„Grenzenlose Gutmütigkeit“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 4

Gutmütigkeit wird oft ausgenutzt. Wer keine Grenzen absteckt, strahlt dies schon nach außen aus und zieht dann in der Regel die Zeitgenossen an, die diese Gutmütigkeit weidlich zu ihrem Vorteil nutzen.

Der Gutmütige bleibt auf Dauer auf der Strecke.

Gerade Frauen fällt es aufgrund der traditionellen Rollenerziehung oft sehr schwer, Grenzverletzungen abzuwehren. Doch zunehmend wird es auch für Männer zum Problem, gerade im Arbeitsleben nimmt der Druck zu und die Forderungen werden immer größer.

Grenzen setzen wird da immer wichtiger, um nicht zum allzeit verfügbaren Menschenmaterial zu werden. E-Mails am Wochenende und Abends bearbeiten, Überstunden in unbegrenzter Zahl zu leisten, Urlaube zu streichen und kurzfristig anberaumte Geschäftsreisen jederzeit anzutreten, das sind nur einige Auswüchse.

Im Unterschied zum „Nicht-nein-sagen-können“-Sprachfehler neigt der grenzenlos Gutmütige auch zum vorauseilenden Gehorsam. Es wird nicht die Aufforderung, Mails am Wochenende zu bearbeiten abgewartet, sondern schon das Eintreffen der elektronischen Post als Indiz für eine solche Erwartung betrachtet.

Gerade auch im sozialen und medizinischen Bereich ist es weit verbreitet und kann sich dort besonders fatal auswirken, wenn das Abgrenzen nicht funktioniert. Wer tagaus, tagein mit schwer kranken Menschen oder schlimmen Schicksalen zu tun hat, muss die Fähigkeit entwickeln, sich davon innerlich abzugrenzen.

Und auch in der Familie ist es fast schon an der Tagesordnung, dass Grenzen überschritten werden, die Anliegen, speziell der Mütter, übergangen werden.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Beim begleiteten Malen wird dieses Problem ganz offensichtlich – wer es im Leben nicht schafft, klare Grenzen zu ziehen, tut dies auch auf dem Papier nicht.

Wenn Bilder auffällig von Farbverläufen und verwischenden Konturen geprägt sind, dann ist dies ein Indiz dafür, dass der Malende Probleme damit haben könnte, sich abzugrenzen. Auf dem Papier lässt sich das abgrenzen sehr gut einüben – das hier erlernte, neue Verhalten wirkt dann auf den Alltag zurück.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Immer dann, wenn Du selbst anfängst darunter zu leiden, dass Dich das Schicksal anderer schwer mit nimmt, solltest Du darüber nachdenken, wie Du Dich besser abgrenzen kannst, um Dich selbst zu schützen. Das bedeutet ja nicht, vollkommen kaltschnäuzig und emotionslos zu werden.

Auch wenn Du das Gefühl hast, mit Deinen Anliegen zu kurz zu kommen, vor lauter unausgesprochener Forderungen an Dich, ist die bessere Abgrenzung dringend nötig.

Gerade dieses Verhaltensmuster macht in starker Ausprägung sehr anfällig für Burnout und Depression.

„Du hast ’nen Sprachfehler“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 3

„Du hast ’nen Sprachfehler, Du kannst nicht Nein sagen“

Es ist schon einige Jahre her, dass eine Bekannte dies erzählte. Ein Kollege sprach sie so an und signalisierte ihr damit, dass sie ihre Arbeitshaltung überdenken muss.

Niemand lehnt gern ein begründetes Anliegen ab. Doch gerade in Beruf oder Familie werden oft so viele Anliegen an Dich herangetragen, dass es eigentlich zu viel wird.

Auch Dein Tag hat nur 24 Stunden….und nicht alle diese Anliegen sind wirklich berechtigt oder notwendig.

Wenn Du es nicht schaffst, einen Teil der Anfragen abzulehnen, dann führt das zu einer hoffnungslosen Überlastung und auf Dauer in den Burnout.

Es erfordert Mut und oft auch diplomatisches Geschick ‚Nein‘ zu sagen. Aber Du wirst staunen, wenn Du es erstmal versuchst – es zieht keine fristlose Kündigung nach sich, wenn Du freundlich aber bestimmt erklärst, dass diese Aufgabe nicht in Deinen Zuständigkeitsbereich fällt oder nicht in Deinen Zeitplan passt. Und auch die langen Gesichter in der Familie bleiben nicht auf Dauer lang, wenn Du erklärst, dass Du nicht für diese ‚Mamataxifahrt‘ oder jenen ‚Omabotengang‘ zur Verfügung stehen kannst.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Nicht-Nein-sagen-können, das zeigt sich beim begleiteten Malen erst nach einiger Zeit. Es wird auch nicht so offensichtlich deutlich, wie andere Verhaltensmuster. Als Gesamteindruck wird es aber nach einigen Bildern erkennbar, wenn Malende beispielsweise sofort und bereitwillig auf Vorschläge eingehen, auch wenn diese eigentlich ihrer ursprünglichen Intention zuwiderlaufen.

