Das machen wir schon seit 30 Jahren so!

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 13

Manche Lösungen haben sich bewährt. Manche haben sich aber nur etabliert und werden beibehalten, ohne den Sinn und die Zweckmäßigkeit zu hinterfragen. Und manche, um nicht zu sagen sehr viele Menschen, verlassen sich auf alte Lösungen – ob nun aus reiner Gewohnheit oder Angst vor Veränderungen.

Auch hier macht die Dosis das Gift – wer alles immer anzweifelt und verändern will, tut sich wahrscheinlich genauso wenig Gutes damit, wie jemand, der starr nach alten Mustern funktioniert.

Gerade in großen Firmen können bestimmt viele Mitarbeiter davon ein Liedchen singen, wenn Verbesserungsvorschläge abgebügelt werden und die alten Lösungen stur und starr beibehalten werden.

Wie sehr aber auch jeder Einzelne sich auf alte, eingeschliffene Strategien im Beruf verlässt, das werde ich morgen noch ausführlicher beleuchten, in meiner Besprechung des Buches „Ich kann auch anders“ von Roland Kopp-Wichmann.

Doch heute soll das Augenmerk auf die „keine Experimente“- Haltung in ihrer allgemeinen Auswirkung bleiben.

Seit 20 Jahren immer an den gleichen Urlaubsort?

Die Kleidung im Schrank wirkt uniform und angezogen bekleidet sie eine graue Maus?

Routine macht sich breit und breiter?

Die Tage verlaufen gleichförmig und wie automatisiert?

Das Fernsehprogramm wird immer schlechter und Sex gibt’s samstags nach der Sportschau?

Die echte Lebensfreude fehlt, weil Langeweile und das Gefühl gelebt zu werden sich breit machen?

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Es ist nicht ganz so einfach, beim begleiteten Malen zu unterscheiden, ob jemand in alten Mustern verharrt oder ein bestimmtes Thema immer wieder bearbeiten muss, bis es gelöst ist. Kleine Details weisen dann aber doch darauf hin, dass hier Experimente abgelehnt werden, Scheu vor Neuem vorhanden ist.

Gerade beim Malen nach einer Farbspur passiert es häufig, dass ähnliche Spuren immer wieder auftauchen und der Malende auch immer wieder ähnliche Bildgegenstände darin erkennt. Solange dieses Erkennen nachvollziehbar ist, weist es auf ein wichtiges, noch nicht völlig bearbeitetes Thema hin. Wird aber ein Bildgegenstand in wirklich jede Spur ‚hineingesehen‘, dann kann es gut sein, dass auf etablierte Lösungen gesetzt wird, ohne deren Sinn zu hinterfragen. Da entsteht dann die zehnte Landschaft, auch wenn die Spur eigentlich ein Portrait nahelegt, aber gern kommt dann eine kleine „Kann-Nixe“ zum Vorschein und mault „Ich kann keine Menschen malen“.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Spätestens dann, wenn sich dieses fiese Gefühl gelebt zu werden breitmacht, wäre es eigentlich an der Zeit, ein paar Experimente zu wagen und neuen Lösungen eine Chance zu geben. Denn ansonsten kann sich das Gefühl der Überforderung einnisten und im extremsten Fall in den Burnout führen. Auch Zwänge können eine Chance erhalten, wenn nicht ein gesundes Maß an Experimentierfreude entgegen gestellt wird.

Raus aus dem Alltagsgrau, rein in ein buntes, vielfältiges Leben!

„Es geht schon – es geht ja noch – es geht schon wieder“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 11

Auch in der Form von „das ist noch gut genug“ äußert sich dieses Verhaltensmuster gern. Es ist stark ausgeprägt bei Menschen, die für sich selbst nur die allerniedrigsten Ansprüche stellen. Sie begnügen sich mit vollkommen unzulänglichen Lösungen, obwohl das gar nicht nötig wäre – zumindest für den außenstehenden Betrachter.

Ob das nun die alte Omi ist, die ihre zigfach geflickte Unterwäsche verteidigt oder die junge Mutti in ausgeleierten Shirts und ausgewaschenen Jeans.

Dieses Verhaltensmuster kann auf mangelnden Respekt vor sich selbst hindeuten.

Ich bin nichts wert, deshalb ist eine schlechte Lösung für mich gerade passend.

