Ton, Steine, Gefühle

Nimm einmal einen ganz normalen Stein in die Hand, schließe Deine Augen und befühle diesen Stein ganz intensiv.

Wenn Du Dir dabei albern vorkommst, dann probiere es allein im stillen Kämmerlein aus, aber wage es wirklich mal und lass Dich darauf ein.

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Was macht das mit mir?

Spürst Du die unterschiedlichen Strukturen?

Glätte und Rauheit?

Wie sich der Stein in Deiner Hand erwärmt?

Es gibt immer noch was Neues an dem Stein zu erspüren und wenn Du achtsam bist, wirst Du feststellen, dass das ‚was mit Dir macht‘.

Gerade die Arbeit mit Stein – oder auch Ton – erlaubt über das Fühlen einen ganz direkten Zugang zu den Gefühlen.

(Nicht von ungefähr ist in der deutschen Sprache das Wort Gefühl von fühlen abgeleitet)

Wenn die Fingerspitzen immer wieder über das Material streichen, werden sie gleichzeitig immer sensibler. Sie nehmen wahr, was das Auge nicht oder nur schwer erkennt.

Der Grashalm wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Ohne Themenvorgabe malen – warum denn?

Immer wieder wird mir diese Frage gestellt, vor allem im schulischen Bereich. „Die Kinder sollen doch was lernen!“ ist dann das Argument. Gerade beim Malen und allen damit verbundenen Wahrnehmungsprozessen gilt aber ganz stark „Der Grashalm wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!„.

Ganz deutlich konnte ich das wieder erkennen in der Arbeit mit einer Gruppe von SchülerInnen aus 5. Klassen.

Zu Beginn ist diese Art zu Malen für die Kinder ganz ungewohnt. Sie bleiben auf vertrautem, vermeintlich sicherem Terrain und malen so, wie sie es ‚gelernt‘ haben.

Viele Kinder nutzen die freie Themenwahl zunächst, um Bilder zu malen, auf denen Schrift dekorativ eingesetzt und mit Symbolen (Herzen, Blumen, Schnörkel) ergänzt wird. Diese Bilder machen den Kindern einigermaßen Spaß und lassen wenig Rückschlüsse zu. Feinmotorische Schwächen sind erkennbar, ansonsten sagen diese Bilder wenig aus. Andere Kinder nutzen die Gelegenheit, um ihr erlerntes Lieblingsmotiv auf großes Papier zu bringen, ob das nun ein Haus mit Baum, eine Comicfigur oder was auch immer ist.

Diese Bilder werden normalerweise ‚vorgezeichnet‘: die Konturen zuerst, anschließend wird die Fläche ausgemalt. Dabei wird manchmal deutlich, dass diese Motive ‚gelernt‘ sind. An einigen Stellen ist der Übergang der Konturen nicht stimmig. Die Figur wird nicht logisch aufgebaut, sondern die Linien werden aus der Erinnerung auf das Papier gebracht, ohne wirklich verstanden zu haben, dass diese Linie der äußere Rand des Armes oder Beines ist.

Wie ging es hier nochmal weiter?malentwicklung kinder,angelerntes
Wie ging es hier nochmal weiter?

Ein solches Bild habe ich hier sehr stark vereinfacht nachempfunden, um die entscheidenden Punkte aufzeigen zu können. Das malende Kind (12 Jahre) hat die Schildkröte nicht wirklich verstanden, sondern eine cartoonartige Abbildung quasi abgepaust. Dabei blieb die Seite des Kopfes außer Acht, es wusste nicht mehr, wie es da eigentlich weitergeht. Es wusste nicht, was es da eigentlich gerade malt. Zu welchem Körperteil diese Linie gehört.

Nicht immer ist das auf den fertigen Bildern so gut zu erkennen wie hier. Deshalb ist der Malprozess für mich so wichtig, da kann ich sehr genau erkennen, ob auswendig gelerntes reproduziert wird, oder eine echte Beschäftigung mit dem, was da gemalt wird, stattfindet.

Sehr oft malen Kinder nach solchen Bildern dann etwas, das zunächst verstört. Die Bilder scheinen weit hinter dem Alter des Kindes zurückzuliegen.