Dadurch, dass die Malenden aber in der Regel für ihr Bild selbst verantwortlich bleiben, wird auf dem indirekten Weg das Nein-Sagen trainiert. Sie gewinnen Zutrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und können diese dann auf Dauer auch selbstbewusst vertreten. Zudem tritt das Verhaltensmuster Nicht-Nein-Sagen-Können auch nie allein auf, es gibt immer begleitende Muster, wie beispielsweise die Schwierigkeit Grenzen zu setzen. Dieses wird im Malen sehr offensichtlich und lässt sich gut bearbeiten – das wirkt dann auch auf das Nein-Sagen zurück.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Der Terminkalender platzt aus allen Nähten, Du fängst schon an, Dich in ‚Notlügen‚ und Ausreden zu verstricken?

Allerhöchste Zeit für ein bisschen ‚Sprachtraining‘!

Gerade wenn sich ein Gefühl der Überforderung breit macht, wird es sinnvoll, diesen Punkt anzugehen, je früher je besser.

Denn dieses Verhaltensmuster führt, wenn es zum Dauerbegleiter wird, auf dem sicheren Weg in den Burnout.

Wer sich immer mehr aufdrücken lässt, der implodiert irgendwann!

 

„Ja mach nur einen Plan…“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 2

Ja, mach nur einen Plan
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch ’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.

(Bert Brecht, Dreigroschenoper)

Ist es negativ etwas zu planen? Ganz sicher nicht.

Negativ oder ungesund kann es aber dann werden, wenn die Fähigkeit, auf Unvorhergesehenes zu reagieren, darüber verloren geht. Oder wenn vor lauter Planen die Umsetzung auf der Strecke bleibt, weil das Planen so viel Zeit beansprucht.

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Beim Malen zeigt sich dieses Verhaltensmuster sehr schnell und deutlich – als Begleiterin merke ich, wie der Malende versucht, das ganze Bild im Kopf durchzustylen und dann auf das Papier zu bannen.

Das, was im künstlerischen Malen oftmals das eigentliche Ziel ist, nämlich Bilder, die im Kopf schon vorliegen, auf ein Trägermaterial zu bannen, funktioniert beim begleiteten Malen nicht.

Hier gibt es keine Konturen, die vorgezeichnet werden, sondern jedes Bildelement entsteht aus sich heraus. Dabei bleibt die sorgsame Komposition zwangsläufig auf der Strecke, es muss spontan auf das bereits gemalte reagiert werden, weil sich ein Gefühl der Unstimmigkeit einstellt.

Das Bild entwickelt ein Eigenleben, manchmal zum Leidwesen der Malenden. Gleichzeitig entwickeln die Malenden aber ein Gespür für Stimmigkeit und merken, dass sich ein Bild, das von der ursprünglichen Kopfidee abweicht, viel besser und stimmiger anfühlt.

Pläne werden am Bild verworfen, bis nach einigen Bildern dann keine Pläne mehr gemacht werden, sondern es gelingt, sich auf das einzulassen, was gerade aus dem Inneren aufs Papier drängt.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Das Planen an sich ist grundsätzlich nichts Schlechtes.

Wenn es Dir jedoch schwer fällt, auf Unvorhergesehenes zu reagieren, wenn Dich schon kleine Abweichungen von der Planung aus dem Konzept bringen oder auch wenn Du das Gefühl hast zu sehr verplant zu sein und ‚gelebt zu werden‘, dann sollte ein Ausgleich in Form von mehr Spontanität Einzug halten.

Zeitplanungsexperten empfehlen zwischen 40 und 50 Prozent der verfügbaren Zeit für Unvorhergesehenes zu reservieren – ein sicherer Hinweis darauf, dass nicht alles im Leben nach Plan verläuft.

„Auf die Plätze, fertig, los!!!“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 1

Ist erstmal ein bisschen Farbe auf dem Papier, geht der Rest wie von selbst

Gleich zu Beginn dieser neuen Artikelserie, möchte ich mich einem Verhaltensmuster widmen, das – im Übermaß – ziemlich ungesund werden kann. Warum am Anfang?

Weil es genau darum geht:

den Anfang nicht finden.

Kennst Du das von Mitmenschen oder auch Dir selbst?

Zögern, zaudern, überlegen – wenn erst der Anfang mal gemacht ist, dann geht es wie von selbst. Aber bis er mal gemacht ist….

Sicherlich wird jeder gelegentlich in dieser Situation sein, den Anfang nicht zu finden. Aber bei manchen Menschen wird daraus ein Verhaltensmuster, ein Verhalten, das in bestimmten Situationen regelmäßig zu beobachten ist. Womit jetzt auch der Begriff Verhaltensmuster definiert ist, die Regelmäßigkeit ist das entscheidende Kriterium.

