gemalt

Sie haben durchaus ihren Reiz und auch ihre Berechtigung (lassen sich auch prima zu Hause malen), sind aber nicht der eigentliche Sinn des begleiteten Malens!

Der Grashalm wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Ohne Themenvorgabe malen – warum denn?

Immer wieder wird mir diese Frage gestellt, vor allem im schulischen Bereich. „Die Kinder sollen doch was lernen!“ ist dann das Argument. Gerade beim Malen und allen damit verbundenen Wahrnehmungsprozessen gilt aber ganz stark „Der Grashalm wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!„.

Ganz deutlich konnte ich das wieder erkennen in der Arbeit mit einer Gruppe von SchülerInnen aus 5. Klassen.

Zu Beginn ist diese Art zu Malen für die Kinder ganz ungewohnt. Sie bleiben auf vertrautem, vermeintlich sicherem Terrain und malen so, wie sie es ‚gelernt‘ haben.

Viele Kinder nutzen die freie Themenwahl zunächst, um Bilder zu malen, auf denen Schrift dekorativ eingesetzt und mit Symbolen (Herzen, Blumen, Schnörkel) ergänzt wird. Diese Bilder machen den Kindern einigermaßen Spaß und lassen wenig Rückschlüsse zu. Feinmotorische Schwächen sind erkennbar, ansonsten sagen diese Bilder wenig aus. Andere Kinder nutzen die Gelegenheit, um ihr erlerntes Lieblingsmotiv auf großes Papier zu bringen, ob das nun ein Haus mit Baum, eine Comicfigur oder was auch immer ist.

Diese Bilder werden normalerweise ‚vorgezeichnet‘: die Konturen zuerst, anschließend wird die Fläche ausgemalt. Dabei wird manchmal deutlich, dass diese Motive ‚gelernt‘ sind. An einigen Stellen ist der Übergang der Konturen nicht stimmig. Die Figur wird nicht logisch aufgebaut, sondern die Linien werden aus der Erinnerung auf das Papier gebracht, ohne wirklich verstanden zu haben, dass diese Linie der äußere Rand des Armes oder Beines ist.

Wie ging es hier nochmal weiter?malentwicklung kinder,angelerntes
Wie ging es hier nochmal weiter?

Ein solches Bild habe ich hier sehr stark vereinfacht nachempfunden, um die entscheidenden Punkte aufzeigen zu können. Das malende Kind (12 Jahre) hat die Schildkröte nicht wirklich verstanden, sondern eine cartoonartige Abbildung quasi abgepaust. Dabei blieb die Seite des Kopfes außer Acht, es wusste nicht mehr, wie es da eigentlich weitergeht. Es wusste nicht, was es da eigentlich gerade malt. Zu welchem Körperteil diese Linie gehört.

Nicht immer ist das auf den fertigen Bildern so gut zu erkennen wie hier. Deshalb ist der Malprozess für mich so wichtig, da kann ich sehr genau erkennen, ob auswendig gelerntes reproduziert wird, oder eine echte Beschäftigung mit dem, was da gemalt wird, stattfindet.

Sehr oft malen Kinder nach solchen Bildern dann etwas, das zunächst verstört. Die Bilder scheinen weit hinter dem Alter des Kindes zurückzuliegen.

Und ab jetzt wird es spannend – findet in den nächsten Bildern eine Entwicklung statt?

Ein anderes Kind (11 Jahre) brachte nach zwei ’nichtssagenden‘ Schrift und Symbole Bildern etwas in dieser Art (schematische Darstellung) aufs Papier:

Orientierte Tastfigur als Baum
Orientierte Tastfigur als Baum

Dieser Baum entspricht der Urform der orientierten Tastfigur und ist in dieser Form eigentlich im Kindergarten- und Vorschulalter anzutreffen. Zumindest ein Teil der Wahrnehmung dieses Kindes entspricht möglicherweise der eines Kindergartenkindes.

Ich bin mir ziemlich sicher, wenn in der Klasse die Aufgabe „Wir malen einen Baum“ heißt, dann kommt ein anderes Ergebnis aufs Papier. Denn dann ist es möglich, bei den anderen zu schauen, wie die das machen, aus dem Fenster zu gucken, wie denn die Bäume aussehen oder vielleicht auch den Hinweis zu erhalten „So sieht doch kein Baum aus!„.