Ganz fatal kann das Muster werden, wenn es im Hinblick auf die Gesundheit angewendet wird. Eigentlich gehören Kranke ins Bett oder aufs Sofa. Aber „es geht schon wieder“ sagt der Kollege, der mit sichtlich erhöhter Temperatur, laufender Nase und bellendem Husten hinterm Schreibtisch sitzt. „Es geht schon“ sagt die Dreifachmutter, die mit beiden Händen ihren Rücken hält mit schmerzverzerrtem Gesicht, während sie sich vornüber zum Korb mit nasser Wäsche bückt.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Auch beim Malen fallen diese Aussagen immer wieder. Dabei wird aber offensichtlich, dass es eben nicht ‚geht‘.

Anstatt die Hilfe der Malleiterin anzunehmen – das ist schließlich ihre Aufgabe – wird auf eigene Faust gewurschtelt, das Bild wird immer schwieriger und unbefriedigender.

Als Malleiterin werde ich niemals in den Bildern meiner Malenden selbst reinmalen. Aber durch klärende Worte kann ich den Malenden helfen, Problemstellen zu erkennen, den weiteren Weg zu finden und Darstellungsmöglichkeiten aufzeigen.

Meine Hilfestellung wird bei solchen Malenden zunächst so aussehen, dass sie gar nicht als Angebot erkennbar ist. Auf Dauer wird die Erkenntnis, dass es manchmal mit Hilfe besser geht, so am Bild und im Verhalten sichtbar.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Wenn dieses Muster dominiert, ist es in der Regel schwierig, eine Veränderung anzustoßen. Denn bis die Betroffenen selbst Hilfe in Anspruch nehmen, muss der Leidensdruck schon gigantisch geworden sein, bzw. der totale Zusammenbruch erfolgt sein.

Eigentlich sollten spätestens dann, wenn es allererste gesundheitliche Folgen gibt, eine Wendung eingeleitet werden.

Wer sich selbst aber so hintenanstellt, dass alles gut genug ist, kommt selten auf den Gedanken, dass ihm Hilfe zustehen könnte. Zumeist erkennt das Umfeld jedoch schon früher, dass es nötig ist, dass der/die Betroffene hilfebedürftig ist. Manchmal lässt sich dann das Annehmen von Hilfe erwirken, wenn sie gut ‚getarnt‘ wird und nicht offensichtlich als solche erkennbar ist. Zum Beispiel als Anliegen vorgetragen – „ich würde gern mal zum Begleiteten Malen gehen, aber allein mag ich nicht, gehst Du mit mir?

Du hast jemanden in Deinem Umfeld, der Dir am Herzen liegt und sich genau so verhält?

Welche Erfahrungen hast Du gemacht – mit Hilfe annehmen oder Menschen, die das genau nicht können?

Die Katastrophen-Lilli – „was da alles passieren könnte!“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 10

In einem gesunden Maß ist dieses Verhaltensmuster überlebensnotwendig und sicher trägt so ziemlich jeder von uns etwas davon in sich. Sogar die tapferen Gallier rund um Asterix, die vor nichts und niemandem Angst hatten, hatten die Befürchtung, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte.

Das gesunde Maß bewahrt uns davor, Hals über Kopf in gefährliche Situationen zu geraten.

Doch wieder macht die Dosis das Gift, wenn dieses Verhaltensmuster Überhand nimmt und die Kontrolle bekommt, dann wittern wir überall mögliche Katastrophen und trauen uns am Schluss gar nichts mehr zu.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Beim begleiteten Malen wird dieses Verhaltensmuster nach mehreren Bildern erkennbar. Wenn jede Farb-Spur in etwas Hochdramatisches gedeutet wird, wenn es nicht möglich ist, Banales aufs Papier zu bringen, dann könnte eine Katastrophen-Lilli im Malenden stecken und sein Verhalten bestimmen. Gerade das begleitete Malen mit seiner realistischen Darstellung bietet sich an, um die Katastrophenfantasien in einen Bezug zur Realität zu bringen, Malende wieder auf den Boden zu holen und neues Zutrauen in sich und die eigenen Fähigkeiten gewinnen zu lassen.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Spätestens dann, wenn die Katastrophenfantasien anfangen, das Verhalten zu verändern und das alltägliche Leben einzuschränken, sollte diese Lilli auf ein gesundes Maß reduziert werden.