In der Kunsttherapie im Allgemeinen und im begleiteten Malen im Besonderen, werden solche Verhaltensmuster auf Dauer deutlich und können durch Gesündere ersetzt werden.

Gerade dieses „den Anfang nicht finden“ kann sich unter Umständen bereits beim ersten Bild bemerkbar machen. Es ist ziemlich normal, dass beim ersten Bild der Anfang länger dauert, die Situation ist doch recht ungewohnt und oft weiß der Malende noch gar nicht so recht, was er denn eigentlich malen soll und will.

Manchmal gibt es aber Malende, die besonders starke Schwierigkeiten mit dem Anfang haben. In solchen Fällen frage ich nach, ob sie ein Mensch sind, dem es schwerfällt, einen Anfang zu machen. Bisher hat sich mein erster Eindruck eigentlich jedesmal bestätigt.

Es gibt dann unterschiedliche Möglichkeiten daran zu arbeiten – ein Bild kann beispielsweise aus einer Farbspur entstehen, bei der Farbe aufs Blatt gebracht und dem ersten Impuls gefolgt wird. Das, was der Malende darin erkennt, wird ausgearbeitet, mag es noch so trivial oder absurd erscheinen. Welche Möglichkeit passend ist, muss in der Situation und unter Berücksichtigung der Gesamtpersönlichkeit entschieden werden. Die zeigt sich jedoch in der Regel erst nach einigen Bildern. Verhaltensmuster zu verändern dauert auch einige Zeit und zieht sich über mehrere Bilder hinweg.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Wie ich es oben schon geschrieben habe, steckt sicherlich jeder irgendwann mal in einer Situation, in der es ihm schwer fällt, einen Anfang zu finden. Wenn sich solche Situationen häufen und Du das Gefühl hast, auf der Stelle zu treten, kann es erleichternd sein, daran etwas zu verändern.

Mut zur Wut

mit fingern gemalt
Mit den Händen gemalt, kann ein ‚Wutbild‘ entspannend wirken.

Wut ist ein sehr starkes Gefühl, eins, das uns abschreckt, verängstigt.

Und doch ist Wut auch ein sehr wichtiges Gefühl.

Wut kann es uns ermöglichen, Grenzen zu setzen – bis hierher und keinen Schritt weiter, eben ist genug!!!

Dieser positive Aspekt der Wut wird im Allgemeinen nicht gesehen – zu groß ist der Schaden, den unkontrollierte Wut anrichten kann.

Wer kennt ihn nicht, den Wüterich, der mit hochrotem Kopf, aufgeblasenen Backen und geballten Fäusten da steht.
Nein – der passt nicht in unser Selbstkonzept vom vernünftigen, friedlichen Menschen. Den wollen wir nicht in uns tragen.

So wird dieses Gefühl unterdrückt. Weil wir uns nicht trauen „vor Wut zu schnauben“, haben wir die „Wut im Bauch“.

Positive Aspekte der Wut

Ab dem Kleinkindalter wird uns beigebracht, diese Wut zu unterdrücken, zumeist sehr erfolgreich
Würden wir stattdessen lernen, diese Wut bewusst wahrzunehmen und positiv einzusetzen, wäre unser Leben sicher viel leichter. Doch es ist nie zu spät, auch im Erwachsenenalter ist es noch möglich, mit diesen Gefühlen wieder in Kontakt zu kommen und sie konstruktiv zu äußern.

Wenn sie wahrgenommen und geäußert werden darf, dann kann uns die Wut helfen, rechtzeitig Grenzen zu setzen und nicht erst dann, wenn eigentlich schon alles zu spät ist.

Wut lässt sich auch kreativ erarbeiten – Ton ist dafür ein ideales Material. In meinen Kinderworkshops biete ich manchmal spielerisches Arbeiten mit Ton an – dabei hat auch die Wut einen Raum.

Und wenn ich beim Malen bemerke, dass eins der Kinder Wut in sich trägt, dann darf es ein Bild mit den Händen malen. Der direkte Kontakt mit den Farben und dem Papier lässt dieses Gefühl viel stärker zum Vorschein kommen. Gern kommen dabei dann auch die Fingernägel zum Einsatz, mit denen in die aufgetragene Farbschicht geritzt werden kann. Da werden die Fingernägel im Kopf des Kindes auch gern mal zu Katzentatzen, die dem Papier einen Hieb versetzen.

Das wirkt so befreiend und hinterlässt nur ein bisschen Farbe unter den Fingernägeln als Folge.

Gemeine Frage

Wie sieht es denn mit Deinen guten Vorsätzen aus?