All das verändert vielleicht die Darstellung, nicht aber die Wahrnehmung des Kindes.

Im geschützten Malraum gibt es keine Vorlagen, die abgemalt werden können. Jeder malt sein Thema bedeutet häufig auch, dass nur ein Kind gerade einen Baum malt, auf die anderen gucken also auch nicht möglich ist. So ermöglicht das freie Malen den Kindern, an ihrem wirklichen Entwicklungsstand anzufangen und dann ihre eigene Entwicklung zu durchlaufen oder nachzuholen, in ihrem eigenen Tempo. Das kann langsam und bedächtig sein oder überraschend schnell gehen.

Ich ordne meine Welt

Ein ganz wichtiger Gesichtspunkt bei den größeren Schulkindern ist es, sich die Welt zu erklären und zu ordnen.

Dabei treten ganz bestimmte Konstellationen immer wieder auf, beispielsweise die Darstellung von Groß und Klein. Mit diesen Darstellungen versuchen die Kinder, sich selbst in das Gefüge von Großen (Erwachsenen) und Kleinen (Kindern) oder auch innerhalb der Kinder in Große und Kleine einzuordnen. Die malenden Kinder identifizieren sich dabei mit einem Part der Darstellung.

Ordnungsbild - groß und klein
Der Papa ist das große Haus und ich das kleine

Ordnungsbilder (auch Rhythmusbilder) sind eine weitere häufige Kategorie. Nach einer genau festgelegten Abfolge, werden die Bildelemente angeordnet, das malende Kind weiß ganz genau, wie diese Ordnung aussehen muss und was als Nächstes dran kommen muss. Na – wie geht es hier weiter?

ordnungsbild
Was kommt als Nächstes?

Ist das nicht ein schönes und beruhigendes Gefühl, die Welt verstanden zu haben? Das kommt auch in den Bildern mit Transparenzen zum Ausdruck – ich weiß wie es innen drinnen aussieht:

Diese Bilder helfen den malenden Kinder, sich die Welt zu ordnen und zu erklären.

Als Eltern sollten wir ihnen ausreichend Gelegenheit geben, solche Bilder zu malen.

Kopffüßler und andere Gesellen

Irgendwann ist es bei jedem Kind soweit – es malt Menschen. Die Menschendarstellung fängt eigentlich immer mit den Kopffüßlern an. Sie haben wahlweise vier oder zwei Extremitäten, eher seltener auch nur eine. Bettina Egger hat sich diese Menschendarstellungen sehr genau angeschaut und dabei festgestellt, dass sich die Menschenbilder aus drei Urformen entwickeln können.

Zentrum wird zum Glockenmensch

Aus der Urform Zentrum entsteht der vierfüßige Kopffüßler, der sich über den Kartoffelmenschen hin zum Glockenmensch entwickelt.

Malentwicklung - vom Zentrum zum Glockenmensch
Menschendarstellung aus den Zentrum

Achse wird zum Straßenmensch/Hausmensch

Aus der Urform der Achse entwickelt sich die Menschendarstellung so:

Malentwicklung von der Urform Achse zum Hausmensch
Entwicklung aus der Urform der Achse

Urkreuz wird zum Fischmensch

Und aus dem Urkreuz geht es so weiter:

Malentwicklung - Urkreuz zu Fischmensch
Aus dem Urkreuz entwickelt sich der Mensch so

Allerdings legen die malenden Kinder keinen Wert auf die theoretische Abfolge, sie vermischen die Formen kunterbunt. Keine dieser Formen ist „besser“ als die anderen, alle dürfen gleichberechtigt nebeneinander bestehen.

Auch die skurrilsten Gestalten sind dabei vollkommen in Ordnung. Es besteht auch kein Grund zur Sorge, wenn beispielsweise bei dem offenen Strassenmenschen die ‚Knöpfe‘ rauszufallen scheinen.

Bis zum Schuleintritt sollte die Menschendarstellung ausreichend differenziert sein, das heißt, der gemalte Mensch sollte über Kopf, Gesicht, Beine, Bauch, Füße,  Hände und Finger verfügen.