Ein Spaziergang? Um Himmels willen, es könnte ja anfangen zu gewittern – auch wenn am strahlend blauen Himmel kein Wölkchen zu sehen ist.

Das Kind ist jetzt schon zwei Minuten zu spät? Rettungswagen, Kinderschänder oder gar der Bestatter treten vor Deinem geistigen Auge auf? Oder holst Du Dein 12jähriges Kind noch immer von der Freundin eine Straße weiter ab?

Nimm‘ Deinen Mut zusammen, verbann‘ die Katastrophen-Lilli in die hinterste Ecke und lass‘ Dich mit Bildern erden.

Die Termine findest Du hier – melde Dich einfach an.

Hast Du auch schon Erfahrungen mit einer solchen Katastrophen-Lilli gemacht? Wann war sie hilfreich, wann hat sie Dich eingeschränkt?

„Bis zum bitteren Ende…“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 9

„Was man angefangen hat, das muss man auch fertig machen!“

„Laß nicht nach, so kommst du hoch.“

„Anfangen ist leicht, Beharren ist Kunst.“

Wer hat nicht irgendwo im Hinterkopf diese Stimme, die solche Sätze aus tiefster Überzeugung predigt?

Natürlich sind solche Sprüche auch nicht ganz grundlos, denn es gibt ja nicht wenige Schwierigkeiten durch Sprunghaftigkeit und Ausweichen.

Doch auch das Durchhalten kann Probleme verursachen, wenn es zum Durchhalten um jeden Preis wird.

Wer sich ein Ziel gesetzt hat und dieses nun stur verfolgt, läuft Gefahr, dabei einen Irrweg einzuschlagen. Wir Menschen verändern uns, durch innere oder äußere Einflüsse.

Wer diese Veränderungen nicht berücksichtigt, kommt an einen Punkt, an dem das gesetzte Ziel schon lange nicht mehr passt. Ob das nun ein Studiengang ist, der mit vielleicht ganz falschen Vorstellungen angetreten wurde oder eine Ehe, die für beide Seiten eine einzige Quälerei geworden ist, manchmal passen die gesetzten Ziele aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Auch Bilder können ein Eigenleben entwickeln, sich durch innere und äußere Einflüsse verändern. Wer diese Veränderungen nicht zulässt oder nicht erkennt, der wird mit seinem Ergebnis oft nicht wirklich glücklich. Es wird nicht so, wie der Plan im Kopf, weist eine Menge Unstimmigkeiten auf, aber allein ist es schwer zu erkennen, worin diese liegen.

Bilder, die bis zum bitteren Ende gemalt werden, sind oft ein einziger Krampf für die Malenden.

Sie entstehen häufig aus dem Bildbeginn mit einer Farbspur, der das an die Oberfläche lässt, was uns im Unterbewussten gerade beschäftigt.

Als Malleiterin kann ich durch einen unvoreingenommenen Blick Unstimmigkeiten viel eher lokalisieren und die Malenden ermutigen, vom ursprünglichen Plan abzuweichen und sich dem Malprozess zu überlassen. Dabei kommen Impulse aus dem Unterbewusstsein auf das Papier und werden sichtbar.

Sehr oft zeigen diese Bilder, wenn sie sich entwickeln dürfen, den Malenden ihren Weg auf.

Für Außenstehende und auch für mich als Begleiterin ist dieser individuelle Lösungsansatz oft gar nicht oder nur sehr bedingt nachvollziehbar. Will sagen – ich erkenne, dass es einen Veränderungsprozess am Bild gibt und begleite diesen. Ob dieses Bild nun aber mit einer Beziehung, einem Jobproblem oder einem familiären Problem zu tun hat, muss ich gar nicht wissen, um es begleiten zu können.

Als Malender behältst Du die Kontrolle darüber, wieviel Du preisgeben möchtest.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Bis zum bitteren Ende sollte niemand gehen müssen.

Wenn ein Weg nicht mehr stimmt, muss es eine Möglichkeit geben, ihn zu reflektieren und zu korrigieren.

„Oder vielleicht doch anders?“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 6

Es ist ganz sicher eine gesunde Einstellung, sich den Weg in andere Optionen offenzuhalten. Ein unverstellter Blick kann helfen, neue Möglichkeiten zu entdecken und anzuwenden.