Zum Jahresbeginn in aller Munde – und jetzt? Schon vergessen und begraben? Auf der Liste für das nächste Jahr? Oder immer noch konsequent umgesetzt?

Wie sieht es bei Dir aus? Konntest Du Deine guten Vorsätze umsetzen?

Eine holländische Studie hat erforscht, warum gute Vorsätze so oft scheitern und ist zu dem Schluß gekommen, dass die Überzeugung einer Versuchung widerstehen zu können umso größer ist, je kürzer die Befriedigung der Versuchung zurückliegt. Wenn also die Chipskrümel noch zwischen den Zähnen hängen, sind wir uns ganz sicher, dass uns die nächste Chipstüte gar nicht reizt. Einen Abend später sieht das schon wieder ganz anders aus. Oder nicht?

Die Forscher kamen weiterhin zu der Erkenntnis, dass gerade diejenigen, die sehr davon überzeugt waren, dass sie ihre Verlockungen unter Kontrolle halten können, am meisten davon abwichen und rückfällig wurden. Selbstüberschätzung bewirkt also das Gegenteil des Erwünschten. „Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung“ sagt schon der Volksmund und dürfte damit durchaus Recht haben.

Ich selbst habe, neben dieser realistischen Selbsteinschätzung, auch sehr gute Erfahrungen mit Bildern gemacht. Nicht nur mit solchen, die ich begleitet habe, sondern auch mit denen, die ich selbst so gemalt habe.

Alkoholprävention – wie sag ich ’s meinem Kinde?

Alkohol ist ja nun eine ziemlich allgegenwärtige Volksdroge – entsprechend früh erleben auch schon Kinder, dass Alkohol getrunken wird.

Ob ein Verbot der Königsweg ist, bezweifle ich sehr, auch wenn eine holländische Studie dies nahelegen will.

Natürlich soll und darf das kein Freibrief sein, für regelmäßige Eltern-Kind-Besäufnisse.

Womit aber ganz sicher schon ein Faktor festliegt – wie geht das Elternhaus mit Alkohol um? Es ist * räusper * eher wenig glaubwürdig, wenn Papa oder Mama – mal ganz drastisch ausgedrückt – voll wie die Haubitzen, dem Nachwuchs predigen „lass‘ die Finger weg vom Allohol“. Das kann im besten Fall ein so abschreckendes Beispiel sein, dass die Jugend sich schwört „so werd‘ ich nie“ und tatsächlich die Finger weg lässt. Einzelfälle in dieser Art gibt es, die Regel wird es aber eher nicht sein.

Hier sollten Eltern mit sich selbst ehrlich sein und überlegen, wie sie selbst mit Alkohol umgehen wann wird getrunken, wie viel und warum? Tauge ich als Vorbild für einen verantwortungsbewussten Umgang oder sollte ich selbst mein eigenes Verhalten vielleicht überdenken und ändern?

Wie stelle ich selbst mir denn eigentlich einen verantwortungsvollen Umgang damit vor? In den Details ist schon diese Frage schwer zu beantworten.

Das Jugendschutzgesetz regelt den Verkauf und Konsum in der Öffentlichkeit, lässt aber die letzte Verantwortung bei den Erziehungsberechtigten.

(1) In Gaststätten, Verkaufsstellen oder sonst in der Öffentlichkeit dürfen

1.
Branntwein, branntweinhaltige Getränke oder Lebensmittel, die Branntwein in nicht nur geringfügiger Menge enthalten, an Kinder und Jugendliche,
2.
andere alkoholische Getränke an Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren

weder abgegeben noch darf ihnen der Verzehr gestattet werden.

(2) Absatz 1 Nr. 2 gilt nicht, wenn Jugendliche von einer personensorgeberechtigten Person begleitet werden.

Wenn Kinder und Jugendliche nun im Rahmen einer Feier trinkende Erwachsene sehen, dann sehen sie, dass die lustig werden und feiern. So entsteht natürlich schnell der Gedanke, dass Alkohol fröhlich macht und einen „gut drauf bringt“. Sie erleben vielleicht auch noch, dass die Eltern abends „zum Entspannen“ Wein oder Bier trinken.

(Danke Steffen für die Vermittlung dieser Sichtweise)

Wenn ich jetzt den Verbotsgedanken wieder aufgreife, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass bei Kindern dann schnell der Verdacht aufkommt, die Erwachsenen wollten ihnen was „Schönes“ vorenthalten.

