Malen heißt sehen lernen

Immer wieder, komme ich beim Malen an den Punkt, da stimmt irgendwas nicht auf dem Bild.

Aber was?

Ich kann es gar nicht genau lokalisieren, aber irgendetwas ist falsch, kann so nicht sein, verdirbt den Gesamteindruck.

Wie hilfreich ist dann eine Malbegleiterin, die als Außenstehende einen klareren Blick hat oder auch mal Modell steht, aber die ist ja nicht immer verfügbar.

Und wenn ich die Ursache dann gefunden habe, geht die Sucherei und Grübelei los.

„Wie muss das denn richtig aussehen? Mein Gedächtnis versagt, noch nie habe ich so genau darauf geachtet, wie denn nun ein Fuß aussieht, wenn jemand so in halber Schrittstellung auf einen zukommt. Auch die Logik und das Figurenkonstruieren hilft mir hier nicht weiter, alles was ich mache, sieht einfach nur falsch aus. 10 Bücher weiter dann die Erkenntnis, dass es wohl vielen anderen genauso geht, denn in dieser Haltung werden bei erstaunlich vielen Bildern, die Füße einfach außerhalb des Bildes gelassen. Auch eine Möglichkeit…
…warum eigentlich nicht?

Und nächstes Mal guck ich ganz genau, ganz sicher! ;)“

Ich schule beim Malen meine visuelle Wahrnehmung, nicht nur während des Malens selbst, das überträgt sich auch in den Alltag.

Genauer schauen, bewusster wahrnehmen, einen Anblick verinnerlichen.

Ich versuche die anderen Sinne zu aktivieren, wie fühlt sich der Rücken eines springenden Delfins an? Die Bewegung der Hand überträgt sich auf das Papier und ermöglicht es manchmal, eine Form, die rein visuell nicht vor meinem inneren Auge auftaucht, doch noch zu erkennen.

Und immer wieder begegnen mir kleine Wunder, die ich noch nie zuvor richtig wahrgenommen habe – wie sehen eigentlich die Beine eines Marienkäfers aus? Wie lang ist der Hals einer Giraffe denn nun? Wie verfärbt sich eigentlich so ein Herbstblatt?

Ich sehe die Welt mit anderen Augen…

Wahrnehmungsstörungen

Gibt es Störungen bei der Weiterleitung oder bei der Verarbeitung im Gehirn, so kommen Informationen trotz intakter Sinnesorgane nicht oder nicht vollständig an. Ist beispielsweise der Sehnerv geschädigt, so kann das Auge zwar sehen, das Gehirn erhält die Sehinformationen aber nicht oder unvollständig.

Beim Säugling findet in den ersten Lebensmonaten das eigentliche „Sehenlernen“ statt. Dafür gibt es ein enges Zeitfenster, was bis dahin nicht gelernt ist, kann auch später nicht mehr gelernt werden.

In den 70er Jahren  deckten die Nobelpreisträger Torsten Wiesel und David Hubel jungen Katzen ein Auge ab. Die Katzen blieben auch später auf diesem, völlig gesunden Auge, blind. Auch beim Menschen ist diese Phänomen nachweisbar, Kleinkinder oder Erwachsen, die in der Vergangenheit wegen einer Linsentrübung operiert worden sind, blieben blind, obwohl das Auge nach dem Eingriff eigentlich funktionierte. Säuglinge, die früh genug wegen der gleichen Erkrankung operiert wurden, konnten das Sehen noch lernen.

Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass nun in allen Bereichen Hopfen und Malz verloren ist, wenn Störungen der Wahrnehmung vorliegen. Nur in den wenigsten Fällen ist die Wahrnehmung dann dauerhaft verloren. Das Gehirn ist erstaunlich anpassungsfähig, häufig benötigte Verbindungen werden als „Schnellstraße“ angelegt. Und auch geschädigte Bereiche können durch neue Vernetzungen in gewissen Grenzen wiederhergestellt werden.

Wahrnehmung – mehr als nur 5 Sinne

Immer wieder ist, auch in meinen Artikeln, von der Wahrnehmung die Rede.

Was genau ist damit denn gemeint?

Die Sinnesorgane erscheinen zunächst noch ganz einfach zu erklären, wir sehen mit den Augen, hören mit den Ohren, riechen mit der Nase und schmecken mit der Zunge.

