Wahrnehmungsmemory (nicht nur) für Kinder

Als meine Kinder noch im Krabbelalter waren, habe ich ihnen das auf die Schnelle gebastelt. Damals hatte ich noch keine Idee, dass auch sowas die Wahrnehmung schult, es machte ihnen einfach nur Spaß. Darf ja auch sein 😉

In leere Filmdöschen, Hüllen von Überraschungseiern oder andere gut verschliesbare, undurchsichtige kleine Behälter wurden verschiedene Kleinteile eingefüllt, die unterschiedliche Geräusche machen, wenn die Behälter geschüttelt werden. Möglich sind Reis, trockene Bohnen, Linsen, Büroklammern, Münzen, Salz und so weiter….schaut einfach mal in der Küche rum, was sich eignen könnte. Immer in zwei dieser Behälter kam die gleiche Füllung.

Bei Kindern, die feinmotorisch sehr geschickt sind und darüberhinaus sehr viel Kraft in den Fingern haben, empfiehlt es sich, die Döschen zusätzlich zu verkleben, damit keine Kleinteile verschluckt werden.

Beide Kinder fanden es spannend, die Behälter zu schütteln, nicht nur die Geräusche sind unterschiedlich, es fühlt sich auch ganz verschieden an.

Wie faszinierend, dass Dinge, die gleich aussehen, ganz unterschiedliche Geräusche machen. Und ganz unterschiedlich schwer sein können.

Die von mir beabsichtigte Memory-Variante „Finde die Gleichen“ wurde erst später interessant, aber schon sehr früh waren diese Döschen immer wieder ein interessantes Untersuchungsobjekt.

Gerade mit solchen Kleinigkeiten, lässt sich die Wahrnehmung wunderbar trainieren – es werden gleich mehrere Sinne angesprochen.

Wenn Du es eilig hast, gehe langsam

Diese alte chinesische Lebensweisheit wirkt auf den ersten Blick widersprüchlich und doch hat sicher jeder von uns es schon erlebt. Wir werden immer hektischer, nichts geht uns von der Hand, Mißgeschicke passieren und deren Beseitigung kostet uns jede Menge kostbarer Zeit, die wir ja jetzt eigentlich gerade gar nicht haben.

Gehe langsam – konzentriere Dich auf das, was Du tust und was gerade wichtig ist.

Besinne Dich auf Dich selbst und Dein Handeln.

Achtsamkeit, was nehme ich wahr?

Was geht in mir vor?

Eine kurze Pause vom hektischen Alltag, oder auch neudeutsch – „entschleunigen“.

Eigentlich klingt das so einfach und doch fällt es uns so schwer.

Ein langwieriger Prozeß ist es für mich, noch längst nicht abgeschlossen.

Aber es gelingt mir immer öfter immer besser.

Und wenn es das nächste Mal hektisch wird, fällt mir vielleicht gleich wieder ein „Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.“

Wahrnehmungsübungen für Kinder

Eine ganze Reihe sehr schöner Wahrnehmungsübungen für Kinder habe ich hier bei der Mütterberatung des Luippold Verlags gefunden.

Etwas kritisch betrachte ich allerdings diese Aufforderung:

„Wer sehen kann, kann auch zeichnen

Malen oder Zeichnen zu können, hat eine Menge damit zu tun, wie man das, was man zu Papier bringen möchte, sieht oder wahrgenommen hat. Deshalb sollten gerade Kinder in ihrer Fähigkeit zu malen, gefördert werden. Dabei trainiert sich das richtige Sehen bei jedem Mal ein klein wenig mehr – insbesondere dann, wenn das, was das Kind malen soll, vorgegeben wird. Das heißt, in diesen Fällen sollten Gegenstände abgemalt werden. Das kann eine Pflanze im Blumentopf sein, eine bestimmte Obstsorte aus der Obstschale, die Uhr an der Wand oder was Ihnen sonst noch einfällt.“

Das möchte ich in dieser Form auf größere Kinder (ab etwa 13 Jahre) einschränken, kleinere Kinder, bei denen die Malentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, sind damit noch reichlich überfordert, zumindest wenn der Anspruch der realisitischen Darstellung ins Spiel gebracht wird.

Kneten – ob nun mit Knete, Ton oder Plätzchenteig

Ein absolutes Top für Kinder ist alles, womit man kneten kann.

Ob nun bunte Kinderknete, selbstgemachte Kinderknete, ein schöner großer Tonklumpen oder auch – gerade in der Vorweihnachtszeit – Plätzchenteig, fast alle Kinder kneten leidenschaftlich gern.

