Tipps zum Bücher aussortieren

tipps zum aussortieren

Wenn ich mein Bücherregal ausmiste, dann stelle ich mir folgende Fragen:

Ausmistkriterien, die bei allen Büchern gelten:

Ist der Zustand noch okay für mich?

Wellig, vergilbt, zerfleddert oder auch lose Seiten sind für mich ein absolutes ‚ab in die Tonne‘-Kriterium. Ausnahme wäre höchstens ein ganz rares Buch, das nicht ohne weiteres nochmal zu beschaffen ist, das aber bei den anderen Kriterien ein lautes und deutliches Ja kriegt. Um nochmal auf die innere Bühne zurückzukommen, da meldet sich die Ichbinswert-Dame zu Wort: „Das tu ich mir nicht mehr an!“

Interessiert mich das noch?

Es gibt Bücher, die waren vor Jahren vielleicht sogar mal wichtig für mich. Sind es aber heute definitiv nicht mehr und werden es voraussichtlich auch nicht mehr werden. Science Fiction Romane beispielsweise, oder Horror. Interessiert mich nicht mehr, kann größtenteils weg. Gleiches gilt für Sachbücher zu irgendwelchen längst nicht mehr ausgeübten Hobbys. Es ist schließlich mein Leben und das beinhaltet Veränderung.

Nur gekauft, weils billig war?

Ob nun Bücherflohmarkt oder Restpostenladen, manchmal macht man sowas 😉 Da stehen dann Bücher im Regal oder liegen auf dem Nachttisch, soooo günstig gekauft und warten, dass sie gelesen werden. Und warten und warten und warten… Papier ist ja bekanntlich geduldig. Sie werden vom Warten nicht besser. Was jahrelang ungelesen liegt, wird vielleicht noch kurz angeblättert, fliegt dann aber in der Regel skrupellos in die Tonne. Will ich mich denn wirklich je in meinem Leben so sehr langweilen, dass ich dieses Buch schließlich doch lesen muss? Siehste!

Geschenke

Nicht immer ganz einfach, da bin ich etwas gnädiger als mit Selbstgekauftem, aber trotzdem… ich trag ja auch keinen geschenkten lila Pyjama…

Bei Romanen, Erzählungen, etc.:

Will ich das wirklich nochmal lesen?

Mittlerweile bin ich so ehrlich zu wissen, dass ich Bücher, die stark auf die Handlung bauen, kein zweites Mal mehr lesen mag. Schlüsselerlebnis dazu war, als bei einem historischen Roman einige Jahre nach dem ersten, eigentlich abgeschlossenen Band, eine Fortsetzung erschienen ist. Ich hab das erste Buch nochmal rausgekramt, gelesen und irgendwann in der zweiten Hälfte fiel mir wieder ein, wie es ausgeht. Bei Krimis finde ich es noch schlimmer. Sowas leihe ich mir entweder in der Bibliothek aus oder gebe es an interessierte Freunde/Familienmitglieder weiter, möglichst direkt nach dem Lesen. Kann man eventuell auch gebraucht verkaufen, wenn es noch ziemlich aktuell ist.

Mag ich die Sprache?

Es gibt ja solche Bücher, die ‚man gelesen haben muss‘. Gekauft, angefangen, weggelegt… weil die Sprache mich nicht anspricht. Zu kompliziert, zu schwülstig, zu ordinär, was auch immer. Ich quäle mich da nicht mehr durch… pfeif auf „man muss“ und „Was sollen die Leute denken!“. Verkaufe ich mit gutem Gewissen weiter, wenn sich der Aufwand dafür lohnt.

Ist der Trend tot?

Ich sag nur historische Romane. Das war so eine Riesenwelle, beginnend mit der Päpstin und plötzlich waren sie allgegenwärtig – irgendwelche Frauen, die in irgendwelchen vergangenen Zeiten irgendwelche Abenteuer erlebten. Am Anfang fand ich das noch ganz unterhaltsam, aber irgendwann war dieses ‚alles schonmal gelesen‘-Gefühl dann doch ziemlich stark. Wenn dieser Trend tot ist, dann sind diese Bücher meiner Meinung nach ein klarer Fall für die Tonne, denn in den seltensten Fällen lohnt sich der Aufwand mit einem Verkauf, weil inzwischen schon viele festgestellt haben, dass… und die Preise sich entsprechend im Centbereich bewegen. Als Beispiel: Aktueller Preis für die Päpstin auf Booklooker: 25 Cent+tatsächliches Porto, seitenweise – will ich mir dafür wirklich den Huddel mit Einpacken, zur Post bringen etc. machen? Klar ist es schade drum, denn es ist ja ’noch gut‘, aber will ich mir ein ‚wertloses‘ Buch, das ich nicht mehr lesen will und das auch kein anderer mehr lesen will, nur deshalb ins Regal stellen, weil es noch nicht vergilbt oder kaputt ist?