Doch schon beim Fühlen wird es schwieriger, das entsprechende Sinnesorgan zuzuordnen. Die Haut leistet einen Teil dieser Arbeit, doch auch in den tieferliegenden Körperregionen gibt es „Rezeptoren“, die als „Muskelsinn“ die Stellung der Körperteile zueinander fühlbar machen.

Und wie war gleich noch der Geschmackssinn bei einer ordentlichen Erkältung? Wer nichts riecht, der schmeckt auch kaum etwas.

Die Sinnesorgane sind jedoch nur ein Teil der Wahrnehmung. Sie leiten ihre Eindrücke über die Nerven weiter an das Gehirn. Dort findet die eigentliche Verarbeitung der Sinnesreize statt. Nur die Sinnesreize, die dort auch weiterverarbeitet werden, sind Bestandteil der Wahrnehmung.

Wie sieht nun diese Weiterverarbeitung aus?

brrr, sauer
brrr, sauer

Nehmen wir an, wir betrachten eine Zitrone. Das Auge erkennt die Farbe, die Form, die Helligkeit und meldet all diese Informationen an das Gehirn weiter. Dort werden die gemeldeten Merkmale der Gedächtnisinformation Zitrone zugeordnet und gleich die zugehörigen Informationen über Geruch, Geschmack und wie sich eine Zitrone anfühlt bereitgestellt. Und auch wenn wir Zitronenduft wahrnehmen, funktioniert die Verarbeitung im Gehirn und stellt uns die Bilder und sonstigen Informationen zur Verfügung.

Wie das genau funktioniert, ist bisher noch nicht wissenschaftlich erklärbar.

Eine der Grundvoraussetzungen dafür, dass das funktionieren kann, ist jedoch altbekannt. Wir müssen irgendwann kennengelernt haben, dass das eine Zitrone ist. Wie sieht sie aus, wie fühlt sie sich an, wie riecht sie, wie schmeckt sie? Je öfter wir eine Zitrone wahrgenommen haben, desto schneller stellt uns das Gedächtnis die Informationen zur Verfügung.

Raumentwicklung bei Kinderbildern

Aus den parallel auftretenden Körper- und Geist-Ego-Bildern entwickelt sich die räumliche Darstellung und gleichzeitig auch die Gestaltung des Raumes. Aus den Einzelelementen wird eine gestalterische Gesamtheit.

geist ego raum1
Geist-Ego – Anfänge der Raumentwicklung
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Fortgeschrittene Raumentwicklung in Geist-Ego-Bildern

Bei den reinen Geist-Ego-Bildern (sehen, denken, malen) wachsen Himmel und Boden zusammen. Anfangs willkürlich (wie Pulspunkte) in den Raum gestellte Elemente passen sich in Größe und Position der Umgebung an.
Diese Form der Raumentwicklung ist in der Praxis eher selten zu finden.

Häufiger entwickelt sie sich aus den Körper-Ego-Bildern (sehen, hineinfühlen, malen) in zwei möglichen Formen – als Zentralrabattement oder Achsialrabattement. Beim Zentralrabattement sind die Objekte um ein Zentrum herum angeordnet, beim Achsialrabattement an einer Achse entlang.

Körper-Ego-Bild im Achsialrabattement – Anfang der Raumentwicklung
Körper-Ego-Bild im Achsialrabattement – fortgeschrittene Raumentwicklung: die Bäume richten sich auf!

Im Verlauf der Entwicklung richten sich die Objekte auf bis hin zur realistischen räumlichen Darstellung.
Da bei vielen Erwachsenen dieser Prozess nie abgeschlossen wurde, treten derartige Darstellungen auch in Erwachsenenbildern noch oft auf und werden häufig als stimmig betrachtet.

Noch eine kleine Wahrnehmungsübung

Heute versuchen wir uns zwei Minuten lang auf die Wahrnehmung bei einem alltäglichen Vorgang zu konzentrieren, beispielsweise beim Spülmaschine ausräumen.

Wie fühlt sich das Geschirr an? Warm oder kalt? Glatt oder rauh? Feucht oder trocken?

Wie fühlt sich mein Rücken? Angestrengt? Verspannt?

Was höre ich? Klappern der Teller? Klirren des Bestecks?

Was rieche ich?

Was sehe ich?

Wie fühle ich mich dabei? Alle Last auf meinen Schultern oder Freude über das saubere Geschirr?

Wie geht es dir dabei?