Biologisch-medizinische Begründungen können helfen, zu erklären, warum für Kinder und Jugendliche andere Maßstäbe angesetzt werden müssen als für Erwachsene:

Ein paar Schlucke zuviel können tödlich sein

Neben den sozialen und psychischen Folgen und Problemen sind die körperlichen Auswirkungen des schädlichen Konsums erheblich. Denn der junge Körper verkraftet den Alkohol wesentlich schlechter, als der eines Erwachsenen. „Die Stoffwechselleistung reicht einfach nicht aus, um den Alkohol so schnell abzubauen, wie das bei einem Erwachsenen geschieht“, erklärt Dr. Krüger. Die Langzeitfolgen regelmäßigen Alkoholkonsum in Kinder- und Jugendjahren können daher fatal sein. Gehirn, Leber, und Lunge können nachhaltige Schäden davon tragen. Werden die Jugendlichen im Vollrausch medizinisch betreut, kann das Schlimmste verhindert werden. Es reichen jedoch schon ein paar Schlucke zuviel aus, um den Alptraum wahr werden zu lassen: Alkohol verstärkt die Auskühlung des Körpers oder kann zu Erbrechen führen. Verhindert der Rausch, dass dies wahrgenommen wird, kann das tödlich enden.

Quelle: Uniklinik Freiburg

Doch diese Bedingungen ändern sich ja nicht schlagartig mit dem 16. oder 18. Geburtstag.

Von daher sollte bereits frühzeitig darüber aufgeklärt werden, dass Alkohol ein Genussmittel ist und auch ein Suchtpotential in sich trägt.

Kindgerecht lässt sich das schon Jüngeren durch einen einfachen Vergleich nahe bringen:

Wenn Du ein Stück Schokolade isst, dann ist das lecker und ein Genuss. Wenn Du drei Tafeln Schokolade auf einmal isst, dann gibt das Bauchweh. Und wenn Du jeden Tag eine ganze Tafel Schokolade isst, dann schadest Du damit Deinem Körper, wirst dick und kannst zuckerkrank werden.

Zufriedene Abstinenz – Interview mit Rolf Höge Teil 2

Der zweite Teil des Interviews mit Rolf Höge:

Der Weg in die zufriedene Abstinenz – bedeutet das letztendlich, für alle Situationen, in denen zuvor der Alkohol eine Rolle gespielt hat, neue Wege zu finden?

Es bedeutet zunächst einmal, eine Entscheidung zu treffen, nämlich die Entscheidung abstinent leben zu wollen. Damit ändert man die Blickrichtung von ‚ich will nicht mehr trinken’ hin zu ‚ich will zufrieden abstinent leben’

Wenn ich also diese Entscheidung getroffen habe, dann steht mir das ‚Lösungsmittel’ Alkohol in all den Problemsituationen nicht mehr zur Verfügung. Sich nach  Stresssituationen abends gemütlich mit einem Glas Rotwein zu entspannen, taugt für einen Alkoholiker nicht als Entspannungsmethode. Sich mal eben etwas Mut anzutrinken, bevor man beispielsweise eine Frau zum Tanzen auffordert, ist ebenfalls nicht angesagt. Das Gefühl, sich ausgegrenzt zu fühlen, weil man auf Partys keinen Alkohol trinkt, kann man  nicht einfach mal so wieder wegsaufen. Wenn die Entscheidung zur Abstinenz wirklich getroffen wurde, steht die Krücke Alkohol nicht mehr zur Verfügung. Und dann ist es tatsächlich so als würde man das Laufen neu lernen.

Aus diesem Grund halte ich auch Selbsthilfegruppen für wichtig. Denn dort sitzen trockene Alkoholiker, die bereits laufen können. Sie sind der lebende Beweis dafür, dass ein Leben ohne Alkohol möglich und erstrebenswert ist.

Nun sage ich in meinem Ratgeber „Quo vadis, Alki?“ nicht, was man nun in der einen oder anderen  Problemsituationen tun soll anstatt zu trinken. Denn es geht ja um Wege in eine „zufriedene“ Abstinenz, nicht um Trinkalternativen.

Zufriedene Abstinenz ist kein fertiges Produkt, kein Ideal, das am Ende eines langen, schwierigen Weges steht. Man kann sie nicht suchen, um sie letztend­lich zu finden. Man muss sie entdecken, für sich ganz persönlich. Das heißt, man wird nicht irgend­wann an einem Zielpunkt ankommen, den man dann „zufriedene Abstinenz“ nennt und den man nur zu halten braucht.

Zufriedene Abstinenz gleicht einer Entdeckungsreise, einer langen  Fahrt und der Sinn dieser Fahrt ist die Reise selbst. Dabei kann man auch schon einmal in einen Stau geraten. Es gilt aber, sich auf dieser Fahrt selbst immer besser  kennen und verstehen zu lernen und dabei mehr und mehr zu entdecken, was für einen ganz persönlich Zufriedenheit bedeutet.

Je mehr wir  entdecken, was in unserem  Leben Zufriedenheit, Wohlgefühl, Lebensfreude und positive Lebenseinstellung beinhaltet, um so mehr können wir bewusst und durch eigenverantwortliches Handeln dafür sorgen, diese Zustände herbeizu­führen und zu steuern. Mit diesem Entdeckungspro­zess erschaffen wir unser eigenes  Wohlfühlland und gewinnen an Lebensqualität. Das gilt nicht nur für Alkoholiker.