Und damit tun sie sich instinktiv sehr viel Gutes. Nicht nur die Kreativität wird hier angeregt, sondern auch die Motorik wird gefördert. Dabei dürfen durchaus auch die unterschiedlichsten Materialien zum Einsatz kommen, je vielfältiger die Anregungen, desto besser.

Die bunte Kinderknete verlockt zum phantasievollen Gestalten. Je nach sonstigen Interessen der kinder entstehen hier Torten, Obst, Tiere oder Figuren. Je kleiner und feiner gestaltet wird, desto mehr wird die Feinmotorik gefördert. Es gibt spezielle Knetwerkzeuge, aber auch ein Plastikbesteck kann hier gute Dienste leisten. Wir hatten die Vereinbarung, dass die allerschönsten Werke getrocknet werden dürfen, der Rest wird wieder weiter verknetet.

Ton bietet sich geradezu an zum abreagieren. Die Arbeitsfläche kann man mit einem alten Wachstuch oder einer Plastikfolie auslegen, gerät Ton an die Kleidung, lässt er sich nach dem Trocknen einfach ausbürsten. Das Material muss zunächst kräftig weichgeknetet werden, das ist durchaus auch mit Kraftaufwand und der Grobmotorik verbunden. Gerade für ADHS Kinder und Kinder mit Wahrnehmungsstörungen ist Ton ein optimales Material. Ist der Ton dann weichgeknetet, wird ein immer differenzierteres Arbeiten möglich. Auch hier können die allerschönsten oder wichtigsten Werke an der Luft getrocknet werden. Die Auswahl sollte dabei auf jeden Fall dem Kind überlassen bleiben. Ton kann in einem Eimer mit gut schliessendem Deckel lange aufbewahrt werden, ist er etwas angetrocknet, so kann er mit Leitungswasser wieder geschmeidig gemacht werden.

Und auch Plätzchenteig bietet viele gestalterische Möglichkeiten. Neben dem klassischen Kneten, Ausrollen, Ausstechen kann auch hier frei geformt werden, kleine Brote für den Kaufladen oder Brezeln zum Beispiel.

Dafür habe ich ein Rezept, das auch bei längerem Kneten nicht klebt:

250 g Butter oder Margarine

200 g Zucker

1 Vanillezucker

1 Eigelb

1 Prise Salz

1/2 Tasse Milch (ca. 70-80ml)

500 g Mehl

Die Plätzchen bei 170° etwa 10 bis 12 Minuten backen.

Probier’s mal aus und berichte von Deinen Erfahrungen damit! Oder hast Du einen anderen tollen Vorschlag?

Kleine bunte Wahrnehmungsübung

Nimm Dir ein Blatt Papier und ein paar Stifte – dicke Buntstifte oder Ölkreiden sind gut geeignet.

Lege eine alte Zeitung unter Deinen Papierbogen.

Such Dir eine Farbe aus, die Dir gerade besonders gut gefällt. Nimm nun diesen Stift in die Hand, mit der Du normalerweise nicht malst. Setze den Stift auf das Papier und lasse ihn sich bewegen. Ganz so, wie es Dir gerade gefällt. Achte dabei auf Deine Gefühle, wie fühlt sich das an?

Welche Bewegung tut Dir besonders gut?

Welche nicht?

Schliesse Deine Augen und bewege den Stift dabei weiter auf dem Papier. Wenn Du genug davon hast, höre mit den Bewegungen auf und spüre nach – wie fühlst Du Dich?

Öffne nun Deine Augen und schau Dir das Papier an – erkennst Du etwas?

Was ist das?

Was hat es mit Dir zu tun?

Wie geht es Dir mit dem Erkannten?

Besonders schön ist diese Übung, wenn sie zu zweit oder in einer kleinen Gruppe gemacht wird und über die Gefühle gesprochen werden kann. Jeder erzählt von sich und seinen Gefühlen, die anderen dürfen nicht werten und kritisieren.

Die Übung eignet sich auch für Kinder ab etwa drei bis vier Jahren und gerade die Kleinen erzählen normalerweise sehr unbefangen über ihre Bilder und die Gefühle dabei.

Wie gehen wir überhaupt mit unseren Gefühlen um?

november
Welche Gefühle bringt der November mit sich?

Seitdem ich die Idee zu dieser Novemberblues-Serie hatte, geht mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf.

Wie ist das überhaupt mit unseren Gefühlen? Wie gehen wir damit um? Und – um eine Basis für meine weiteren Ausführungen zu legen – welche Gefühle gibt es denn überhaupt?

Die Suche nach einer einfachen Aufzählung möglicher Gefühle zeigt, dass es schon gar nicht so einfach und selbstverständlich ist, was denn überhaupt Gefühle sind. Je nach psychologisch/philosophischem Hintergrund werden zwischen zwei und elf Grundgefühle unterschieden.