Und ab jetzt wird es spannend – findet in den nächsten Bildern eine Entwicklung statt?

Ein anderes Kind (11 Jahre) brachte nach zwei ’nichtssagenden‘ Schrift und Symbole Bildern etwas in dieser Art (schematische Darstellung) aufs Papier:

Orientierte Tastfigur als Baum
Orientierte Tastfigur als Baum

Dieser Baum entspricht der Urform der orientierten Tastfigur und ist in dieser Form eigentlich im Kindergarten- und Vorschulalter anzutreffen. Zumindest ein Teil der Wahrnehmung dieses Kindes entspricht möglicherweise der eines Kindergartenkindes.

Ich bin mir ziemlich sicher, wenn in der Klasse die Aufgabe „Wir malen einen Baum“ heißt, dann kommt ein anderes Ergebnis aufs Papier. Denn dann ist es möglich, bei den anderen zu schauen, wie die das machen, aus dem Fenster zu gucken, wie denn die Bäume aussehen oder vielleicht auch den Hinweis zu erhalten „So sieht doch kein Baum aus!„.

All das verändert vielleicht die Darstellung, nicht aber die Wahrnehmung des Kindes.

Im geschützten Malraum gibt es keine Vorlagen, die abgemalt werden können. Jeder malt sein Thema bedeutet häufig auch, dass nur ein Kind gerade einen Baum malt, auf die anderen gucken also auch nicht möglich ist. So ermöglicht das freie Malen den Kindern, an ihrem wirklichen Entwicklungsstand anzufangen und dann ihre eigene Entwicklung zu durchlaufen oder nachzuholen, in ihrem eigenen Tempo. Das kann langsam und bedächtig sein oder überraschend schnell gehen.

„Die ganze Welt ist ja so schlecht“

Frühjahrsputz für die Seele – ungesunde Verhaltensmuster entrümpeln – Teil 7

Kennt Ihr das? Von Anderen oder auch von Euch selbst? Wenn was schief läuft, dann zieht es tausend negative Ereignisse nach sich. Ein blöder Vorfall am Vormittag im Büro und schon ist in der Mittagspause das heißgeliebte Fleischkäsbrötchen ausverkauft, auf dem Rückweg fängt es aus heiterem Himmel an zu regnen, die Frisur ist ruiniert – ausgerechnet jetzt, wo noch ein wichtiger Kundentermin ansteht, der dann natürlich auch entsprechend unbefriedigend abläuft. Auf dem Nachhauseweg sind dann alle Ampeln rot und die Parkplätze voll. Der Kühlschrank weist gähnende Leere auf und die letzte Packung Käse, die sich noch in der Ecke versteckt hält, ist vor 6 Wochen abgelaufen und würde locker als Blauschimmel durchgehen, wenn es nicht eigentlich Emmentaler sein sollte….

Solche Tage gibt es hin und wieder. Aber manche Menschen haben diese „Pechtage“ in ungesunder Häufung.

Was ist da los?

Hat sich die ganze Welt verschworen und unternimmt massive Anstrengungen, um demjenigen das Leben zur Hölle zu machen?

Oder ist nicht vielmehr der Blick dermaßen auf die negativen Vorfälle gerichtet, dass die vielen schönen und gelingenden Minuten gar nicht mehr wahrgenommen werden?

Wie zeigt sich das beim begleiteten Malen?

Beim Malen wird sehr schnell deutlich, wohin der Fokus des Malenden ausgerichtet ist. Wer an seinem Bild nur die Stellen wahrnimmt, die nach seiner Auffassung nichts sind, der lebt das häufig auch außerhalb des Ateliers so. Je nach den anderen beteiligten Verhaltensmustern wird dann kritisiert, dass die Farbe ungeeignet weil zu dick, dünn, hell oder dunkel war oder auch, dass der Malende selbst dies, das und jenes ‚verhunzt‚ habe (der Perfektionist lässt grüßen). Doch ganz egal, ob die Ursache nun in äußeren Einflüssen oder im (vermeintlichen) eigenen Unvermögen gesehen wird – die Wahrnehmung wird zielsicher auf die weniger gelungenen Teile gerichtet.