Wir selbst steuern unsere Reise aufgrund ganz persönlicher Erfahrungen. Und so mag das, was mich zufrieden macht, nicht unbedingt jemand anders auch zufrieden stellen. Zwei trocken Alkoholiker können also für sich jeder einen anderen Weg in die zufriedene Abstinenz finden. Aber beiden ist die Entscheidung gemeinsam, zufrieden ohne Alkohol leben zu wollen.

Um dies leben zu können, muss sich wiederum jeder für sich in den unterschiedlichsten Lebenssituationen immer wieder fragen, ob das, was er gerade lebt, im Einklang mit seiner Entscheidung steht. Und er muss für sich natürlich heraus finden, was für ihn ganz individuell Zufriedenheit bedeutet, damit er überprüfen kann ‚fühlt sich so Glück an?’

Darin gibt mein Ratgeber etwas Hilfestellung.

Welche Rolle hat Kreativität dabei für Dich gespielt?

Nun, während meiner nassen Zeit, musste ich immer wieder Wege finden, um mich am Stoff zu halten. Neue Lügen, neue Ausreden und vieles mehr. Wissenschaftlich gesehen war ich also ‚kreativ’, denn ich hatte mir mit fortschreitender Alkoholerkrankung die „ Fähigkeit erworben, neue Problemstellungen durch die Anwendung dieser  Fähigkeiten zu lösen:“  Allerdings war das  sehr kontraproduktiv und hat mit der Kreativität wie ich sie als trockener Alkoholiker und Künstler verstehe, nicht viel gemeinsam.

Natürlich erwirbt man mit zunehmender Abstinenz auch neue Fähigkeiten mit den unterschiedlichsten  Problemstelllungen umzugehen, ohne auf Alkohol zurückgreifen zu müssen. Das ist aber ein Entwicklungsprozess, ein Produkt der Abstinenz.

In meinem Wohnzimmer hängen Bilder an der Wand, die ich selbst gemalt habe. Die hängen nicht einfach da, weil ich nun eine Möglichkeit gefunden habe, meine Wände selbst zu schmücken. Jedes Bild, jedes abstrakt gemalt, spiegelt auch einen ganz bestimmten Aspekt meiner Persönlichkeit zu einem ganz bestimmten  Zeitpunkt wieder. Mit jedem Bild habe ich etwas aus mir „herausgedrückt“, was in mir war und mich damit eben „ausgedrückt“.  Auf den ersten Blick vielleicht  eine kleine Wortspielerei. Näher betrachtet ist es aber genau das, was ich während meiner nassen Zeit nicht konnte: das, was in mir war, auch auszudrücken.

Mein Kopf war oft voll mit „mentalem Ballast“, mit einem Gedankengewitter, mit Selbstvorwürfen, Selbstverurteilungen, mit Tausenden von „wenn“ und „aber“, die Gedanken drehten sich wie in einem Hamsterrad. Gute Vorsätze hatte ich Tausende. Nichts davon konnte  ich umsetzen, denn alle Vorsätze waren Teil dieses Hamsterrades, Gedanken, die sich abwechselten. Ruhe bekam ich nur, wenn ich das alles wegsoff, mir das Gehirn zu ballerte.

Und jetzt komme ich zu dem kreativen Prozess! – Alles, was einen Menschen dazu befähigt, vom Denken ins Handeln zu kommen, bezeichne ich als einen kreativen Prozess, der lebendig macht. Man ist nicht mehr passiv seinen Gedankenströmen ausgeliefert, sondern hält  das Hamsterrad an. Das Anhalten führt ins Jetzt, in den gegenwärtigen Augenblick und damit in die Handlungsfähigkeit. Welche neuen Handlungsweisen man nun anwendet, anstatt in gewohnte Muster zurück zu fallen, ist eine Frage des kreativen Prozesses, den man bevorzugt. Das kann das Schreiben,  das Malen, das Singen oder jede andere Aktion sein. Die Betonung liegt auf „Aktion“, nicht auf „denken“.

In „Quo vadis, Alki?“ beschreibe ich die Methode “Gedanken heraus schreiben“, eine sehr wirksame Methode, sich mentalen Ballasts zu entledigen, durch das Nie­der­schreiben von Gedanken in wenigen Minuten.

Man nimmt  dazu einen Stift, ein Blatt Papier,  konzentriert sich auf seinen  Gedankenstrom und schreibt  schnell und ohne zu überlegen auf, was man im gegenwärtigen Augenblick gerade denkt, welche ver­schiedenartige Gedanken durch den Kopf rasen. Das darf gerne vollkommen zusammenhanglos sein. Man  braucht  keine gut formulierten Sätze, es genügen Stichworte. Wichtig ist, schnell zu schreiben, damit man nicht im Denken verharrt. Damit „entleert“ man seinen Kopf, indem man seinen inneren Gedankenstrom allein durch die Motorik des Schreibens, durch die Bewegung ins Außen bringt. Das entstresst und bringt oft auch ganz gute Textkreationen hervor.