Wenn Kinder trauern

november

Auch Kinder müssen trauern dürfen. Ob nun ein geliebter Mensch oder „nur“ ein geliebtes Tier gestorben ist, Kinder empfinden dabei ein sehr starkes Gefühl der Trauer. Egal wie sie dieses Gefühl äußern, ihre Trauer braucht Raum. Ob sie dabei nun in Tränen ausbrechen, schreien, verzweifeln oder in sich reinfressen, genau wie Erwachsene müssen sie die Trauer ausleben dürfen.

Gerade bei Kindern ist die Trauer noch viel extremer als bei Erwachsenen und sollte sich auch so äußern dürfen. Ein gut gemeintes Ablenken schadet hier, auch wenn vielleicht der Eindruck entsteht, nun sei alles wieder gut. Oft werden Kinder zum ersten Mal mit diesem Gefühl konfrontiert. Die Welt gerät für sie aus den Angeln, nichts ist mehr so wie es war. Werden solche Gefühle unterdrückt, so nagen sie unter der Oberfläche weiter, können sich im Extremfall auch in körperlichen Symptomen äußern. Bettnässen bei bereits trockenen Kindern kann zum Beispiel ein solches Symptom sein.

Trauer braucht Ausdrucksmöglichkeiten

Manche Kinder zeigen ihre Trauer nach außen nicht oder nur wenig. Gerade wenn Eltern selbst auch trauern, wollen die Kinder ihre Eltern nicht zusätzlich belasten und versuchen, alles mit sich selbst aus zu machen. Diese Kinder sollten auf jeden Fall eine Möglichkeit erhalten um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen, bei Vertrauenspersonen außerhalb des Elternhauses.

Ein Beispiel aus der Fachliteratur fällt mir dazu ein: Im „Ereignis Kunsttherapie“ schildert Marie-Thérèse de Tscharner einen Fall aus ihrem Atelier. Ein siebenjähriger Junge hat sich in den letzten zwei Jahren zu einem traurigen und unlustigen Kind verändert. Er verarbeitet im Atelier die Trauer und die Schuldgefühle zum Tod seines Hundes. Der Hund wurde von einem Auto überfahren, der Junge machte sich Vorwürfe, weil er die Leine nicht halten konnte.  Beim Malen kann er seiner Trauer Ausdruck geben und mit dem letzten Bild einer Reihe, dem verstorbenen Hund einen Platz im Hundehimmel und seinem Herzen malen.

Farbige Tristesse in Grundschulfluren

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mir mit diesem Beitrag keine Freunde unter Grundschullehrerinnen mache – ich behaupte inzwischen, dass ich die Qualität einer Grundschule in den Fluren erkennen kann.

Hängen dort Sonnenblumenbilder in Reih und Glied,eine wie die andere mit ultramarinblauem Himmel, so schwant mir schon Übles. Bisher hat mich das auch noch nicht getäuscht.

Vor meinem geistigen Auge sehe ich die Kinder vor mir, mit gebeugtem Rücken über ihrem Zeichenblock, mit kratzigen Borstenpinseln in der widerspenstigen Wasserfarbe rumrühren, die erst dann einen deckenden Farbauftrag auf dem Papier ermöglicht, wenn sie schaumig gerührt wurde. Das Papier weicht schnell auf, es wellt sich. Und – oweh – hier gerät Blau in das Gelb der Blume und vermischt sich zu Grün, das gibt bestimmt eine schlechte Note, wir sollten doch aufpassen, dass wir nicht über den Rand kommen. Und jetzt so viel Blau malen, immer um die Blume herum, wie langweilig……

Sicher hat die Schule einen Bildungsauftrag, die Kinder sollen dort was lernen. Und damit widerspricht sich das mit meiner Forderung, die Kinder sollen sich beim Malen frei entwickeln dürfen. Denn nach landläufiger Auffassung bedeutet Lernen ja, etwas vorzugeben, was dann von den Lernenden aufgenommen wird. Wissen, das sich die Kinder selbst erarbeiten wird noch immer nicht als ‚gelernt‘ akzeptiert.

Bereits vor 85 Jahren wurde in Jena die erste deutsche Montessorischule gegründet. Dort gilt der Leitsatz „Hilf mir es selbst zu tun!“. Auch wenn das begleitete Malen nicht mit der Montessoripädagogik in Verbindung steht, so gibt es doch in einigen Punkten gemeinsame Ansätze.

Da wäre zunächst die Forderung, das Lernen im eigenen Rhythmus zu ermöglichen. Das deckt sich völlig mit unserer Regel „Jeder malt so wie er will und kann“.