Welche Gefühle gibt es?

Ich bin so frei und sammle aus verschiedenen Quellen, so dass ich die folgenden Gefühle als Ausgangspunkt nehme:
Begierde, Bewunderung, Zorn, Furcht, Mut, Neid, Freude, Liebe, Hass, Sehnsucht, Eifersucht, Mitleid, Fröhlichkeit, Wut, Ekel, Verlangen, Verachtung, Traurigkeit, Überraschung, Interesse-Neugier, Ärger, Schmerz, Scham und Schuld.

Auch diese Auflistung ist ganz sicher nicht vollständig und darf gern per Kommentar ergänzt werden.

Betrachte ich mir nun diese Auflistung, so fällt mir auf, dass nur wenige dieser Gefühle  positiv besetzt sind.

Mut, Freude, Liebe und Fröhlichkeit stehen allgemein in einem positiven Licht, sie werden allgemein gern genommen und akzeptiert.

Doch was ist mit den anderen Gefühlen? Wer gibt schon gern zu, dass er eifersüchtig ist, sich ärgert, sich schämt, zornig oder traurig ist? Und doch empfindet jeder von uns immer wieder auch diese Gefühle.

Ist es dann nicht der erste Impuls, diese Empfindungen zu unterdrücken und beiseite zu schieben? Und nur wer gänzlich unbeherrscht ist, gibt den Gefühlen Ausdruck, oder?

Ich will hier nun beileibe nicht dazu auffordern, alle Gefühle unkontrolliert auszuleben.

Gefühle achtsam wahrnehmen

Aber – im eigenen Interesse – soll die Achtsamkeit auf die Gefühle geweckt werden, sie sollen wahrgenommen, erkannt und beachtet werden.

Das, was da in meinem Bauch grummelt ist Ärger – was ärgert mich denn da so? Kann ich diesen Ärger annehmen, ist er gerechtfertigt? Vielleicht als der Ausdruck, dass hier gegen meine Werte verstoßen wird? Eine interessante Darstellung dazu findet sich auf dem Psychosophieblog. Wenn ich den Ärger identifizieren und beachten kann, erspart mir das unter Umständen ein Magengeschwür oder einen Herzinfarkt.

Dieser Kloß in meinem Hals ist Trauer, was macht mich denn da so traurig? Ist es wirklich nur der Novembernebel, oder war da vielleicht doch mehr?

Vielleicht gelingt es uns dann sogar diese ’negativen‘ Gefühle als den notwendigen Gegenpol zu den ‚Positiven‘ zu betrachten. Glück und Freude erkenne ich erst dann intensiv, wenn ich auch Trauer und Ärger kenne.

Novemberbluesige Wahrnehmungsübung

kastanienbaum
Noch ziemlich grün und belaubt

Wie schon an den letzten Montagen, gibt es auch heute wieder eine kleine Wahrnehmungsübung. Diesmal ist es eine Phantasiereise: Ein Baum im Wechsel der Jahreszeiten.

Leg Dich bequem hin und schließe Deine Augen.

Stell Dir vor, Du bist ein Baum. Spüre Deine Wurzeln, wie sie sich immer feiner verästeln. Dein Stamm – ist er stark und fest oder eher biegsam und geschmeidig? Deine Äste verzweigen sich – zeigen sie nach oben oder sind sie elastisch-hängend wie bei einer Birke oder Weide?

Es ist Frühling, erste Blattknospen wachsen. Wie fühlt sich das an? Die Knospen brechen auf und die Blätter entfalten sich. Dein Laub wird immer dichter und grüner.

Es wird Sommer – dein dichtes Laub spendet Schatten und wird von der heißen Sonne beschienen. Achte auf Deine Wahrnehmung, verändert sich etwas? Wie fühlt es sich an?

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, Dein Laub fängt schon ganz langsam an, sich zu verfärben. Es wird heller, um dann im Herbst in voller Farbenpracht zu erstrahlen. Wie fühlt sich das jetzt an?

Die Blätter fallen ab, eins nach dem Anderen, ganz langsam oder auch sehr schnell. Es wird von Tag zu Tag kälter, die Sonne verliert ihre Kraft. Deine Blätter liegen auf dem Boden. Dort werden sie von der Erde aufgenommen, geben der Erde neue Kraft. Achte auch jetzt darauf, wie es sich anfühlt.

Es wird kälter, ganz kahl stehst Du da, als der erste Schnee fällt und Deine Äste und Zweige bedeckt. Der Winter ist da.

Wie geht es Dir?