Als Malleiterin frage ich in solchen Fällen nach, ob es denn auch Stellen gibt, die gut gelungen sind. Auf längere Sicht gelingt es den Malenden so, ihren Fokus gleichmäßiger auszurichten und auch Positives (wieder) wahrzunehmen.

Mit verschiedenen anderen Intervention lernen die Malenden, die Verantwortung für ihr Bild (Handeln) zu übernehmen und erkennen auf Dauer ihre eigenen Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten.

Und können im Idealfall nach einiger Zeit auch mal herzhaft über eigene Missgeschicke lachen.

Wann und warum sollte dieses Verhaltensmuster verändert werden?

Immer dann, wenn eine Beeinträchtigung des Lebensgefühls auftritt, sollte an diesem Verhaltensmuster gearbeitet werden. Verstärkt es sich immer weiter, dann kann es zu anhaltend schlechter Stimmung, im Extremfall sogar zu Depressionen und/oder Burnout führen. Gerade dann, wenn eigene Gestaltungsmöglichkeiten nicht erkannt werden, Menschen sich ausgeliefert und hilflos/machtlos fühlen, ist es höchste Zeit, die eigenen Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen.

Nimm‘ Dein Leben in die Hand!

Introvertierte Erwachsene

Genauso wie es die introvertierten Kinder gibt, gibt es natürlich auch introvertierte Erwachsene. Ich gestehe gleich vorweg, dass ich mich selbst eigentlich auch eher dieser Richtung zuordne.

Mit den Jahren habe ich gelernt, meine eigene Art grundsätzlich zu akzeptieren und an den Punkten, die mir selbst nicht gefallen, zu arbeiten. Ich habe gelernt, Hilfe anzunehmen und einzufordern. Ich muss nicht mehr immer alles mit mir selbst ausmachen. Und ich kann den inneren Perfektionisten ganz gut in seine Schranken weisen.

Gerade für introvertierte Menschen ist es oft schwer, Grenzen zu setzen und die eigenen Gefühle wahrzunehmen und ihnen Raum zu lassen.

Beim begleiteten Malen wird dies sehr schnell offensichtlich, ganz direkt am Bild. Und ebenso direkt lässt sich am Bild neues Verhalten erlernen und eintrainieren.

Auf dem harmlosen Übungsfeld Papier, fällt es zunehmend leichter, klare Grenzen auszuhalten, zuzulassen und schließlich auch ganz bewusst zu setzen.

Diese Veränderung braucht natürlich ihre Zeit, sie gelingt vielleicht nicht gleich beim ersten Bild, aber mit jedem Mal Malen geht es besser und leichter. Und auch im Alltag schleicht sich das dann langsam und behutsam ein.

Du kriegst jetzt schon beim Lesen weiche Knie und rote Backen – würdest so gern, aber traust Dich nicht? Vielleicht wenigstens eine kurze, unverbindliche Mail? Du brauchst auch gar nicht viel erklären….

Malen ist doch nicht so wichtig – Krabbeln auch nicht

Ist Malen für Kinder wichtig?
Müssen Kinder malen? Ist Malen wichtig?

Zumindest für uns Erwachsene mag das so gelten. Tatsächlich bewegen wir uns normalerweise äußerst selten auf allen Vieren vorwärts und wenn wir es doch mal tun, dann beschweren sich schon nach kürzester Zeit die Knie – meine zumindest. Krabbeln ist für uns also tatsächlich nicht (mehr) so wichtig.

Daraus nun zu schlußfolgern, dass auch Kinder das nicht brauchen, wäre fatal und ist mittlerweile auch glücklicherweise in den Köpfen der meisten Eltern und so ziemlich aller Kinderärzte angekommen. Beim Krabbeln lernen Kleinkinder ganz viel – weit mehr als nur sich von einer Zimmerecke zur anderen zu bewegen. Muskulatur und Motorik wird geschult. Das ist ganz offensichtlich einleuchtend. Weniger offensichtlich ist das, was im Gehirn dabei passiert. Jede Körperseite wird von einer Hirnhälfte gesteuert.  Überkreuzbewegungen  beim Krabbeln (und anderen Tätigkeiten) tragen wesentlich zur Vernetzung, dem Zusammenspiel, der beiden Hirnhälften bei.