Vielen Dank für die aufschlussreichen und interessanten Antworten.

Interview mit Rolf Höge, Autor von „Quo vadis, Alki?“

Rolf Höge, Mannheimer Autor, beschäftigt sich in seiner Autorenlesung „Meine  Schreibe…“ unter anderem auch mit den Themen Sucht und Persönlichkeitsentwicklung. Höge  lebt seit vielen Jahren zufrieden abstinent und nutzte gerade am Anfang dieser Abstinenz das Schreiben und gelegentlich auch das Malen, um sich mit seiner eigenen Suchtvergangenheit auseinander zu setzen.

Mit seinem Ratgeber „Quo vadis, Alki?“, den man als e-book bei xinxii.com downloaden kann, wendet sich Rolf Höge in erster Linie an trockene Alkoholiker. Der Autor und betriebliche Suchtkrankenberater bietet aufgrund eigener Erfahrungen und selbst erlebter Betroffenheit ein Stück Hilfestellung an für einen Weg hinein in eine dauerhafte, zufriedene Abstinenz.

Was war Deine Motivation zum Schreiben?

Das Schreiben begleitet mich schon mein ganzes Leben. Auf meiner Schulbank lag das Lateinbuch und auf meinen Knien eine Ausgabe von Karl May. Selbstverständlich  wollte ich auch einmal ein großer Schriftsteller wie Karl May werden und begann mit ungefähr vierzehn Jahren kleinere Geschichten zu schreiben, die aber meist weder einen richtigen Anfang noch einen Schluss hatten. Schon damals merkte ich, dass Schreiben wohl sehr viel Arbeit ist.

Dann kam der Alkohol in mein Leben und irgendwann zeriss ich in einem Vollrausch meine Manuskripte. Danach  war zunächst einmal Ruhe mit dem Schreiben. Als ich mich von meiner Sucht befreit hatte, fasste ich wieder neuen Lebensmut und damit begann auch wieder das Schreiben.

Nach meiner Alkoholtherapie ließ man mich einige Jahre keine Schicht  mehr arbeiten, dadurch hatte ich weniger Verdienst als vor der Therapie, aber dieselben Ausgaben. Ich begann ein paar Kurzgeschichten zu schreiben und schickte sie an die Tageszeitung. Sie wurden angenommen und bedeuteten für mich eine kleine, zusätzliche Einnahmequelle. Durch die abgedruckten Kurzgeschichten wuchs auch der Glaube in meine Fähigkeiten. Ich schrieb kurze Prosa-Stücke und Gedichte, die dann in dem Band „Jenseits von Oggersheim“, einer Anthologie der Werkstatt Mannheim im Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, veröffentlicht wurden. Als Mitglied im Werkkreis Literatur der Arbeitswelt nahm ich auch an einigen Lesungen teil, und meine Schreibe kam im Allgemeinen gut beim Publikum an.

Ich nutzte das Schreiben aber auch, um meine Suchtvergangenheit aufzuarbeiten. Es entstand „Ein stinknormaler Tag“, die Schilderung eines ganz normalen Tagesablaufes im Leben eines Alkoholikers, die ich noch heute öffentlich lese. Einen Teil meines Weges in die Sucht verarbeitete ich in meiner surrealistischen Novelle „Enzephalon lässt grüßen“, in der ein Alkoholiker an seinem dreißigsten Geburtstag plötzlich Besuch aus seinem Gehirn bekommt.

Mit den Jahren der Abstinenz wandelte sich allerdings meine Schreibe von der Suchtbewältigung über sozialkritische Texte bis hin zu humorvollen Texten mit einem Schuss Ironie. Einen Querschnitt daraus bildet meine Lesung „Meine Schreibe…“

Im Rahmen meiner NLP- und Coaching-Ausbildung kam mir dann, wie sicherlich vielen, die ähnliche Ausbildungen durchlaufen haben, die Idee einen Ratgeber zu schreiben, er sollte  Wege in eine zufriedene Abstinenz aufzeigen. So entstand „Quo vadis, Alki – Wohin gehst du, Alki?“

Während sich motivierende und aufklärende Schriften zum Thema Alkoholis­mus an Menschen richten, die noch in ihrer Sucht gefangen sind, wende ich mich mit diesem kleinen Ratgeber an Alkoholiker, die mit dem Trinken aufgehört und beschlossen haben, ohne Alkohol leben zu wollen. Dabei gebe ich keine Wege vor. Den Schwerpunkt lege ich vielmehr darauf, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man das Leben selbstbestimmt und eigenverantwortlich leben kann, um ohne Alkohol zu einer positiven Lebenseinstellung zu kommen. Es geht also um die Einstellung, die jemand für seinen Weg in die Abstinenz mitbringt, ob er Abstinenz als Verzicht oder Bereicherung erlebt.

