Na gut, es ist nicht wirklich ein ‚Vorher-Nachher-Bild‘, liefert aber doch einen schönen Eindruck davon, wie der gleiche Stein bearbeitet und roh aussieht. Ein Reststück, etwa so groß wie eine Zwei-Euro Münze war das ursprünglich, aus der ich einen Anhänger machen wollte. Die Stelle, die ich hätte durchbohren müssen, war allerdings dicker als der kleine Bohrer, weshalb ich das Steinstück kurzerhand in der Mitte durchgesägt habe und zwei Anhänger daraus wurden/werden.
Wer schon mal bei mir mit Speckstein gearbeitet hat, hat mit ziemlicher Sicherheit auch unseren neugierigen Hofkater kennengelernt, der immer mal wieder auf die Werkbank springt und dort die Werkzeuge und Arbeiten inspiziert.
Kein Wunder also, wenn mich das inspiriert:
Katz und Maus
Und eine Cat-te ist dabei auch gleich noch entstanden:
Cat-te
Sowas willst Du auch?
Probier’s doch einfach mal aus – die offene Specksteinwerkstatt bietet sich dafür an.
Gerade bei der Arbeit mit Speckstein wird es oft offensichtlich – da macht sich jemand gerade das Leben unnötig schwer.
So geht’s leichter!
Werkzeuge für jeden Zweck stehen zur Verfügung. Raspeln für die grobe Form, Feilen für die Feinarbeiten, Schleifschwämme zum Glätten und für ganz grobe Veränderungen auch eine Säge. Ich erkläre die Abläufe und Funktion der Werkzeuge – eigentlich sollte alles klar sein.
Und doch gibt es immer wieder Kinder und Erwachsene, die versuchen mit der Feile einen großen Brocken wegzukriegen, die die Raspel quer führen oder mit der Kante des Werkzeugs arbeiten. Sie schuften und schaffen und doch geht es nicht voran.
Wenn man von außen draufschaut, wird es offensichtlich – hier quält sich jemand. Und die Frage „merkt der das denn nicht???“ schleicht sich ganz automatisch ins Gehirn. Beim Beobachten und Nachfragen zeigt sich dann oft, dass sich das auch durch das Alltagsleben der Betreffenden durchzieht. Am Stein wird es offensichtlich, doch in vielen anderen Bereichen läuft es ähnlich.
Bei der Arbeit mit Speckstein lässt sich ein Bewusstsein dafür schaffen, zu erkennen – eben tue ich mir unnötig schwer. Innehalten und überlegen, wie oder mit welchem Werkzeug es besser gehen könnte, kann hier ganz gezielt gefördert werden.
Denn da liegt oft die Ursache für dieses unnötige Quälen, anstatt zu überlegen, wie es besser gehen könnte, wird mit dem Bekannten, Bewährten geklotzt und geschuftet. Oder, um mit Laotse zu sprechen:
Gönne dir einen Augenblick der Ruhe und du begreifst, wie närrisch du herumgehastet bist.
Laotse
Und abseits der Steine – wie oft quälen wir uns da mit den falschen Werkzeugen, dem falschen Herangehen? Ob nun im Beruf die Briefe mit der Tabellenkalkulation geschrieben werden, weil es noch keine Schulung für die Textverarbeitung gab (nicht lachen, ist wirklich vorgekommen!) oder im Haushalt die Unterhosen gebügelt werden, weil man das so macht – Beispiele für unnötige, selbstauferlegte und nicht erkannte Qualen gibt es sicher jede Menge.
Wenn Euch auch so ein typisches Verhalten einfällt, dürft Ihr es gern in einem Kommentar schildern. Wann und wie (oder bei wem) ist es Euch aufgefallen?
Merkst Du es, wenn Du Dir das Leben unnötig schwer machst?
Hast Du schon das Gefühl dafür entwickelt, dass so manches vielleicht einfacher gehen könnte? Oder schon einen Anstoß von Außen dazu bekommen?
Denn zumeist ist es doch so, dass es von Außen betrachtet offensichtlich ist, wenn sich jemand schwer tut. Wenn das Werkzeug in der eigenen Hand liegt, fällt es aber überhaupt nicht auf, dass es auch leichter ginge.
Nimm einmal einen ganz normalen Stein in die Hand, schließe Deine Augen und befühle diesen Stein ganz intensiv.
Wenn Du Dir dabei albern vorkommst, dann probiere es allein im stillen Kämmerlein aus, aber wage es wirklich mal und lass Dich darauf ein.
Was macht das mit mir?
Spürst Du die unterschiedlichen Strukturen?
Glätte und Rauheit?
Wie sich der Stein in Deiner Hand erwärmt?
Es gibt immer noch was Neues an dem Stein zu erspüren und wenn Du achtsam bist, wirst Du feststellen, dass das ‚was mit Dir macht‘.
Gerade die Arbeit mit Stein – oder auch Ton – erlaubt über das Fühlen einen ganz direkten Zugang zu den Gefühlen.
(Nicht von ungefähr ist in der deutschen Sprache das Wort Gefühl von fühlen abgeleitet)
Wenn die Fingerspitzen immer wieder über das Material streichen, werden sie gleichzeitig immer sensibler. Sie nehmen wahr, was das Auge nicht oder nur schwer erkennt.
Welchen von diesen vielen vielversprechenden Steinen soll ich als nächstes bearbeiten?
Was versteckt sich in diesen Steinen?
Einen zeige ich mal aus der Nähe, der ist ganz sicher anspruchsvoll, aber ganz faszinierend.
Eine ganz interessante Struktur zeigt sich an der Bruchstelle
Die Ausschnittvergrößerung zeigt, was ich meine:
Eine ganz faszinierende, glitzernde und funkelnde Struktur
Die Bilder können die Faszination dieses Materials nur ganz bruchstückhaft wiedergeben. Gerade die Steine verführen zum Fühlen, zum Anfassen und zum be-greifen. Der Tastsinn wird gefördert und gefordert und ermöglicht dem, der sich darauf einlässt, einen ganz direkten Weg vom Fühlen zum Gefühl.
Noch ist er nicht fertig poliert, geschweige denn geölt. Auf den angefeuchteten Flächen wird die Maserung jedoch schon schön deutlich, der dunkle Stein hat kleine orangebräunliche Sprenkel. Meine Idee dazu ist, den Anhänger an Seidenschnüren oder -Fäden in einer solchen Farbe aufzuhängen.
Alternativ lässt sich auch ein Seidentuch durch den Ring ziehen – so ähnlich wie bei den Pfadfindertüchern.
Oder aber – ganz einfach gemacht – wird der Ring über eine vorhandene lange Kette gezogen, die dann doppelt gelegt wird.
Eher „konventionell“ wirkt dagegen dann dieses Stück – ebenfalls noch in der Bearbeitung:
Rosa Speckstein – ganz mädchenhaft
Hier bietet sich ein silberne Öse zur Aufhängung an – entweder aus Schmuckdraht selbst gebogen oder vom Juwelier. Dafür muss oben noch etwas vom Stein abgetragen werden, denn am Rand bohren ist beim Speckstein riskant – gerne bricht er dann.