Das Zusammenspiel der Hirnhälften ist ganz wichtig beim späteren Lesen- und Schreiben-Lernen, für das soziale Verhalten und die psychische Stabilität.

Je schlechter die beiden Hirnhälften zusammenarbeiten, umso größer wird die Gefahr, dass sich später auch in anderen Bereichen Schwierigkeiten aufzeigen.

Was Malen mit Krabbeln zu tun hat

Und das Malen? Nun, hier ist es sehr ähnlich.

Dass das Malen gerade für kleine Kinder ein immens wichtiges Ausdrucksmittel ist, das leuchtet noch gut ein. Kinder, die noch nicht Schreiben können, finden im Malen eine Möglichkeit, bleibende Spuren zu hinterlassen. Das ist die offensichtliche Ebene, die den Kindern auch zugestanden wird, im Kindergarten und bis ins Grundschulalter hinein. Doch auch beim Malen entwickelt sich das Gehirn, bzw die Zusammenarbeit der Hirnhälften weiter.

Das Malen der Kinder kann wertvolle Hinweise darauf geben, wie die Wahrnehmung entwickelt ist. Durch häufiges freies Malen wird die Entwicklung der Wahrnehmung und die Zusammenarbeit der Hirnhälften gefördert.

Und das nicht nur im Kindergarten sondern auch als Erwachsener bis ins hohe Alter hinein.

Ausgebrannt am Arbeitsplatz und in der Familie?

Es heißt ja so schön, „nur wer entflammt war, kann ausbrennen„.

Was sollen wir daraus lernen?

Nicht mehr zu entflammen, uns nicht mehr hoffnungslos für etwas begeistern? Einen lauwarmen 0815-Job machen und uns auf den Feierabend freuen?
Ganz sicher nicht.

Burnout wird zunehmend zum Thema und ganz sicher tragen die äußeren Umstände nicht gerade dazu bei, das zu verändern. Die Finanzkrise wird weidlich genutzt, um den Druck auf Unternehmen und Arbeitnehmer noch weiter zu verstärken. Die Angst um den Arbeitsplatz lässt Kranke ins Büro oder die Werkstatt gehen und den Stress immer weiter steigen. Die Einsparungen – gerade auch im sozialen Bereich – führen dazu, dass immer weniger Mitarbeiter immer mehr Arbeit leisten müssen. Die Aufgaben in der Familie werden auch nicht weniger und der Spagat zwischen Beruf und Familie ist kräftezehrend.
Eine ausweglose Situation?
Jein – die äußeren Bedingungen kannst Du eher nicht verändern. Also bleibt nur der Weg, Dich selbst und Deine Einstellung zu verändern. Du kannst lernen, besser mit Stress umzugehen und auf Dich selbst zu achten. Das fängt bei derWahrnehmung an.
Eine ganze Reihe weitere schöne Übungen habe ich im Web gefunden, auf dem Blog von Dr. med Ilse Prinz gibt es einen Ressourcenkalender zur Burn-Out-Prophylaxe, den ich an dieser Stelle gern empfehlen möchte.
Und natürlich kannst Du durch bewusste Auszeiten für Dich selbst, zum Beispiel beim begleiteten Malen neue Kraft schöpfen.

Gute Vorsätze für 2010 – die Top Ten

Laut einer Statistik von Forsa, sind das die häufigsten Vorsätze für das neue Jahr:

1. Stress vermeiden oder abbauen (59 Prozent)

2. Mehr Zeit für Familie und Freunde nehmen (51 Prozent)

3. Mehr Bewegung und Sport (50 Prozent)

4. Mehr Zeit für sich selbst (47 Prozent)

5. Gesünder ernähren (45 Prozent)

6. Abnehmen (34 Prozent)

7. Sparsamer sein (32 Prozent)

8. Weniger fernsehen (19 Prozent)

9. Weniger Alkohol trinken (13 Prozent)

10. Rauchen aufgeben (12 Prozent)

Ich muss zugeben, ich bin über die Reihenfolge doch (teils angenehm) überrascht. Gleichzeitit wird aber auch hier deutlich, wie bedeutsam Stress für die Menschen geworden ist. Stress als ein negativer Faktor, der die Lebensqualität mindert.