Manchmal artet das aber dahingehend aus, dass einem Problem kontinuierlich ausgewichen wird. Statt dieses – immer drängendere – Problem anzugehen, werden andere Aktivitäten angefangen, neue Probleme entdeckt, die zuerst bearbeitet werden.

Ob das nun ein Bügelwäscheberg ist oder ein Beziehungsproblem, eine unklare Teillösung in einem großen Projekt oder ein unangenehmes Telefonat, gemeinsames Merkmal ist, dass sich das Problem keinesfalls von allein erledigen wird. Und doch weichen wir aus, manövrieren drumherum und machen keine Anstalten, es wirklich zu lösen.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Auf dem Papier wird das gleiche Verhalten an den Tag gelegt, wie im wahren Leben.

Das Gesicht meiner Person ist mir unklar – ich male erstmal die Haare. Jetzt müsste ich am Gesicht weitermachen, aber zuerst male ich die Kleidung. Ich weiß noch immer nicht, wie das Gesicht aussehen soll, also widme ich mich der Umgebung. Die ist jetzt fertig, eigentlich ist nur noch das Gesicht zu malen. Aber nein, die Haarfarbe gefällt mir nicht, die ändere ich zuerst noch. Und die Kleidung ist auch noch nicht so, wie ich sie gern hätte, da muss noch dies und das gemacht werden…

Die Zeit verrinnt und das wesentliche – in diesem Fall das Gesicht – bleibt unfertig. Als Malleiterin ist es in solchen Fällen meine Aufgabe, auf das Ausweichen aufmerksam zu machen und gegebenenfalls die Fertigstellung einzufordern.

Zumeist sind es unangenehme Themen, vor denen wir ausweichen. Auf dem Papier kannst Du erkennen, dass es gar nicht so schlimm ist, einfach dranzugehen. Dieses Verhalten überträgt sich auf Dauer auch wieder ins wahre Leben.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Spätestens wenn Schaden durch das Ausweichen entsteht, ist es allerhöchste Eisenbahn, das Verhalten zu ändern. In extremen Fällen stecken tiefsitzende Ängste dahinter, es wird versucht, die Situation um jeden Preis zu meiden und Ausweichstrategien zu entwickeln.

Das Verhaltensmuster kann sich dahingehend steigern, dass beispielsweise Wege so ausgerichtet werden, dass kein bellender Hund oder keine Brücke auf der Strecke liegt.

Immer dann, wenn Du bemerkst, dass Dich die Ausweichstrategien unangemessen beschäftigen, solltest Du Dir überlegen, ob Du nicht dagegen angehen willst.

„Grenzenlose Gutmütigkeit“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 4

Gutmütigkeit wird oft ausgenutzt. Wer keine Grenzen absteckt, strahlt dies schon nach außen aus und zieht dann in der Regel die Zeitgenossen an, die diese Gutmütigkeit weidlich zu ihrem Vorteil nutzen.

Der Gutmütige bleibt auf Dauer auf der Strecke.

Gerade Frauen fällt es aufgrund der traditionellen Rollenerziehung oft sehr schwer, Grenzverletzungen abzuwehren. Doch zunehmend wird es auch für Männer zum Problem, gerade im Arbeitsleben nimmt der Druck zu und die Forderungen werden immer größer.

Grenzen setzen wird da immer wichtiger, um nicht zum allzeit verfügbaren Menschenmaterial zu werden. E-Mails am Wochenende und Abends bearbeiten, Überstunden in unbegrenzter Zahl zu leisten, Urlaube zu streichen und kurzfristig anberaumte Geschäftsreisen jederzeit anzutreten, das sind nur einige Auswüchse.

Im Unterschied zum „Nicht-nein-sagen-können“-Sprachfehler neigt der grenzenlos Gutmütige auch zum vorauseilenden Gehorsam. Es wird nicht die Aufforderung, Mails am Wochenende zu bearbeiten abgewartet, sondern schon das Eintreffen der elektronischen Post als Indiz für eine solche Erwartung betrachtet.