Auch die tiefe Konzentration, die laut Montessori zu beobachten ist, wenn sich ein Kind mit dem beschäftigt, was gerade seine Bedürfnisse befriedigt, ist im Atelier immer wieder zu sehen.

Und auch das Atelier selbst kann man als eine vorbereitete Umgebung im Sinne Montessoris betrachten. Dieser Raum enthält alles, was zum Malen gebraucht wird und nicht mehr. Die Paletten stehen bereit, das Papier wartet auf die Malenden. Die leuchtenden, flüssigen Farben sind ein Material, das Wertschätzung verdient und auch bekommt. Jede Farbe hat einen dicken und einen dünnen Pinsel, wenn die beide in Gebrauch sind, muss gewartet werden, Absprachen und Rücksichtnahme werden so gefördert.

Um auf die Sonnenblumen zurückzukehren, diese werden auch von den Kindern im Atelier gelegentlich gemalt. Sie dienen dann als „Verpackung“ für eine unorientierte Tastfigur. Diese drückt das Körperempfinden ‚weggehen und zurückkommen‘ aus, als eines der kindlichen (oder auch erwachsenen)  Bedürfnisse.  Es wird dann gemalt, wenn das Kind eben dieses Empfinden verspürt. Und nicht, wenn die Sonnenblume auf dem Sachunterrichtlehrplan steht.

Wie zusammenkommt, was zusammengehört

Nach Bettina Egger ist mit der gerichteten Tastfigur die Entwicklung der Urformen abgeschlossen. Die Urformen sind die Grundlage der visuellen Wahrnehmung und bleiben als Ausdruck des Körperempfindens erhalten.
Die weitere Malentwicklung verläuft in Richtung figurative Darstellung und Raumentwicklung, also dahin, das gesamt Blatt zu erobern.
Dabei kommen die Hirnhälften ins Spiel, denen ja allgemein nachgesagt wird, dass die linke Hälfte für Sprache und das lineare, logische Denken, die rechte dagegen für Intuition und ganzheitliche Wahrnehmung zuständig ist.
Das gut koordinierte Zusammenspiel der beiden Hirnhälften sorgt für eine umfassende, gut entwickelte Wahrnehmung.
In Kinderbildern zeigen sich die beiden Arten der Wahrnehmung zunächst parallel: als „Körper-Ego-Bilder“ und „Geist-Ego-Bilder“. Beide Darstellungsarten können in einem Bild auftreten.

Körper-Ego-Bilder

Die Körper-Ego Bilder als Abgesandte der rechten Hirnhälfte entstehen, indem sich das malende Kind in das hineinfühlt, was es malen möchte. So wie sein eigenes Körperempfinden ist, wenn es sich in einen Tisch „hineinprojiziert“, malt es diesen dann auch:

Körper Ego Bild

Die Körper-Ego-Bilder sehen zumeist so aus, als ob man etwas aus der Vogelperspektive betrachtet und plattdrückt.

Geist-Ego-Bilder

Im Gegensatz dazu stehen die Geist-Ego-Bilder. Diese werden „linkshirnig“ erzeugt, durch sehen und wissen. Nach einem Denkprozess wird das Ergebnis aufs Papier gebracht.

Geist-Ego
Geist-Ego

Der Geist-Ego-Tisch kann auch in gleicher Darstellung über 4 Beine verfügen.

integration der hirnhälften
Integration der beiden Darstellungsarten

Körper-Ego und Geist-Ego Bilder treten gleichzeitig auf. Lässt man ein Kind lange und oft genug frei malen, entwickelt es ein eigenes räumliches Wahrnehmungs- und Darstellungsvermögen. Das kann zum Beispiel über den folgenden Weg geschehen:

Die Verknüpfung verbindet die Elemente von Körper-Ego und Geist-Ego, die Integration schließlich ist die eigene perspektivische Darstellung.
Diese Entwicklung läuft normalerweise bis zum Alter von etwa 10 -11 Jahren ab. Leider werden Kinder häufig durch Schule oder Umfeld zu früh auf die Probleme der perspektivischen Darstellung aufmerksam gemacht. Sie bekommen Lösungen angeboten. Diese erlernten Lösungen sind jedoch nicht wirklich verstanden.
Viel zu viele Kinder verlieren noch vor der Vollendung dieser Integration die Lust am eigenen, freien Malen und Zeichnen. Entweder verweigern sie es völlig oder sie flüchten in schablonenhaftes Abzeichnen.