Auf dem zweiten Platz steht die Zeit für Familie und Freunde – hm. Macht das nun deutlich, dass diesen bisher zu wenig Zeit eingeräumt wurde, sie nicht wichtig genug genommen wurden? Oder soll es signalisieren, dass das Bewusstsein für die Wichtigkeit gestiegen ist? Wie auch immer diese Statistik nun zu werten ist, konzentrieren wir uns doch auf die wichtigsten Vorsätze und darauf, wie sie erfolgreich umgesetzt werden können.

Stress vermeiden oder abbauen – diesem Thema werde ich in der nächsten Zeit hier einigen Raum einräumen. Die Zeit für die Familie soll ihren Platz finden im Hinblick auf die familiären Beziehungen und ihre Qualität.

Und was die Zeit für sich selbst angeht, da möchte ich Euch auch die Wahrnehmungsübungen ans Herz legen, von denen sicherlich auch im Neuen Jahr die Eine oder Andere neu dazukommen wird.

Zu den Plätzen 6 bis 10 möchte ich den Kreativworkshop empfehlen und/oder die Veränderungsbremsen.

Ein weiteres Thema, das mir ganz besonders am Herzen liegt und dem ich gern Raum geben möchte – Sucht und Suchtprävention.

Gern nehme ich auch Eure Anregungen an – gibt es Themen zu denen Ihr hier mehr lesen möchtet?

Burnout – Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

Bist Du burnoutgefährdet?

Arbeitsumfang, Vielfalt der Aufgaben und Leistungsdruck nehmen in der heutigen Gesellschaft im beruflichen wie auch privaten Bereich stetig zu. Neben diesen erhöhten Leistungsanforderungen begünstigen auch persönliche Aspekte einen Burnout. Besonders gefährdet sind Menschen mit ausgeprägtem Perfektionismus, Helfersyndrom und krankhaftem Ehrgeiz. Ausgebrannt sein können nicht nur Manager, sondern auch Schüler, Studenten, Hausfrauen, Mütter, Arbeitslose oder Rentner. Umso wichtiger wird es für jeden, sich der Gefahr Burnout bewusst zu sein.

Quelle: therapie.de

Das Thema rückt ins öffentliche Interesse, die Arbeitswelt wird immer stressiger und der Druck wächst immer mehr. Zum immer größeren Arbeitspensum gesellen sich die Angst um den Arbeitsplatz und die unsichere wirtschaftliche Lage. Gesellen sich dann noch persönliche Voraussetzungen dazu, die das ausbrennen begünstigen, ist der Zusammenbruch schon fast vorprogrammiert.

An der Arbeitswelt lässt sich nicht so einfach etwas verändern. Doch die persönlichen Voraussetzungen sind der Ansatzpunkt, an dem sich die Gefahr verringern lässt, auch mit der Arbeit am Bild.

Wieviel Stress lasse ich zu und wie gehe ich mit ihm um?

Stress ist immer auch eine Sache der Wahrnehmung und somit sehr subjektiv. Was für den Einen schon puren Stress darstellt, nimmt der Andere noch ganz gelassen. Dabei spielt eine große Rolle, welche Erwartungen ich an mich selbst stelle, bin ich mein größter Kritiker oder kann ich auch mal Fünfe grad sein lassen? Wie hilfreich dabei die Arbeit am Bild sein kann, habe ich bereits hier beschrieben.

Auch Grenzen setzen ist eine Fähigkeit, die sich am Bild ganz ausgezeichnet trainieren lässt und die dann, ins Leben umgesetzt, dazu beiträgt die erforderliche Balance zu finden. Wenn ich meine Grenzen kenne und setzen kann, dann lerne ich automatisch auch „Nein“ zu sagen, wenn es angebracht ist.

Und zu guter Letzt wirkt das Malen selbst auch noch entspannend, hilft dabei, die Gedanken loszulassen und den Kopf frei zu bekommen.

All diese Arbeit am Bild wirkt auch als Burnoutvorbeugung, kann aber auch, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, begleitend zu den anderen therapeutischen Maßnahmen, eingesetzt werden.

Was ist nun die Wahrheit?