Die Entwicklung dahin kann in einem gleichmässigen Tempo vonstatten gehen oder aber sehr sprunghaft.

In ihrem Buch Bilder verstehen erklärt Bettina Egger diesen und andere Aspekte der kindlichen Malentwicklung sehr anschaulich und detailliert.

Unkreative Pubertät? Jugendliche malen anders

Wie Jugendliche malen
Wie Jugendliche malen

Irgendwann in der Pubertät machen sich die Veränderungen auch auf den Bildern bemerkbar. Jugendliche malen dann sehr symbolhaft, ob nun Herzen oder Peacezeichen. Schwarz wird gern verwendet, das Ganze erinnert mehr oder weniger stark an Popart.

Eigentlich verwundert mich das nicht. Eine Zeit, in der ich selbst nicht weiß, wer oder was ich nun wirklich bin oder werden will, verleitet dazu, sich an scheinbar Unverfänglichem festzuhalten. Ich muss nichts genauer definieren, kann das auch gar nicht, weil ich doch selbst ratlos bin. Das entspricht so in etwa dem Lebensgefühl dieser Altersklasse.

Helen Bachmann widmet in ihrem Buch „Die Spur zum Horizont“ den Jugendlichen recht viel Raum. Sie beschreibt die Jugendzeit als eine Suche nach dem Horizont, bei der das Ziel (der Horizont) immer sichtbar ist und doch bei jeden Schritt, den wir darauf zu machen, weiter in die Ferne rückt. Auffallend oft wird auch in den Bildern der Horizont ein Thema der Darstellung.  Man denke nur an Sonnenuntergänge, ob nun über einer Landschaft oder dem Meer. Auch Bilder, auf denen Wege bis an den Horizont führen, gibt es oft.

Wie oder was malen Jugendliche?

Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe weiterer Motive, die ganz typisch in der Jugendzeit auftreten, wie zum Beispiel Pferde (speziell bei Mädchen) und Inseln.

Das mag den Eindruck erwecken, die Jugendlichen sind unkreativ. Soll man sie nun nicht mehr frei malen lassen? Ihnen Vorgaben geben, weil sie ja ohnehin keine eigenen kreativen Leistungen erbringen?

Mit Schaudern denke ich an meinen Kunstunterricht in der Mittelstufe zurück, bei einer Lehrerin, die das genau so sah und uns sehr strikte Themenvorgaben machte. Als Heranwachsende habe ich es gehasst und aus heutiger Sicht kann ich es nicht befürworten.

Auch die Jugendlichen brauchen Möglichkeiten sich auszudrücken, ein Stückchen Individualität in ihren Bildern zu entwickeln. Eine Chance, sich zu suchen und zu finden.

Ganz ausführliche Informationen dazu gibt es in Helen Bachmanns Buch, ich kann es nur empfehlen, wenn man tiefer in dieses Thema einsteigen will.

Raumentwicklung bei Kinderbildern

Aus den parallel auftretenden Körper- und Geist-Ego-Bildern entwickelt sich die räumliche Darstellung und gleichzeitig auch die Gestaltung des Raumes. Aus den Einzelelementen wird eine gestalterische Gesamtheit.

geist ego raum1
Geist-Ego – Anfänge der Raumentwicklung
geist-ego-raum2
Fortgeschrittene Raumentwicklung in Geist-Ego-Bildern

Bei den reinen Geist-Ego-Bildern (sehen, denken, malen) wachsen Himmel und Boden zusammen. Anfangs willkürlich (wie Pulspunkte) in den Raum gestellte Elemente passen sich in Größe und Position der Umgebung an.
Diese Form der Raumentwicklung ist in der Praxis eher selten zu finden.

Häufiger entwickelt sie sich aus den Körper-Ego-Bildern (sehen, hineinfühlen, malen) in zwei möglichen Formen – als Zentralrabattement oder Achsialrabattement. Beim Zentralrabattement sind die Objekte um ein Zentrum herum angeordnet, beim Achsialrabattement an einer Achse entlang.