Die Entwicklung kann auch im Erwachsenenalter nachgeholt werden

Fangen sie dann als Erwachsene wieder an zu malen, sind die erlernten Regeln der Perspektive längst vergessen. Das Malen beginnt auf der Entwicklungsstufe neu, auf der als Kind aufgehört wurde. Viele dieser Erwachsenen qualifizieren dann ihre eigenen Werke ab und glauben sich völlig ohne Talent.
Doch auch im Erwachsenenalter kann die Entwicklung weitergeführt werden und zum wirklich eigenen Darstellen, Gestalten und Wahrnehmen werden.

Ich mal aber nur abstrakt

energiebildGerade wenn es darum geht, Gefühle aufs Papier zu bringen, herrscht oft die Meinung vor, dies ginge nur mit abstrakter Darstellung.

Ich will den abstrakten Werken hier keinesfalls absprechen, dass sie Gefühle ausdrücken und diese auch dem Betrachter vermitteln. Auch ich selbst male gern mal abstrakt, allerdings haben diese Bilder einen ganz anderen Hintergrund als die ‚begleiteten‘ Bilder, um die es hier hauptsächlich geht.

Der Grund dafür ist eigentlich auch ganz einleuchtend – bei abstrakter Darstellung  bin ich als Malende in meiner eigenen Bildersprache. Themen sind nicht ofensichtlich erkennbar, es verbleibt viel Spielraum für die Fantasie. Das empfinde ich als durchaus reizvoll und interessant.

Um beim Malen meine Persönlichkeit weiter zu entwickeln, sind diese Bilder aber zu wenig konkret. Sie drücken oft sehr allgemein eine Stimmungslage aus, bieten aber wenig bis keine Anhaltspunkte, um festzustellen woher diese Stimmung kommt oder was sie bewirkt. Einem Außenstehenden geben sie noch weniger Ansatzpunkte. Die Geschichte, die sie erzählen, ist nur Eingeweihten zugänglich.

Werde ich im Malen gegenständlich, kann eine Malbegleiterin hier ganz konkret anpacken. Geht es mir darum, ein Gefühl darzustellen, so male ich eine Situation, in der ich diese Gefühle habe/hatte.

„Was ist da passiert?“

„Wer ist das?“

„Wo ist das?“

„Wann war das?“

„Kennst Du das?“

All diese Fragen können weiterbringen und klären. Ganz konkret!

Wie stehe ich eigentlich zu Dir?

Diese Frage tritt immer wieder auf, wie ist mein Verhältnis zu nahestehenden Menschen.

Wie stehe ich zu Dir, Mutter, Vater oder Partner?

Ich beantworte mir das gern mit einem (begleiteten) Portrait. Dabei kommt es gar nicht auf die absolute Ähnlichkeit an, wichtig ist, dass Grundzüge der Person deutlich werden. Und gerade hier sind die Fragen der Begleiterin sehr hilfreich. Ob sie nun das Alter oder die Umgebung der Person betreffen, oder der Gesichtsausdruck hinterfragt wird. Sie erkennt beim Malen die Emotionen, die beim Gestalten dieser Person auftreten und kann durch gezielte Fragen helfen, sich dieser Gefühle bewusst zu werden.

begleitetes malen
Wie stehe ich zu dir?

Beim Malen wird die Beziehung zur Person offengelegt. Aber auch ihre Eigenschaften zeigen sich, oftmals überzeichnet. Ein solches Portrait kann bewusst angegangen werden oder auch aus einer Spur entstehen.

Gerade wenn das Verhältnis zu einer nahestehenden Person schwierig ist, kann es sehr helfen, in eine Maleinheit zu gehen, mit dem Vorsatz ich male jetzt den Vater oder die Mutter oder wen auch immer. Die Schwierigkeiten am Bild zeigen mir die Schwierigkeiten mit der Person, es erfolgt eine ganz intensive Auseinandersetzung auf dem Papier. Und auf dem Papier gibt es die Möglichkeit, der Person etwas ‚zurückzugeben‘ und so zu klären, was ist dein Thema und was ist meins.

Weil ich nur mich selbst und mein Verhalten verändern kann, hilft ein Bild mir dabei die Beziehung zu klären und in gewissem Maß zu reinigen, um anschließend einen leichteren Umgang zu finden.

Ich kann mir die Last von der Seele malen und alte Konflikte im Atelier zurücklassen.