Dieser kleine Ratgeber „Quo vadis, Alki?“ lag einige Jahre in meiner Schreibtischschublade, bis ich mich vor kurzem entschlossen habe, ihn als e-book anzubieten.

Wie würdest Du persönlich Sucht definieren?

Rein wissenschaftlich betrachtet, existiert der Begriff „Sucht“ eigentlich nicht mehr. Man spricht heute von Abhängigkeit. Jeder körperlichen Abhängigkeit geht für mich eine psychische Abhängigkeit von einer Substanz oder einem Verhalten voraus. Die Unfähigkeit von dieser Substanz oder von einem bestimmten Verhalten zu lassen, diese nicht mehr vorhandene Freiheit, andere Verhaltensweisen wählen zu können, ist ein wesentliches Element der Abhängigkeit. Hinzu kommt, die Aufnahme der Substanz, wie beispielsweise Alkohol, nicht mehr steuern zu können. Man spricht dann von einem Kontrollverlust.

Ich selbst trank nicht täglich, dafür aber exzessiv. Die Abstände zwischen den alkoholbedingten Abstürzen wurden kürzer. Wesentlich aber war mit fortschreitendem Konsum, dass ich immer dann, wenn ich anfing zu trinken, keine Möglichkeit mehr hatte, mein Trinkverhalten zu steuern. Ich soff bis zum Umfallen und mir wurde erst spät klar, dass ich ein Alkoholproblem hatte. Gerade weil ich ja abstinente Phasen hatte, und weil der Übergang vom Konsum zur Abhängigkeit schleichend ohne sichtbare Grenze vor sich geht, gelangte ich nur schwer zu einer Krankheitseinsicht. Auch gesellschaftlich werden diese Saufeskapaden oft als „Ausrutscher“ toleriert.

Man sagt, wenn sich alle Alkoholiker in Deutschland  die Hand geben würden, könnten sie eine Menschenschlange von 3500 km bilden. Das entspricht ungefähr viermal der Strecke vom Bodensee bis zur Ostsee. Angesicht dieser Tatsache ist es schon erschreckend, wie wenig die Gesellschaft tatsächlich über diese Krankheit weiß und wie hartnäckig sich das Bild vom willensschwachen Alkoholiker hält.

Man überlege sich nur, wie viel Durchhaltevermögen ein Alkoholiker aufbringt, um seine Abhängigkeit aufrecht zu halten. Wie viel Energie und Kraft er aufbringt, um sich immer wieder entgegen aller schlechten Er­fahrungen mit Alko­hol zu versorgen. Wie lange er die herablassenden Blicke anderer aushält. Wie kann das willensschwach sein? Nein, Durchhaltevermögen, Energie und Kraft ist genau das Potential auf dem jeder aufbauen kann, der für sich entschieden hat, ohne Alkohol leben zu wollen.

Ich unterstütze Bestrebungen, die zu mehr Problembewusstsein in der Gesellschaft führen. Texte wie „Ein stinknormaler Tag“, in dem ich einen von vielen Tagesabläufen  eines Alkoholikers schildere, haben deshalb auch in meiner Autorenlesung „Meine Schreibe…“ noch heute ihren festen Platz.

Du verwendest den Ausdruck „das Lösungsmittel Alkohol“ – hast Du es damals so empfunden, dass Alkohol Probleme löst?

Am Anfang meines Abhängigkeitsweges habe ich Alkohol getrunken und machte damit zunächst eine scheinbar positive Erfahrung. Es stellte sich ein entspannter, gelöster Wohlfühlzustand ein und ich konnte auf andere Menschen zugehen, lernte das andere Geschlecht besser kennen, weil ich viel gelöster nach außen hin auftre­ten konnte. Es funktionierte anfänglich alles sehr gut und bald suchte ich diesen vor­teilhaften Zustand immer öfter und erhöhte die Dosis, um dorthin zu gelangen, ständig. Alkohol wurde von mir also bewusst eingesetzt.

Mit Alkohol konnte ich Konflikten aus dem Weg gehen, anstatt sie zu lösen. Durch den Alkohol kam ich mit anderen Menschen in Kontakt, fühlte mich dazugehörig. Mit Alkohol konnte ich lachen, lustig sein. Andere Möglichkeiten, solche Gefühle ohne Alkohol zu erleben, kannte ich kaum. Insofern ist Alkohol ein Lösungsmittel, auch wenn mir erst spät deutlich wurde, welche Probleme ich damit zu lösen suchte.

Mehr über Rolfs Weg in die zufriedene Abstinenz, Lebensfreude und Wohlgefühl gibt es hier zu lesen.