Pubertätsgeplagte Eltern können davon wahrscheinlich mehr als nur ein Liedchen singen – Jugendliche und ihre Gefühle.
Ob nun der schrill-hysterische Zickenalarm ausgerufen werden muss, oder cool brummelndes Genöle angesagt ist, Jugendliche tun sich mit ihren Gefühlen oft ganz besonders schwer.
Anlass geben, außer dem ganz normalen Gefühlswahnsinn, auch noch so schwerwiegende Themen wie die erste Liebe und ganz schlimm, der erste Liebeskummer, der Umgang mit Gleichaltrigen allgemein und Schulkollegen im Besonderen. Auch die Autorität von Eltern und Lehrern erzeugt einen Gefühlswirrwarr – auf der einen Seite werden Grenzen als Einengung und Bevormundung erlebt, auf der anderen Seite ist da die blanke Panik vor der Eigenverantwortlichkeit.
Die Hormone schießen quer und im Gehirn finden drastische Umbauarbeiten statt. Dazu kommen die körperlichen Veränderungen und die allgemeine Orientierungslosigkeit – wohin soll mein Leben führen, wie soll ich mich da jetzt schon entscheiden, wenn es doch so viele Möglichkeiten gibt?
„Nicht Fisch nicht Fleisch“ – das trifft das Lebensgefühl in dieser Altersklasse ganz gut.
So extrem wie dieser ganze Lebensabschnitt, so extrem kann auch der Umgang mit den Gefühlen sein. Von totaler Abkapselung bis hin zum extrovertierten Ausleben reicht die Spannbreite der möglichen Reaktionen.
Kreative Beschäftigung kann dabei helfen, dieses Wirrwarr zu ordnen und zu verarbeiten.
Schwierig nur, dass sich Jugendliche das nicht (mehr) von ihren Erziehungsberechtigten verordnen lassen.
Oft fangen sie auf eigene Faust damit an und schreiben, fotografieren, drehen Videos, machen Musik oder malen. Instinktiv wissen sie, dass es ihnen gut tut. Oder sie werden in Jugendeinrichtungen (leider immer seltener), Schulen oder doch auch im Elternhaus darauf aufmerksam und betätigen sich entsprechend.
Über Gefühle reden, das fällt speziell den männlichen Jugendlichen sehr schwer. Die Mädchen neigen eher noch dazu, sich mit den besten Freundinnen sehr ausgiebig auszusprechen. Aber die jungen Männer? Soweit ich es erkennen kann, drehen sich die ‚Männergespräche‘ doch eher um andere Themen.
Das Jugendalter erscheint mir als das Alter, in dem die Rollenklischees am ausgeprägtesten gelebt werden, noch stärker als in der Kindergartenzeit.
Im Endeffekt bleibt Eltern nur die Möglichkeit, ihren jugendlichen Kindern immer wieder Angebote zu machen und sich die Abfuhren nicht zu Herzen zu nehmen. Was fünfmal brummelnd abgelehnt wird, kann im richtigen Augenblick dankend angenommen werden.
Auf Geo.de gibt es sieben Tipps für Eltern zum Thema Pubertät.
Aus eigener Erfahrung möchte ich noch einen Achten beisteuern:
Liebe mich dann am meisten, wenn ich es am wenigsten verdient habe!
(Quelle: unbekannt)
Nun, kaum ein Jugendlicher wird zugeben, dass es ihm guttut, sich kreativ auszudrücken. Die wenigsten sind sich dessen selbst bewusst. Und doch greifen viele zu Papier und Farben, der Kamera oder auch einem Instrument und verarbeiten ihre Gefühle und Erlebnisse. Vordergründig finden sie andere Begründungen dafür. Doch im tiefsten Inneren steckt auch das Wissen darum, dass die kreative Tätigkeit hilfreich ist und nicht nur einen schönen Wandschmuck/Film/Lied hervorbringt.
Bei Erwachsenen ist das oft sehr ähnlich, es ist kein reines Jugendthema.
„Instinktiv wissen sie, dass es ihnen gut tut“ – was meinst du damit?