Körper-Ego-Bild im Achsialrabattement – Anfang der Raumentwicklung
Körper-Ego-Bild im Achsialrabattement – fortgeschrittene Raumentwicklung: die Bäume richten sich auf!

Im Verlauf der Entwicklung richten sich die Objekte auf bis hin zur realistischen räumlichen Darstellung.
Da bei vielen Erwachsenen dieser Prozess nie abgeschlossen wurde, treten derartige Darstellungen auch in Erwachsenenbildern noch oft auf und werden häufig als stimmig betrachtet.

Wie zusammenkommt, was zusammengehört

Nach Bettina Egger ist mit der gerichteten Tastfigur die Entwicklung der Urformen abgeschlossen. Die Urformen sind die Grundlage der visuellen Wahrnehmung und bleiben als Ausdruck des Körperempfindens erhalten.
Die weitere Malentwicklung verläuft in Richtung figurative Darstellung und Raumentwicklung, also dahin, das gesamt Blatt zu erobern.
Dabei kommen die Hirnhälften ins Spiel, denen ja allgemein nachgesagt wird, dass die linke Hälfte für Sprache und das lineare, logische Denken, die rechte dagegen für Intuition und ganzheitliche Wahrnehmung zuständig ist.
Das gut koordinierte Zusammenspiel der beiden Hirnhälften sorgt für eine umfassende, gut entwickelte Wahrnehmung.
In Kinderbildern zeigen sich die beiden Arten der Wahrnehmung zunächst parallel: als „Körper-Ego-Bilder“ und „Geist-Ego-Bilder“. Beide Darstellungsarten können in einem Bild auftreten.

Körper-Ego-Bilder

Die Körper-Ego Bilder als Abgesandte der rechten Hirnhälfte entstehen, indem sich das malende Kind in das hineinfühlt, was es malen möchte. So wie sein eigenes Körperempfinden ist, wenn es sich in einen Tisch „hineinprojiziert“, malt es diesen dann auch:

Körper Ego Bild

Die Körper-Ego-Bilder sehen zumeist so aus, als ob man etwas aus der Vogelperspektive betrachtet und plattdrückt.

Geist-Ego-Bilder

Im Gegensatz dazu stehen die Geist-Ego-Bilder. Diese werden „linkshirnig“ erzeugt, durch sehen und wissen. Nach einem Denkprozess wird das Ergebnis aufs Papier gebracht.

Geist-Ego
Geist-Ego

Der Geist-Ego-Tisch kann auch in gleicher Darstellung über 4 Beine verfügen.

integration der hirnhälften
Integration der beiden Darstellungsarten

Körper-Ego und Geist-Ego Bilder treten gleichzeitig auf. Lässt man ein Kind lange und oft genug frei malen, entwickelt es ein eigenes räumliches Wahrnehmungs- und Darstellungsvermögen. Das kann zum Beispiel über den folgenden Weg geschehen:

Die Verknüpfung verbindet die Elemente von Körper-Ego und Geist-Ego, die Integration schließlich ist die eigene perspektivische Darstellung.
Diese Entwicklung läuft normalerweise bis zum Alter von etwa 10 -11 Jahren ab. Leider werden Kinder häufig durch Schule oder Umfeld zu früh auf die Probleme der perspektivischen Darstellung aufmerksam gemacht. Sie bekommen Lösungen angeboten. Diese erlernten Lösungen sind jedoch nicht wirklich verstanden.
Viel zu viele Kinder verlieren noch vor der Vollendung dieser Integration die Lust am eigenen, freien Malen und Zeichnen. Entweder verweigern sie es völlig oder sie flüchten in schablonenhaftes Abzeichnen.

Die Entwicklung kann auch im Erwachsenenalter nachgeholt werden

Fangen sie dann als Erwachsene wieder an zu malen, sind die erlernten Regeln der Perspektive längst vergessen. Das Malen beginnt auf der Entwicklungsstufe neu, auf der als Kind aufgehört wurde. Viele dieser Erwachsenen qualifizieren dann ihre eigenen Werke ab und glauben sich völlig ohne Talent.
Doch auch im Erwachsenenalter kann die Entwicklung weitergeführt werden und zum wirklich eigenen Darstellen, Gestalten und Wahrnehmen werden.