Gerade auch im sozialen und medizinischen Bereich ist es weit verbreitet und kann sich dort besonders fatal auswirken, wenn das Abgrenzen nicht funktioniert. Wer tagaus, tagein mit schwer kranken Menschen oder schlimmen Schicksalen zu tun hat, muss die Fähigkeit entwickeln, sich davon innerlich abzugrenzen.

Und auch in der Familie ist es fast schon an der Tagesordnung, dass Grenzen überschritten werden, die Anliegen, speziell der Mütter, übergangen werden.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Beim begleiteten Malen wird dieses Problem ganz offensichtlich – wer es im Leben nicht schafft, klare Grenzen zu ziehen, tut dies auch auf dem Papier nicht.

Wenn Bilder auffällig von Farbverläufen und verwischenden Konturen geprägt sind, dann ist dies ein Indiz dafür, dass der Malende Probleme damit haben könnte, sich abzugrenzen. Auf dem Papier lässt sich das abgrenzen sehr gut einüben – das hier erlernte, neue Verhalten wirkt dann auf den Alltag zurück.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Immer dann, wenn Du selbst anfängst darunter zu leiden, dass Dich das Schicksal anderer schwer mit nimmt, solltest Du darüber nachdenken, wie Du Dich besser abgrenzen kannst, um Dich selbst zu schützen. Das bedeutet ja nicht, vollkommen kaltschnäuzig und emotionslos zu werden.

Auch wenn Du das Gefühl hast, mit Deinen Anliegen zu kurz zu kommen, vor lauter unausgesprochener Forderungen an Dich, ist die bessere Abgrenzung dringend nötig.

Gerade dieses Verhaltensmuster macht in starker Ausprägung sehr anfällig für Burnout und Depression.

„Du hast ’nen Sprachfehler“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 3

„Du hast ’nen Sprachfehler, Du kannst nicht Nein sagen“

Es ist schon einige Jahre her, dass eine Bekannte dies erzählte. Ein Kollege sprach sie so an und signalisierte ihr damit, dass sie ihre Arbeitshaltung überdenken muss.

Niemand lehnt gern ein begründetes Anliegen ab. Doch gerade in Beruf oder Familie werden oft so viele Anliegen an Dich herangetragen, dass es eigentlich zu viel wird.

Auch Dein Tag hat nur 24 Stunden….und nicht alle diese Anliegen sind wirklich berechtigt oder notwendig.

Wenn Du es nicht schaffst, einen Teil der Anfragen abzulehnen, dann führt das zu einer hoffnungslosen Überlastung und auf Dauer in den Burnout.

Es erfordert Mut und oft auch diplomatisches Geschick ‚Nein‘ zu sagen. Aber Du wirst staunen, wenn Du es erstmal versuchst – es zieht keine fristlose Kündigung nach sich, wenn Du freundlich aber bestimmt erklärst, dass diese Aufgabe nicht in Deinen Zuständigkeitsbereich fällt oder nicht in Deinen Zeitplan passt. Und auch die langen Gesichter in der Familie bleiben nicht auf Dauer lang, wenn Du erklärst, dass Du nicht für diese ‚Mamataxifahrt‘ oder jenen ‚Omabotengang‘ zur Verfügung stehen kannst.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Nicht-Nein-sagen-können, das zeigt sich beim begleiteten Malen erst nach einiger Zeit. Es wird auch nicht so offensichtlich deutlich, wie andere Verhaltensmuster. Als Gesamteindruck wird es aber nach einigen Bildern erkennbar, wenn Malende beispielsweise sofort und bereitwillig auf Vorschläge eingehen, auch wenn diese eigentlich ihrer ursprünglichen Intention zuwiderlaufen.

Dadurch, dass die Malenden aber in der Regel für ihr Bild selbst verantwortlich bleiben, wird auf dem indirekten Weg das Nein-Sagen trainiert. Sie gewinnen Zutrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und können diese dann auf Dauer auch selbstbewusst vertreten. Zudem tritt das Verhaltensmuster Nicht-Nein-Sagen-Können auch nie allein auf, es gibt immer begleitende Muster, wie beispielsweise die Schwierigkeit Grenzen zu setzen. Dieses wird im Malen sehr offensichtlich und lässt sich gut bearbeiten – das wirkt dann auch auf das Nein-Sagen zurück.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Der Terminkalender platzt aus allen Nähten, Du fängst schon an, Dich in ‚Notlügen‚ und Ausreden zu verstricken?