„Ich kann anderen ihre Wahrheit lassen“

Das ist wieder eine dieser Affirmationen, die zum Stirnrunzeln reizen.  Wahrheit, das ist doch etwas Eindeutiges, entweder etwas ist wahr oder eben nicht. Was soll das also, anderen ihre Wahrheit zu lassen?

Jeder nimmt die Welt unterschiedlich wahr, lass Dir mal von mehreren Personen die gleiche, banale Gegebenheit erzählen. Die Versionen können sich beträchtlich unterscheiden.

Nicht nur, dass manche Aussagen widersprüchlich sind, beim Einen fehlt etwas völlig, das beim Anderen im Mittelpunkt seiner Schilderung steht.

Wer hat nun Recht?

Aus seiner Sicht jeder, denn jeder schildert genau das, was er wahrgenommen hat.

Und jede Wahrnehmung ist subjektiv.

Ist es nun falsch, wenn Hans von den roten Schuhen der Frau erzählt und Peter von den langen blonden Haaren? Wer von beiden hat Recht? Hat sie nun rote Schuhe oder lange blonde Haare?

Oder sind vielleicht doch beides Qualitäten derselben Frau, die von verschiedenen Betrachtern unterschiedlich stark wahrgenommen werden?

Zugegeben, das Beispiel ist banal – und doch lässt es sich auch auf komplexere Sachverhalte übertragen.

Angst ist „nur“ ein Gefühl

Angst ist mit Sicherheit eines der stärksten Gefühle, die wir Menschen kennen. Das Herz rast, der Magen schnürt sich zusammen und eigentlich wollen wir nur noch weg.

Es ist schwer, Angst auszuhalten.

Wir wollen uns ablenken von dem Verursacher der Angst, wegschieben, wegdenken, nicht damit auseinandersetzen. Ursprünglich war die Angst ein wichtiger Schutzmechanismus, der uns vor Gefahrensituationen retten sollte. Diese Rettung bestand in der Regel aus Flucht. Flucht vor wilden Tieren oder feindlichen gesonnenen Mitmenschen.

Und doch gibt es Situationen, in denen genau das nicht möglich oder nicht sinnvoll ist. Heute mehr denn je – oder? Vor wievielen wilden Tieren musstest Du in den letzten 3 Wochen flüchten? 😉

Beispielsweise Schwangere bei der Angst vor der bevorstehenden Geburt. Weglaufen? Is nich…

Oder die Angst vor der Zukunft, in Zeiten von Wirtschaftskrise und Finanzkollaps. Angst vor dem Tod – dem eigenen oder dem eines nahestehenden Menschen.

Ein ganz hilfreiches Mittel kann da auf jeden Fall Information sein – wenn ich mehr darüber weiß, dann können Ängste entkräftet werden, ich kann vielleicht etwas dagegen tun. Manche Ängste können so abgebaut werden.

Ok, wenn ich meinen Job verliere, dann kann ich im schlimmsten Fall in Hartz4 rutschen – nicht schön, aber ich muss nicht auf der Strasse verhungern. Wenn ich Angst vor Krankheiten habe, dann kann ich dies und das vorbeugend tun.

Andere sind hartnäckiger. Patentrezepte gibt es da nicht unbedingt. Manchmal helfen Entspannungsübungen. Oft hilft ein offenes Gespräch darüber. Manchmal hilft es sogar, sich in die Angst reinzusteigern – mal Dir die absolute Katastrophe aus, was wäre das Schlimmste was da passieren könnte? Und dann trete innerlich einen Schritt zurück – ist das wirklich so schlimm wie Deine Angst es Dir weismachen will?

Letztendlich ist Angst „nur“ ein Gefühl, DEIN Gefühl. Es entsteht in Dir und mag gute oder auch weniger gute Gründe haben. Aber die Angst ist kein unabwendbarer Schicksalsschlag – Du selbst bist es, der die Angst „macht“ und auch die Macht hat, sie wieder gehen lassen kann.

Und wenn Dir das nicht gelingt? Dann lass Dir helfen – von einem psychologischen Berater oder im Malatelier, in extremen Fällen auch vom Arzt.

 

Bildquelle: Wiki Commons