Will ich nicht lieber was Neues lesen?

Keine Frage, es gibt Bücher, die ich wirklich alle paar Jahre wieder in die Hand nehme und lese. In denen es immer wieder Neues oder Vertrautes zu entdecken gibt. Die von zeitloser Bedeutung sind und einen Ehrenplatz im Buchregal verdienen. Um die soll es hier gar nicht gehen. Mehr um die, die als Urlaubslektüre, zum reinen Entspannen oder als pure Unterhaltung dienen. Davon erscheinen jedes Jahr unzählige. Im Frühjahr und im Herbst (und auch noch zwischendurch). Wenn ich durch eine halbwegs gutsortierte Buchhandlung schlendere, entdecke ich von dieser Sorte jedesmal mindestens einen Jahresbedarf an Lesefutter. Das muss man ja gar nicht immer neu in der Buchhandlung kaufen, diese Sorte hole ich mir aus der Bibliothek oder kaufe gebraucht. Selten gibt es da was, worauf ich nicht ein paar Wochen warten könnte. Das unterhaltsame Lesefutter wird mir nicht so schnell ausgehen, Vorratshaltung muss nicht (oder nur in überschaubarem Rahmen) sein.

Bei Sach- und Fachbüchern

Ist das Wissen noch aktuell?

Das kommt natürlich sehr stark aufs Fachgebiet an. Computerbücher veralten in der Regel ziemlich schnell, „Das große Buch zu Word 4.0“ ist Schnee von gestern. Andere Fachgebiete verändern sich weniger, ein Botanikbuch kann beispielsweise ziemlich lang aktuell bleiben. Trotzdem stellt sich auch hier die nächste Frage:

Suche ich diese Informationen noch in Büchern?

Das Pflanzenbestimmungsbuch stecke ich mir durchaus mal in die Jackentasche und nehme es mit raus, sofern es denn handlich ist. Gartenbücher oder Kochbücher schmökere ich gerne in Papierform durch, um mir Inspiration oder Motivation zu holen. Wenn ich aber wissen will, wann ich am besten Radieschen säe oder das Rezept für diesen wunderbaren Schokoladenkuchen brauche, dann google ich. Wörterbücher sind im Moment noch so ein Zweifelsfall – die dürfen bleiben, bis bei meinen Kindern Schule und Studium vorbei sind. Eigentlich sind diese Informationen aber online schneller und einfacher zu kriegen. Lexika im eigentlichen Sinn hatte ich eh nie.

Gibt es diese Informationen so umfassend online?

Alles, was in die Tiefe geht, hat für mich seine Daseinsberechtigung auf Papier. Im Web wirklich tiefgehende Informationen zu finden ist nicht immer einfach, auch wieder ganz stark vom Fachgebiet abhängig. Der IT-Bereich ist ganz stark online-orientiert und geht da auch ganz oft ganz stark in die Tiefe. Andere Gebiete, wie beispielsweise der medizinische Bereich sind eher mit Vorsicht zu genießen. Zwar gibt es auch sehr tiefgehende Forschungsberichte, teilweise in dieser Form auch gar nicht als Papier erhältlich, allerdings kursiert da auch eher zweifelhaftes Material.

Nachschlagen oder Zusammenhänge aufzeigen?

Wenn es um reine Fakten geht, ist das Web in Puncto Schnelligkeit oftmals dem Papier überlegen, wenn man denn die richtigen, soliden Quellen hat. Werden aber in irgendeiner Form Zusammenhänge oder Theorien aufgezeigt und ausgebreitet, dann ist für mich das Papier erste Wahl. Durch psychologische Richtungen möchte ich mich nicht am Computer durchquälen. Die Fachbücher von Bettina Egger, Bücher über Gestalttherapie oder humanistische Psychologie möchte ich genauso durchblättern können wie beispielsweise Werke über Kunst- oder Musikgeschichte. Schnelle Recherche am PC, Verstehen am Buch, das ist meine individuelle Richtlinie.

Interessiert oder betrifft mich dieses Fachgebiet überhaupt noch?

Soll ja auch vorkommen, dass jemand Fachbücher im Regal hat, die zu einem schon lange nicht mehr ausgeübten Beruf oder Hobby gehören. Wenn sich derjenige noch dafür interessiert und sie wirklich noch einsetzt – gut, andernfalls freut sich vielleicht doch jemand darüber (und kann mehr damit anfangen), der damit zu tun hat. Vorausgesetzt sie sind noch aktuell…

Das sind meine Kriterien, die sich für mich bewährt haben. Nicht immer bin ich ganz konsequent, aber hey – es ist mein Leben und mein Buchregal! 😉 Vielleicht regen sie den Ein oder Anderen ja dazu an, über das Thema nachzudenken, eigene Kriterien zu suchen oder auch mal das eigene innere Team zu befragen, wer da so klammert.

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