Allerhöchste Zeit für ein bisschen ‚Sprachtraining‘!

Gerade wenn sich ein Gefühl der Überforderung breit macht, wird es sinnvoll, diesen Punkt anzugehen, je früher je besser.

Denn dieses Verhaltensmuster führt, wenn es zum Dauerbegleiter wird, auf dem sicheren Weg in den Burnout.

Wer sich immer mehr aufdrücken lässt, der implodiert irgendwann!

 

„Ja mach nur einen Plan…“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 2

Ja, mach nur einen Plan
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch ’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.

(Bert Brecht, Dreigroschenoper)

Ist es negativ etwas zu planen? Ganz sicher nicht.

Negativ oder ungesund kann es aber dann werden, wenn die Fähigkeit, auf Unvorhergesehenes zu reagieren, darüber verloren geht. Oder wenn vor lauter Planen die Umsetzung auf der Strecke bleibt, weil das Planen so viel Zeit beansprucht.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Beim Malen zeigt sich dieses Verhaltensmuster sehr schnell und deutlich – als Begleiterin merke ich, wie der Malende versucht, das ganze Bild im Kopf durchzustylen und dann auf das Papier zu bannen.

Das, was im künstlerischen Malen oftmals das eigentliche Ziel ist, nämlich Bilder, die im Kopf schon vorliegen, auf ein Trägermaterial zu bannen, funktioniert beim begleiteten Malen nicht.

Hier gibt es keine Konturen, die vorgezeichnet werden, sondern jedes Bildelement entsteht aus sich heraus. Dabei bleibt die sorgsame Komposition zwangsläufig auf der Strecke, es muss spontan auf das bereits gemalte reagiert werden, weil sich ein Gefühl der Unstimmigkeit einstellt.

Das Bild entwickelt ein Eigenleben, manchmal zum Leidwesen der Malenden. Gleichzeitig entwickeln die Malenden aber ein Gespür für Stimmigkeit und merken, dass sich ein Bild, das von der ursprünglichen Kopfidee abweicht, viel besser und stimmiger anfühlt.

Pläne werden am Bild verworfen, bis nach einigen Bildern dann keine Pläne mehr gemacht werden, sondern es gelingt, sich auf das einzulassen, was gerade aus dem Inneren aufs Papier drängt.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Das Planen an sich ist grundsätzlich nichts Schlechtes.

Wenn es Dir jedoch schwer fällt, auf Unvorhergesehenes zu reagieren, wenn Dich schon kleine Abweichungen von der Planung aus dem Konzept bringen oder auch wenn Du das Gefühl hast zu sehr verplant zu sein und ‚gelebt zu werden‘, dann sollte ein Ausgleich in Form von mehr Spontanität Einzug halten.

Zeitplanungsexperten empfehlen zwischen 40 und 50 Prozent der verfügbaren Zeit für Unvorhergesehenes zu reservieren – ein sicherer Hinweis darauf, dass nicht alles im Leben nach Plan verläuft.

„Auf die Plätze, fertig, los!!!“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 1

Ist erstmal ein bisschen Farbe auf dem Papier, geht der Rest wie von selbst

Gleich zu Beginn dieser neuen Artikelserie, möchte ich mich einem Verhaltensmuster widmen, das – im Übermaß – ziemlich ungesund werden kann. Warum am Anfang?

Weil es genau darum geht:

den Anfang nicht finden.

Kennst Du das von Mitmenschen oder auch Dir selbst?

Zögern, zaudern, überlegen – wenn erst der Anfang mal gemacht ist, dann geht es wie von selbst. Aber bis er mal gemacht ist….

Sicherlich wird jeder gelegentlich in dieser Situation sein, den Anfang nicht zu finden. Aber bei manchen Menschen wird daraus ein Verhaltensmuster, ein Verhalten, das in bestimmten Situationen regelmäßig zu beobachten ist. Womit jetzt auch der Begriff Verhaltensmuster definiert ist, die Regelmäßigkeit ist das entscheidende Kriterium.

In der Kunsttherapie im Allgemeinen und im begleiteten Malen im Besonderen, werden solche Verhaltensmuster auf Dauer deutlich und können durch Gesündere ersetzt werden.