Langsam werden die Tage wieder länger, ganz langsam erwachst Du und fängst an neue Blattknospen zu bilden. Es wird Frühling…

Achte auf Deine Empfindungen, auf Deine Gefühle in den einzelnen Jahreszeiten. Lass die Stimmungen noch ein bisschen nachwirken…..und dann öffne ganz langsam Deine Augen und kehre zurück ins Hier und Jetzt.

Wahrnehmungsstörungen, Entwicklungsverzögerungen…

Greif zu!

…sind nur zwei Indikationen, bei denen für Kinder das freie Malen förderlich sein kann.

Auch bei Sprachproblemen, Schlafstörungen, Ängsten, ADS/ADHS, Dyskalkulie, Legasthenie, körperlichen Handicaps und vielen anderen ist das Malen eine wertvolle Unterstützung zu den dann angewandten Therapien.

Warum? Auf der einen Seite fördert es die Integration der Hirnhälften. Auf der anderen Seite gibt es die Möglichkeit, im geschützen Malraum, Gefühle zu äußern. Frustrationen, die als Folge der ursprünglichen Störungen auftreten, können so verarbeitet werden. Durch die kritikfreie Atmosphäre gibt es Erfolgserlebnisse, die das Selbstbewusstsein stärken. Noch mehr Argumente dafür sind hier zu finden.

Das Malen ersetzt aber keineswegs eine Ergotherapie oder Logopädie und natürlich schon gleich gar nicht den Arztbesuch. Es kann aber diese Therapien verstärken und unterstützen. Generell schadet es bei keinem Kind.

Und wenn das Kind nicht gern malt? Gerade dann lohnt sich ein Schnupperbesuch im Atelier, denn durch die spezielle Atmosphäre und die anregenden Materialien finden die meisten Kinder doch Spaß daran.

Wahrnehmungsübung Rosenbusch

In dem Buch „Die Kunst der Wahrnehmung“ von John O. Stevens gibt es eine sehr schöne Wahrnehmungsübung, eigentlich sogar eher eine Phantasiereise, die ich hier ganz frei und sehr stark verkürzt nacherzähle.

Dafür legt man sich bequem auf dem Boden oder auf eine feste Unterlage und spürt mit dem Körper den Bodenkontakt. Zunächst steht die Körperwahrnehmung im Vordergrund um Verspannungen aufzuspüren und zu lösen. Nach dieser Phase des Ruhe und Kontaktfindens, beginnt das „Rosenbusch sein“.

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Rosenbusch

Wenn du ein Rosenbusch bist, dann steht dieser Rosenbusch…

Wie ist dein Wuchs und wie sind deine Blüten?…

Deine Wurzeln sind in der Erde verankert, spüre den Wurzeln nach, wie fühlt es sich an?…

Wie geht es Dir, dem Rosenbusch, im Wechsel der Jahreszeiten?….


In Stevens‘ Buch sind Niederschriften von Gesprächen während dieser Übung zwischen dem Leiter und Teilnehmern enthalten, es ist ganz erstaunlich, wie unterschiedlich diese Rosenbüsche doch alle sind.

Doch nicht nur Rosenbüsche bietet John O. Stevens in seinem Buch. Es ist eine reichhaltige Fundgrube an Übungen aus der Gestalttherapie. Wahrnehmungsübungen in unterschiedlichen Formen füllen das erste Kapitel. Kommunikation mit sich selbst und mit anderen sind weitere Themengebiete. „Die Vergangenheit vergangen sein lassen“ oder „Ich muss – Ich entscheide mich für“ sind sicherlich Themen, die fast jeder immer wieder im Gespräch mit sich selbst aufgreifen sollte.

„Phantasiereisen“ sind ein weiteres weites Feld: „Baumstumpf, Hütte, Fluss“, „Eine Statue, die Sie selbst darstellt“ oder „Ein Phantasie-Gefährte“ nennen sie sich zum Beispiel. Auch „Übungen zu Zweit“ und speziell für Paare füllen „Die Kunst der Wahrnehmung“. Im noch größeren Rahmen bewegen sich Gruppenübungen wie „Probe und Lampenfieber“ oder „Roboter – Dorfdepp“.

Das Kapitel „Bild, Bewegung und Klang“ enthält Übungen, die kreative Mittel nutzen. „Mit beiden Händen zeichnen“, „sich  selbst zeichnen“ oder auch ein „Dialog im Zeichnen“ sind für alle geeignet, die gern Papier und Farbe nutzen. Körperwahrnehmung und Bewegung stehen bei „Atmen in den Körper hinein“ oder „Den Boden fühlen“ im Blickpunkt.

Alle Übungen sind knapp aber anschaulich beschrieben und lassen sich gut in die Praxis umsetzen.