Gerade dieses „den Anfang nicht finden“ kann sich unter Umständen bereits beim ersten Bild bemerkbar machen. Es ist ziemlich normal, dass beim ersten Bild der Anfang länger dauert, die Situation ist doch recht ungewohnt und oft weiß der Malende noch gar nicht so recht, was er denn eigentlich malen soll und will.

Manchmal gibt es aber Malende, die besonders starke Schwierigkeiten mit dem Anfang haben. In solchen Fällen frage ich nach, ob sie ein Mensch sind, dem es schwerfällt, einen Anfang zu machen. Bisher hat sich mein erster Eindruck eigentlich jedesmal bestätigt.

Es gibt dann unterschiedliche Möglichkeiten daran zu arbeiten – ein Bild kann beispielsweise aus einer Farbspur entstehen, bei der Farbe aufs Blatt gebracht und dem ersten Impuls gefolgt wird. Das, was der Malende darin erkennt, wird ausgearbeitet, mag es noch so trivial oder absurd erscheinen. Welche Möglichkeit passend ist, muss in der Situation und unter Berücksichtigung der Gesamtpersönlichkeit entschieden werden. Die zeigt sich jedoch in der Regel erst nach einigen Bildern. Verhaltensmuster zu verändern dauert auch einige Zeit und zieht sich über mehrere Bilder hinweg.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Wie ich es oben schon geschrieben habe, steckt sicherlich jeder irgendwann mal in einer Situation, in der es ihm schwer fällt, einen Anfang zu finden. Wenn sich solche Situationen häufen und Du das Gefühl hast, auf der Stelle zu treten, kann es erleichternd sein, daran etwas zu verändern.

Mut zur Wut

mit fingern gemalt
Mit den Händen gemalt, kann ein ‚Wutbild‘ entspannend wirken.

Wut ist ein sehr starkes Gefühl, eins, das uns abschreckt, verängstigt.

Und doch ist Wut auch ein sehr wichtiges Gefühl.

Wut kann es uns ermöglichen, Grenzen zu setzen – bis hierher und keinen Schritt weiter, eben ist genug!!!

Dieser positive Aspekt der Wut wird im Allgemeinen nicht gesehen – zu groß ist der Schaden, den unkontrollierte Wut anrichten kann.

Wer kennt ihn nicht, den Wüterich, der mit hochrotem Kopf, aufgeblasenen Backen und geballten Fäusten da steht.
Nein – der passt nicht in unser Selbstkonzept vom vernünftigen, friedlichen Menschen. Den wollen wir nicht in uns tragen.

So wird dieses Gefühl unterdrückt. Weil wir uns nicht trauen „vor Wut zu schnauben“, haben wir die „Wut im Bauch“.

Positive Aspekte der Wut

Ab dem Kleinkindalter wird uns beigebracht, diese Wut zu unterdrücken, zumeist sehr erfolgreich
Würden wir stattdessen lernen, diese Wut bewusst wahrzunehmen und positiv einzusetzen, wäre unser Leben sicher viel leichter. Doch es ist nie zu spät, auch im Erwachsenenalter ist es noch möglich, mit diesen Gefühlen wieder in Kontakt zu kommen und sie konstruktiv zu äußern.

Wenn sie wahrgenommen und geäußert werden darf, dann kann uns die Wut helfen, rechtzeitig Grenzen zu setzen und nicht erst dann, wenn eigentlich schon alles zu spät ist.

Wut lässt sich auch kreativ erarbeiten – Ton ist dafür ein ideales Material. In meinen Kinderworkshops biete ich manchmal spielerisches Arbeiten mit Ton an – dabei hat auch die Wut einen Raum.

Und wenn ich beim Malen bemerke, dass eins der Kinder Wut in sich trägt, dann darf es ein Bild mit den Händen malen. Der direkte Kontakt mit den Farben und dem Papier lässt dieses Gefühl viel stärker zum Vorschein kommen. Gern kommen dabei dann auch die Fingernägel zum Einsatz, mit denen in die aufgetragene Farbschicht geritzt werden kann. Da werden die Fingernägel im Kopf des Kindes auch gern mal zu Katzentatzen, die dem Papier einen Hieb versetzen.

Das wirkt so befreiend und hinterlässt nur ein bisschen Farbe unter den Fingernägeln als Folge.